Liebe deinen Nächsten

Themen des Neuen Testaments
Punch
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#141 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Punch » Mi 17. Mär 2021, 20:02

Tree of life hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 19:57
Punch hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 19:43
Vielleicht solltest du dich mit deinen subjektiven Setzungen der starken und schwachen Argumente etwas zurückhalten, denn ich erwarte in einer Diskussion mit dir, das du nicht allein auf egozentrische Wiedererkennungsmuster beschränkst.
Vielleicht sollten wir alle mal....ein Bierchen trinken gehn und ich erwarte mir vom Personal und allen Gästen Pünktlich, ich warte nämlich nicht gerne :whistling:

Ein Bierchen trinken, du meinst also, ich gewöhne mir wegen deiner Vorlieben nun auch noch das Saufen an?
(Kleiner, vielleicht nicht so feiner Scherz zu früher Abendstunde.)

Ich stellte an Silver Bulllet die Frage: das Wort "Gott". oder Sätze wie »Gott existiert« oder »Gott existiert nicht« sind diese nun gleichermaßen sinnlos, oder eher sinnvoll für dich.

Vielleicht wäre das ein Einstieg für dich...

SilverBullet
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#142 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von SilverBullet » Mi 17. Mär 2021, 22:46

Naqual hat geschrieben:Bei mir ist es (jeder mag es gerne anders sehen), dass ich unter Liebe eine verbindende Kraft verstehe (so wie die Schwerkraft in der Physik und die Fliehkraft als Gegenstück). Aus 2 Personen wird ein „Wir“ (bestehend aus Ichs, die einander auf freiwilliger Basis respektieren) . Ein Wir steht füreinander ein und lebt von den Gemeinsamkeiten.
Bei "lebt von den Gemeinsamkeiten" gehe ich nicht mit, denn meiner Meinung nach geht es um harmonische Ergänzungen (ich habe an "Ruth" davon geschrieben) - auf die Schnelle: ansonsten würden viel mehr Frau-Frau- und Mann-Mann-Liebes-Beziehungen entstehen.

Naqual hat geschrieben:Aus mehr Personen kann man dann „größere Wirs“ bilden, theoretisch bis hin zu allumfassend.
Das geht mir natürlich zu sprunghaft und auf Basis meines Ergänzungs-Ansatzes verliert sich hier der Liebes-Bezug immer mehr.
Hier können tatsächlich Ähnlichkeiten für ein Gruppengefühl eine Rolle spielen (Beispiel: Frauen-Gruppen, Männer-Gruppen), aber "Liebe" ist als Wort hier eher nicht angebracht bzw. man verändert unterschwellig die Bedeutung (was man nicht machen sollte).

Naqual hat geschrieben:Allerdings halte ich auch ein „Ich“ nicht einfach für eine untrennbare Einheit. Sondern eher, im Vergleich, wie ein Molekül, dass aus Atomen und noch kleineren Partikeln besteht.
Nun, ein Mensch ist ein Zellorganismus - jeder von uns besteht aus ca. 10 hoch 14 Zellen (oder einfach aus ganz schön vielen Zellen :-)).

Naqual hat geschrieben:Praktisch verändert es sich ständig und wechselt die Eigenschaften nach Umwelteinflüssen oder unterschiedlichen Personen von denen es umgeben ist. (Womit ein selbständiges festes Ich eine Wunschvorstellung ist.)
Vorsicht, hier beginnt schon wieder eine philosophische Falle, Motto: "wie kann ich mich immer als gleichbleibend sehen, wenn sich doch mein Körper verändert"
Die Antwort lautet: die Veränderung des Körpers ist kontinuierlich, so dass es ein korrekter Zusammenhang ist "immer der gleiche Körper zu sein", immerhin ist ein Mensch ein Zellorganismus, der kein extra Wahrnehmungssystem für Zellveränderungen umfasst.

