Parusieverzögerung III

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Pluto
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#1801 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Pluto » So 6. Sep 2015, 19:06

Savonlinna hat geschrieben:Ich zitier mal das, was kurz vor dem steht, was Münek zitiert hat und worauf Du Dich oben bezogen hast:

Theißen/Merz hat geschrieben:§ 9: Jesus als Prophet: Die Eschatologie Jesu.
[...]
Einführung
Im Zentrum der eschatologischen Verkündigung Jesu steht die Heilsbotschaft von der Königsherrschaft Gottes, die er einerseits als schon gekommen, andererseits als unmittelbar bevorstehend verkündigt. Seite 221
Hier ist also von einem "einerseits" und "andererseits" die Rede.
Meintest Du das mit dem "doppelten Differenzkriterium"?

Jetzt ein Zitat von der nächsten Seite:

Theißen/Merz hat geschrieben:So sehr nun Konsens darüber besteht, dass die Königsherrschaft Gottes die Mitte der Verkündigung Jesu bildet, so umstritten ist ihre Interpretation. Seite 222.
In der Interpretation also umstritten.
Ja. Damit ist die eindeutig die Königsherrschaft Gottes gemeint, und nicht Jesus' eschatologische Naherwartung.
Letztere ist nämlich in Fachkreisen weitestgehend unumstritten(s. Seite 221).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#1802 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » So 6. Sep 2015, 19:54

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich zitier mal das, was kurz vor dem steht, was Münek zitiert hat und worauf Du Dich oben bezogen hast:

Theißen/Merz hat geschrieben:§ 9: Jesus als Prophet: Die Eschatologie Jesu.
[...]
Einführung
Im Zentrum der eschatologischen Verkündigung Jesu steht die Heilsbotschaft von der Königsherrschaft Gottes, die er einerseits als schon gekommen, andererseits als unmittelbar bevorstehend verkündigt. Seite 221
Hier ist also von einem "einerseits" und "andererseits" die Rede.
Meintest Du das mit dem "doppelten Differenzkriterium"?

Jetzt ein Zitat von der nächsten Seite:

Theißen/Merz hat geschrieben:So sehr nun Konsens darüber besteht, dass die Königsherrschaft Gottes die Mitte der Verkündigung Jesu bildet, so umstritten ist ihre Interpretation. Seite 222.
In der Interpretation also umstritten.
Ja. Damit ist die eindeutig die Königsherrschaft Gottes gemeint, und nicht Jesus' eschatologische Naherwartung.
Letztere ist nämlich in Fachkreisen weitestgehend unumstritten(s. Seite 221).
Warum gehst Du nicht auf das ein, was ich zitiert habe?

Auf Seite 221 steht übrigens mitnichten das, was Du behauptest.

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Münek
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#1803 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » So 6. Sep 2015, 20:19

Ich zitiere mal aus dem Buch "Der historische Jesus", S. 221: (Hervorhebungen von mir)

"Im Zentrum der echatologischen Verkündigung Jesu steht die Heilsbotschaft von der Königsherrschaft Gottes, die er einerseits als schon gekommen, andererseits als UNMITTELBAR BEVORSTEHEND verkündigt. Übereinstimmend fassen die beiden ältesten Quellen die Botschaft Jesu und der von ihm ausgesandten Boten summarisch zusammen in der Formel: Nahe (zu euch) gekommen ist das Reich Gottes. (Mk.1,15/Lk 10,9 Q.) Die Gottesherrschaft bzw. das Reich Gottes ist ferner Thema zahlreicher (Reich-Gottes-)Gleichnisse, vieler Logien aller synoptischen Schichten und des ThEv..."

closs
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#1804 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 6. Sep 2015, 21:27

Savonlinna hat geschrieben:Gerade eben habe ich aus dem Buch ein wenig in meinem Beitrag an sven zitiert, ein Beitrag unter Deinem.
Klingt einladend. - Wenn das Ideologische endlich mal weg wäre, könnte man spannende inhaltliche Diskussionen finden und führen.

Pluto hat geschrieben:Letztere ist nämlich in Fachkreisen weitestgehend unumstritten(s. Seite 221).
Theißen revidiert sich innerhalb einer Seite?

