Vom ungerechten Haushalter

Themen des Neuen Testaments
closs
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#11 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Di 30. Apr 2013, 13:38

kandyra hat geschrieben:dazu gibts schon Texte, zum Beispiel
Danke für link. - Wenn ich diesen Text richtig gelesen habe, ist das wieder mal so ein gesalbter Versuch, mit allem Würgen etwas hineinzuinterpretieren, was ich beim Lesen des Gleichnisses selbst nicht entdecken kann. - Eigentlich müsste ein Gleichnis aus sich selber klar sein - warum sonst Gleichnis. - IRgendwas stimmt da nicht - ich weiss noch nicht genau, was.

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kamille
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#12 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von kamille » Di 30. Apr 2013, 13:44

closs hat geschrieben:
kamille hat geschrieben:Will Gott damit zeigen, wie umfassend seine Barmherzigkeit ist ??
Klingt aber halt im Text nicht so. - Dann müsste rüber kommen (in etwa): "Du hast gesündigt, und trotzdem bin ich barmherzig". - So aber kommt rüber: "Du bist ein Trickser - *schulterklopf* *well done*".

Da stimmt was nicht: Entweder in der Textüberlieferung oder in der Übersetzung.
Ich möchte es aber trotzdem versuchen, vielleicht irren wir uns auch.

Die Barmherzigkeit richtet sich wohl nicht nach der Tat, sondern mehr nach dem guten Willen, der Absicht, auch wenn diese noch unrein ist. Ich habe das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein.
Denn das wesentliche der ganzen Gotteslehre ist doch die Liebe, und Barmherzigkeit ist der Kulminationspunkt der Liebe oder. ? Wenn ja, dann sollte man vorrangig durch diese Brille schaun.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

barbara
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#13 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von barbara » Mi 1. Mai 2013, 11:22

closs hat geschrieben: IRgendwas stimmt da nicht - ich weiss noch nicht genau, was.

Seit ich den amerikanischen Denker Charles Eisenstein entdeckt habe, vermute ich: was nicht stimmt, ist unser Wirtschaftssystem, das massiv anders war als das Wirtschaftssystem, das zu Jesus Zeiten üblich war. Darum fällt es uns schwer, das Gleichnis zu verstehen.

Zum Gleichnis: der Haushalter wird ungerecht genannt, nicht betrügerisch; das heisst für mich, dass sein Fehler eher in Richtung Jähzorn geht, oder Bevorzugung von Lieblingen, oder massive Gewalt und Willkür gegenüber Untergebenen; sein Fehler war nicht, dass die Konten nicht stimmten oder er etwas gestohlen hat oder ähnlich.

Zur Wirtschaft: Eisenstein spricht davon, dass viele nicht-kapitalistische Kulturen eine Wirtschaftsform haben, die auf Geschenken basiert, nicht auf Zinseinkünften. Das bedeutet: als reich gilt, wer viel gibt; und nicht, wer viel hat. Denn wer gibt, der schafft die Basis dafür, dass auch ihm gegeben werden kann in Zeiten der Not. In einer Wirschaft, die auf Geschenken beruht, ist es mein Vorteil, wenn alle andern rund um mich herum so reich wie möglich sind; denn wenn andere reich sind, bedeutet das, dass auch ich keinen Mangel leiden muss.

Das biblische Zinsverbot und die Sabbatjahre wären auch für uns heute noch eine gute Idee... aber unsere Wirtschaftsform ist halt so, dass die auf Ausbeutung anderer beruht und auf dem Gedanken "wenn ich viel habe, hast du wenig; wenn du viel hast, so bin ich arm", also eine Mentalität von Trennung, Neid, Missgunst.

grüsse, barbara

closs
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#14 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 11:24

barbara hat geschrieben:Darum fällt es uns schwer, das Gleichnis zu verstehen.
Mir auf jeden Fall. :lol:

Jetzt müsste jemand mal das Gleichnis in ein modernes Gleichnis übersetzen, so dass der geistige Sinn klar wird: Was soll in einfachen Worten eigentlich unterm Strich gesagt werden?

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Magdalena61
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#15 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Magdalena61 » Mi 1. Mai 2013, 11:38

closs hat geschrieben:Wenn ich diesen Text richtig gelesen habe, ist das wieder mal so ein gesalbter Versuch, mit allem Würgen etwas hineinzuinterpretieren, was ich beim Lesen des Gleichnisses selbst nicht entdecken kann.
Man nehme (einen x- beliebigen Vers).... und dann sagt man das, was man schon lange hatte sagen wollen...
Bei Punkt 26 habe ich aufgehört zu lesen.
Da, wo es gegen die Katholiken geht; denn diese haben RECHT... mit der Betonung der Relevanz der Werke (die eine Frucht des rettenden Glaubens sind); ansonsten müßte man Mt. 25 aus der Bibel streichen, den Exkurs über die Schafe und die Böcke.
closs hat geschrieben:Eigentlich müsste ein Gleichnis aus sich selber klar sein - warum sonst Gleichnis. - IRgendwas stimmt da nicht - ich weiss noch nicht genau, was.
Die Einteilung der Texte, wie sie uns vorliegt, diese zusätzliche Strukturierung durch Überschriften zwischen den einzelnen Absätzen, ist nicht "original". Die Überschriften stehen nicht im Urtext.