Naqual hat geschrieben:Natürlich ist es funktional z.B. zwischen Eros und Philia zu unterscheiden.
Bei Unterscheidungen ist immer die Frage in welcher Hinsicht die Unterscheidung wichtig sein soll.
Du hast oben von der verbindenden Kraft in Bezug auf "Liebe" gesprochen.
Ich vermute so eine Kraft würdest du klar bei "Eros" vertreten, während du bei "Philia" da schon vorsichtiger sein musst, denn bei Freundschaften spielen eher Vertrauen und gemeinsame Erlebnisse eine Rolle.

=> in Bezug auf "Liebe" halte ich somit diese philosophische Unterscheidung für nicht sinnvoll.

Naqual hat geschrieben:„Nur Philosophie“ halte ich schlicht für eine arrogante Einstellung
Nein, das tust du nicht, denn du sagst ja selbst - Zitat-Naqual:
der Begriff ist so inflationär, dass er in der Bedeutung eher konfus ist und tendenziell jeder etwas anderes meint.

Philosophie hat deutlich zu diesem Durcheinander beigetragen.

Naqual hat geschrieben:Deswegen nehmen ja selbst reine Naturwissenschaftler ab einem bestimmten Niveau ihre Anleihen aus der Philosopie
"Ach die Armen" - mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt sich dabei um den Wechsel ins Hoheitsgebiet von Wahrnehmungsforschung.
Schau dir Physiker an, die von "Beobachtung" sprechen, wenn sie Materie mit Materie kollidieren lassen, dann ist der Wert des Wechsels zur Philosophie schnell geschätzt - von mir gibt es dort dann immer eine Runde Mitleid.
(bei "Kollaps der Wellenfunktion durch Bewusstsein" bekomme ich Schmerzen an Stellen, die gar nicht zu mir gehören -> "Fremdschämen")

Naqual hat geschrieben:Das hat nichts mit wackelig zu tun, sondern damit dass der Begriff in sich zusammenfällt, wenn man seinen Feind liebt.
Du sollst doch gar nicht deinen Feind lieben. Das "Liebe" in "Feindesliebe" ist philosophisches Sackhüpfen - das ist doch das Problem.
Such in den antiken Texten, da steht nicht, dass du aus einem Feind einen Freund machen sollst - wie einfach wäre es gewesen, zu schreiben "Mach aus einem Feind einen Freund" - Nö, das steht da nicht!

Naqual hat geschrieben:Äh, eigentlich geht es erst einmal darum einen ganz irdischen Feind nicht mehr als Feind zu haben.
Nö, ich habe so etwas nicht im Text gefunden (ich kenne den Text aber auch nicht so gut, wenn du also etwas hast, ich lese es gerne nach).

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Punch hat geschrieben: Unsinn, das hat sich in der Realität in Diskussionsrunden mit Christen immer wieder als starkes Argument erwiesen, mehrmals.
Ja gut, das ist deine Meinung. Während ich jedoch eine Begründung geliefert habe, warum es sich um ein schwaches Argument handelt, vermisse ich in deiner Reaktion den Hintergrund für dieses "mehrmals erwiesen".
Dieses "sie sehen eine Gefahr für den Glauben. also ihren Glauben in der Zukunft" wirkt auf mich eigenartig, soll ihre Gemeinschaft aussterben, weil es andere Gemeinschaften gibt?

Punch hat geschrieben:Vielleicht solltest du dich mit deinen subjektiven Setzungen der starken und schwachen Argumente etwas zurückhalten, denn ich erwarte in einer Diskussion mit dir, das du nicht allein auf egozentrische Wiedererkennungsmuster beschränkst.
Durch das Liefern von Begründung liegt deutlich mehr vor, als eine Setzung - aus meiner Sicht.

