Parusieverzögerung III

Themen des Neuen Testaments
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Andreas
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#1101 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:00

Münek hat geschrieben:Prof. Frohnhofen klammert in seinem Beitrag das Problem der nicht eingetroffenen Naherwartung aus bzw. thematisiert es nicht. Trotzdem ist sein Beitrag nicht uninteressant, weil dieser impliziert, dass von einem "Inneren Gottesreich" nicht die Rede sein kann.
Prof. Frohnhofen klammert in seinem Beitrag das Problem der nicht eingetroffenen Naherwartung nicht aus. Er interpretiert Mk 1,15 nur anders als du. So wie er das interpretiert, beginnt das Reich Gottes mit Jesus. Es ist also schon herbeigekommen. Es ist zum Greifen nahe, mann muss das Evangelium nur annehmen - d.h. verinnerlichen. Da gibt es nichts worauf man noch warten könnte.

Die historisch-kritische Methodik ist, wie auch die Dogmatik, Teil der katholischen Theologie als auch der evangelischen Theologie und mit Abschluss des Studiums ist belegt, dass man die Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten hat. Jeder Dorfpfarrer ist demnach theologischer Wissenschaftler.

Münek hat geschrieben:Der Konsens, von dem hier soviel die Rede ist, besteht unter den an den theologischen Fakultäten historisch-kritisch forschenden und lehrenden Wissenschaftlern - den Bibel-Exegeten.
Nach deiner Definition wäre Kubitza raus aus dem "Konsens ...". Kubitza hat ein ganz normales Theologiestudium (incl. Dogmatik), wie jeder andere auch. Zu den historisch-kritisch forschenden und lehrenden Wissenschaftlern hat er nie gehört. Nach Abschluss seines Studiums gründete er seinen Verlag und wurde Atheist.

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Andreas
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#1102 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:14

Ach übrigens, der von dir Zitierte Prof. Dr. Werner Zager ist Präsident des Bundes für Freies Christentum. Dieser hat mit der offiziell vertretenen Lehre von Jesus Christus als "Gott" die größten Schwierigkeiten - Unitarier also.
Wieder so eine Minderheitenmeinung, wie die der Atheistischen-Theologie (ich liebe dieses Oxymoron).
Der nie belegte "Konsens ..." brökelt weiter ...

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Münek
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#1103 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 19:22

Andreas hat geschrieben:Münek, ich hab keine Lust, lang nach evangelischen Theologen zu suchen, wenn du sie dann eh nicht akzeptierst.

Die Konfession spielt keine Rolle. Gemeint sind Theologen, die an den Fakultäten nach der historisch-kritischen Methode (also wissenschaftlich) biblische Texte auslegen, also Biblexegese betreiben.. Dogmatiker klammere ich hier aus, weil sie keine Bibeltexte, sondern christlichen Glaubenslehren auslegen; die sind nicht vom Fach.

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Andreas
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#1104 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:25

Kommentar der aktuellen Stuttgarter Erklärungsbibel zu Mk 1,14-15
Von Gott zum König der Endzeit eingesetzt, vom Geist Gottes erfüllt und als Mittelpunkt einer neuen Schöpfung bewährt und erwiesen (V. 10-13), kann Jesus das ->Reich Gottes, d.h. Gottes königliche Herrschaft über Schöpfung (Ps 103,19; 145,8-13) und Menschenwelt (Jes 52,7-10), ausrufen. ->Evangelium (s. Sacherklärung) ist Gottes Lebenswort, seine Heilszusage, die jetzt in Erfüllung gehen soll an denen, die ihr glauben (s. Erklärung zu V. 1). Bei Buße ist nach dem Alten Testament daran gedacht, dass ein Mensch sich umwendet, eine neue Richtung findet und sich ganz auf Gott hin ausrichten lässt. In Jesu Ruf kommt Gott den Menschen so nahe, dass sie sich davon treffen lassen können und Umkehr möglich wird.
Die Bearbeiter
Die Einführungen und Erklärungen wurden von einem Autorenteam erarbeitet und sind als ein Gemeinschaftswerk zu betrachten, bei dem keine Zuschreibung bestimmter Teile an bestimmte Bearbeiter vorgenommen wird. Die ursprünglichen Entwürfe sind durch "Gegenlesung" und redaktionelle Abstimmungen im Interesse der Einheitlichkeit und Geschlossenheit des Auslegungswerkes gelegentlich stark bearbeitet worden.
An der Kommentierung des Neuen Testaments waren beteiligt: Landessuperintendent Dr. Ako Haarbeck (Lippische Landeskirche), Prof. Dr. Gisela Kittel (Bielefeld), Bischof Dr. Walter Klaiber (Evangelisch-methodistische Kirche), Landesbischof D. Dr. Eduard Lohse (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers), Prof. D. Dr. Eduard Schweizer (Zürich) und Dr. Joachim Lange (Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart). Durch Vorarbeiten haben mitgewirkt: Prof. Dr. Hans Joachim Kraus, Dozent Dr. Dietrich Mann und Prof. Dr. Hans Weder.

