Parusieverzögerung III

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Münek
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#1131 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 22:59

Andreas hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich kann mich ja irren, aber das von Jesus als nah angekündigte Reich Gottes ist nicht gekommen. Oder habe ich da was übersehen?
Doch nicht etwa meine schönen Zitate, mit einer ganz anderen Interpretation von Mk 1,15? :shock: Also ich hörte die frohe Botschaft und verinnerlichte sie. Das ist subjektiv - aber das ist Glaube immer. Historisch-Kritisch geht Glauben nicht. Ich auch Realität - Wissenschaft andere Baustelle.

Mein lieber Andreas, jeder soll und darf glauben, was er will. :thumbup:

Da habe ich ohne wenn und aber nicht den geringsten Einwand... :)

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Münek
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#1132 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 23:10

Andreas hat geschrieben:Ich erwähnte es schon. Mehr hat Kubitza auch nicht vorzuweisen. Der wurde hier aber immer als Wissenschaftler ersten Ranges präsentiert. Seltsam, dieses zweierlei Maß. Wie erklärst du dir das?

Es gibt hier kein zweierlei Maß.

Kubitza wurde hier nach meiner Erinnerung nie als "Wissenschaftler ersten Ranges" präsentiert.
Natürlich war er wissenschaftlich tätig, als er sein Buch "Der Jesuswahn" vorbereitete und schrieb.

closs
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#1133 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mo 24. Aug 2015, 23:19

Münek hat geschrieben:Daran scheitert die Dogmatik aus inneren Gründen.
Dann wäre ein Professor für Dogmatik ein unwissenschaftlich arbeitender Professor. :lol:

Münek hat geschrieben: Sie fesselt sich selbst, weil sie nicht ergebnis-offen arbeiten will - und somit auch nicht darf. Wer dennoch aus intellektuell-redlichen Gründen ausbricht (siehe Uta Ranke-Heinemann), wird bestraft und entfernt.
Du hast ein rührend-romantisches Verständnis von Wissenschaft.

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Münek
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#1134 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 23:44

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Also der präsente Jesus verkörpert die Gegenwart des Reiches Gottes und lehrt gleichzeitig das Volk und seine Jünger, Gott um das Kommen seines Reiches zu bitten....
Ja - dass es in einen komme, bevor die apokayptische Wiederkehr ansteht. - Es geht unter Gläubigen um die Aufnahme des/Sich-Öffnen für das göttlichen Reich(s) - "Klopfet und Euch wird aufgetan".

Münek hat geschrieben:Das hat er nicht und das glaubt nicht mal Ratzinger, der in seinem Jesusbuch die Auffassung vertritt, das "Reich Gottes" sei Jesus von Nazareth in Person.
Das ist doch genau damit gemeint - "in" Person und durch die Person Jesu übertragbar in die Person von Dir und mir.

Natürlich sind das Glaubens-Aussagen.

Lieber Kurt - ABER HALLO...natürlich sind das Aussagen des Glaubens. :thumbup:

Dagegen habe ich wirklich nichts zu sagen...

NUR: In dem gesamten Threadthema ging es NIE um "Glaubensaussagen". Es ging immer um bibelhistorische Wissenschaft und deren Ergebnisse. Wie Du Dich erinnern kannst, entzündete sich die lebhafte Debatte primär an der Feststellung, es bestehe in der wissenschaftlichen Theologie ein breiter Konsens darüber, dass Jesus eine Naherwartung hatte, die sich nicht erfüllt hat.

Dagegen liefen Leute wie Du Sturm. Der Konsens wurde bezweifelt. Dabei gab es jede Menge peu a peu zusammengetragener Zitate von wirklich renommierten Theologen, die sich in diese Richtung sehr eindeutig geäußert hatten. Auch deren Kompetenz wurde gelegentlich in diesem Punkt bezweifelt - mal mehr, mal weniger...

Kurz: Du hast Dich mit Deiner Glaubensfackel ins wissenschaftliche Lager begeben - und dort wehte Dir zu Recht ein eisiger Wind ins Gesicht...

