Parusieverzögerung

Themen des Neuen Testaments
closs
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#1141 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 22:59

Münek hat geschrieben:Welche Prämissen (Axiome) sollten das denn sein?
Schon mehrfach beantwortet:

Eine Prämisse ist, dass man aus den Text-Zeugen ÜBER Jesus schließt, dass sie authentisch FÜR Jesus stehen - so als hätte Jesus vor der Freigabe korrekturgelesen. - Mit dieser Prämisse kann man zu Deinen Ergebnissen kommen.

closs
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#1142 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 23:00

Münek hat geschrieben:Dass das angekündigte "Reich Gottes" nicht kam, ist Fakt.
Ja.

Münek hat geschrieben:Dass Jesus seinen Landsleuten den nahe bevorstehenden Anbruch der Gottesherrschaft (Reich Gottes) auf Erden predigte ebenso.
Nein - siehe oben zum Punkt "Prämisse".

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Magdalena61
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#1143 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Magdalena61 » Fr 8. Mai 2015, 23:04

Münek hat geschrieben:Es wird auf wissenschaftlicher Basis nach bestem Wissen und Gewissen - nicht nach bestem Glauben - ge-
forscht.
Das machen die hier auch:
Steht für Parusie als Ankunftsgeschehen einer (personal vorgestellten) Gottheit kein semitisches (→ Sem/Semiten) Äquivalent - z.B. im AT - zur Verfügung, und geht das Vorkommen in frühjüdischen Schriften auf christliche → Interpolation zurück (z.B. Test XII: TestJud 22,2; TestLev 8,15), finden sich jedoch Begriff wie Vorstellung im röm.-hell. Kulturkreis (s.u. 3.1), ist die Forschung überwiegend der Meinung, dass das Urchristentum den Begriff seiner Umwelt entnommen und für seine Erwartung aktiviert hat.

Vergleichbares ist auch im nachbiblischen → Judentum zu beobachten (vgl. syrBar 30,1). Ob urchristlich auch der vorgeprägte Vorstellungsgehalt übernommen oder der Parusie Christi ein neuer Inhalt gegeben wurde, ist jeweils für den Einzelfall zu klären.

Da das Anliegen des 'Historischen Jesus' die personale Vermittlung der gegenwärtig ankommenden Gottesherrschaft für → Israel war (vgl. Lk 11,20; 17,20f), deren geschichtlich wirkmächtiger Anfang (vgl. Mk 4,31.32a) sich trotz seines Todes in Vollendung durchsetzen wird (vgl. Mk 14,25), dürfte ihm die postmortale eschatologische Parusie-Hoffnung seiner Person (vgl. die Parusie des Menschensohn-Christus Mt 24,3ff) fremd gewesen sein.
bibelwissenschaft.de
LG
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Münek
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#1144 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Fr 8. Mai 2015, 23:11

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Wo hat sich die historisch-kritische Methode denn hier im Thread dargestellt?
Indem sie als Grundlage des Satzes dargestellt wurde, Jesus HABE selbst eine Naherwartung gehabt. - Als sei dies ein text-kritisches Ergebnis in Tatsachen-Rang. - So kommt es ständig rüber.

Dass Jesus dem Volk verkündigte, das Reich Gottes sei nahe herbeigekommen, steht so in der Bibel.
Wirf mal einen Blick in die synoptischen Evangelien... ;)

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Münek
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#1145 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Fr 8. Mai 2015, 23:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche Prämissen (Axiome) sollten das denn sein?
Schon mehrfach beantwortet:

Eine Prämisse ist, dass man aus den Text-Zeugen ÜBER Jesus schließt, dass sie authentisch FÜR Jesus stehen - so als hätte Jesus vor der Freigabe korrekturgelesen. - Mit dieser Prämisse kann man zu Deinen Ergebnissen kommen.

In der Tat ist es so, dass die Neutestamentler in diesem Punkt keine Zweifel haben, dass die Evangelien hier
korrekt berichten ("Kehrt um. Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Glaubt dieser frohen Botschaft!")

Welche Gründe hätten die Theologen nach Deiner Auffassung haben müssen, die Evangelientexte in Zweifel zu
ziehen. Zeige den Herren Professoren mal, wie richtige Exegese geht... :D
Zuletzt geändert von Münek am Fr 8. Mai 2015, 23:27, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#1146 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 23:26

Münek hat geschrieben:Dass Jesus dem Volk verkündigte, das Reich Gottes sei nahe herbeigekommen, steht so in der Bibel.
Lässt man mal die Frage nach "äußerer" und "innerer" Nähe und die Frage nach zeitlicher oder seelischer Nähe weg, stimmt das. - Aber wie Du sagst: Es steht in der Bibel, ist also eine Version, die entweder einem zutreffenden oder nicht-zutreffenden Verständnis Jesu durch die Textverfasser entspricht.

