Einverstanden.Halman hat geschrieben:Soweit ich informiert bin, gehört auch die Textkritik zur HKM.
Mal eine böse Antwort: Oft sind es Wortbildungen, um einen adäquaten Begriff zur eigenen Weltanschauung zu haben - siehe "feministische Hermeneutik".Halman hat geschrieben:Als Laie versuche ich mir zu erschließen, wovon eigentlich die Rede ist, wenn wir von Bibelhermeneutik, liberaler Exegese und historisch-kritische Methode sprechen.
Wenn ich Dich recht verstehe, sind wir uns da einig. - Eigentlich ist Hermeneutik eine weltanschauungs-freie Methodik - so wie übrigens Dialektik (also Methode) auch.Halman hat geschrieben: Da ich vom Typus kein Praktiker sondern ein Theoretiker bin, ist meine "Hermeneutik" theoretischer Art.
Das klingt gut. - Da möchte ich ausdrücklich Savolinna zustimmen, die immer wieder darauf hinweist, das HKM Ã Kubitzka und Conzelmann stark weltanschaulich eingefärbte Varianten der HKM sind. - So, wie es Dein Freund Logan beschreibt, entspricht es eher dem wissenschaftlichen Charakter der HKM.Halman hat geschrieben:Was meinst Du hierzu
Diesbezüglich ist erneut darauf hinzuweisen, dass ja auch die "christliche Fraktion" die HKM als Basis ihrer Theologie versteht - egal ob evangelisch oder katholisch. - Aber dort ist die HKM wissenschaftliches Instrument ohne weltanschaulichen Eigen-Anspruch.
Da steige ich ehrlich gesagt nicht durch.Halman hat geschrieben:Exegese <ist> "die Auslegung bzw. Interpretation von Texten."
Allenfalls könnte man "Auslegung" streng verstehen im Sinne von Aussagen wie "Zur Zeit der Textlegung bedeutete das Wort x folgendes ... und ist deshalb zu interpretieren als ...". - Das würde Sinn machen.
Aber ich kann nach wie vor nicht erkennen, wie man historisch-kritisch-exegetisch geistige Aussagen machen kann wie "Jesus hatte selbst eine Naherwartung", weil man, wissenschaftlich gedacht, lediglich untersuchen kann, was ein Text aus dem Munde des Schreibers bedeutet bzw. bedeuten kann. - Hier scheint es so viele Grenzüberschreitungen zu geben, dass es aus meiner Sicht das gescheiteste wäre, den wissenschaftlich untersuchenden Teil strikt vom interpretatorischen Teil zu trennen.
So ist es - und das ist genau die Grenzüberschreitung, die letztlich nicht auf Kosten der christlichen Theologie, sondern auf Kosten der Wissenschaft geht.Halman hat geschrieben:Doch mein Eindruck ist, das Exegeten den Anspruch erheben, uns über Fakten hinaus auch eine wissenschaftliche Interpretaition zu präsentieren, welche gegenüber nichtwissenschaftlichen Interpretation als überlegen gilt.
Man übersieht, dass wissenschaftliche Interpretation nur im engsten Rahmen möglich ist - etwa: "Jesus wird von unabhängigen Quellen nur da und da erwähnt" - oder "Es ist historisch nachweisbar, dass die Urchristen eine Naherwartung hatten". - Das würde und wird von allen Theologen akzeptiert bzw. sogar dankbar zur Kenntnis genommen, ist es doch hilfreich bei der FOLGENDEN Interpretation des geistigen Buchs "Bibel".
Weiterhin fällt auf, dass manche agnostischen Exegeten die Bibel genauso lesen wie Kurzzeit-Kreationisten - also wörtlich - , weil man nur so konkret arbeiten kann - und natürlich überall Widersprüche findet - was nun wirklich kein Kunststück ist. . Hier gibt es insgesamt ein grandioses Missverständnis.
Zumindest wird recht deutlich unterschieden, was Wissenschaft und was Interpretation ist. - Der Verfasser verweist auf damalige Bedeutung des Wortes x und gesellschaftlicher Gebräuche dieser Zeit - das ist Wissenschaft. - Daraus interpretiert er, dass - bspw. - die Szene mit Kain so und so interpretiert werden kann. - Finde ich ok.Halman hat geschrieben:Wurde hier die Wissenschaft mit Weltanschauung kontaminiert, oder handelt es sich Deiner Aufassung nach um ein mustergültiges Beispiel sauberer wissenschaftler Exegese?
Mir persönlich fehlt etwas die grundlegende Sicht - aber das ist eh meine Spezilalität. - Unabhängig davon: Ja - das ist gut gemacht - und jetzt würde man als nächstes (im Idealfall mit dem Verfasser) diskutieren, ob es auf Basis der HKM-Erkenntnisse (Sprache, Bedeutung, damalige Gepflogenheiten) noch andere Interpretationen geben könnte - was üblicherweise der Fall ist.