Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Themen des Neuen Testaments
Tree of life
Beiträge: 3688
Registriert: Sa 8. Okt 2016, 18:23

#121 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Tree of life » Di 6. Apr 2021, 16:20

Naqual hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 16:00
Aber Gerechtigkeit fordert eine zur Tat angemessene Strafe
Ich denke, manche "Strafe" braucht es einfach, um jemanden wachzurütteln, es geht ja nicht nur darum, für eine Tat einfach bestraft zu werden, weil ein anderer nach "Vergeltung"(er soll des Todes sterben) ruft...

Gestern Abend sah ich mir zum 2ten Mal den Film "Taffe Mädels" mit Melissa McCarthy+Sandra Bullock an (und musste mal wieder herzhaft lachen) und nen "Drogenbaron" wird man nun mal schon etwas härter "anfassen" müssen, aber auch das geschieht aus... ähem "Liebe" damit er wieder zu Vernunft kommt und man sperrt Verbrecher weg , um das Volk zu schützen, dann wäre Rehabilitation angesagt oder andere Maßnahmen (sollte er das aus krankhaften Motiven getan haben) und was nütze es, dem zu sagen, Jesus ist für deine Sünden(dein Verbrechen) gestorben

Helmuth
Beiträge: 7948
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51

#122 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Helmuth » Di 6. Apr 2021, 17:39

Naqual hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 16:00
Es stimmt, Gnade bedeutet Straferlass. Aber Gerechtigkeit fordert eine zur Tat angemessene Strafe. Also ist Gnade Verzicht auf Gerechtigkeit.
Machen wir einen Kompromiss und sagen: Verzicht auf die gerechte Strafe. Denn man würde sonst den Schluss ziehen, dass es ungerecht wäre, jemand zu begnadigen und nur die Bestrafung gerecht wäre. Die Gnade hebelt die Gerechtigkeit nicht aus.

Aber so kann man sich nur natürlich auch in Art eines Winkeladvokaten aus der Sündenaffaire gekonnt ziehen. Man degradiert das Wort Gottes zum juristischen Zankapfel der Rechtanwälte über Gnade und Recht, um alles für den eigenen Mandanten (sich selbst) zu tun und sch... damit im Grunde auf die Gerechtigkeit. Man will nur seinen eigenen Prozess gewinnen.

Das zeigt anderseits auch den Überlebenswillen, daher ist es mir schleierhaft warum man dieses Gnadengeschenk nicht annehmen möchte. Kann jemand erklären, warum einer lieber mit seinem Leben bezahlen möchte? Das kapier ich nicht.

Oder hängt es damit zusammen wie verdreht und korrupt uns Sünde macht, aus dem jede Ungerechtigkeit erst entsteht? Dazu wird der Herr des Himmels das letzte Urteil sprechen, wofür Jesus als Höchtsrichter auf oberster Instanz eingesetzt wurde. Man sollte eines bedenken. Die Gnadenfrist ist jetzt, hier und heute, solange wir hier Zeit haben. Bislang sah Gott auch über unsere Unwissenheit hinweg.
Apg 17:31 hat geschrieben: Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#123 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Naqual » Di 6. Apr 2021, 17:55

SamuelB hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 14:19
Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 11:56
Doch, denn du gehst damit straffrei aus. Dir wurde vergeben ohne die Schuld tilgen zu müssen. Was bitte ist für dich sonst Gnade? Stattddesen bezahlte Jesus.
Gnade bedeutet, das Urteil nicht zu vollstrecken, auf den Anspruch zu verzichten. Das ist nicht der Fall, wenn Jesus oder sonst wer bezahlt, die Schuld somit durch Tilgung nicht mehr besteht.
Sehe ich auch so. Dadurch, dass jemand anders zahlt ist es sogar "Vergeltung", nicht Gnade. Und die beiden schließen sich gegeneinander aus.
Da wird mit den Begriffen schon ziemlich rumgeeiert, damit es besser klingt.