Punch hat geschrieben: Du hast es also verinnerlicht, dann hat die Teekanne ja ihren Sinn und Zweck erfüllt.
Wenn es darum ging, dass ich mir die Idee merke (ich bin nicht-religiös), OK, dann soll es gut sein - ich halte es aber immer noch für ein schwaches Argument (Begründung -> siehe oben)

Punch hat geschrieben: Mal eine Zwischenfrage an Silver Bullet: das Wort "Gott". oder Sätze wie »Gott existiert« oder »Gott existiert nicht« sind diese nun gleichermaßen sinnlos, oder eher sinnvoll für dich.
Wir müssen etwas aufpassen, dass wir nicht zu sehr abdriften und sollten bei "Liebe deinen Nächsten" bleiben.
Ich formuliere die Antwort auf deine Frage deshalb in einer Art "Prinzipien-Analogie zu 'Liebe deinen Nächsten'", denn genau wie ich offensichtlich bei solchen Aussagen fragen muss, was denn hierbei "Liebe" sein soll, habe ich es mir angewöhnt, bei "Gott" zu fragen, was "Gott sein soll".
Erst wenn hierzu eine Antwort kommt, kann man sich um Existenz/Nicht-Existenz kümmern. Bei "Liebe" kann ich mich dann darum kümmern, ob überhaupt noch auf "Liebe" abgezielt wird, oder ob sich eine (philosophische) Schräglage eingeschlichen hat.

Punch hat geschrieben: Und bist du wie Wittgenstein der Meinung: Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen.
Schau, ich habe dir zu "das Ich" und zu "radikalem Konstruktivismus" Aussagen geliefert - du hast sie wohl nicht weiter beachtet.
Sagen wir einfach, ich kann dir auch zu "Wittgenstein" und sonstigen Philosophen, Antworten ähnlicher Natur geben und du wirst sie vielleicht ähnlich nicht beachten.
Du könntest natürlich Aussagen von "Wittgenstein" in Bezug zu "Liebe deinen Nächsten" setzen, so dass sie zu diesem Thread gehören - dann reagiere ich selbstverständlich gerne, also wenn du Lust hast, auf geht's...

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Naqual
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#143 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Naqual » Do 18. Mär 2021, 10:21

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 19:17
Naqual hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 18:52
Bei mir ist es (jeder mag es gerne anders sehen), dass ich unter Liebe eine verbindende Kraft verstehe (so wie die Schwerkraft in der Physik und die Fliehkraft als Gegenstück).
Kann nicht auch Angst, Furcht, Schmerz oder Bedrohung eine verbindende Kraft darstellen?

Natürlich. Das spricht aber nicht dagegen, dass Liebe eine verbindende Kraft ist. Das ist so wie ein Scoda Superb ist ein Auto. Aber nicht jedes Auto ist ein Scoda Superb. Wobei die aufgeführten Dinge nur eine äußerliche Verbindung verschiedener Personen darstellt, nicht von ihnen heraus. Wenn die Angst, der Schmerz, die Bedrohung wegfallen, ist das zeitlich befristete "Aktionsbündnis" auch ziemlich schnell vorbei. Wenn beides möglich ist, würde ich einer liebevollen Verbindung immer den Vorzug geben. Dann kommt z.B. auch Sicherheit der Beziehung hinzu, die hast Du z.B. bei Angst- oder Bedrohungsszenarien nicht: der Gewaltherrscher weiß genau, wenn er die Gewalt verliert, fallen die Untergebenen über ihn her.

Oder der Hass auf einen gemeinsamen Gegner?
Auch Hass ist eine Bindung, eine sehr krankhafte. Aber keine verbindende Kraft. Die beiden Betroffenen werden ja nicht eine Gemeinschaft, ein "Wir" in meinen Worten.

Ich erinnere mich gerade an die Worte des "Scardanelli" von früher: Bei der Liebe begegnen sich zwei Subjekte. In dem Moment wo ein Subjekt ein anders als Objekt behandelt (als Mittel für seine Zwecke), ist es keine Liebe mehr. Das ist ziemlich treffend beschreiben.
Wenn zwei durch nur durch Bedrohung gebunden sind zueinander, ist es keine Liebe, die sehen sich gegenseitig als Objekte wider dem Bedroher (oder der Bedrohung).

„Nur Philosophie“ halte ich schlicht für eine arrogante Einstellung, die wissenschaftlich nicht begründet werden kann.
Es gibt Millionen von Philosophen. Vielleicht Milliarden. Vielleicht ist jeder Mensch in gewisser Weise ein Philosoph. Es existiert kaum eine philosophische Auffassung, die nicht schon mal von irgendjemandem vertreten wurde.

