Die Korinther- und Thessalonicherbriefe sind an die urchristlichen Gemeinden in Korinth und Thessalonich gerichtet. Ebenso das Lob- und Dankschreiben an die Philippi, in der sich die erste urchristliche Gemeinde in Europa befand und der Römerbrief, in der Paulus um die Einheit der Gemeinde in Rom besorgt war. In ihr befanden sich Judenchristen aus Palästina und der Diaspora, Proselyten sowie Griechen, Römer, Orientale und sogar Angehörige westlicher Fremdvölker.
Einige Briefe waren Rundschreiben. So ist der Galaterbrief an mehrere Gemeinden in Galatien gerichtet, indem die paulinische Rechtfertigungslehre, ähnlich wie im Römerbrief, eine zentrale Rolle einnimmt. Möglicherweise war auch der Epheserbrief ein Rundschreiben, denn die Wendung "die in Ephesus sind" fehlt in einigen alten Handschriften.
Der Hebräerbrief richtet sich vermutlich an einen judenchristlichen Adressatenkreis. Darin werden die beiden Testamente einander gegenübergestellt - eine tiefgehende theologische Betrachtung vom allgemeinen Interesse für Christen.
Die petrinischen - und johanneischen Briefe, sowie die Schreiben von Jakobus und Judas, sind allgemeine sog. "katholische" Briefe, die an alle Urchristen gerichtet waren.
Den persönlichsten Charakter weist der Philemonbrief auf. Dieser Brief war nicht nur an Philemon gerichtet, sondern "an die geliebte Appia, und Archippus, unseren Mitstreiter, und an die Gemeinde in deinem Haus".
Ich denke, es wäre hilfreich, wenn wir in diesem Thread etwas über Hintergründe herausarbeiten. Als Beispiel greife ich den Epheserbrief heraus und zitiere hier aus einer besonders informativen Fussnote der Neuen evangelistischen Übersetzung:
Der blau markierte Teil vermittelt paulinische Theologie, die für Christen vom allgemeinen Interesse ist. Dies ist typisch für die paulinischen Briefe.Zitat aus der Fussnote zu Eph 1:1 - NeÜ:
Es kam anders, als Paulus in seinem Brief an Titus vermutete (Titus 3,12). Mitten im Winter segelte das Gefangenenschiff von Melite, dem südlichen Rumpf der westgriechischen Insel Kephallenia, in Richtung Italien ab. Paulus durfte seine Freunde mitnehmen, musste aber einen von ihnen, Trophimus, wegen einer schweren Erkrankung auf der Insel zurücklassen. Er konnte gerade noch eine Nachricht an Timotheus weitergeben, möglichst umgehend zu ihm nach Rom zu kommen. In Rom durfte Paulus dann mit dem Soldaten, der ihn bewachte, in eine eigene Wohnung ziehen und dort die gute Botschaft von Jesus Christus zwei Jahre lang ungehindert lehren. In dieser Zeit, also um das Jahr 60 n.Chr., ist der Epheserbrief wahrscheinlich als erster der "Gefangenenbriefe" entstanden, denn Paulus schrieb ihn allein. Er richtete ihn als Rundbrief an die von Ephesus aus entstandenen Gemeinden in der Provinz Asia. Tychikus (6,21) würde den Brief auf seiner Reise nach Kolossä (Kolosser 4,7-8) überbringen. Im ersten Teil des Briefes (Kapitel 1-3) beschreibt Paulus die Herrlichkeit der Erlösung, die die Christen durch Jesus Christus erhalten haben, und im zweiten Teil (Kapitel 4-6) die Praxis der Erlösung, das Verhalten, das sich für die Christen aus der Erlösung ergibt.
Pauli Antwortschreiben an die Urchristen in Kolossä sollte an die Gemeinde in Laodicea weitergeleitet werden. Aus Kol 4:16 geht hervor, dass die Gemeinden in Kolossä und Laodicea die paulinischen Briefe tauschen sollten:
Leider ist der Brief an die Laodicea verloren gegangen.... wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und daß ihr auch den aus Laodizea lest.
Damit es nicht ganz so trocken theoretisch bleibt, verlinke ich ein Bild von wichtigen Handschriften zu den biblischen Briefen des Neuen Testaments, damit wir eine optische Vorstellung davon bekommen, wie die Urtexte der Briefe ausgesehen haben dürften.

Das Bild ist der Bibelausstellung entnommen.
Die Entstehung des Neuen Testaments ist eine spannende Geschichte