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#1135 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Di 25. Aug 2015, 00:02

Hemul hat geschrieben:Damit Gottes Wille auch auf Erden im vollen Umfang geschieht - muss sich vorher aber noch folgende Prophezeiung aus Daniel 2:44 erfüllen:
44 Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen.

Da klingt aber ganz und gar nicht nach einem "Inneren Gottesreich".

Verrate das bloß unseren lieben Kurt nicht. :thumbup:

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#1136 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Hemul » Di 25. Aug 2015, 00:08

Sorry!
Zuletzt geändert von Hemul am Di 25. Aug 2015, 00:19, insgesamt 1-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#1137 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Di 25. Aug 2015, 00:15

Hemul hat geschrieben:Er schrieb an Deine Adresse
Das Zitat stammt von Münek. - Aber trotzdem hast Du recht: Selbstverständlich weiss ich, dass es beides gibt.

Münek hat geschrieben:Da klingt aber ganz und gar nicht nach einem "Inneren Gottesreich".
Hier geht es um die apokalyptische Wiederkunft Jesu - natürlich ist das kein "inneres Gottesreich".

Münek hat geschrieben:In dem gesamten Threadthema ging es NIE um "Glaubensaussagen".
Primär nicht - es geht hier, was in der Bibel steht. - Aber was man rausliest, ist Glaubenssache - egal ob Ratzinger oder Kubitza. - Du hast immer noch nicht den Unterschied zwischen "Beobachtung" und "Interpretation" verinnerlicht.

Münek hat geschrieben:Du hast Dich mit Deiner Glaubensfackel ins wissenschaftliche Lager begeben - und dort wehte Dir zu Recht ein eisiger Wind ins Gesicht...
Das ist Dein geradezu dogmatisch anmutender Irrtum: Im wissenschaftlichen Lager wehen sowohl eisige als auch warme Winde - je nach wissenschaftlicher Perspektive. - Aber wie oft habe ich das jetzt eigentlich schon gesagt?

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Andreas
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#1138 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Di 25. Aug 2015, 00:16

Mk 1,12-15
Konrad Huber - Professor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die zweite Aussage nennt als Kern der Botschaft Jesu und zentralen Inhalt des „Evangeliums Gottes“ den Anbruch der Königsherrschaft Gottes. Für das Markusevangelium (und für die synoptischen Evangelien insgesamt) ist die Rede von der βασιλεία, von der „Herrschaft“, dem „Reich“ bzw. dem „Königsein“ Gottes, der bestimmende Hauptinhalt der Verkündigung Jesu und begegnet dort fast ausschließlich im Munde Jesu. Der Begriff selbst lässt das schon vom Alten Testament her vertraute und zur Zeit Jesu lebendige Heils- und Hoffnungsbild vom Königtum Gottes anklingen und aktualisiert es. Wie beispielsweise bei Jesaja das Kommen Gottes als König und damit verbunden seine heilvolle und rettende Zuwendung zu den Menschen als Inhalt der Ankündigung des endzeitlichen Freudenboten beschrieben sind (vgl. Jes 52,7-10), so findet sich in vielfacher Weise diese Vorstellung und Erwartung von Gottes Königsein auch in zahlreichen anderen Texten aus allen Teilen des Alten Testaments zum Ausdruck gebracht. Ist die Vorstellung von der βασιλεία τοῦ θεοῦ also keineswegs neu, so liegt das Besondere an der Verkündigung Jesu in der Ansage der definitiven Nähe, ja des beginnenden Anbruchs der (endzeitlichen) Herrschaft Gottes. Dabei deutet die Perfektform „nahegekommen ist“ (ἤγγικεν, Perf. von ἐγγίζω, „sich nähern“, „nahe herankommen“) einerseits an, dass das Reich Gottes schon jetzt nahe, ja gekommen ist, dass es andererseits aber noch nicht ganz und vollendet da ist. Die Gottesherrschaft ist auf geheimnisvolle Weise (vgl. Mk 4,11) zugleich gegenwärtig und endzeitlich, sie ist anfanghaft und zeichenhaft angekommen und sie beginnt, sich von jetzt ab durchzusetzen. Diese Nähe und anfanghafte Wirklichkeit der Basileia ist im Verständnis des Markusevangeliums aber erst eigentlich greifbar und nicht anders erfahrbar als im Wirken und in der Person Jesu selbst. In ihm zeigen sich jetzt schon in der Gegenwart die Art und Weise der Königsherrschaft Gottes und ihre heilvollen Auswirkungen auf die Menschen. Das von Jesus verkündete Evangelium vom Nahegekommen-Sein der Basileia birgt in sich also eine deutlich christologische Komponente, ist untrennbar verbunden mit seiner Person. Als Verkünder des Evangeliums Gottes ist er zugleich auch dessen Inhalt (vgl. Mk 1,1).