Münek hat geschrieben:"Im Zentrum der echatologischen Verkündigung Jesu steht die Heilsbotschaft von der Königsherrschaft Gottes, die er einerseits als schon gekommen, andererseits als UNMITTELBAR BEVORSTEHEND verkündigt.
Beides ist gut belegbar - einverstanden. - Andererseits git es Zitate von Jesus, die die apokalyptische Wiederkehr als zeitlich fernes Ereignis darstellen. - Ein Widerspruch also. - Damit könnte man mit der HKM (durchaus erfolgreich) enden.

Jetzt wäre die Frage übrig: Was hat Jesus WIRKLICH gedacht? - Darüber kann man nur spekulieren - und hier kommen dann (notwendigerweise) spirituelle Fragen ins Spiel - oder neutraler formuliert: weltanschauliche Interpretation. - Die christliche Theologie bekennt sich dazu, indem sie das durch die HKM Erreichbare spirituell weiterführt (sie trennt also deutlich zwischen Wissenschaft und geistige Interpretation) - und selbst weiterführen kann es die HKM nicht (und das ist ausdrücklich KEINE Kritik an der HKM).

Eigentlich wird mir immer unklarer, warum diese Diskussion ideologisch geführt werden muss.

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Savonlinna
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#1805 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » So 6. Sep 2015, 21:53

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"Im Zentrum der echatologischen Verkündigung Jesu steht die Heilsbotschaft von der Königsherrschaft Gottes, die er einerseits als schon gekommen, andererseits als UNMITTELBAR BEVORSTEHEND verkündigt.
Beides ist gut belegbar - einverstanden. - Andererseits git es Zitate von Jesus, die die apokalyptische Wiederkehr als zeitlich fernes Ereignis darstellen. - Ein Widerspruch also. - Damit könnte man mit der HKM (durchaus erfolgreich) enden.
Auf das zeitlich Ferne geht Theißen ebenfalls ein.
Manches habe ich da aber auch noch nicht durchdividieren können, vielleicht, weil mir immer die wichtigen ausgelassenen Seiten fehlen.

closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage übrig: Was hat Jesus WIRKLICH gedacht? - Darüber kann man nur spekulieren - und hier kommen dann (notwendigerweise) spirituelle Fragen ins Spiel - oder neutraler formuliert: weltanschauliche Interpretation.
Meiner Meinung nach spielt es spirituell keine Rolle, was ein wirklicher Jesus wirklich gedacht hat.
Es kommt auf den Resonanzboden an, auf den etwas fällt.

Die Worte der Bibel sind nun einmal durch viele Gehirne und Seelen gegangen, bevor sie uns zugänglich wurden.
Wer an den Heiligen Geist glaubt, oder mit ihm was anfangen kann, kann sagen: Es ist ein inneres Jesus-Bild überliefert worden, an dem mehrere gestrickt haben, oder lyrischer ausgedrückt: das mehrere herausgearbeitet haben, unter Führung des Heiligen Geistes.

Weiter kann man dann sagen: auch die späteren Entwicklungen der Jesus-Gestalt - durch Tradition und Interpretation - sind unter Führung des Heiligen Geistes entstanden.

closs hat geschrieben: - Die christliche Theologie bekennt sich dazu, indem sie das durch die HKM Erreichbare spirituell weiterführt (sie trennt also deutlich zwischen Wissenschaft und geistige Interpretation) - und selbst weiterführen kann es die HKM nicht (und das ist ausdrücklich KEINE Kritik an der HKM).
Ich würde das so formulieren:
Die historisch-kritische Methode kann das Fundament legen für eine spirituelle Weiterführung:
indem sie nachweist, dass von Anfang an die spirituelle Deutung da war und sonst nichts. Man kommt nie zum historischen Jesus, man kommt immer nur bis zu mehreren spirits.

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Halman
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#1806 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Halman » So 6. Sep 2015, 22:35

Münek hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Als Mitglied im Beirat der gbs wird Kubitza sich natürlich mit deren Zielen identifizieren. Dies ist legitim, doch eben m.E. alles andere als neutral. Damit ist er für mich ein Interessenvertreter. Ist es korrekt, diese als "unabhängige Experten" durchgehen zu lassen? Vielleicht trifft dies formal zu, wenn damit gemeint ist, dass sie finanziell unabhängig sind. Ich meinte es eher in "ideologischer" Ausrichtung, so wie bei einem Parteimitglied bspw., der dann auch typischerweise pro-parteiisch argumentiert.