Wenn man also weiterliest, und mindestens noch die nächsten beiden Verse dazu nimmt, ergibt sich ein anderes Bild:
Lk. 16,14-15 (Schlachter 2000): Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn.
Und er sprach zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den Menschen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter den Menschen hoch ist, ist ein Gräuel vor Gott.
Der Vortrag Jesu über den ungerechten Verwalter war offenbar für die Pharisäer bestimmt.
Das "Lob" der irdischen Klugheit mutiert zu einem "Gräuel" vor Gott.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#16 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 11:42

Magdalena61 hat geschrieben:Das "Lob" der irdischen Klugheit mutiert zu einem "Gräuel" vor Gott.
Das wäre eine gute Lösung. - Das hieße aber auch (habe ich richtig gelesen?), dass der Chef des Verwalters den Verwalter deshalb lobt, weil dieser genauso durchtrieben ist, wie er selber wäre, wenn er in der Notlage des Verwalters wäre. (?) - Pack verträgt sich?

barbara
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#17 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von barbara » Mi 1. Mai 2013, 11:42

closs hat geschrieben: Jetzt müsste jemand mal das Gleichnis in ein modernes Gleichnis übersetzen, so dass der geistige Sinn klar wird: Was soll in einfachen Worten eigentlich unterm Strich gesagt werden?

Es ist nie zu spät, mit klugem sozialem Verhalten anzufangen...?

grüsse, barbara

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#18 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 12:10

barbara hat geschrieben:Es ist nie zu spät, mit klugem sozialem Verhalten anzufangen...?
Nee - irgendwas stimmt da nicht. - Frage an Euch: Wer spricht in 16,1: "ICH sage Euch". - Es ist eine Wendung, die üblicherweise Jesus-typisch ist, passt aber besser zum "reichen Mann".

Würde der "ICH" in 16,1 Jesus sein - und so klingt's eigentlich - , würde Jesus sagen: "Ihr müsst auch beim Bescheissen zuverlässig sein, sonst seid ihr nicht würdig, in den Himmel zu kommen" (Vgl. 16,1). -- ??? --- Gleichzeitig heisst es: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon" (16,13). --- ??? ---

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Andreas
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#19 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 12:16

Es ist an die Pharisäer, also die Kirchen als Verwalter Gottes auf Erden bezogen. Wenn es ihnen zu sehr um sich selbst geht, ihre Reichtümer und ihre Macht, "bringen sie Gottes geistige Güter um". Oft ist es den Kirchen wichtiger, ihre Schäfchen an sich zu binden, an ihre weltliche Wahrheit, denn an Gottes Wahrheit.

Klug aus Gottes Verständnis handeln sie also, wenn sie sich selbst nicht so wichtig nehmen und den Gläubigen die ungerechten Lasten, die sie ihnen auferlegt haben erleichtern. Dadurch wird die Lehre der Pharisäer (Kirchen, Kinder des Lichts) glaubhafter gegenüber den Schäfchen (Kindern der Welt). Die Schäfchen spüren diese Ungerechtigkeit und Verlogenheit. Das ist keine gute Vertrauensbasis und keine wirkliche Gemeinschaft. Das fällt natürlich auch den Kirchen wieder auf die Füße (z.B. Luther ...).

Auf der anderen Seite kostet Gemeindearbeit auch Geld. "Steuern" oder Beiträge sind notwendig. Es geht eben um das rechte Maß und nicht um die Anhäufung von Reichtümern. Das Geld darf nicht zum Herren werden, weil man eben nicht zwei Herren gleichzeitig dienen darf.

So habe ich das verstanden.

barbara
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#20 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von barbara » Mi 1. Mai 2013, 12:20

closs hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Es ist nie zu spät, mit klugem sozialem Verhalten anzufangen...?
Nee - irgendwas stimmt da nicht. - Frage an Euch: Wer spricht in 16,1: "ICH sage Euch". - Es ist eine Wendung, die üblicherweise Jesus-typisch ist, passt aber besser zum "reichen Mann".

Würde der "ICH" in 16,1 Jesus sein - und so klingt's eigentlich - , würde Jesus sagen: "Ihr müsst auch beim Bescheissen zuverlässig sein, sonst seid ihr nicht würdig, in den Himmel zu kommen" (Vgl. 16,1). -- ??? --- Gleichzeitig heisst es: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon" (16,13). --- ??? ---

Der ungerechte Haushalter bescheisst nicht. Er ist ungerecht. Was nicht dasselbe ist.

Ich verweise nochmals auf meine Anmerkungen zum Thema "Wirtschaftssystem". Zu Jesus Zeiten war Kapitalismus nicht üblich.

grüsse, barbara

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