Beim Sühneopfer haben wir eine Kombination folgender Sachverhalte:

aus der Sicht des Sohnes: der edle Gedanke, die liebevolle Opferung aus Liebe für die anderen. (Vergessen wird: Jesus vergibt sogar denen, die ihn gekreuzigt haben, ohne zu verlangen, dass sie an ihn glauben)

aus der Sicht des Vater: er kann nicht verzeihen, ohne dass vorher härtestmöglich Vergeltung betrieben wird

aus der Sicht des Glaubenden: er findet es genial, dass ein anderer für ihn zu Tode gemartert wurde. Toll wie Gott das für ihn so hingekriegt hat. Er auch möchte nicht, dass Gerechtigkeit geübt wird, wenn es um ihn selbst geht.

Viele Christen neigen dazu ganz viel vom ersten Punkt zu reden, damit man auf die nächsten zwei Punkte gar nicht erst kommt in Gedanken.


Jesus lehrte aus meiner Sicht etwas ganz anderes als die Kreuz-Vergeltungs-Vorstellung:

- das Kreuz ist die Vorgabe für die Gläubigen, die Verantwortung aktiv übernehmen. Jesus sagte "Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich". Also sein eigenes Ego kreuzigen aus Liebe zu den anderen und den anderen vergeben!

- "Vergib uns unsere Schuld WIE auch wir vergeben unseren Schuldigern". Also die Vergebung Gottes uns gegenüber steht in einem Verhältnis von unserer Vergebung anderen gegenüber. Um einen anderen vergeben zu können, muss man sich der eigenen Fehlbarkeit bewusst sein (dass man gut wie böse ist und trotz guter Absichten fehl gehen kann). Also selbst das Eingestehen der eigenen Sünden verfolgt einen Zweck: in Bezug auf den anderen, der auch nicht perfekt ist.
Petrusbrief: "Vor allen Dingen habt untereinander beharrliche Liebe; denn »Liebe deckt der Sünden Menge zu". Hier wird wieder gezeigt, dass der Gläubige aktiv Verantwortung hat und damit auch Gnade Gottes erfährt.

Es hat schon seine Gründe, wenn in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten immer mehr auch sehr namhafte Christen die Sühneopfer-Theorie ablehnen.

Tree of life
Beiträge: 3688
Registriert: Sa 8. Okt 2016, 18:23

#124 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Tree of life » Di 6. Apr 2021, 18:15

Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 17:39
Kann jemand erklären, warum einer lieber mit seinem Leben bezahlen möchte?
Wir müssen alle sterben! So wie Jesus, was ist daran nicht zu verstehn?
Es geht viel mehr um die Auferstehung, wirst du auferstehn oder bleibst du tot?
Wer dann ewig bei Gott sein will, kann sich ja dafür entscheiden.
Die andren sollen halt tot bleiben.
Und die Opfer? Wenn die in Gottes Licht stehn und erfüllt mit seiner Liebe denken die ned mal mehr daran, was auf Erden war und auch nimma an Vergeltung oder Rache

Denk mal an Stephanus, als sie ihn steinigten und was er dann sah.
Denkst du, der hätte noch an Rache gedacht? Der sah seinen Herrn und alles umher war nur mehr "verschwommen" , der strahlte...

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#125 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von JackSparrow » Di 6. Apr 2021, 20:27

Tree of life hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 00:25
Und selbstverständlich trägst du daran Schuld, dass ich jetzt auf deine Aussage eingeh,
Eben. Christliche Opfermentalität. Vielleicht war ja auch Satan schuld oder böse Geister oder gar dein Nachbar.


Helmuth hat geschrieben:Kann jemand erklären, warum einer lieber mit seinem Leben bezahlen möchte? Das kapier ich nicht.
Kannst du erklären wie du wollen kannst, dass ein Unbeteiligter für deine Sünden bestraft wird? Das kapier ich nicht.