Die Frage, ob so oder so, ist text-kritisch nicht entscheidbar. - Man also nicht von "Tatsache" sprechen - weder so rum noch anders rum.

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#1147 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Fr 8. Mai 2015, 23:36

Münek hat geschrieben: Im Mittelpunkt von Conzelmanns Hauptwerken steht die Erkenntnis, dass in den Schriften des "Neuen
Testaments" nicht vom historischen Jesus die Rede ist, sondern von einer theologischen Kunstfigur der
biblischen Autoren.
Und wenn die Conzelmänner das sagen ist das Fact-gell? :lol: Eigenartig daran ist nur, dass diese "KUNSTFIGUR" so lange im
Gespräch bleiben konnte, und dass sich das von dieser "KUNSTFIGUR" prophezeite vor unseren Augen zu 100% erfüllt.
Besonders bei der Erfüllung von Matthäus 24:14 nerven die Klinkenputzer heute ganz schön-GELLE? :mrgreen:

14 Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.
Zuletzt geändert von Hemul am Fr 8. Mai 2015, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1148 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 23:37

Münek hat geschrieben:Welche Gründe hätten die Theologen nach Deiner Auffassung haben müssen, die Evangelientexte in Zweifel zu ziehen.
Als authentische Zeugen der Zeit(im Sinne von: diese Texte sind echt) sind diese Texte NICHT in Zweifel zu ziehen.

Münek hat geschrieben: In der Tat ist es so, dass die Neutestamentler in diesem Punkt keine Zweifel haben, dass die Evangelien hier korrekt berichten
In Bezug worauf?

In Bezug auf den damaligen Zeitgeist/die damalige Zeiterwartung? Da würde ich der historisch-kritischen Forschung unbesehen glauben - denn genau solche Fragestellungen sind historisch-kritische Fragestellungen.

In Bezug auf Jesus selbst? Auf diese Frage sollten Historisch-Kritische gar nicht antworten WOLLEN, weil dies eine geistige Fragestellung ist - auf das Motiv "Und sie verstanden ihn nicht" wurde mehrfach hingewiesen (auf anderes auch).

Ich vermute, dass scheinbare Tatsachen-Behauptungen zu Jesus mit historisch-kritischem Etikett Folge eines wissenschaftlichen Hypes sind, Geistiges als objektiv darstellbar zu vermitteln. - Die Beantwortung dieser Frage müsste an die Wissenschafts-Geschichte weitergeleitet werden.

Münek hat geschrieben:Zeige den Herren Professoren mal, wie richtige Exegese geht...
Ich gehe nach wie vor aus ("Unschuldsvermutung" ;) ), dass die von Dir genannten Professoren irgendwo zu ihrem Forschungs-Ansatz geschrieben haben, dass sie Bibel-Zitate Jesu gleichsetzen mit Jesu Meinung/Intention - dass sie also das Motiv der "stillen Post" zwischen Jesus und seinen Zitierern NICHT zugrundlegen. - Dann, aber eben nur dann, kann man die von Dir zitierten Äußerungen akzeptieren.

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Münek
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#1149 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Fr 8. Mai 2015, 23:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesus dem Volk verkündigte, das Reich Gottes sei nahe herbeigekommen, steht so in der Bibel.
Lässt man mal die Frage nach "äußerer" und "innerer" Nähe und die Frage nach zeitlicher oder seelischer Nähe weg, stimmt das. - Aber wie Du sagst: Es steht in der Bibel, ist also eine Version, die entweder einem zutreffenden oder nicht-zutreffenden Verständnis Jesu durch die Textverfasser entspricht.

Die Frage, ob so oder so, ist text-kritisch nicht entscheidbar. - Man also nicht von "Tatsache" sprechen - weder so rum noch anders rum.

Wer spricht von "Tatsache"? Die wissenschaftlichen Theologen bestimmt nicht...

Sie sind sich nur "äußerst sicher" und haben "keine Zweifel", dass Jesus die Nähe der an-
brechenden Gottesherrschaft auf Erden verkündigt hat - wie es die Evangelisten berichten...


Kurt, was soll er seinen Landsleuten denn stattdessen verkündigt haben? Hast Du eine Idee? Und kannst Du diese begründen?

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#1150 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Fr 8. Mai 2015, 23:45

Münek hat geschrieben:
Welche Gründe hätten die Theologen nach Deiner Auffassung haben müssen, die Evangelientexte in Zweifel zu
ziehen. Zeige den Herren Professoren mal, wie richtige Exegese geht... :D
Steht doch unmissverständlich wie folgt in 1.Korinther 1:19-21:
19 Denn es steht geschrieben: "Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen werde ich verwerfen." 20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu retten.
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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