Parusieverzögerung III

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Hemul
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#1161 Re:

Beitrag von Hemul » Di 25. Aug 2015, 13:30

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Irrtum Jesu und meinetwegen auch der Irrtum der Schreiber war ja nicht mehr aus der Welt zu tilgen,
Versuch doch einfach mal logisch zu denken, sven.
Wird bei sveni aber garantiert nicht klappen. Bild
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#1162 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Di 25. Aug 2015, 13:37

sven23 hat geschrieben:Hätte es diese Naherwartung nie gegeben, wären alle späteren Parusieverzögerungsversuche überflüssig gewesen
Logisch - deshalb schreibt doch Naqual ganz zu Recht:
Naqual hat geschrieben:Ich gehe mir Dir sicher überein, dass die ersten Christen eine irrtümliche Naherwartung des Endes der Welt hatten. Aber Jesus?
Und dass Jesus diese "äußere" Naherwartung NICHT hatte, lässt sich sehr schlüssig begründen (ich wiederhole jetzt nicht zum 100. Mal).

Richtig ist, dass diese Schlüssigkeit auf einer speziellen Perspektive beruht - aber das tut Deine ganz genauso.

sven23 hat geschrieben: Der Irrtum Jesu ... war ja nicht mehr aus der Welt zu tilgen
Das ist Deinerseits lupenrein dogmatisch. - Du setzt, dass Jesus etwas so gesagt und gar gemeint hat, wie Du es verstehen willst.- Deshalb sei hier nochmal Savi zitiert:
Savonlinna hat geschrieben:Die heutige Wissenschaft ist dem Wesen der Religionen sehr viel mehr auf die Spur gekommen als noch vor fünfzig Jahren, weil sie das erkennende Subjekt einbezieht.
Das bekämpfen die Atheisten, wie es scheint.
Sie bekämpfen die Erkenntnisse der Wissenschaft.
Und darum scheint Atheismus wissenschafts-feindlich.

Aus meiner Perspektive ist nachweisbar, dass es zur Zeit Jesu eine "äußere" Naherwartung gab, die auch Jesus thematisiert hat. - Aus vielerlei Gründen liegt aus meiner Perspektive nahe, dass er diese Naherwartung umgedeutet hat ("Paradigmenwechsel"). - Diese theistische Perspektive ist nicht als "wahr" beweisbar, steht jedoch nicht im Widerspruch zur Gesamtheit der Texte, die auch denjenigen zur Verfügung stehen, die aus atheistischer Perspektive interpretieren.

Wir interpretieren beide - BEIDES ist wissenschaftlich, wenn es dabei wissenschaftlicher Methodik folgt. - Die Aussage, nur die atheistische Perspektive sei wissenschaftlich, ist dogmatisch und erinnert an den Dogmatismus der mittelalterlichen RKK. - Ist diese Staffelübergabe so gewollt?

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Savonlinna
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#1163 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Aug 2015, 13:49

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Hätte es diese Naherwartung nie gegeben, wären alle späteren Parusieverzögerungsversuche überflüssig gewesen
Logisch - deshalb schreibt doch Naqual ganz zu Recht:
Naqual hat geschrieben:Ich gehe mir Dir sicher überein, dass die ersten Christen eine irrtümliche Naherwartung des Endes der Welt hatten. Aber Jesus?
Und dass Jesus diese "äußere" Naherwartung NICHT hatte, lässt sich sehr schlüssig begründen (ich wiederhole jetzt nicht zum 100. Mal).
Wenn Du das so siehst, closs, dann musst Du in Deinem post weiter unten ein Zitatzeichen nicht gesetzt haben.
Denn da läuft unter Deinem Namen genau die gegenteilige Position: dass es nachweisbar sei, dass Jesus die äußere Naherwartung HATTE.
Vielleicht musst Du was layoutmäßig korrigieren?

closs
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#1164 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Di 25. Aug 2015, 14:03

Savonlinna hat geschrieben:Vielleicht musst Du was layoutmäßig korrigieren?
Gerne - aber ich finde es nicht: Meine Aussage ist, dass Jesus im gesellschaftlichen Umfeld einer Naherwartung diese "innerlich" umgedeutet hat. - Ist es diese Stelle, die Du meinst?