Sorry, Halman, das was Du da von Dir gibst, ist für mich einfach nur dummes Gelaber.
Ich werde im Mod-Forum besprechen, wie ich diese Äußerung einordnen soll. Damit will ich eine subjektive Ungerechtigkeit Dir gegenüber vermeiden. Du wirst von uns hören.

Münek hat geschrieben:Weise doch einfach mal nach, wo Kubitza mit seinen Feststellungen in seinem Buch falsch
liegt. Das wäre etwas Handfestes, anstatt ihm denunziatorisch "Abhängigkeit" zu unterstel-
len.

Der Gläubigen zornigen Gefühle entzünden sich schließlich an seinen "bibelkritischen Äußerungen"...nicht an irgendeine Mitgliedschaft...
Meine Intention war, selbser kritischer zu hinterfragen, ob die Experten, auf die Du dich berufst, wirklich so "neutral" sind. Wer ein Buch mit dem Titel "Der Jesuswahn" rausbringt, steht für mich auf einer Stufe mit Dawkins. Dies klingt sehr nach Krawallatheimus und Cäsarenwahn, um mal die atheistische Terminolgie des Religionskritikers Johachim Kahl zu verwenden (denke ich mir nicht aus, s. hier.)

Münek hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Fein, ich schätze den Gleichheitsgrundsatz. Dann stelle Dich schon mal darauf ein, dass ich auch hin und wieder mein Recht ausschöpfen werde, Tacheles zu reden.

Dass Du hier den (verfassungsrechtlich garantierten) "Gleichheitsgrundsatz" erwähnst, stimmt mich nachdenklich.

Sollte dieser hier im Forum jemals eingeschränkt worden sein? :o Du kannst Dein Recht auf freie Meinungsäußerung jeder-
zeit ausschöpfen. Fühlst Du Dich von irgendjemanden daran gehindert?

Dass Du mit mir Tacheles reden willst, das wünsche ich mir (in Offenheit und Ehrlichkeit). :thumbup:
Okay, allerdings verstehe ich nicht, warum Offenheit und Ehrlichkeit nicht auch auf gewinnende, diplomatische Art möglich sein sollte.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#1807 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Halman » So 6. Sep 2015, 23:01

Münek hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Im Übrigen finde ich es unanständig, Kubitza ohne Begründung "Abhängigkeit" vorzuwerfen.
Entscheidend sollte sein, dass er den Stand der neutestamentlichen Forschung korrekt wie-
dergegeben hat
. Hast Du ihm diesbezüglich was vorzuwerfen?
Nein. Allerdings möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die gbs ebenso wie die HPD und die FOWID nicht ergebnisoffen forschen, sondern zielorientiert sind - so mein persönlicher Eindruck. Dies ähnelt den Gender-Studies, deren Ziel bereits vorgegeben ist. Hier wird Ideologie meiner Meinung nach euphemisierend als Wissenschaft getarnt.

In der Giordano-Bruno-Stiftung wird NICHT geforscht.
Okay, allerdings gehören dazu eine Menge Wissenschaftler, also Forscher. Im Vorstand sind Dr. Michael Schmidt-Salomon und Herbert Steffen
Im Beirat sitzen:
Prof. Dr. Thomas Junker (Evolutionsbiologe)
Prof. Dr. Ulrich Kutschera (Evolutionsbiologe)
Prof. Dr. Axel Meyer (Evolutionsbiologe)
Prof. Dr. Bernulf Kanitscheider (Naturphilosoph/Physiker)
Prof. Dr. Thomas Metzinger (Kognitionswissenschaftler)

Diese Forscher, deren fachliche Kompetenz hier nicht zur Diskussion steht, vertreten eine Stiftung, die meiner Meinung nach recht polemische Kampagnen wie "Religionsfreie Zone beim Kath. Weltjugendtag 2005 Köln", den "Antikirchentag 2011 in Dresden" und den "Evolutionstag statt Christi Himmelfahrt" veranstalten. Dies ist alles legitim, auch für Forscher und gehört zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung, auf die ich sogar vereidig bin, doch als "tendenziell" nehme ich dies schon wahr. Da hebe ich größte Zweifel an der weltanschaulichen Unvoreingenommenheit. Darauf möchte ich lediglich aufmerksam machen.