Wissenschaft funktioniert auch ohne Philosophie, aber Philosophie ohne Wissenschaft ergibt eben leider nur Geschwurbel.
Das ist schlicht Unsinn, weil Philosophie eine Wissenschaft ist. Sogar die grundlegende (über die Erkenntnistheorien).
Und jeden Menschen zum Philosophen zu erklären ist ähnlich daneben, wie jeden Menschen zum "Künstler" zu erklären. Wer gerade mal Strichmännchen ideenlos nebeneinanderreihen kann, ist sicherlich kein Künstler. (Oder der Begriff des Künstlers selbst wird sinnlos.)
Du gehst sicher auch nicht her und behauptest jedermann ist ein Biologe, weil er über körperliche Erfahrungen verfügt. Das liegt daran weil ein Biologe ein Wissenschaftler ist. Aber nicht jeder, der Erfahrung mit lebender Materie hat, deswegen schon ein Wissenschaftler ist.


 

Helmuth
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#144 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Helmuth » Do 18. Mär 2021, 11:10

Naqual hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 10:21
Oder der Hass auf einen gemeinsamen Gegner?
Auch Hass ist eine Bindung, eine sehr krankhafte. Aber keine verbindende Kraft. Die beiden Betroffenen werden ja nicht eine Gemeinschaft, ein "Wir" in meinen Worten.
Doch, das werden sie sehr wohl. Denn solange man einen gemeinsamen Feind hat agiert man auch gemeinsam. Der Satan treibt sich selbst nicht aus. Erst wenn es diesen gemeinsamen Feind nicht mehr gibt, dann bekämpfen sich diejenigen untereinander.

Gemeinsan ist ihnen der Hass auf den Feind. Haben sich z.B. in einer Firma mehrere gegen eine Mitarbeiter verschworen, dann mobben sie den gemeinsam vom Platz weg. Ist es ihnen gelungen beginnt der gleich Prozess untereinander. Am Ende ist das also nur eine zerstörerische Aktivität.

Daher ist die Liebe das genau Gegenteil. Sie vereint, sie bewahrt, sie schützt und sie wächst und sie lässt gedeihen und erfreut sich auch am Erfolg anderer. Sie neidet einfach nicht. So heißt es auch die Liebe wird niemals aufhören und niemals vergehen. Der Satan und sein Reich, sie werden letztendlich untergehen. Aber solgange kämpfe sie auch in einer Front gegen alles was Gottes Wille ist als ein Kollektiv.

Und daher ist aber auch so, dass die liebende Welt wieder den Satan aus ihr austreibt. Denn er würde dieses ewige Gut einfach nur zerstören. Und so läuft der Prozess über diese Welt derzeit auch ab. Sie muss vergehen, damit ein unzerstörbare kommen kann.

Darum sehe ich es weiter so, dass die Nächstenliebe auch nur im Innenverhätlnis anwendbar ist. Dabei treibt man das Lieblose so gut es geht aus seinem Nächsten aus. Es soll ja der Teufel besiegt werden und nicht der Mensch. Menschen aber, die der Teufel bereits fest im Griff hat, sind nicht Gegenstand der Bergpredigt. Daher unterscheide ich auch den Feind vom Todfeind.

Den Todfeind kannst du nicht lieben. Da geht es nicht darum die andere Wange hinzuhalten, sondern du erlaubst es z.B., dass man deinen Sohn vor dir ermordet. Wäre das Liebe? Und was dann? Ach hier bitte ist mein anderer auch noch? Hier meine ich sogar Waffengewalt dagegen anwenden zu dürfen und wir heißen einen Polizeieinsatz dazu auch für gut.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Tree of life
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#145 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Tree of life » Do 18. Mär 2021, 11:34

Helmuth hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 11:10
So heißt es auch die Liuebe wird niemals aufhören und niemals vergehen.
Vielleicht verstehst du nun den Mann, der seine Frau trotzdem liebt, auch wenn sie Sex mit dem Chef hatte und sich dann dafür entscheidet, den Mann zu verlassen.
Das muß ja nichts an den Gefühlen(Liebe) zu ihr ändern.
Im Gegenteil, er wird sie gehn lassen (loslassen) wenn sie das so möchte, wie der Vater beim "Verlorenen Sohn".
Sie ist nicht sein Eigentum, selbst wenn die beiden verheiratet sind und er lässt sie ziehen.
Entweder es bleibt bei der Trennung oder sie kommt doch wieder zu Ihm und dann?
Soll er ihr Vorwürfe deswegen machen oder wie der Vater beim "verlorenen Sohn" sich darüber freuen?

