Eine Exegese ist weder Wissenschaft noch Hilfswissenschaft. Eine historisch-kritische Exegese ist ein Resultat eines Theologen (Wissenschaftlers) der sich der historisch-kritischen Methode bedient hat als er einen Text auslegte. Wenn es bei der Exegese um Jesus geht, ist dieser Theologe ein Neutestamentler.Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese ist keine Hilfswissenschaft, sondern eine Wissenschaft.
(Hilfswissenschaften dienen immer anderen Wissenschaften, das trifft hier nicht zu...)
Parusieverzögerung III
#1221 Re: Parusieverzögerung III
#1222 Re: Parusieverzögerung III
Münek hat geschrieben: Ratzinger ist von Haus aus Dogmatiker. Mit seinem Jesus-Buch hat er sich ganz bewusst aufs "bibelexegetisches Terrain"
begeben. Auf diesem hat er sich jedoch höchst unwissenschaftlich-eisegetisch betätigt....Damit hat er sich als EXEGET disqualifiziert.
"Eisegetismus" ist eine mehrfache Notwendigkeit:
a) die Konfessionen unterscheiden sich in dem, was sie in die Bibel hineininterpretieren.
b) die Bibel ist dogmatisch alles andere als stringent und klar und lässt vieles offen.
c) wenn man jahrtausende alte Schriften auf die heutige Zeit anwenden will, muss man schon etwas hineinlesen.
Das ist ein Problem aller "Schriftenreligionen" wie Christentum, Judentum, Islam.
Ich persönlich schätze Ratzinger sogar. Er hat schon gute Sachen auch dabei (sein Jesus-Buch kenne ich allerdings nicht).
Beispiel: das alte Problem mit der Erbsünde. Ratzingers Antwort hierauf finde ich in aller Kürze genial:
Erbsünde sei kein biologisches Phänomen, sondern ein soziologisches! M.E. verlässt er damit sogar die exegetischen Traditionen seiner Fraktion.
#1223 Re: Parusieverzögerung III
Andreas hat geschrieben:Eine Exegese ist weder Wissenschaft noch Hilfswissenschaft. Eine historisch-kritische Exegese ist ein Resultat eines Theologen (Wissenschaftlers) der sich der historisch-kritischen Methode bedient hat als er einen Text auslegte. Wenn es bei der Exegese um Jesus geht, ist dieser Theologe ein Neutestamentler.Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese ist keine Hilfswissenschaft, sondern eine Wissenschaft.
(Hilfswissenschaften dienen immer anderen Wissenschaften, das trifft hier nicht zu...)
Richtig! Die historisch-kritische Auslegungsmethode ist eine wissenschaftliche METHODE.
#1224 Re: Parusieverzögerung III
Andreas hat geschrieben:Du schmeißt aber auch alles durcheinander. In meinem letzten Post kein Wort von Kirche - warum wohl? Ich sprach nur von der universitären wissenschaftlichen Theologie. Du hast selbst gesagt, dass die Konfession der Theologen keine Rolle spielen würde, bei meiner Suche nach Zitaten. Es gibt keine konfessionslose Theologie an den Universitäten, spielt bei der HKM auch keine Rolle. Falls doch, wäre deine wissenschaftliche HKM ein Treppenwitz und der evangelische Theologe Kubitza die Pointe.
Der Konsens, von dem hier immer die Rede ist, betrifft die historisch-wissenschaftlich forschenden Theologen.
Dogmatiker legen keine Bibeltexte aus, sondern die Glaubenslehren ihrer Kirchen.
Diese Jungs bleiben hier natürlich außen vor, weil für sie z.B. Jesu Irrtum aus na-
heliegenden Gründen kein Thema ist und auch nicht sein darf...
Du hast Zitate von Dogmatikern gebracht, die überhaupt keine Interesse daran haben, diese Frage auch nur ansatzweise zu thematisieren...
#1225 Re: Parusieverzögerung III
Es ist ganz einfach.
Es gibt "Jesus irrte" Wissenschaftler und Dogmatiker.
Es ist zu einfach.
Es gibt "Jesus irrte" Wissenschaftler und Dogmatiker.
Es ist zu einfach.
#1226 Re: Parusieverzögerung III
Diese sind ein Merkmal von Ideologien.[/quote]Andreas hat geschrieben:Eine Doktrin (von lateinisch doctrina ‚Lehre‘) ist ein System von Ansichten und Aussagen; oft mit dem Anspruch, allgemeine Gültigkeit zu besitzen.
Deshalb muß die Kirche ja auch bis heute mit Doktrinen/Dogmen arbeiten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#1227 Re: Parusieverzögerung III
So verstehe ich die Urgeschichte auch. Als Schilderung der Problematik zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch. Allerdings schiene es mir einleuchtender wenn es sowohl ein biologisches als auch ein soziologisches Phänomen wäre. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie man das trennen könnte.Naqual hat geschrieben:Beispiel: das alte Problem mit der Erbsünde. Ratzingers Antwort hierauf finde ich in aller Kürze genial:
Erbsünde sei kein biologisches Phänomen, sondern ein soziologisches! M.E. verlässt er damit sogar die exegetischen Traditionen seiner Fraktion.
