Ich nehme an, du beziehst dich nicht auf meine persönliche Gotteserfahrung in Jesus Christus durch den Hl. Geist, sondern meinst sein allgemeines wirksam werden.
fin hat geschrieben:
Jesus konnte zu seiner Zeit nicht relativiert oder vereinnahmt werden. Selbst die Schriftgelehrten und Pharisäer, die ihn zu überführen suchten, belehrte er stets eines Besseren. Genau das muß viele Zeitzeugen sehr beeindruckt haben. Sprich, Jesus, der Menschensohn, war eine eindeutige Größe, nicht nur seine Werke sprachen für sich, sondern er selbst war ansprech- und be/greifbar.
Das ist sehr richtig. Und durch all die Zeit wollten Menschen den Sohn Gottes für sich vereinnahmen. Er musste für sie Rebell, Sozialreformer, Vegetarier, Befreiungstheologe, Rächer, Naturbursche etc. sein, gerade wie die Menschen ihn haben wollten, damit sie sich mit ihren Taten auf ihn berufen konnten. Das geschieht übrigens unweigerlich, wenn man aus dem Blick verliert, dass der Sohn Gottes auch Gott selbst ist.
Es geht hier um den Begriff der Wahrheit. In Jesus Christus war nicht nur der Mensch, der in der Wahrheit steht, begreifbar, sondern durch ihn kam die Wahrheit in Person in die Welt. Er umfasste, stand über und trug die Welt, die Schöpfung in sich aus seiner Gottheit heraus.
Das bedeutet, dass sein Wort nicht nur die Wahrheit war/ist, sondern zur Wahrheit wurde/wird, durch sein schöpferisches Wort. Die Wahrheit bezieht sich also nicht auf wahr/unwahr, sondern die Wahrheit ist in ihm und wird durch ihn zu einer Macht.
Wie aber will man den Geist der Wahrheit verifizieren?
Ich meine jetzt nicht den Einzelnen, der diese Größe für sich in Anspruch nimmt, sondern alle Anderen, die auf diesen Beistand warten?
Der Geist der Wahrheit ist der Geist des Herrn, der Heilige Geist. Ich denke am besten verifiziert hat ihn der heilige Paulus. Ohne jetzt darauf einzugehen, wie man sich für ihn öffnet, sei hier angemerkt, wie man ihn in sich und im Gegenüber erkennt (Gal 5:22-23 HSK):
Des Geistes Frucht dagegen ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Wohlwollen, Güte, Vertrauen, Sanftmut [Keuschheit] und Enthaltsamkeit. Dem steht das Gesetz auf keinen Fall entgegen.
Die Wahrheit ist die Macht, die uns zu dieser Haltung verhilft.
Aber, um Missverständnisse vorzubeugen: Kein Mensch kann die Wahrheit besitzen. Ein Christ weiß aber, wo und bei wem er sie findet oder vielmehr: wie er von ihr gefunden wird.
Manche sprechen zB. davon, daß dieser Geist durch Jakob Lorbeer gesprochen hätte.
Der Hl. Geist braucht zunächst keinen Mittler zu Gott, denn er ist es selbst durch Jesus Christus. Er kann sich natürlich eines Geschöpfs bedienen, wobei hier reines Wasser, das durch faulige Schläuche geleitet wird, am Ende manchmal deren Geschmack annimmt, was aber weder etwas über die Quelle noch über die Substanz des Wassers selbst aussagt.
Das ist auch ein gutes Kriterium zur Unterscheidung der Geister. Wenn ich meine, der Hl. Geist spricht zu mir, durch andere, als leise Stimme in mir, verursacht es dann die Frucht des Geistes (siehe oben)? Bei Jakob Lorbeer etwa ist dies bei einigen seiner Aussagen nicht der Fall.
Während Jesu also noch zu Lebzeiten eine wahre Orientierung bot, scheint mir dasjenige, was durch Joh (16:03) vorausgesagt wurde, in der Nachfolge (Realität) weniger eindeutig zu sein.
Zunächst: Jesus ist auferstanden, nicht tot, und wirkt deshalb immer noch und ist hier, in Zeit und Raum, in jeden, der an ihn glaubt.
Als Orientierung haben wir weiterhin sein Evangelium, sein Wort, seine Taten. Wir haben Lebensbeispiele durch heiligmäßige Menschen, deren Vita und Schriften wir studieren können, wir haben die Kirche des Herrn, in der er ist und wirkt durch Sakramente und Leitung. Und wir haben sein größtes Geschenk: ihn selbst, der die Liebe ist und überall dort anwesend, wo sie wirkt, wo sie spricht, wo sie leidet. In uns und im und durch den Nächsten.
Die Wahrheit zu finden, den Hl. Geist zu erkennen, ist aber keine unendliche Mühsal und ein ständiger Druck ja nicht zu versagen oder immer heilig sein zu müssen. Denn wir können das aus uns selbst sowieso nicht. Die Macht der Wahrheit, Gott selbst in Jesus Christus durch den Hl. Geist, wird das für uns tun, wenn wir die Tür öffnen, an die der Herr klopft, denn die Türklinke ist auf unserer Seite der Tür.
Servus