Warum um sie kämpfen? Wenn sie den Entschluss für sich so gefasst hat, dann sollte man das akzeptieren
Und den andren um die Ecken bringen? Oder dem Vorwürfe machen, weil er ja eigentlich mitbeteiligt war und vielleicht noch der eigene Chef?
Ich sage dir nun, was ich tun würde, war sogar in einer ähnlichen Lage.
Ich trat der Person wie immer entgegen, als wäre nichts gewesen, weil ich über der Situation stand

Ruth
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#146 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Ruth » Do 18. Mär 2021, 12:28

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 15:25

Ich denke auch in deinem Weltbild gilt, dass man die "Seelenverwandtschaft" nicht herstellen, nicht willentlich herbeiführen kann.

Stimmt ... es hat vielleicht eher was von einem "Magneten". Man zieht an und fühlt sich angezogen, ohne dass man weiß, welcher Mechanismus vielleicht dahinter stecken könnte.
Das Wahrnehmen desselben ist aber ein Anfang, um zu entscheiden, diese Anziehung zu vertiefen ... oder eben nicht. Weil möglicherweise Vernunftsgründe dafür oder dagegen sprechen.

Aber du hast schon recht: der Ausgang in beide Richtungen passiert grundsätzlich unwillkürlich. Und auch eine nachfolgende vernunftgesteuerte Entscheidung kann die Tendenz in die andere Richtung (gegen die Vernunft) übertönen/in den Schatten stellen, weil die (unwillkürliche) Anziehung zu groß ist. Daher auch der Spruch: "Liebe macht blind (kann blind machen). Das Gegenteil davon ist dann vielleicht: schlechte Erfahrungen in der Liebe machen oft blind FÜR die Liebe.

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 15:25
..in meinem Weltbild geht es um innere Vorgänge des Wahrnehmungssystems.
Unser gesamtes Nervensystem zieht es in Richtung von Harmonieverbesserungen und wenn ein anderer Mensch (im Grunde reicht auch ein anderes Thema) eine gute Ergänzung zur aktuellen Harmonielage darstellt, dann "freut" sich unser Nervensystem und es wird in diese Richtung gezogen, weil viele, viele Zellen unseres Organismus die Möglichkeit einer Harmoniesteigerung erkennen.

Damit wir zu diesen Vorgängen in uns einen Zugang hätten, bräuchten wir quasi ein zweites Wahrnehmungssystem, das sich nur mit dem ersten System beschäftigt. Das haben wir natürlich nicht und so stellen wir Auswirkungen nur im Groben, nur nachträglich fest und können nicht wirklich darüber sprechen, was vor sich geht.
Mir bestätigt der Austausch mit dir, zu deinem Weltbild und meinem Glauben, meine Vermutung, der ich seit längerer Zeit folge, dass Gott auf vielfältige Weise auch dort wirkt, wo Menschen Gott gar nicht wahrnehmen können. Für mich ist es immer noch "Gott", der dieses bewirkt. Aber ich weiß inzwischen, dass ich mich nicht mehr anstrengen muss, Menschen zu meiner Art, Glauben zu leben "bekehren" muss. Es ist viel mehr förderlich in Sachen "Liebe deinen Nächsten", wenn man nach Gemeinsamkeiten sucht.... weil diese im zwischenmenschlichen Miteinander immer Gutes bewirken können. Wogegen die Absonderung und sich selbst bestätigend darin eher zerstörend wirkt.