Wer nicht bereit ist das Strafmaß zu akzeptieren, der darf eben keine Straftat begehen. Ich weiß dass ich Bußgeld zahlen muss, wenn ich mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte. Ich kann das Bußgeld nicht auf meinen Nachbarn abwälzen. Ich muss selbst entscheiden, ob mir die Geschwindigkeitsübertretung den Preis wert ist oder eben nicht.

Wenn du der Meinung bist deinen Tod verhindern zu können, indem du keine Straftaten mehr begehst, dann schlag ich vor du verzichtest zukünftig auf Straftaten und suchst fortan als unsterblicher Untoter deine Mitmenschen heim. Ich versteh nicht was es da zu Jammern gibt oder wo da sonst das Problem liegen soll.

Bislang sah Gott auch über unsere Unwissenheit hinweg.
Welches Strafmaß wäre denn gerecht bei Unwissenheit?

Tree of life
Beiträge: 3688
Registriert: Sa 8. Okt 2016, 18:23

#126 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Tree of life » Di 6. Apr 2021, 20:45

JackSparrow hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 20:27
Ich kann das Bußgeld nicht auf meinen Nachbarn abwälzen.
Aber vielleicht hat der Nachbar, weil er dich so lieb hat (eigentlich wars deine Liebste) schon 10.000.- bei der Polizeit hinterlegt, weil /er sie dachte, falls Jack doch mal, dann...
Aber was würde das bringen?

Tree of life
Beiträge: 3688
Registriert: Sa 8. Okt 2016, 18:23

#127 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Tree of life » Di 6. Apr 2021, 21:15

JackSparrow hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 20:27
Eben. Christliche Opfermentalität.
Nö, kein Opfer.
Ich habe nur versucht, dich als "Schlange" in Eden dar zu stellen, und hättest du ned, dann täte i ned. (Einfach nur zum besseren Verständnis und warum solltest in dem Fall du die Schuld tragen und bestraft werden? Warum die Schlange in Eden?

Ich trage alleine die Verantwortung dafür, wie ich reagiere...
Ausser ich wäre mal wieder kirre :crazy: :roll2:

Die Hormone sind schuld, mein Serotoninspiegel, aber sicher nicht ICH ;)

Benutzeravatar
SamuelB
Beiträge: 3740
Registriert: Sa 30. Sep 2017, 17:02

#128 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von SamuelB » Mi 7. Apr 2021, 06:38

Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 17:39
Denn man würde sonst den Schluss ziehen, dass es ungerecht wäre, jemand zu begnadigen und nur die Bestrafung gerecht wäre. Die Gnade hebelt die Gerechtigkeit nicht aus.
Echt jetzt?

Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 17:39
sch... damit im Grunde auf die Gerechtigkeit
Das machst du doch mit deinem Blutopfer Jesus, der mir nur noch leid tut, wofür er alles herhalten muss.

Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 17:39
Das zeigt anderseits auch den Überlebenswillen, daher ist es mir schleierhaft warum man dieses Gnadengeschenk nicht annehmen möchte. Kann jemand erklären, warum einer lieber mit seinem Leben bezahlen möchte?
Aus Gewissensgründen.


Tree of life hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 21:15
Ich habe nur versucht, dich als "Schlange" in Eden dar zu stellen, und hättest du ned, dann täte i ned.
Liebe Tree of life, ist alles ok bei dir?

Helmuth
Beiträge: 7948
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51

#129 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Helmuth » Mi 7. Apr 2021, 07:19

Tree of life hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 20:45
JackSparrow hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 20:27
Ich kann das Bußgeld nicht auf meinen Nachbarn abwälzen.
Aber vielleicht hat der Nachbar, weil er dich so lieb hat (eigentlich wars deine Liebste) schon 10.000.- bei der Polizeit hinterlegt, ...
Der Vergleich ist m.E. nicht einmal schlecht. Jesus benutzte ebenso das Geld gleichnishaft zur Veranschaulichung. Seine Vergleiche zielen aber nicht auf temporäre oder nur harmlose Dinge ab, sondern auf Leben und Tod, welche ziemlich endgülig sind. Er selbst ist dabei das "Bußgeld".

