Das Ausbleiben der Naherwartung bzw. die Parusieverzögerung wird keineswegs so gedeutet, dass sich Jesus über sein erneutes Kommen geirrt habe. Es ist auch keineswegs so, dass Theologen wie Kaspar hier einräumen, dass Jesus sich geirrt habe (contra Münek). Es ist vielmehr so, daß das Reich Gottes mit Jesus Christus schon angebrochen ist. Das meinte ich, als ich schrieb, der Gläubige wird Zeuge eines Spiels, das bereits geschieht. In Apg 7,56 heißt es von Stephanus:
Apg 7,56 hat geschrieben:Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen
und rief: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen."
Der irdische Jesus verkündete die Nähe des Reiches Gottes. Seit seiner Auferstehung verkündet die Kirche den Anbruch des Reiches Gottes bereits für "diese Generation". Der Anbruch des Reiches Gottes ist also nicht mit dem Weltende und dem Kommen Jesu als Weltenrichter am Ende der Zeit zu verwechseln.
Weder dürfen wir uns das Kommen des Reiches Gottes so vorstellen, dass es in irgendeinem historisch fassbaren Ereignis geschehe (vgl. dazu Lukas 17,21:
LK 17,20 Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte.
Lk 17,21 Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch.
) noch dass der Jüngste Tag irgendeinen tatsächlich einen ganz bestimmten Tag meine. Der Jüngste Tag ist kein historisch zu bestimmendes Datum, sondern meint den "Tag", an dem Gott uns, jeden einzelnen "aufrichtet". Nach dem Glauben ist es ohnehin der Herr, der das Leben gibt und dem Menschen die Richtung seines Lebens weist, und zwar tagtäglich. Er muss nicht auf einen bestimmten Tag warten. Der Jüngste Tag ist jeden Tag...