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Naqual
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#147 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Naqual » Do 18. Mär 2021, 14:58

Helmuth hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 11:10
Naqual hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 10:21
Oder der Hass auf einen gemeinsamen Gegner?
Auch Hass ist eine Bindung, eine sehr krankhafte. Aber keine verbindende Kraft. Die beiden Betroffenen werden ja nicht eine Gemeinschaft, ein "Wir" in meinen Worten.
Doch, das werden sie sehr wohl. Denn solange man einen gemeinsamen Feind hat agiert man auch gemeinsam. Der Satan treibt sich selbst nicht aus. Erst wenn es diesen gemeinsamen Feind nicht mehr gibt, dann bekämpfen sich diejenigen untereinander.

Gemeinsan ist ihnen der Hass auf den Feind. Haben sich z.B. in einer Firma mehrere gegen eine Mitarbeiter verschworen, dann mobben sie den gemeinsam vom Platz weg. Ist es ihnen gelungen beginnt der gleich Prozess untereinander. Am Ende ist das also nur eine zerstörerische Aktivität.
Ich kann Dich gut verstehen, aber das ist nicht der Bewusstseinszustandes eines gemeinschafltichen Wir, durch Liebe zueinander geprägt, sondern dass, was ich einfach mal "Aktionsbündnis" bezeichnet hatte (im Absatz darüber).
Wobei ich darüber die Antwort auf Sparrow falsch angesetzt hatte. Ich hatte in der Antwort von den beiden Betroffenen gesprochen, Sparrow meinte in seinem letzten Beispiel aber eher drei Personen (oder mehr). Also zwei gegen einen anderen. Das ist im Extremfall sogar so denkbar, dass alle drei (oder mehr) sich aufrichtig und insbrünstig hassen, aber zwei sich gegen ein gemeinsam als kleineres Übel gesehene Person befristet zusammenschließen.

Daher ist die Liebe das genau Gegenteil. Sie vereint, sie bewahrt, sie schützt und sie wächst und sie lässt gedeihen und erfreut sich auch am Erfolg anderer. Sie neidet einfach nicht. So heißt es auch die Liebe wird niemals aufhören und niemals vergehen.

Bei Liebe sehe ich als das Gegenteil "lieblos". Das mag Dich jetzt zum Lachen animieren (als wäres es eine bloße Wortklauberei), aber für mich ist Liebe deswegen nicht das Gegenteil von Hass, weil auch der Hass zwei Leute aneinander binden kann. "Nur" das Ziel ist anders. Aber zwei die sich wirklich hassen, ziehen sich auch quasi magisch an. Müssen sie ja wenn sie ergebnisorientiert handeln wollen. Auf psychischer Ebene bin ich eher geneigt, Angst als Gegenteil von Liebe zu sehen (was auch viele Mystiker tun, die ich hoch schätze). Bei Angst hat man eine Kraft, die den Betroffenen wegbringen, nicht hinbringen will zur anderen Person. Bei der Angst wird das einem-Übel-wollen des anderen verinnerlicht und entfaltet von dort aus im Inneren seine Kraft. Bei der Liebe geht es einem darum den anderen wohl-zu-wollen. Damit wird der andere als Teil des Selbst verinnerlicht und gemocht (siehe z.B. "Mitgefühl" das hier mit auf emotionaler Ebene reinschwingt).