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#1105 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 19:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nur die "Ergebnisoffenheit der wissenschaftlichen Tätigkeit" ermöglicht es, zu konträren Resultaten zu gelangen - und diese nebeneinander "stehenzulassen".
Das gibt es innerhalb der christlichen Theologie auch - es gibt auch dort genug Streitpunkte und unterschiedliche Standpunkte - siehe bspw. "Rechtfertigungslehre".

Oder nimm die Frage nach dem Stellenwert von "Wille" und "Erkenntnis" - hierin sind sich Rem und ich sehr uneins - obwohl wir im selben Denk-System daheim sind. - Deine Vermutung ist nicht richtig, dass es nur in Deiner Definition wissenschaftlicher Tätigkeit konträre ERgbnisse geben könne.

Wenn Du als katholischer Dogmatiker an der Uni öffentlich z.B. das "Trinitätsdogma" oder die "Sakramentenlehre" oder... in Frage stellst,
weil Du zu einem anderen Ergebnis gekommen bist, bist Du die längste Zeit Theologie-Professor gewesen.

Als die Theologie-Professorin Uta Ranke-Heinemann am 15. April 1987 in einer Sendung des WDR Fernsehens aus dem Marienwallfahrtsort Kevelaer das Dogma der Jungfrauengeburt angezweifelt hatte, entzog ihr zwei Monate später der Essener Bischof Franz Hengsbach die Lehrbefugnis für katholische Theologie.

Soviel zur Ergebnisoffenheit eigener Untersuchungen (Ranke-Heinemann kam zu dem Ergebnis, dass die Jungfrauengeburt nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen sei).
Zuletzt geändert von Münek am Mo 24. Aug 2015, 19:55, insgesamt 1-mal geändert.

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#1106 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:35

SKK-NT: Stuttgarter kleiner Kommentar zum Neuen Testament Bd 2
Dr. theol. Meinrad Limbeck

Und noch etwas war bei Jesus anders: Jesus ließ die Menschen nicht zu sich kommen, sondern er machte sich zu ihnen auf den Weg, um ihnen das Evangelium, d. h. die Frohe Botschaft Gottes zu verkünden: »Die Zeit ist erfüllt, die Herrschaft Gottes ist da!«
Die Stunde hat geschlagen!
Die griechische Sprache kennt zwei Wörter für »Zeit«: Zum einen chronos, das ist die Zeit in ihrer Ausdehnung, und zum anderen kairos, das ist der Zeitpunkt - beispielsweise der Ernte (12,2) oder der Feigen (11,13). Das zweite Wort verwendet Markus an unserer Stelle. Jesus verkündet hier also: »Der entscheidende Zeitpunkt ist gekommen! Wir haben keinen Grund mehr, auf eine spätere Zeit zu warten!« Denn: »Die Herrschaft Gottes ist da!«

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#1107 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von NIS » Mo 24. Aug 2015, 19:39

A :wave: MEN

(ENGLISCH) :thumbup:

Wer ist Gott und wenn ja, wie viele?
Zuletzt geändert von NIS am Mo 24. Aug 2015, 19:42, insgesamt 1-mal geändert.
Der Heilige Geist (Hauke)

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#1108 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mo 24. Aug 2015, 19:42

Münek hat geschrieben:Wenn Du als katholischer Dogmatiker an der Uni öffentlich z.B. das "Trinitätsdogma" oder die "Sakramentenlehre" oder... in Frage stellst, weil Du zu einem anderen Ergebnis gekommen bist, bist Du die längste Zeit Uni-Professor gewesen.
Möglich - das gälte vermutlich auch in der Giordano-Bruno-Stiftung, wenn ein Prof plötzlich auf die Authentizität der Jungfäulichkeit Mariae bestehen würde.

