Naqual hat geschrieben:Der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Geist, der Geist ist nicht der Vater. Aber alle drei sind Gott.
Das passt ja auch. - Dies ist leicht erklärbar, wenn man Vater, Sohn, HG als Offenbarungen versteht. - Kannst Du erklären, wie man es anders als als Offenbarungen verstehen kann? - Denn dazu fällt mir nichts ein.
Naqual hat geschrieben: sondern sie können unterschiedlichen Willen haben.
Das ist aus meiner Sicht missverständlich, weil es so rüberkommen könnte, dass sie einen eigenständigen "freien" Willen gegenüber Gott hätten - genau das würde ich ausschließen.
Naqual hat geschrieben:Jesus in seiner letzten Nacht: "Nicht mein Wille sondern Dein Wille (des Vaters) geschehe.
Unsere individualistische Zeit versteht dies wahrscheinlich so, als könnte Jesus auch entscheiden, es anders zu tun. - So ist es nach meiner festen Überzeugung nicht - es geht hier vielmehr darum, dass das Göttliche in Jesus sein Menschliches ins Göttliche aufhebt. - Das ändert nichts daran, dass dies mit Leiden verbunden ist - das ist es in der Tat, gerade WEIL Jesus in seiner Gott-Mensch-Kombination diesem Leid nicht durch eine rein menschliche Entscheidung ausweichen kann.
Naqual hat geschrieben:Hier ist für mich ein klarer Beleg, dass Vater und Sohn als zwei verschiedene "Personen" gesehen wurden
Das sind sie doch auch. - "Person" ist eine Offenbarungs-Rolle - beide Rollen sind grundverschieden, also sind es auch zwei unterschiedliche Personen. - Die Offenbarungs-Personen Vater und Sohn sind "nur" im Gott-Wesen Eins - dort gibt es keine drei Personen.
Naqual hat geschrieben:Zwei aus Einem geschaffene Phänomene könnten jedoch keinen unterschiedlichen Willen haben, sie wären Ausdruck des EinenWillens.
Sie können unterschiedliche Sprachrohre ("per-sonare") des EINEN Willens sein - ob man diese Unterschiedlichkeit als "unterschiedlichen Willen" bezeichnet, ist reine Definitionssache - ich würde es NICHT so definieren, weil damit der Anschein unterschiedlicher Intentionen ("Wille") entstehen könnte.
Naqual hat geschrieben: Schwer vorstellbar auch, dass das irdische Phänomen einen eigenen Willen hat, der ihm dann im Sein nicht möglich ist.
Richtig - deshalb würde ich vermeiden, den Selbst-Offenbarungen Gottes eigen-ständigen Willen zu unterstellen. - Wenn bei Jesus dieser Eindruck entsteht, dann deshalb, weil in ihm das Grundmotiv des Sündenfalls (GOtt-Wille/Menschen-Wille) zusammenfällt UND durch Leid aufgelöst wird.
Jesus hätte nie vom Satan in der Wüste verführt werden KÖNNEN - er war NICHT mit dem Willen ausgestatten, sich für den Satan zu entscheiden. - Aber er musste den menschlichen Willen in sich als Mensch erleiden und somit die Differenz zwischen Ich-Orientierung und Gott-Orientierung. - Mal ein Beispiel:
Wenn man einem Alkohol-Kranken ("Mensch") eine offene Flasche Wodka vor die Nase hält, wird er sich im Normalfall irgendwann "entscheiden", die Flasche zu nehmen und zu trinken - wer Entzugs-Terror schon mal erlebt hat, weiss, was da vorgeht. - In diesem Bild wäre Jesus derjenige, dem die Flasche vor die Nase gehalten wird, dessen menschlicher Wille aber von Gott gefesselt ist. - Das ist Leid pur - die Versuchung ist da, aber man könnte ihr nicht einmal nachgeben, selbst wenn man wollte.
Das heisst: Jesus hat den selben Willen wie Gott, erleidet aber in sich als Mensch den menschlichen Willen bzw. dessen Möglichkeiten, sich für das Böse zu entscheiden. - Maximales Leid.
Naqual hat geschrieben:Das liegt daran, dass auch als Inkarnation EIN Wille mit Gott im Sein ganz irdisch möglich wäre.
So ist es ja auch. - Wenn Jesus "mein Wille" sagt, ist dies stellvertretend für den Willen des Menschen, "der von Jugend an böse ist". - Gleichzeitig ist Jesus an dem EINEN Willen gebunden.
Naqual hat geschrieben:Worin besteht nun die Einheit der Phänomene ganz konkret gesagt?
Wenn Du mit "Phänomenen" die OFfenbarungs-Formen meinst, dann besteht die Einheit darin, dass all diese "Personen" Sprachrohr Gottes sind - wie im AT der Engel des Herrn.
Naqual hat geschrieben:Genau hier schweigen die Trinitarier komplett.