Gegenwärtig andringende und zum vollendeten Gottesreich hindrängende Gottesherrschaft erfordert und ermöglicht Antwort und Entscheidung von Seiten des Menschen. Das thematisieren schließlich die beiden folgenden Imperative in Mk 1,15, die ihrerseits inhaltlich eng aufeinander bezogen sind. Es gilt, seinen Sinn zu ändern (μετανοέω; vgl. Mk 1,4; 6,12), d.h. umzukehren, angesichts erfüllter Gnadenzeit und der Heilszusage der Basileia eine radikale Lebenskehre zu vollziehen und sich neu auf Gott hin zu orientieren, sich zu ihm hinzuwenden. Und es gilt – geradezu als Konkretisierung dieser Sinnesänderung –, zu glauben (πιστεύω), sich konsequent und voller Vertrauen auf das Evangelium, diese Frohbotschaft einzulassen und damit letztlich dem Wort und dem Wirken Jesu Glauben zu schenken. Die Frohbotschaft der nahegekommenen Basileia zieht aber nicht einfach nur diese Forderung nach sich, sie ist vielmehr gleichsam der „Raum“, innerhalb dessen Sinnesänderung und Glaube entsprechend möglich gemacht sind und als Antwort auf die Zusage Realität werden können. Die auffällige Schlusswendung mit ἐν + Dativ (glauben „aufgrund“ der frohen Botschaft) legt ein derartiges Verständnis nahe: „glaubt, weil es das Evangelium gibt und es euch zu diesem Glauben befähigt“ (H.-J. Klauck 98).

Hemul
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#1139 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Hemul » Di 25. Aug 2015, 00:18

Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Damit Gottes Wille auch auf Erden im vollen Umfang geschieht - muss sich vorher aber noch folgende Prophezeiung aus Daniel 2:44 erfüllen:
Da klingt aber ganz und gar nicht nach einem "Inneren Gottesreich".
Verrate das bloß unseren lieben Kurt nicht. :thumbup:
Was erzählst Du denn da? :shock: Warum soll ich das closs nicht erzählen? :roll: Closs hat im Gegensatz zu Dir hier Unterscheidungsvermögen.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1140 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Di 25. Aug 2015, 00:25

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Auch das übergehst Du völlig, wenn Du Jesus aus glaubensapologetischen Motiven die Verkündigung eines "Inneren Gottesreiches" unterstellst.
Nein - ich unterscheide das apokalyptische Irgendwann-Gottesreich vom inneren Jetzt-Gottesreich. - Viel wichtiger: Jesus hat es so gehalten.

Ja, Jesus war Apokalyptiker und Endzeitprediger...

Hat aberJesus tatsächlich zwei Gottesreiche verkündigt...? :o Vielleicht solltest Du mal ganz schnell
im Vatikan anrufen. Ich bin sicher, die Kurien-Kardinäle und Franziskus wissen das noch nicht...

Die theologischen Fakultäten kannst Du später per E-Mail unterrichten...

Wer weiß: Vielleicht erhält Du über kurz oder lang den "Nobelpreis für Theologie"... :lol:

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