Parusieverzögerung III

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Münek
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#1081 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 13:32

Samantha hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nun versteift euch doch nicht immer so auf Kubitza. Er gibt nur eine Zusammenfassung und Überblick über die NT-Forschung, auch was die Naherwartung betrifft.
Nicht immer den Boten mit der Botschaft verwechseln. Das ändert ja nichts an den Fakten.
Dann halte Dich auch an die Fakten!
Die Zerstörung des Tempels und Jerusalems waren nur die Zeichen der Zeit, die eine Parusie verdeutlichen könnten. Also gibt es keine nahe Naherwartung, sondern eine sich nach und nach realisierende "Erwartung", die durch die Prophezeiungen und bestimmten Geschehnissen unterstützt werden.

Da hilft kein Beten: "...dein Reich komme..."

Nach 2000 Jahren ist der Zug abgefahren. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...

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Savonlinna
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#1082 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Savonlinna » Mo 24. Aug 2015, 13:35

sven23 hat geschrieben: Es gibt ja noch jede Menge anderer Autoren, die die Ergebnisse der HKM dankenswerterweise zusammengefaßt haben. Es bringt nichts, den Hund zu schlagen, wenn man das Herrchen meint.
Welche denn?

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Ihr nur Bücher nennt, die aus Eurem Stall kommen?

Hemul
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#1083 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Hemul » Mo 24. Aug 2015, 13:44

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es gibt ja noch jede Menge anderer Autoren, die die Ergebnisse der HKM dankenswerterweise zusammengefaßt haben. Es bringt nichts, den Hund zu schlagen, wenn man das Herrchen meint.
Welche denn?

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Ihr nur Bücher nennt, die aus Eurem Stall kommen?
Und jeder Stall muss einmal ausgemistet werden gelle? :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#1084 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » Mo 24. Aug 2015, 13:44

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es gibt ja noch jede Menge anderer Autoren, die die Ergebnisse der HKM dankenswerterweise zusammengefaßt haben. Es bringt nichts, den Hund zu schlagen, wenn man das Herrchen meint.
Welche denn?

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Ihr nur Bücher nennt, die aus Eurem Stall kommen?

Also Theißen/Merz hatte ich schon mehrfach genannt. Die sind irgendwelcher Polemik völlig unverdächtig.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#1085 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mo 24. Aug 2015, 15:56

sven23 hat geschrieben:Und die HKM kommt nun mal mehrheitlich zu dem Schluß, daß Jesus nach Auswertung aller Quellenlagen selbst an das glaubte, was er verkündetet, nämlich das nahe Reich Gottes als etwas ereignishaftem und zeitlich sehr nahem.
Natürlich hat Jesus an das "geglaubt", was er verkündet hat. - Aber WAS hat er verkündet?

Es wird so getan, als habe Jesus ein weltliches Gottesreich in naher Zukunft gepredigt. - Woher willst Du das wissen?

Was man allenfalls weiss, ist, dass es Schreiber gab, die dieses geglaubt haben.


sven23 hat geschrieben:Das ist Stand der Dinge. Vielleicht ändert sich diese Sichtweise irgendwann, wenn neues Material auftauchen sollte, aber ich glaube eher nicht daran.
Das ist nicht "Stand der Dinge" (das klingt so, als sei dies ein objektives Faktum), sondern "Stand der Interpretation". - Dabei gibt es ganz andere Interpretationen - bei selber Quellenlage.

Neues Material wird daran in der Tat schwerlich etwas ändern. - Denn es liegt nicht am Material, sondern an der Interpretation. - Und nochmals: Mit "Interpretation" verlässt man das Beobachten und Beschreiben und wird weltanschaulich. - Das ist gar nicht kritisch gemeint, da man ohne Weltanschauung gar nicht interpretieren kann - aber man sollte unterscheiden können zwischen objektive Daten und Interpretationen daraus.

closs
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#1086 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mo 24. Aug 2015, 16:02

Münek hat geschrieben:Nach 2000 Jahren ist der Zug abgefahren.
Nein - der Zug wird zu unbestimmter Zeit einfahren - wie geplant.

sven23 hat geschrieben:Also Theißen/Merz hatte ich schon mehrfach genannt. Die sind irgendwelcher Polemik völlig unverdächtig.
Sie sind Vertreter einer bestimmten SChule - so wie katholische Exegeten/Hermeneutiker einer anderen Schule angehören. - Dies führt bei gleicher Sachlage (= QUellen) zu unterschiedlichen SChlussfolgerungen - SChlussfolgerungen/INterpretationen/Hermeneutiken sind immer weltanschaulich geprägt, also mit dem Subjekt verbunden.

Entscheidend ist, dass die jeweiligen Wissenschaftler ihren eigenen weltanschaulichen Standpunkt methodisch sauber vertreten (bereits das ist Wissenschaft). - Ergebnisoffenheit gibt es bei Theißen/Merz genauso wie bei Ratzinger nur innerhalb des jeweiligen weltanschaulichen Systems. - Es ist eine Chuzpe ohne Beispiel, wenn der Eindruck erweckt wird, Theißen/Merz seien ergebnisoffenener als Ratzinger.

