Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

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Hemul
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#21 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Hemul » Mo 13. Okt 2014, 01:18

Halman hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Und wenn ich es wüsste, wüsste ich immer noch nicht, ob die theologischen Wissenschaftler es sind.
Seit wann sind denn Theologen Wissenschaftler?
Wenn ich mich mal einschalten darf (auch wenn @Münek vermutlich mit mir "durch" ist), ist diese Frage schwer zu beantworten, da die Theologie sehr weit zurückreich. Meines Wissens sahen sie sich im Mittelalter immer als Hüter der Wissenschaften an, aber damals war Wissenschaft noch nicht das, was wir heute darunter verstehen.

Dass sich die Theologie in der neuesten Zeit an den Universitäten halten konnte, ist meiner bescheidenen Kenntnis nach vor allem Rudolf K. Bultmann zu verdanken.
Die Frage, was Wissenschaft ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Was Wissenschaften gemeinsam ist, ist eine systematische Herangehensweise. Die moderne Theologie bedient sich wissenschaftlicher Methoden bei der Exegese, wie Anthropologie, Relegionstheorie, Soziologie und der historisch-kritischen Exegese.
Google mal nach Prof. Paul J. Tillich (Professor für Theologie und Philosphie) oder Prof. Erich Zenger (bedeutender Exeget). Es steht außer Frage, dass Theologen offiziell als Wissenschaftler angerkannt werden, obgleich sie aus historischen Gründen wohl eine Sonderrolle unter den Geisteswissenschaftlern einnehmen.


Zu Abfassungszeit des Lukasevangeliums:
In der Historie geht man allgemein von der Gültigkeit der Rationalität aus. Wenn in einem alten Brief von Urgroßmutter z.B. über die Trümmerfrauen berichtet wird, kann man davon ausgehen, dass dieser nach dem 2. Weltkrieg abgefasst wurde.

Im Lukasevanegeliuem wird in prophetischen Worten beschrieben, dass die Römer Jerusalem mit ihren Herren umringen würden und Jesus appelierte an seine Jünger, dass die Menschen daran erkennen sollten, dass die Vernichtung bevorsteht und daher in die Berge fliehen sollten.
Tatsächlich wurde Jerusalem im Jahre 66. n. Chr. von Cestius Gallus belagert, doch er zog wieder ab. Warum? Die Darstellungen, die ich hierzu kenne, reichen von plötzlich und scheinbar grundlos, bis dahin, dass sich Gallus nicht in der Lage sah, die Belagerung aufrecht zu erhalten.
Beim Rückzog jagten ihnen die Zeloten nach und die Römer erlitten ihre schwerste Niederlage. Doch im Folgejahr marschierten auf Neros Befehl Vespasian und sein Sohn Titus in Israel ein. Im Jahre 68 n. Chr. wurde u.a. das Gebiet um Quram erorbert und somit die Qumran-Höhlen geschlossen. (Daher können wir folgern, dass die jüngsten Qumran-Schriften bis zum Jahre 68 verfasst wurden.)
Lukas berichtet davon, dass die Römer Jerusalem mit einem Wall aus spitzen Pfählen belagern und verwüsten würden.
Aus historischer Sicht erscheint es logisch, dass der Schreiber des LukEv von diesen historischen Ereignissen gewusst haben muss. Niemand würde auf die Idee kommen, dass der Historiker Josephus Geschichte im Voraus aufschrieb, also scheint es vernünftig zu sein, "Lukas" vaticinia ex eventu zu unterstellen.
Wem der Glaube an jesuanische Prophetie zu weit hergeholt erscheint, dem möchte ich darauf aufmerksam machen, dass das drohende, römische Damoklesschwert schon seit Dekaden über Israel und Jerusalem schwebte. Für einen gläubigen Rabbie wäre es keineswegs ungewöhnlich, diese Beobachtung nach den "Regeln deuteronomistischer Geschichtsdeutung" (K. Berger) mit der Befürchtung einer bevorstehenen Vernichtung Jerusalems und des Tempels in Verbindung zu bringen. Allerdings ist es schon erstaunlich, wieviele historische Details das LukEv diesbezüglich enthält.
Könnte von mir sein. :thumbup: :clap:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#22 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Münek » Mo 13. Okt 2014, 06:49

Catholic hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Richtig, es spricht zumindest vieles dafür.

