Parusieverzögerung III

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Savonlinna
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#1361 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » So 30. Aug 2015, 03:09

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Als Nächstes käme dann irgendwann die Frage: Wie deuten wir aus UNSERER Sicht das, was wir hier lesen - und dann wird es hermeneutisch, verlässt also das Feld der HKM. - Anmerkung: Es kann sein, dass es auch den Begriff "historisch-kritische Hermeneutik" gibt - aus meiner Sicht ist ein solcher Begriff mindestens irreführend, wenn nicht sogar unzulässig.

Wer so naiv-nichtsahnend argumentiert, will im Grunde keine Ahnung haben!
Küchenpsychologie!

Ein Forum sollte auch die Möglichkeit bieten, dass man gemeinsam Unklares zu klären sucht.

Es ist keineswegs normal, dass der Andersdenkende wie ein Feind behandelt wird, aus dessen noch Unklarem ein Strick gedreht wird und der sofort auf die Psychocouch gelegt wird, wo primitive "Psychologie" angewandt wird.

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sven23
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#1362 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 08:12

closs hat geschrieben: - Ich kann Dir sagen, wie es bei uns war: Wir haben a) Quellen sprachlich und historisch undund vollkommen ergebnisoffen untersucht und uns dann b) einen interpretativen Reim drauf gemacht - und beides streng unterschieden. - Das hat den PRofessoren damals gereicht.
Aber keine universale Ergebnisoffenheit, denn die gibt es ja laut closs gar nicht. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#1363 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 30. Aug 2015, 10:11

sven23 hat geschrieben:Aber keine universale Ergebnisoffenheit
In Einzelfragen natürlich schon - wie die erwähnten rein sachlichen Fragen - aber nicht auf Interpretations-Ebene.

Zeus hat geschrieben:und nu merkste, dass du selber nix davon verstehst!
Das Verhältnis zwischen theoretischer Erklärung von Hermeneutik und deren praktischer Handhabung ist mir in der Tat nicht klar - siehe wik:

"Obgleich die begriffliche Fixierung der Hermeneutik und ihre systematische Entwicklung zu einem eigenen wissenschaftstheoretischen Bereich erst in die frühe Neuzeit fallen, reichen ihre historischen Wurzeln sehr viel weiter zurück. Hermeneutik als Kunst der Interpretation hat ihren Ursprung in der antiken Exegese, der jüdischen Auslegung des Tanach und in altindischen Lehren" (wik)

Zu unserer Zeit haben wir es gemacht wie hier traditionell dargestellt: "Hermeneutik als Kunst der Interpretation" - NACHDEM die exegetischen, wissenschaftlichen Hausaufgaben gemacht waren. - Das mag altmodisch klingen, funktioniert aber: Man macht erst das Sachlich-Wissenschaftliche und dann das Interpretative.

Ich möchte mir nicht vorstellen, dass die heutige Wissenschafts-Theorie von diesem Grundsatz abweicht.

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sven23
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#1364 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 10:19

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber keine universale Ergebnisoffenheit
In Einzelfragen natürlich schon - wie die erwähnten rein sachlichen Fragen - aber nicht auf Interpretations-Ebene.
.
Eben, und die Frage zur Naherwartung Jesu ist doch eine konkrete Einzelfrage.
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#1365 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 30. Aug 2015, 10:42

sven23 hat geschrieben:Eben, und die Frage zur Naherwartung Jesu ist doch eine konkrete Einzelfrage.
Mit Einzelfrage meine ich vorwiegend sachliche Einzelfragen wie "Wann ist dieser Text entstanden?", etc. - Die Naherwartungs-Frage ist aufgrund der vielen heterogenen Parameter keine Einzelfrage, sondern ein Komplex.