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Münek
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#1087 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 16:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nach 2000 Jahren ist der Zug abgefahren.
Nein - der Zug wird zu unbestimmter Zeit einfahren - wie geplant.

Er war aber ausdrücklich als NAH-Verkehrzug geplant.

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Andreas
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#1088 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Mo 24. Aug 2015, 16:17

Gegen den hier oft propagierten Konsens der wissenschaftlichen Theologie lassen sich leicht gegenteilige Ansichten aktuell tätiger Theologen finden - wenn man will, und nicht nur sucht was der eigenen Ideologie entspricht:

Diese Seite dient zur Unterstützung meiner Lehrveranstaltungen an der
Katholischen Hochschule Mainz sowie zur Information für alle Interes-
sierten an der systematischen Theologie. Sie wird unterhalten von:
Prof. Dr. phil. Dr. theol. Herbert Frohnhofen
Aus Leben und Tod Jesu

b. Die nahegekommene und anbrechende Gottesherrschaft
Die Gottesherrschaft ist auch für Jesus eine eschatologische Größe der Zukunft (Mt 8,11 par; Mk
14,25 par); man muss um ihr Kommen bitten (Lk 11,2 par: >dein Reich komme<). Die unerlöste Realität
wird also nicht überspielt. Und doch ist für Jesus >die Herrschaft Gottes nahegekommen< (Mk
1,15; Lk 10,9/Mt 10,7f): "Wenn ich mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist Gottes
Herrschaft schon zu euch gelangt" (Lk 11,20/Mt 12,28). Dämonenaustreibungen und Krankenheilungen
gehören nach jüdischem Verständnis zum Beginn der künftigen Heilszeit (vgl.
Jes 35,5f; 29,18f u.a.). Dieses künftige Heil - das ist Jesu neue, originäre Botschaft - dringt mit seinem
Handeln jetzt schon in die Gegenwart ein. Gott kommt also nicht zum Gericht über die
Sünder (wie Jes 66,15-17 und in der Täuferpredigt), sondern um die Macht des Bösen zu brechen.
Jesus versteht sich als Werkzeug dieser Aktion. Jesus verkündet also nicht das Ende der Welt,
sondern das anbrechende Heil der niedergedrückten und verunstalteten Schöpfung. Dazu sendet er
auch seine Jünger/innen aus (Mk 3,14; Mt 10,1.7f): Gottes eschatologisches Kommen und Herrwerden
bedeutet also nicht den Zusammenbruch der Welt, sondern ihre Wiederherstellung und Vollendung
als seine Schöpfung (Mt 6,25-34; 5,45). Diese Herrschaft Gottes ist reine Initiative Gottes,
die von den Menschen nur als Gnadengeschenk angenommen werden kann.
In den Fußnoten tauchen durchaus auch Theißen/Merz auf. Trotzdem wird die "Naherwartung" hier ganz anders als von euch beschrieben dargestellt.

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Münek
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#1089 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 16:42

closs hat geschrieben: - Es ist eine Chuzpe ohne Beispiel, wenn der Eindruck erweckt wird, Theißen/Merz seien ergebnisoffenener als Ratzinger.

Ratzinger ist als Dogmatiker an unhinterfragbare Glaubenswahrheiten (Dogmen) gebunden, die ihm die Kirche verbindlich vorschreibt.

Unhinterfragbarkeit und Ergebnisoffenheit schließen sich zwingend aus.

Dogmatiker legen nicht die Bibel aus (das ist Aufgabe der wissenschaftlichen Exegeten), sondern
den Inhalt der christlichen Glaubenslehre. In Ratzingers Sandkasten befinden sich "Spielzeuge"
wie Trinitätslehre, Sakramentenlehre, Gnadenlehre, Mariologie, Christologie, Soteriologie...

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Münek
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#1090 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mo 24. Aug 2015, 17:16

Andreas hat geschrieben:Gegen den hier oft propagierten Konsens der wissenschaftlichen Theologie lassen sich leicht gegenteilige Ansichten aktuell tätiger Theologen finden - wenn man will, und nicht nur sucht was der eigenen Ideologie entspricht:

Diese Seite dient zur Unterstützung meiner Lehrveranstaltungen an der
Katholischen Hochschule Mainz sowie zur Information für alle Interes-
sierten an der systematischen Theologie. Sie wird unterhalten von:
Prof. Dr. phil. Dr. theol. Herbert Frohnhofen

Professor Frohnhofen ist Dogmatiker und Fundamentaltheologe.

Der spielt im selben "Glaubenssandkasten" wie (früher) sein Kollege Ratzinger. Der Konsens, von dem hier soviel die Rede ist, besteht unter den
an den theologischen Fakultäten historisch-kritisch forschenden und lehrenden Wissenschaftlern - den Bibel-Exegeten.

Prof. Frohnhofen klammert in seinem Beitrag das Problem der nicht eingetroffenen Naherwartung aus bzw. thematisiert es nicht. Trotzdem ist sein Beitrag nicht uninteressant, weil dieser impliziert, dass von einem "Inneren Gottesreich" nicht die Rede sein kann.

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