Das war gar nicht nötig, denn Jesus selbst hat authentisch ausreichend Anstößiges gegen den institutionalisierten jüdischen Kultus hervorgebracht. Das reicht von seiner Anrede Gottes mit "Vater", was für jüdische Ohren blasphemisch war; über seinen Umgang mit Frauen während ihrer Monatsregel, was einem jüdischen Rabbi strengstens verboten war und seiner Heilungen am Sabbat; bis zu seiner Tempelreinigungsaktion, seinen Umgang mit Zöllnern, Kindern usw.Rembremerding hat geschrieben: Der Mt-Urtext und das Mk wird mit Mk 11:17 geendet haben, weil man in der frühen Phase der Entstehung des Urtextes noch die Hoffnung hegte, ganz Israel zu Jesus zu bekehren und nichts Anstößiges gegen die Juden ins Evangelium einbringen wollte.
Das ist historisch falsch: Die Darbringung von Opfern sowie ihr Erwerb und der dafür nötige Geldwechsel im Tempelvorhof waren absolut selbstverständlich. "Korrupt" war diese Praxis ganz gewiss nicht. Der Opferbetrieb im Tempelvorhof war damals genau so erlaubt und üblich, wie heute der Verkauf von Postkarten, Kerzen und anderem im Eingangsbereich größerer katholischer Kirchen erlaubt ist. In der Tat wolte Jesus mit seiner Aktion den Tempelvorhof aber von dieser institutionalisierten Geschäftemacherei säubern.Rembremerding hat geschrieben: Jesus brachte gegen eine korrupte Praxis das Gottesrecht wieder zur Geltung. Die Tempelbehörde war sich dieser Grauzone bewusst, nur so ist der Umstand erklärbar, dass bei der Tempelreinigung weder eine bereitstehende römische Kohorte von der Burg Antonia ausrücken musste noch die Autoritäten dagegen einschritten.
Es gab insofern keine "Grauzone", derer sich die Tempelbehörde hätte bewusst sein können und hätte es dieses "schlechte Gewissen" tatsächlich gegeben, wäre dies gleichwohl für die römische und jüdische "Tempelpolizei" kein Grund gewesen, nicht sofort bei Tumulten im Vorhof einzugreifen. Der einizige plausible Grund, warum diese nicht eingegriffen haben, kann nur gewesen sein, dass sie von Jesu Aktion nichts mitbekommen haben, weil sie vorbei war, noch bevor es zu einem wirklichen Tumult kommen konnte.