Der Satan und sein Reich, sie werden letztendlich untergehen. Aber solgange kämpfe sie auch in einer Front gegen alles was Gottes Wille ist als ein KollektivUnd daher ist aber auch so, dass die liebende Welt wieder den Satan aus ihr austreibt. Denn er würde dieses ewige Gut einfach nur zerstören. Und so läuft der Prozess über diese Welt derzeit auch ab. Sie muss vergehen, damit ein unzerstörbare kommen kann.
Nachdem ich Satan nicht als eigenständiges Wesen sehe, sondern als dem Menschen innewohnende Instanz oder Funktion, weicht meine Zukunftsdeutung deutlich ab.
Der Mensch braucht das Böse in sich, wie das Gute um überhaupt entscheiden zu können. Mit nur einem der beiden "Grundfunktionen" könntest Du gar nicht entscheiden. Wie sollte das gehen? Symbolisch in der Bibel: mit dem Sündenfall hat der Mensch sich die Erkenntnis von gut und böse, als auch die Entscheidungfreiheit von den Beiden erworben.
Das ist genau der Punkt dann, wo ich die Vorstellung von "Errettung" und "Paradies" bei Gott anders sehe als viele Christen. Wenn ich bei Gott bin und damit nicht mehr gottfern (satangesteuert) sein kann, bin ich auch nicht mehr ich. Ich sündige ja (auch). Ob ich will oder nicht spielt dabei keine Rolle. Es ist das was ich bin. Also ist irgendwann einmal "etwas" bei Gott, das definitiv nicht "ich" ist (bin). Provokativ formuliert: Paulus hätte mich hier gut verstanden. Er sah es in sich so, dass es nicht er ist der sündigt, sondern die Sünde in ihm. Dabei dachte er allerdings nicht weiter: die Sünde in ihm ist Bestandteil von dem was er über sich empfindet und wahrnimmt. Es ist aus der Sicht des Bewusstseins: er selbst.
Und wenn er schon das Böse in sich ausklammert mit einem "Trick", warum klammert er dann nicht das Gute in sich auch aus (es bin nicht ich der Gutes tut, sondern der Geist Gottes in mir)? (Antwort: weil dann der Mensch zu einem hilflosen Spielball externer Mächte wird und nicht die Krönung von Gottes Schöpfung)

Darum sehe ich es weiter so, dass die Nächstenliebe auch nur im Innenverhätlnis anwendbar ist. Dabei treibt man das Lieblose so gut es geht aus seinem Nächsten aus.
Andere Sicht: Was nicht ist (Lieb-losigkeit) kann man auch nicht austreiben. Also man muss dem anderen Liebe erfahrbar machen, damit er es in sich kommen lässt.
Also "man gibt ihm (eher) eine Füllung". Und eine möglichst große! :-) - Das ist im Vergleich so, wie dass man Dunkelheit (Fehlen von Licht) nicht dadurch austreibt, dass man es mit dem Besen rauskehrt, sondern die Taschenlampe nimmt und leuchtet!

Den Todfeind kannst du nicht lieben. Da geht es nicht darum die andere Wange hinzuhalten, sondern du erlaubst es z.B., dass man deinen Sohn vor dir ermordet. Wäre das Liebe? Und was dann? Ach hier bitte ist mein anderer auch noch? Hier meine ich sogar Waffengewalt dagegen anwenden zu dürfen und wir heißen einen Polizeieinsatz dazu auch für gut.
Das ist eines der heißesten Themen und gleichzeitig der verrücktesten, die mir unterkommen. Also ich bin (zumindest in spontaner Selbsteinschätzung) sicherlich nicht der erste auf der Welt, der mit einem Todfeind konfrontiert, sofort darüber brütet wie man den anderen mit der eigenen Nächstenliebe möglichst intensiv beglückt. Aber gehen tut dies schon!
Diese Art der "Liebe" geht einseitig in einer Form (in der einer den Nächsten liebt, sich selbst aber nicht) Bei manchen Ehefrauen, die über die Jahre von ihrem Ehemann brutalst behandelt und geschlagen werden und ihm immer wieder vergeben und Hoffnung in ihn setzen (auf seine Änderung). Der Ehemann liebt aber die Frau, wie diese sich selbst: gar nicht. Jetzt ist es aber nicht so, dass die betroffenen Frauen etwa Masochisten wären und es in vollen Zügen genießen. Im Gegenteil.
Also einerseits bewundere ich diese Frauen. Die haben eine unglaubliche Stärke im erdulden eines anderen Menschen den sie (krankhaft und) einseitig "lieben". Anderseits ist es schon der Wahnsinn wie man sich in einer so gefühlsintensiven Konstellation verstricken kann und drin bleibt (!) einer Situation, die völlig krank ist und mit Liebe nichts zu tun hat.
Aus unserer Sicht (ich denke da spielst Du mir gedankentheoretisch mit) müsste die Frau den Mann so schnell wie möglich rauswerfen und Hausverbot erteilen (oder selbst anderswo Aufnahme finden): denn sonst ermöglichst sie ihrem Mann zu sündigen und belohnt es ständig! Das wiederum empfinde ich (auch) als böse. Sehr böse sogar.