Wenn es folgender Satz wäre "
closs hat geschrieben: Aus vielerlei Gründen liegt aus meiner Perspektive nahe, dass er diese Naherwartung umgedeutet hat ("Paradigmenwechsel")
, wäre er zu ändern in: "Aus vielerlei Gründen liegt aus meiner Perspektive nahe, dass er diese gesellschaftliche Naherwartung umgedeutet hat ("Paradigmenwechsel")" - meinst Du diese Stelle?

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Savonlinna
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#1165 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Aug 2015, 14:32

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Vielleicht musst Du was layoutmäßig korrigieren?
Gerne - aber ich finde es nicht: Meine Aussage ist, dass Jesus im gesellschaftlichen Umfeld einer Naherwartung diese "innerlich" umgedeutet hat. - Ist es diese Stelle, die Du meinst?

Wenn es folgender Satz wäre "
closs hat geschrieben: Aus vielerlei Gründen liegt aus meiner Perspektive nahe, dass er diese Naherwartung umgedeutet hat ("Paradigmenwechsel")
, wäre er zu ändern in: "Aus vielerlei Gründen liegt aus meiner Perspektive nahe, dass er diese gesellschaftliche Naherwartung umgedeutet hat ("Paradigmenwechsel")" - meinst Du diese Stelle?

Ich hab falsch gelesen, closs. Komisch, dabei habe ich paarmal drübergelesen.
Aber ich weiß schon, was mich irritiert hat. ->

Hier der Satz, den ich falsch gelesen habe:
closs hat geschrieben: Aus meiner Perspektive ist nachweisbar, dass es zur Zeit Jesu eine "äußere" Naherwartung gab, die auch Jesus thematisiert hat.
Ich hab mich an "nachweisbar" gestoßen, denn nachweisbar ist gar nichts in der Geschichtswissenschaft, aber Du hast ja deutlich geschrieben, "zur Zeit Jesu" und nicht "Jesus".
Weil "nachweisbar" ein Begriff ist, den ja in historischen Belangen ja eigentlich nur Naturwissenschaftsfans anwenden, dachte ich, Du hast ein Zitat von sven nicht mit Zitatzeichen versehen.

Und so nun auf der falschen Fährte, hab ich gleich das ganze Zitat inhaltmäßig an Svens Argumentationsart angepasst, ohne es zu merken.
Da bin ich mir selber mal auf die Spur gekommen, wie es kommt, dass man falsch liest.
Ich habe also de facto gelesen, dass es nachweisbar sei, dass Jesus eine äußere Naherwartung hatte.
So ein Quark. Sorry.

Du musst also layoutmäßig nichts ändern - aber bei dem "nachweisbar" bin ich anderer Meinung. Es ist allerhöchstens für viele so interpretierbar.
Und das sage ich auf dem Boden der Methodik der Geschichtswissenschaft.
Die nämlich hilft mir im Moment sehr.

closs
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#1166 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Di 25. Aug 2015, 16:11

Savonlinna hat geschrieben:aber bei dem "nachweisbar" bin ich anderer Meinung
Streng genommen hast Du recht. - Es war meinerseits ein kurzes Wort für "die objektiv uns vorliegenden Daten weisen einmütig darauf hin, dass es so war".

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Münek
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#1167 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mi 26. Aug 2015, 00:59

Savonlinna hat geschrieben: Ich zitiere noch einmal die hier relevanten Punkte:

Historische Methode
Vergangenheit und Geschichte
=>
• Jede historische Aussage ist ausgewählt (Konstruktion)
• Geschichte liegt nur als Erzählung vor (Narrativität)
• Geschichte ist vom erkennenden Subjekt geprägt
(Subjektivität / erkenntnisleitendes Interesse)
• = Standort und Perspektive
http://www.phil.uni-greifswald.de/filea ... S07-08.pdf

Was hier steht, können unsere Atheisten offenbar irgendwie nicht erfassen.

