closs hat geschrieben:
Auch meine Anfragen in den letzten Wochen bei Theologen evangelischer und katholischer Provenienz haben allseits Abwinken ausgelöst - ja, die Urchristen hätten tatsächlich an eine schnelle weltliche Wiederkunft Jesu geglaubt, weil sie einfach noch nicht gelernt hätten, verinnerlicht zu denken. - Die Beschneidung des Herzens wurde noch nicht kapiert, sondern nur die äußere Beschneidung. - Insofern scheint es "in der Theologie" mitnichten Einigkeit zu dieser Frage zu geben.
Dir ist schon bewußt, daß es einen Unterschied zwischen Fundamentaltheologie und historisch kritischer Methode gibt.
Fundamentaltheologen werden immer aus ideologischen Gründen versuchen, alles nieder zu exegieren, was ihr Weltbild gefährden könnte. Das ist bis auf den heutigen Tag so.
closs hat geschrieben:
Danals weiss ich nicht - heute auf Anhieb.
Tja, der Pathologe ist immer schlauer.
closs hat geschrieben:
Deshalb ist es historisch-kritisch (!) angebracht, dies auch auf die Naherwartung zu übertragen, zu der es innerhalb der Texte so widersprüchliche Äußerungen gibt.
Im Grunde sagst du: Jesus hat sich nur mit Null-Checkern umgeben. Die Frage wäre: geschah das in Ermangelung von Alternativen, hatte er eine Vorliebe für geistig minderbemittelte oder war er selber einfach unfähig, seine Botschaft zu vermitteln. Denn nach deiner Theorie merkte er ja noch nicht mal, daß er in Bezug auf die Naherwartung nicht verstanden wurde, sonst hätte er den Irrtum korrigieren können. Du unterstellst im quasi, daß er entweder selber ein Null-Checker war oder seine Anhänger absichtlich im Irrtum beließ.
Da halte ich es für viel wahrscheinlicher, daß er selber an die Naherwartung glaubte, die er ja selbst predigte.
Das interessante ist doch, daß Petrus nicht widerspricht, daß Jesus vom nahen Gottesreich gesprochen haben soll. Er erfindet nur die Ausrede vom anderen göttlichen Zeitmaß, was wiederum ein Beleg für die
Parusieverzögerung ist.