Man muss das, was ihr Bußgeld nennt, mit Blut in Verbindung bringen. Denn für Gott geschieht Sühne und Vergebung immer druch Blut. Darum war das Opfern von Tieren im Bund von Sinai ein Vorschatten auf Christus, wie es auch ein Vorschatten war, dass die Sühnung durch die Hand eines Priester erfolgen musste.

Jesus ist der nach Weissagung festgelegte Hohepriester, der das bessere Opfer brachte, nämlich sich selbst, das ein für alle Mal Sühnung bewirkt, der es gelten lässt. Sie wirkt sich auch rückwirkend für alle Menschen aus, die ein gerechtfertigtes Leben angestrebt haben. Das Tierblut war nur ein Vorschatten und kann nicht die endgültige Erlösung bewirken.

Vielleicht ist das für Nichtchristen zu theologisch und eine Stufe zu hoch um es in der Tiefe zu verstehen. Das war es früher für mich auch. Sie verstehen ja nicht einmal ihre eigene Sünde und meinen durch nachfolgende Werke können sie daran etwas ändern. Auch das glaubte ich früher, bis mir Gott die Augen öffnete.

Dieses Denken ist verdreht und kennzeichnet unsere Verkehrheit, wie auch das Wort Gottes so darüber urteilt. Ich schreibe für solche, welche sich aus solcher Verkehrtheit befreien lassen wollen, weil sie zu begreifen beginnen, dass sie aus eigener Kraft daran gar nichts ändern können. Dazu ein Wort des Petrus aus seiner Pfingstpredigt:
Apg. 2:40 hat geschrieben: Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte und sprach: Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#130 Karfreitag- Erfundenes Sühneopfer?

Beitrag von Naqual » Mi 7. Apr 2021, 09:05

Helmuth hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 17:39
Naqual hat geschrieben:
Di 6. Apr 2021, 16:00
Es stimmt, Gnade bedeutet Straferlass. Aber Gerechtigkeit fordert eine zur Tat angemessene Strafe. Also ist Gnade Verzicht auf Gerechtigkeit.
Machen wir einen Kompromiss und sagen: Verzicht auf die gerechte Strafe. Denn man würde sonst den Schluss ziehen, dass es ungerecht wäre, jemand zu begnadigen und nur die Bestrafung gerecht wäre. Die Gnade hebelt die Gerechtigkeit nicht aus.
Auch wenn ich nicht gerne in dem Ruf stehe, ein kompromissloser Kerl zu sein: Hier geht's einfach nicht. Worte/Begriffe müssen klar bestimmt sein. Da kann man nicht mit Kompromissen aufweichen. Sonst hast Du tatsächlich auf einmal einen Sachverhalt wie "ein bißchen schwanger". Das mag ein netter Kompromiss sein, nur danach weiß man nicht mehr was schwanger eigentlich ist.
Inhaltlich löst Dein Vorschlag "Gnade ist Verzicht auf gerechte Strafe" Dein Problem nicht. Denn auch hier könnte man einwenden, dann ist Gnade ungerecht.
Das Gnade Gerechtigkeit nicht aushebelt, wie Du schreibst, trifft nicht zu. Natürlich hebelt Gnade Gerechtigkeit aus. Ich würde deswegen jetzt nicht hergehen und die Formulierung verwenden "das ist ungerecht", weil dieser Ausdruck anders und vor allem verurteilend und nicht neutral bewertet ist.
Methodisch gehst Du so vor, dass Du ein bestimmtes Resultat (Gnade darf nicht ungerecht sein) erreichen willst. Und dann muss man anfangen zu biegen. Man beginnt nicht mit dem Resultat zu forschen und zu erkunden, genausowenig wie man ein Hausbau am Dach beginnt.