Ich gehe davon aus, dass die Theologierprofessoren an den theologischen Hochschulen ihr Handwerk excellent verstehen.

Sie beherrschen die "historisch-kritische Textauslegung" perfekt. Und wenn sie in breiter Mehrheit zu dem
Ergebnis gekommen sind, dass sich Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat, wird das seine sehr guten Grün-
de haben.

Du wirst das mangels Kompetenz ganz bestimmt nicht beurteilen können.

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Savonlinna
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#1168 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » Mi 26. Aug 2015, 01:19

Münek hat geschrieben:Und wenn sie in breiter Mehrheit zu dem
Ergebnis gekommen sind, dass sich Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat, wird das seine sehr guten Grün-
de haben..
Zur Erinnerung: Sie sind ja gar nicht in breiter Mehrheit zu diesem Ergebnis gekommen.

Münek hat geschrieben:Du wirst das mangels Kompetenz ganz bestimmt nicht beurteilen können.
Ich galt für Dich nur so lange als kompetent, solange Du glaubtest, ich würde closs mangels DESSEN Kompetenz gleich Dir zusammenschlagen, richtig?

Nun, da Du siehst, dass ich DEINE Kompetenz anzweifele, habe ich in Deinen Augen nun keine Kompetenz mehr.
Ich lese gerade unter dem Stichwort "intellektuelle Redlichkeit" alle Deine Beiträge durch, die diesen Begriff beinhalten. Es sind 46 Treffer.

Als ich artikulierte, dass ich in den Zitaten bezüglich "Jesu Irrtum" keine kompetente wissenschaftliche Aussage darüber finde, was die Mehrheit der Theologen über diese Frage befinde, wurde auch ich des Mangels an intellektueller Redlichkeit beschuldigt.

Daraus schloss ich: Was Münek sagt, ist grundsätzlich intellektuell redlich.
Wer seiner Meinung ist, ist grundsätzlich intellektuell redlich.
Wer die Richtigkeit seiner Meinung anzweifelt, ist grundsätzlich NICHT intellektuell redlich.

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Andreas
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#1169 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mi 26. Aug 2015, 01:33

Savonlinna hat geschrieben:Es sind 46 Treffer.
Falls es dir mal langweilig sein sollte.
Suchanfrage: *redl*
Zu suchender Autor: Münek
Die Suche ergab 183 Treffer :mrgreen:

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#1170 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mi 26. Aug 2015, 01:38

Savonlinna hat geschrieben:Für GLÄUBIGE Christen haben in meinen Augen gerade die Erläuterungen der Methoden der Geschichtswissenschaft und damit der der historisch-kritischen Wissenschaft eine gute Grundlage dafür geliefert, dass das Phänomen "Christus" "geistig" vorhanden ist, und auch wirksam vorhanden ist.

Du magst das so sehen, andere nicht.

Ratzinger z.B. wehrt sich - trotz auch positiver Bezugnahmen - gegen Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese. In seinem Jesusbuch (S. 64) zitiert er Wladimir Solowjew, der den Antichrist als großen Schriftgelehrten darstellt. Der fromme Dogmatiker Ratzinger fügt hinzu:

"Bibelauslegung kann in der Tat zum Instrument des Antichrist werden... Aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese sind die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu, der Demontage des Glaubens geflochten worden."


Oder wirf mal einen Blick in das Buch des bekannten Theologen Klaus Berger "Die Bibelfälscher.". In diesem Buch wirft der Autor seinen Kollegen von der Exegetenzunft vor, ungewollt das Geschäft der Atheisten zu betreiben und großen Schaden in den Gemeinden anzurichten.

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