#1228 Re: Parusieverzögerung III
Ich würde es so trennen: die gute alte Dogmatik ging davon aus, dass man die Sünde schon in der Sekunde der Geburt geerbt hat (biologisch, schon die Maria musste Jungfrau sein, sonst hätte ihr Kind ja dann was "abgekriegt"). Soziologisch heißt, man wird immer in eine Gesellschaft hineingeboren, in der Sünde herrscht.Andreas hat geschrieben:So verstehe ich die Urgeschichte auch. Als Schilderung der Problematik zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch. Allerdings schiene es mir einleuchtender wenn es sowohl ein biologisches als auch ein soziologisches Phänomen wäre. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie man das trennen könnte.Naqual hat geschrieben:Beispiel: das alte Problem mit der Erbsünde. Ratzingers Antwort hierauf finde ich in aller Kürze genial:
Erbsünde sei kein biologisches Phänomen, sondern ein soziologisches! M.E. verlässt er damit sogar die exegetischen Traditionen seiner Fraktion.
Ich persönlich sehe eine biologische Komponente insofern, dass man mehr oder weniger bestimmte Anlagen erbt, die bestimmtes Fehlverhalten wahrscheinlicher macht (z.B. wenn jemand einen stark ausgeprägten Sexualtrieb hat und dann tendenziell leichter fremdgeht, oder jemand hat ein cholerisches Naturell.....usw.) . Das sehe ich aber nicht als bereits vorhandene Schuld.
Die alte Dogmatik korrespondiert mit einem Eigeninteresse der Kirche, dass jeder sie braucht für Gott: jeder ist verloren, da von Anfang an Sünder.
Da muss man dann auch getauft sein, sonst verloren. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten unter Einbeziehung von Machiavelli geradezu der Idealzustand:
Die Nachfrage kommt von allen, das Angebot ist auf einen Anbieter monopolisiert und die Produktionskosten (beim Weihwasser für die Taufe) tendieren zu Null. Zudem ist die Kundenbindung an das Dienstleistungsunternehmen von Geburt bis zum Tod (letzter Segen).

#1229 Re: Parusieverzögerung III
"Hilfswissenschaft" heisst nicht "So-etwas-ähnliches-wie-eine-Wissenschaft", sondern "Wissenschaft", die anderen Wissenschaften dient. - So "hilft" bspw die Physik den historischen Wissenschaften, wenn sie Dokumente forensisch untersucht.Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese ist keine Hilfswissenschaft, sondern eine Wissenschaft.
"Hilfswissenschaften" sagt man, wenn eine Wissenschafts-Disziplin innerhalb einer anderen Wissenschafts-Disziplin zu Hilfe gerufen wird. - Wiki sagt dazu treffend: "Die Bezeichnung Hilfswissenschaften kann als abwertend gedeutet werden, so dass Karl Brandi 1939 die Bezeichnung 'Grundwissenschaften' vorgeschlagen hat. Er wollte damit darauf hinweisen, dass die Forschungsergebnisse und Kompetenzen der Hilfswissenschaftler für die historische Arbeit unabdingbar sind".
Hier ist es genauso: Die HKM ist eine "Grundwissenschaft" innerhalb der Theologie, aber selbst keine Theologie. - Der Eindruck wird allerdings vermittelt, die HKM sei selbst Theologie - das ist sie NICHT.
So sollte es sein. - Allerdings scheint sich da in manchen Kreisen etwas verselbstständigt zu haben.Andreas hat geschrieben:Eine historisch-kritische Exegese ist ein Resultat eines Theologen (Wissenschaftlers), der sich der historisch-kritischen Methode bedient hat als er einen Text auslegte.
Dann wäre es eine virtuelle Wissenschaft, die autistisch ihr Modell durchzieht - das möchte ich nicht glauben.Münek hat geschrieben:Der Konsens, von dem hier immer die Rede ist, betrifft die historisch-wissenschaftlich forschenden Theologen.
Es spricht nichts dagegen, dieses oder jenes Modell durchzuziehen (unter dem Motto: "Was wäre das Ergebnis, wenn wir dieses Modell zu Ende dächten?"). - Es spricht jedoch viel dagegen, wenn man selber glaubt, mit einem solchen Modell-Monopolismus Theologie verstanden zu haben.
Mit anderen Worten: Ein guter Wissenschaftler muss in der Lage sein, verschiedene Modelle innerhalb seiner Disziplin zu verstehen und zu vergleichen - er muss gerade ÜBER modellhaften Ansätzen stehen und darf nicht Sklave EINES Modells sein.
#1230 Re: Parusieverzögerung III
Welchen Unterschied siehst du, lieber Andreas, zwischen Glaubensgemeinschaften und Cliquen von Menschen, die Ideologien verfallen sind?Andreas hat geschrieben:Warum sollte ich auf deine Meinung, betreffs meiner Meinung eingehen, wenn meine Meinung nicht das ist, was du meinst, das ich meine. Ich meine, du darfst deine Meinung äußern und behalten.Zeus hat geschrieben:Andreas gehört anscheinend zu der Sorte, die meinen, dass säkulare Humanisten auch Gläubige seien, weil sie Atheisten, also Nicht-an-Gott-Gläubige sind, so wie Nicht-an-Pumuckl-Gläubige auch Gläubige sind.
Vielleicht hast du mich mit sven23 verwechselt?
Ich sprach von Doktrinensven23 hat geschrieben:Ist das nicht das Erkennungszeichen einer jeden Glaubensgemeinschaft?Andreas hat geschrieben: Wenn sie eine Clique gebildet haben und sich gegenseitig bestätigen können, bleiben sie mittels Kommunikation unerreichbar.
Diese sind ein Merkmal von Ideologien.Wiki hat geschrieben:Eine Doktrin (von lateinisch doctrina ‚Lehre‘) ist ein System von Ansichten und Aussagen; oft mit dem Anspruch, allgemeine Gültigkeit zu besitzen.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)