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sven23
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#1366 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 11:58

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eben, und die Frage zur Naherwartung Jesu ist doch eine konkrete Einzelfrage.
Mit Einzelfrage meine ich vorwiegend sachliche Einzelfragen wie "Wann ist dieser Text entstanden?", etc. - Die Naherwartungs-Frage ist aufgrund der vielen heterogenen Parameter keine Einzelfrage, sondern ein Komplex.
Auch komplexe Fragen lassen sich mit der HKM bearbeiten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#1367 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 30. Aug 2015, 12:18

sven23 hat geschrieben:Auch komplexe Fragen lassen sich mit der HKM bearbeiten.
Zumindest ist die HKM so gemeint - ich wiederhole:

Die Frage lauten dann: Welche Spielräume gibt uns das sachliche Feld vor? - Welcher Kontext passt interpretativ dazu? - Und bezüglich des Interpretations-Spielraums muss man halt ergebnisoffen sein. :!:

Insofern würde ich von der HKM die Aussage erwarten:
1)Rein sachlich haben wir folgende Grundlage.
2) Auf unserer Interpretations-Ebene interpretieren wir folgendermaßen.
3) Wir erkennen, dass es auf dieser sachlichen Grundlage auch andere Interpretations-Ebenen gibt.

Umgekehrt funktioniert das übrigens besser: Du wirst keinen kanonischen Hermeneutiker finden, der nicht nachvollziehen kann, was sich ein agnostischer Hermeneut mit seiner Interpretation gedacht hat. - Gegenseitig sachlich nachvollziehen ist nicht verboten.

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sven23
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#1368 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 14:30

Hier noch einmal ein Link, der die Seriösität und anerkannte fachliche Autorität der Autoren Theißen/Merz und ihre Werkes "Der historische Jesus- ein Lehrbuch" belegt.
http://www.v-r.de/pdf/titel_inhalt_und_ ... 2198-4.pdf
Unter anderem geben die Autoren einen Überblick über die 5 Phasen der Leben-Jesu-Forschung und deren "Hermeneutische Reflexion"

Hermann Detering schreibt in einer Abhandlung über das Buch:
"Seit seinem Erscheinen 1996/97 hat sich das vom Neutestamentler Gerd Theißen zusammen mit Annette Merz verfasste Buch über den „Historischen Jesus“ in Deutschland schnell zum Klassiker entwickelt. Trotz einer gewissen Sperrigkeit des als Studienbuch konzipierten, mehr als 400 Seiten umfassenden Wälzers sind die Thesen des Buches offenbar eingängig. Tatsächlich spiegelt sich darin nicht nur die Position der Autoren, sondern die Summe der Auffassungen heutiger Theologen, .... wider."
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Hemul
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#1369 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » So 30. Aug 2015, 17:12

Münek hat geschrieben:@ Hemul
Du solltest nicht vergessen, dass der unbekannte Verfasser des Matthäus-Evangeliums seinen Text ca. 50 Jahre nach Jesu Tod schrieb. Er schaute in die Vergangenheit zurück. In dieser Zeit hatte sich sehr viel ereignet. Paulus war zu diesem Zeitpunkt schon lange tot, die Heidenmission schon seit Jahrzehnten im Gange. Wegen der ausstehenden Parusie Christi legte der Evangelist dem "Auferstandenen" den Missionsbefehl in den Mund. Jesus selbst wollte nie eine Heidenmission. Er fühlte sich als Jude nur zu den Schafen aus dem Haus Israel gesandt.

Ok-ok-halten wir also fest. Matthäus hat also gem. Deiner o. Aussage sein Evangelium ca. 50 Jahre nach Jesu Tod also ca. 80 n.Chr. geschrieben. Und nur wegen der ausgebliebenen Parusie legte Matthäus den Missionsbefehl den Heiden zu predigen "dem Auferstandenen" in den Mund. :o Werter Sportsfreund. Matthäus hatte gem. Matthäus 10:18 aufgezeigt, dass Jesus als er noch putzmunter war folgendes zu seinen Jüngern gesagt hat:
18 Nur weil ihr zu mir gehört, werdet ihr vor Machthabern und Königen verhört werden. Dort werdet ihr meine Botschaft bezeugen, denn sie und alle Völker müssen von mir erfahren.
Warum sollte Matthäus deshalb später hier etwas ändern? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#1370 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 17:32

Hemul hat geschrieben: Warum sollte Matthäus deshalb später hier etwas ändern? :roll:
Wer sagt denn, daß es Matthäus höchstselbst war, oder sein unbekannter Pseudoepigraf?
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