Glaube ich nicht - das ist schon längst verarbeitet. - Aber es ist so schwer zu vermitteln, dass man es gegenüber der Bevölkerung mit Schlagworten belässt. - Fundamental-theologische Fragen sind dort nicht das Thema. - Deshalb auch immer wieder mein Tipp, man möge es mit 1.Kor. 13 und Römer 2,14 belassen, weil alles andere (gerade in Meinungs-Gesellschaften) zu Irrniss und Wirrniss führt.
Naqual hat geschrieben:Warum wurden ihnen unterschiedliche Wesenheiten verliehen: anderer Kenntnisstand, Unterordnung, anderer Wille. Ich sehe die Notwendigkeit hierfür nicht.
Das macht schon Sinn. - Wenn "Jesus" für das Göttliche im Menschen steht und "Vater" für das Göttliche im "Himmlischen", sind das unterschiedliche Offenbarungs-Rollen (unterschiedliche "Wesenheiten" sind es NICHT - es gibt nur EINE göttlich Wesenheit namens Jahwe/Gott).
Naqual hat geschrieben:Die Gleichsetzung von Vater mit Jahwe kommt ja in der Bibel nicht vor
Passt doch. - Daraus würde ich schließen, dass das NT ausschließlich auf Offenbarungs-Ebene geschrieben ist. - "Vater" wird als Offenbarungs-Größe für Jahwe bezeichnet - aber nicht kategorial gleichgesetzt. - Denn Jahwe ist nicht nur Vater, sondern alle Selbst-Offenbarungen Jahwes.
Naqual hat geschrieben:Warum haben die vom Geist Gottes erfüllten Autoren nun nicht die Zweieinigkeit gekannt und so beschrieben?
Wie gesagt: Die Trinität ist der Versuch einer geistigen ORdnung dessen, was in der Bibel steht - man würde heute sagen: ein "Modell". - Dieses Modell erscheint mir persönlich sehr sinnvoll, wobei ich auf den HG insofern verzichten könnte und alttestamentarisch als "Geistbraus Gottes" verstehen könnte.
Bei Jesus jedoch ist es wichtig, weil die Gefahr groß ist (auch heute noch), dass er als Nur-Mensch verstanden wird - will heißen: Naqual und Closs könnten genauso Jesus sein, wenn sie sich genauso angestrengt hätten - so kommt es zumindest manchmal rüber.
Naqual hat geschrieben: sie interagieren miteinander. Und genau deswegen sind sie mehr als eine Einheit
Stimmt: Auf der Offenbarungs-Ebene interagieren sie und sind unterschiedliche "Personen". - Stell Dir mal vor, Du würdest auf der Bühne verschiedene Rollen ("Personen") spielen - trotzdem wärest Du "nach Dienst" EIN Naqual. - Jetzt musst Du als Mensch die Rollen hintereinander spielen - Gott kann sein Offenbarungs-Rollen halt gleichzeitig spielen.
Naqual hat geschrieben:Beachte bitte, dass die Unterscheidung zwischen Sein und Dasein der neuzeitlichen Philosophie entspringt und vorher völlig unbekannt war.
Widerspruch: Schon die Ideen-Lehre von Platon unterscheidet zwischen der für uns unfassbaren "Idee" und deren Ausformungen im Dasein. - Dito Universalienstreit. - Und auch im AT gibt es doch Jahwe ("Sein") nicht sichtbar, sondern als Wolkensäule oder als Engel des Herrn oder als "Geistbraus" oderoder.
Naqual hat geschrieben:Anders ausgedrückt: den alten Kirchenvätern fehlte die geisteswissenschaftlich erforderliche Grundlage, mit der Du bemüht bist, die Trinitätsvorstellung zu begründen.
Das glaube ich nicht - aus dem wenigen, was ich da gelesen habe (Boethius, Augustinus, etc.), waren die sogar weiter als die heutige Philosophie. - 2Lena spricht in diesem Zusammenhang über Wissen, das verloren ging.
Naqual hat geschrieben:Wie hätten also die Kirchenväter meine Kritik behandelt?
Sie würden vermutlich versuchen, die "aufgeklärte" Denkweise des 21. Jh. hin zu einer geistigen Denkweise zu lenken und sich von dort aus verständlich machen.
Naqual hat geschrieben:die für mich eigenartige Vorstellung, dass Gott ein Opfer benötige um vergeben zu können
Da sind wir uns SEHR einig - aus meiner Sicht ist diese Interpretation typisch menschlich und geht fundamental-geistig fehl.
Naqual hat geschrieben: Zumindest kann man festhalten, dass Trinität und Satisfaktionstheorie sich gegenseitig benötigen. Böse gesagt, zur gegenseitigen Deckung.
So wie es oft dargestellt wird, gebe ich Dir uneingeschränkt recht.