Ich halte den Sachverhalt "Gnade ist Verzicht auf Gerechtigkeit" sogar wichtig. Wenn Du einem anderen vergibst (das ist Gnade, die Du gewährst), dann mag dem entgegenstehen, dass der andere etwas getan hat, wofür er nun wirklich nach allen Gesichtspunkten von Gerechtigkeit eine Strafe verdient hätte. Und an dieser Stelle kommt ja dann der Punkt, wo es schwer fällt zu vergeben. Man muss auf die Gerechtigkeit verzichten. Eigentlich hätte der andere klar Strafe verdient und man sieht für sich selbst sogar so eine Art Recht, dass der andere zum Ausgleich eine Strafe erhält. All dies wirkt in einem der Vergebung (gegenüber anderen) entgegen. Und das ist zu überwinden. Und Jesus fordert wenn ich richtig erinnere, dass man nicht nur einmal sondern 7 x 70x vergibt.
Dem steht nun gegenüber - beim Sühneopfer - ein Gottvater, der damit er überhaupt vergeben kann Vergeltung braucht. Womit es aber vom Wortbegriff "Vergebung" her genau dies nicht mehr ist. Wenn der andere oder ein anderer bezahlt ist es keine Vergebung. Vergebung ist ja der Verzicht auf Vergeltung.
Deswegen ist für mich die Aussage "Jesus hat für Dich gesühnt und Gott vergibt Dir nun dafür" Blödsinn. Eben weil es dann keine Vergebung ist.
Das wäre so, als wenn Du beim zu schnellen Fahren geblitzt wirst und der Staat sagt: ich erlasse Dir die Strafe in Höhe von 100 €, wenn Du mir eine Spende gibst über 100 €, die Du auch von jemand anders bezahlen lassen kannst. Das ist kein Erlass von Strafe, keine Vergebung.

Das zeigt anderseits auch den Überlebenswillen, daher ist es mir schleierhaft warum man dieses Gnadengeschenk nicht annehmen möchte. Kann jemand erklären, warum einer lieber mit seinem Leben bezahlen möchte? Das kapier ich nicht.
SamuelB hat Dir schon eine recht treffende Antwort gegeben. Für mich kommt dazu, dass ich nicht etwas annehmen kann, an das ich nicht glaube.
Im Verhältnis zu Gott hat für mich eine ganz andere Perspektive Vorrang, nicht die Sündenschuldfreiheit, sondern die Liebe Gottes, die durch einen wirken soll. Denn wenn mir alle Sünden auch vergeben wäre, so hätte ich deswegen noch lange keine Liebe in mir und wäre insofern eine "leere Seele". Dafür muss ich aber ein Grundverständnis davon haben was Liebe ist um Gott ein wenig zu verstehen. Und ein Gott der Blutrache benötigt um überhaupt vergeben zu können, passt nicht in ein Raster, das dem Verständnis der Liebe dient oder es auch nur in irgendeiner Weise zu fördern fähig wäre.

Oder hängt es damit zusammen wie verdreht und korrupt uns Sünde macht?
Das müsste ich auf die Vertreter des Sühneopfers (der sog. "Satisfaktionstheorie") zurückspielen. M.E. ist die Sühneopfer-Vorstellung das Ergebnis korrumpiert-sündigen Denkens und Fühlens. Ist auch logisch: Der Grund für das Sündigen ist allermeist der Egoismus des einzelnen der auf Kosten anderer leben möchte. Und nun lässt man einen anderen zahlen, damit man selbst nicht zahlen muss und macht dies zum Maßstab der Entschuldung. Genaugenommen ist dies aber eine moralische Privatinsolvenz.

Antworten