Also in Deinem Beispiel der Selbstverteidigung (die rechtlich legal ist, soweit sie nicht über die bloße Gefahrenabwehr hinausgeht) ist es so, dass man eigentlch, dem anderen Gutes wollend, ihn am sündigen hindert. Das wäre für mich eine ziemlich gesunde Form der Feindesliebe. :-) Die nicht so gute Alternative: ich schlage den anderen wutentbrannt zu Boden und trete dem fiesen A-loch dann noch gehörig in die Fresse. Soll er seinen Denkzettel haben! Damit wird die Welt nicht besser, man selbst aber schlechter.



 

JackSparrow
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#148 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von JackSparrow » Do 18. Mär 2021, 15:10

Naqual hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 10:21
Auch Hass ist eine Bindung, eine sehr krankhafte. Aber keine verbindende Kraft. Die beiden Betroffenen werden ja nicht eine Gemeinschaft, ein "Wir" in meinen Worten.
Ansichtssache. Wir verspüren eine unspezifische Erregung des vegetativen Nervensystems, und falls wir zufällig gerade Gemeinschaft mit jemandem haben, den wir für dieses Gefühl verantwortlich machen können, interpretieren wir das Gefühl eventuell als "Liebe" oder als "Hass".

Wären wir stattdessen gerade vor einem Raubtier weggelaufen, würden wir diesselbe Art von Erregung vielleicht als "Angst" bezeichnen.

Bei der Liebe begegnen sich zwei Subjekte. In dem Moment wo ein Subjekt ein anders als Objekt behandelt (als Mittel für seine Zwecke), ist es keine Liebe mehr.
Dies verstehe ich unter "Geschwurbel".

Wenn zwei durch nur durch Bedrohung gebunden sind zueinander, ist es keine Liebe, die sehen sich gegenseitig als Objekte wider dem Bedroher (oder der Bedrohung).
Ja, und wenn Mann und Frau im Bett liegen, sehen sie sich gegenseitig als Sexualpartner oder sogar als Eheleute. Deshalb sind sie keine liebenden Subjekte.

Das ist schlicht Unsinn, weil Philosophie eine Wissenschaft ist.
Das ist schlicht Unsinn, weil man Platons Ideenlehre oder Hegels Weltgeist wohl kaum als Wissenschaft bezeichnen kann.

Philosophieren lässt sich prinzipiell über alles mögliche: Wissenschaft, unsichtbare Götter, ein Sack Mehl, ein Stapel Pflasterteine, esoterischer Humbug, ....

Aber nicht alles, was möglich ist, ist auch zwangsläufig richtig und nützlich.

Wer gerade mal Strichmännchen ideenlos nebeneinanderreihen kann, ist sicherlich kein Künstler.
Vielleicht mangelt es dir ja lediglich an gutem Geschmack.

Tree of life
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#149 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Tree of life » Do 18. Mär 2021, 15:18

JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 15:10
Vielleicht mangelt es dir ja lediglich an gutem Geschmack.
Naja, wenn ich zum Beispiel gerade telefoniere und ein Blatt vor mir habe und mit meinem Stift gedankenverloren so vor mich hin kritzle und das Gekritzelte grade ein Strichmännchen ergibt, ist das wohl nicht unter "Kunst" einzuordnen

Tree of life
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#150 Liebe deinen Nächsten

Beitrag von Tree of life » Do 18. Mär 2021, 15:37

JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 15:10
Wir verspüren eine unspezifische Erregung des vegetativen Nervensystems, und falls wir zufällig gerade Gemeinschaft mit jemandem haben, den wir für dieses Gefühl verantwortlich machen können, interpretieren wir das Gefühl ....
...und sagen: ER hat die Macht :D (zumindest könnten wir ihm den Glauben lassen ;) )
Und der andere sagt: So soll es auch sein....

Nein, von einer Macht kann man sich befreien oder sich entziehen, sofern man es möchte
:popcorn:

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