In beiden Fällen gilt: Bevor man irgendwo Prof wird, hat man ja schon geforscht - und vor allem bereits seine innere Weltanschauung gefunden. - Das gilt (bis auf Ausnahmen) für alle Seiten.

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#1109 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:42

NTD Neues Testament Deutsch Bd. 1
Eduard Schweizer - Professor für Neues Testament an der Universität Zürich.

15 Erfüllt ist die Zeit, und genaht ist das Reich Gottes. Kehret um und glaubet an die Freudenbotschaft.
Markus faßt Jesu Verkündigung kurz zusammen. »Verkündigen« und »Freudenbotschaft« sind Lieblingsausdrücke des Markus (vgl. zu 1,1 u. 4). Mit V.15 ist Jesu Ruf richtig zusammengefaßt; formal zeigt sich am Ende die Sprache der Gemeinde, die Buße und Glauben gern zusammenstellt (Apg. 5,31; 11,18; 20,21). Markus liegt daran, daß Jesus in der Verkündigung weiter durch die Welt zieht, daß sein Ruf also auch heute ergeht. So liegt hier so etwas wie eine Überschrift zum ganzen Evangelium vor (vgl. den Rückblick am Ende).
14 Die Zeit des Wirkens Jesu wird deutlich von der des Johannes unterschieden (anders Joh. 3,24). Das Wort »ausliefern« (ins Gefängnis oder den Tod) wird gern von Märtyrern, aber auch von Verbrechern gebraucht. Die Parallele zum Schicksal des Menschensohnes (9,31; 10,33; 14,21.41; vgl. 14,10f. 18.42.44; 15,1.10.15) ist schon sichtbar. Alle biographischen Einzelheiten der Verhaftung sind unwesentlich - erst 6,17ff. erscheinen sie, um eine Lücke auszufüllen (s.d.) -, wesentlich ist nur das Weitergehen der Verkündigung.
15 Jesus aber markiert nicht mehr nur den |20| »Anfang der Freudenbotschaft« (1,1), sondern die Erfüllung der aus aller andern Zeit herausgehobenen Heilszeit (das etwa bezeichnet das griechische Wort für »Zeit« V.15). Es gibt also verschiedene Zeitperioden, solche, in denen Gott Kommendes vorbereitet, und solche, in denen es sich erfüllt.

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#1110 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 19:53

Wuppertaler Studienbibel
Fritz Rienecker - leitender Dozent für Neues Testament und Systematische Theologie an der Evangelischen Akademie Braunschweig.

zu Mk 1,15
Der Ruf zur Umkehr, die Johannes fordert, um dem Kommenden die Bahn freizumachen, wiederholt und erneuert sich im Munde Jesu, weil die Erwartung sich nun erfüllt. Wiederum wie einen Heroldsruf (keryssein) trägt Jesus die frohe Botschaft, die Freudenbotschaft Gottes (so in den älteren Handschriften der ägyptischen Handschriftengruppe) A ins Land. Jetzt geschieht es, weil die Stunde da ist nach Gottes Uhrzeiger. Die Zeit ist erfüllt, einmal in der Hinsicht, daß die entscheidende Bresche in den Machtbereich des Satans geschlagen ist, und zum andern, daß nun angesichts des äußeren Laufs der Dinge - wenn Johannes gerade jetzt gefangen gesetzt, also "dahingegeben wurde zur Hinrichtung" - der neue mutvolle Einsatz fällig und nötig ist. Das Königreich Gottes, die Königsherrschaft Gottes (vergl. das zu Matth. 3,2 S. 34 Gesagte) hat begonnen.
A) In der Koine-Handschriftengruppe (Luthers Vorlage) steht "die Frohbotschaft von der Königsherrschaft Gottes".
Zu der Aufforderung zur Umkehr kommt der Ruf, der Freudenbotschaft zu glauben, "in der Freudenbotschaft gläubig zu sein" (so wörtlich) A ), damit die Gottesherrschaft Wirklichkeit werden kann bei denen, die sich ihr aufgetan und hingegeben haben. Jesus weiß, daß Er nicht nur Künder der frohen Botschaft, sondern selbst in Seiner ganzen Person die frohe Botschaft, das Evangelium ist. Nicht äußeres Glück bringt Er, sondern: - Dir sind deine Sünden vergeben, - und dadurch Eingang in das Reich Gottes.

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