Müssen Theologieprofessoren Atheisten sein? NEIN.

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Janina
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#31 Re: Müssen Theologieprofessoren Atheisten sein? NEIN.

Beitrag von Janina » Mo 10. Aug 2015, 09:55

R.F. hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben:Mein lieber closs, diese wundersame Drehung schafft mein Kopf nicht.
Da ist die Drehung aber nicht allein. :roll:
Nina, Liebes, Deine Sätze werden immer kürzer.
Wusstest du noch nicht, dass es nicht auf die Länge ankommt?

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Münek
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#32 Re: Müssen Theologieprofessoren Atheisten sein? NEIN.

Beitrag von Münek » Mo 10. Aug 2015, 22:18

Hier nun die Auszüge aus dem aufschlussreichen SPIEGEL-Interview mit RUDOLF BULTMANN aus dem Jahr 1966:

(Hervorhebungen /Fettdruck von mir)

SPIEGEL: Über die Bedeutung des Kreuzes, des Todes Jesu am Kreuz, haben Sie so Eindringliches geschrieben wie wenige andere Theologen. Dazu gehört wohl auch der Satz, den einige für berühmt, andere für berüchtigt halten: "War Christus, der den Tod litt, Gottes Sohn, das präexistente Gottwesen, was bedeutet dann für ihn die Übernahme des Sterbens? Wer weiß, daß er nach drei Tagen auferstehen wird, für den will offenbar das Sterben nicht viel besagen!"

Bultmann: Sie zitieren diesen Satz in diesem Zusammenhang mit Recht: Wenn an der Präexistenz im traditionellen Sinn festgehalten wird, so wird die Bedeutung des Kreuzes abgeschwächt.

SPIEGEL: Nun wirft man ihnen vor, daß Sie doch mit einem einzigen Satz die Bedeutung des Kreuzes zerstören: "Ob und wie Jesus in ihm (seinem Tod) einen Sinn gefunden hat, können wir nicht wissen. Die Möglichkeit, daß er zusammengebrochen ist, darf man sich nicht verschleiern."

Bultmann: An dem von Ihnen zitierten Satz halte ich fest. Die Evangelien liefern uns keine biographischen Angaben, aufgrund derer man entscheiden könnte, mit welchem Bewußtsein Jesus in den Tod gegangen ist. Wohl aber kann man sagen, daß er sich als von Gott Gesandter wußte und also auch sein Schicksal als ein von Gott bestimmtes verstanden hat.

SPIEGEL: Dürfen wir nun zu dem übergehen, was im christlichen Glaubensbekenntnis über Jesus nach seinem Tode ausgesagt wird. Was die Begriffe "niedergefahren zur Hölle" und "aufgefahren gen Himmel" angeht, so scheinen wohl auch Ihre hartnäckigsten Gegener "entmythologisiert" zu haben?

Bultmann: Ich nehme an, daß meine Gegner wohl oder übel diese Sätze auch entmythologisieren, weil auch die in dem Bilde einer Welt leben, in der es kein Oben und kein Unten gibt. In welcher Weise sie entmythologisieren, weiß ich allerdings nicht.

SPIEGEL: Sie sind auch angefeindet worden, weil Sie geschrieben haben: Der Osterglaube - also der Glaube an die Auferstehung - "ist an der historischen Frage nicht interessiert". Heißt das, dass ein Christ über das, was sich nach dem Tode Jesu ereignet haben mag - Visionen, Halluzinationen der Jünger oder körperliche Auferstehung Jesu - so frei urteilen kann wie ein Nichtchrist?

Bultmann: In der Tat ist der Osterglaube nicht an der historischen Frage interessiert; denn die historische Forschnung über die Ereignisse nach dem Tode Jesu kann ja grundsätzlich Jesus nur als historisches, nicht als echatologisches Phänomen ins Auge fassen. Die historische Methode der Erforschung jener nach dem Tode Jesu passierten Ereignisse ist deshalb für Christen und Nichtchristen die gleiche.

SPIEGEL: Wie urteilen Sie darüber, daß von Sprechern der "Bekenntnisbewegung" der Glaube an das leere Grab und an die Rückkehr Jesu in das Erdenleben gleichsam zum Kriterium des christlichen Glaubens gemacht werden?

Bultmann: Das halte ich für absurd.

SPIEGEL: Über das leere Grab gibt es - grob skizziert -drei Meinungen unter den evangelischen Theologen: es muß leer gewesen sein, sagen die Konservativen. Es kann leer gewesen sein, aber es muß nicht leer gewesen sein, sagen andere, zum Beispiel Karl Barth und wohl auch Ihr Schüler Fuchs. Es kann nicht leer gewesen sein, sagt eine dritte Gruppe. Zählen Sie zu diesen Theologen? In der Auseinandersetzung mit Karl Jaspers haben Sie einmal geschrieben, Sie seien wie er "davon überzeugt, daß ein Leichnam nicht wieder lebendig werden und aus dem Grab steigen kann". Gilt dieser Satz auch für Jesus?

Bultmann: Über das leere Grab denke ich in der Tat so, wie es in dem von Ihnen zitierten Satz gesagt ist.

SPIEGEL: Im Johannes-Evangelium sagt der am Kreuz sterbende Jesus: "Es ist vollbracht." Daraus haben Sie geschlossen - wir zitieren -, "daß mit dem Kreuz Jesu Werk abgeschlossen ist und keiner Ergänzung durch eine körperliche Auferstehung bedarf". Interpretiert Sie der Jesuit Schiwy richtig, wenn er meint, daß für Sie die Auferstehung Jesu "nur die legendenhafte Konkretisierung einer Idee sei?

Bultmann: Daß für mich die Berichte über eine körperliche Auferstehung Jesu Legende sind, ist richtig. Aber damit ist keinerwegs gesagt, daß die Auferstehung Jesu nur die legendenhaft Konkretisierung einer Idee sei. Die Auferstehungsberichte sind die legendenhafte Konkretisierung des Glaubens der ersten Gemeinde an den Auferstandenen, daran nämlich, daß Gott den Gekreuzigten zum Herrn erhöht hat.

SPIEGEL:Nach Ansicht Ihrer Gegner widerspricht das dem Neuen Testament.

Bultmann: Vielleicht ist es dienlich, hier darauf hinzuweisen, daß das Johannes-Evangelium das Wort "Erhöhung" in einem Doppelsinn gebraucht: die Erhöhung Jesu ans Kreuz ist zugleich seine Erhöhung in die himmliche Herrlichkeit. Daß die Erhöhung Jesu ans Kreuz zugleich die Erhöhung in die himmlische Herrlichkeit war, ist die Erkenntnis des Osterglaubens.

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