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Die Qullen zu den Bildern könnten Dir vielleicht sogar gefallen, die sind keinesfalls "pro-halman'isch", oder so.
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Anton B.
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#1808 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Anton B. » So 6. Sep 2015, 23:26

Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn dem so wäre, wäre die Königsherrschaft ja schon vollendet. Also müßte ja niemand mehr auf irgendwas warten.
Das Problem ist und bleibt, wie man "Königsherrschaft" innerlich und äußerlich definiert und zeitlich definiert. -
Dazu hat Theißen eine Menge in seinem Buch geschrieben, und er hat auseinandergepfriemelt, welche beiden Sichtweisen in "Königsherrschaft" vorliegen.
Er hat sogar die Aussagen "Urchristentum", "Jesus himself" und das Denken der Jünger unterscheiden können und mich damit erst mal überzeugt.
Du selber wärst begeistert, denn ich habe manchmal gemeint, den closs in dem Buch reden zu hören.
Unterschied ist bloß, dass Theißen das richtig belegen konnte. - Sorry, sollte keine Spitze sein.
Sag' ich doch die ganze Zeit! Aber mir glaubt ja keiner. closs hätte es in seinem eigenen Interesse lesen sollen. Das war auch der Grund, ihn immer wieder darauf zu stoßen. Und gewiss nicht, um ihm als nicht-Theißen-Leser ad-hoc jede Diskussionslegitimation abzusprechen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Halman
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#1809 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Halman » So 6. Sep 2015, 23:49

sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Nun, ich ziehe unabhängige Experten vor. Kann ein MItglied der gbs wirklich als unabhängig gelten?
Die Fundamentaltheologen der RKK erfüllen natürlich den Wunsch nach Unabhängikeit. :roll:
1. Habe ich dies nie behauptet.
2. Hatte ich die RKK mit keiner Silbe auch nur erwähnt.
3. Sollte Dir inzwischen bekannt sein, dass ich kein Vertreter irgendweiner Kirche bin.

sven23 hat geschrieben:Von wem soll die gbs denn abhängig sein?
Savonlinna hat mich bestanden.

sven23 hat geschrieben:Nach eigenem Bekunden versteht sich die gbs nicht als atheistisch, sondern als naturalistisch, nicht religionsfeindlich, sondern religionskritisch.
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/l ... -antworten
Okay, die Assoziation der Vertreter dieser Stiftung mit dem New Atheism ist einfach zu naheliegend, weil sie letztenendes das Selbe sagen wie The Brights.
Ziele und Stiftungszweck
Die Giordano-Bruno-Stiftung hat nach eigenen Angaben eine naturalistische, weltlich-humanistische und religionskritische Ausrichtung und vertritt die Ansicht, dass Religionen „die kulturelle Evolution der Menschheit bis heute auf unheilvolle Weise beeinflussen“.
Dieser extrem religionskritische „Szientismus“ ist vom Neuen Atheismus kaum zu unterscheiden. Danke für Deinen kritischen Hinweis.

In deiner Primärquelle sagen sie über sich selbst:
Wir gehen davon aus, dass es im Universum „mit rechten Dingen zugeht“, dass weder Götter noch Geister noch Kobolde oder Dämonen in die Naturgesetze eingreifen. Das wiederum bedeutet: Wenn der Begriff „Gott“ so definiert wird, dass er nicht im Widerspruch zu den Naturgesetzen steht (dies verlangt u.a. einen Verzicht auf Wunder- und Schöpfungsglauben), so kann eine solche Gottesvorstellung durchaus mit dem Naturalismus in Einklang gebracht werden – auch wenn die meisten Naturalisten auf die „unelegante Hypothese Gott“ gut und gerne verzichten können.
Dieser Naturalismus schließt den christlichen Glauben per Defintion ebenso konsequent aus, wie der Atheimus. Es wird somit nur ein "naturalistischer Gott" als Möglichkeit akzeptiert. Warum dieser dann den Schöpfungsglauben auschließen soll, erschließt sich mir nicht, denn schließlich könnte der Anfang unseres Universums durch eine hochentwickelte, außerirdische Inteligenz im ganz naturalstischem Sinne hervorgerufen worden sein und diese könnte man "Gott" nennen.

sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Die Webside bibelwissenschaft.de halte ich für seriös.
Ich auch. Sie hat auch einen Beitrag zur Naherwartung:
"Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par)."
Quelle

Dass ein großer Teil der theologischen Fachwelt dies so exegesiert, hatte ich nie bestritten. Auch ist es seriös, so eine Position zu vertreten und durch obigen Verweis fachlich zu untermauen, keine Frage. Nur warum ich Markus 1:15 anders vestehe, hatte ich schon mehrfach erklärt. Der Verweis auf Mt 5:3f. in der Bergpredigt ist zwar interessant, doch vermag ich hier keine Verkündung einer unmittelbar bevorstehenden Vollendung der Königsherrschaft Gottes zu erkennen.
Meiner Meinung nach liegt das "Kernproblem" in der jesuanischen Entzeitrede begründet, die gem. den Synoptikern untrennbar mit dem jüdischen Krieg verschränkt ist, welche tatsächlich zur Vernichtung Jerusalems und des Tempels geführt hatten, worauf aber das Kommen des Menschensohnes ausblieb. Dies war sicher auch den Schreiber der Offenbarung bewusst, der offenbar an eine künftige Erfüllung dachte, die nicht mit dem jüdischen Krieg verknüpft ist. Diese Gedanken kann man von sich weisen, man kann ihn aber auch zustimmen.

sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Ich bin der Meinung, wenn ich einem Teil oder gar dem Mainstream der Fachwelt widerspreche, dann sollte ich so redlich sein und den Mut aufbringen, dies auch zuzugeben. Dass meine religiösen Ansichten heute nicht unbedingt von der HKM getragen werden, ist mir sehr wohl bewusst. - Aber so ganz ohne Kenntnis vertrete ich meine Auffassungen eigentlich nicht, oder?
Genau das verstehe ich unter intellektueller Redlichkeit. :thumbup:
Wenn man den Glauben als solchen benennt ist das völlig in Ordnung. Man kann sich dann aber nicht das Label "wissenschaftlich nach historisch kritischer Methode" aufkleben, wenn man gleichzeitig die durch die HKM gewonnenen Erkenntnisse durch Glaubensdogmen wieder egalisiert.
Okay. :)

Zur Erkärung: Ich lehne Theißen nicht komplett ab, ebensowenig wie ich Berger vollständig zustimmen würde. So halte ich die empirische Textkritiik für höchst bedeutsam. Wenn z.B. nachgewiesen wird, dass der sekundäre Markusschluss (Mk 16:9-20) eine Kompilation der Ostergeschichten der anderen Synoptiker ist, welche später hinzugefügt wurde, so werde ich diesen Befund nicht einfach "dogmatisch" wegwischen, denn dadurch verschwindet er ja nicht.
Meine Position kannst Du in der theologischen Bandbreite irgendwo zwischen Berger und Zenger einordnen, nur weitaus bescheidener und weitaus weniger katholisch.

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Halman hingegen hat KEIN dünnes Argument geliefert. Er muss keine unabhängigen Experten nennen, um sagen zu können, dass er unabhängige Experten nicht-unabhängigen Experten vorzieht.
Von welchen Abhängigkeiten reden wir hier denn? Von finanziellen? Die bestehen bei der gbs, die Spenden sammeln muß, mit Sicherheit nicht.
Bei Mitgliedern der RKK dagegen besteht sehr wohl eine finanzielle Abhängigkeit. Wer im System bleiben will, muß sich mit ihm arrangieren.
Ich bin ziemlich sicher, dass Halman von weltanschaulicher Voreingenommenheit sprach.
Genau, danke für Deine Unterstützung.

Ja, ich hatte mich unglücklich ausgedrückt. Dies kann man natürlich ausnutzen, um mir einen Strick zu drehen. Diese Strategie kenne ich von Neuen Atheisten aus dem Internet seid fünf Jahren.
Du zeigst, wie bessere Kommunikation aussieht, indem Du den Sinn erkennst und mir durch die bessere Formulierung hilfst. Dies ist konstruktiv. :Herz: :blumenstrauss:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#1810 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mo 7. Sep 2015, 00:39

Savonlinna hat geschrieben:Meiner Meinung nach spielt es spirituell keine Rolle, was ein wirklicher Jesus wirklich gedacht hat. ... Die Worte der Bibel sind nun einmal durch viele Gehirne und Seelen gegangen, bevor sie uns zugänglich wurden.
Daraus schließe ich, dass wir eine unterschiedliche Defintion von "spirituell" haben. - Denn das "Durch-die-Seele-gehen" IST aus meiner Sicht geradezu eine perfekte Definition von "spirituell".

Savonlinna hat geschrieben:Ich würde das so formulieren: Die historisch-kritische Methode kann das Fundament legen für eine spirituelle Weiterführung
Genau das sagt Ratzinger in anderen Worten - und ich auch.

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