Und was spricht konkret gegen die Ansicht von Klaus Berger?
übrigens:
"Die Mehrheit der Experten vertritt eine andere Meinung."
lasse ich als Argument nicht gelten, da es kein seriöses Argument ist.

Wieso das kein seriöses Argument sein soll, erschließt sich mir nicht.
Es war schließlich Klaus Berger selbst, der einräumte, eine Außensei-
terposition
einzunehmen. Ich denke, das besagt alles. :thumbup:

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#23 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Münek » Mo 13. Okt 2014, 07:03

Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Tja, das sind die historischen Fakten. Festgestellt nicht von Atheisten, sondern
von Professoren der Theologie! Diesen Experten solltest Du eigentlich vertrauen! :thumbup:
Warum sollte ich? :roll:
Über deine "Experten" schreibt Paulus in 2.Korinther 11:12-15 folgendes:
12 Wenn ich auch in Zukunft nichts von euch annehme, dann tue ich das nur, um denen, die sich selbst anpreisen, die Gelegenheit zu nehmen, so aufzutreten wie wir. 13 Denn diese Leute sind falsche Apostel, unehrliche Arbeiter, die sich freilich als Apostel von Christus ausgeben. 14 Aber das ist kein Wunder. Auch der Satan tarnt sich ja als Engel des Lichts. 15 Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener mit der Maske von Dienern der Gerechtigkeit auftreten. Doch ihr Ende wird ihrem ganzen Tun entsprechen.
:Smiley popcorn:

Die Wissenschaftler an den theologischen Fakultäten geben sich nicht
als Apostel Christi aus.

Ich habe Dir den Text noch mal reinkopiert, weil Du so vergesslich bist. :thumbup:

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#24 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Hemul » Mo 13. Okt 2014, 13:58

Münek hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Warum sollte ich? :roll:
Über deine "Experten" schreibt Paulus in 2.Korinther 11:12-15 folgendes:

:Smiley popcorn:
Die Wissenschaftler an den theologischen Fakultäten geben sich nicht
als Apostel Christi aus.
Ich habe Dir den Text noch mal reinkopiert, weil Du so vergesslich bist. :thumbup:
Es ist unredlich von dir etwas in deinem Sinne zu fälschen. :thumbdown: Habe ich oder du, die Bezugnahme auf die falschen Apostel
so fett hervorgehoben? :roll:
Meine Aussage galt in erster Linie dem 2.Teil:
12 Wenn ich auch in Zukunft nichts von euch annehme, dann tue ich das nur, um denen, die sich selbst anpreisen, die Gelegenheit zu nehmen, so aufzutreten wie wir. 13 Denn diese Leute sind falsche Apostel, unehrliche Arbeiter, die sich freilich als Apostel von Christus ausgeben. 14 Aber das ist kein Wunder. Auch der Satan tarnt sich ja als Engel des Lichts. 15 Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener mit der Maske von Dienern der Gerechtigkeit auftreten. Doch ihr Ende wird ihrem ganzen Tun entsprechen.
Deshalb noch einmal meine Frage: Sind deine Experten Diener der Gerechtigkeit? JA-NEIN?
:Smiley popcorn:
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#25 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Catholic » Mo 13. Okt 2014, 14:45

Münek hat geschrieben: Es war schließlich Klaus Berger selbst, der einräumte, eine Außensei-
terposition
einzunehmen. Ich denke, das besagt alles. :thumbup:

Wenn im 19.Jahrhundert ein gewisser Herr Benz die Meinung vertrat,dass man eine Kutsche bauen könne,die ohne Pferde bewegt wird,dann nahm er damals (!) auch eine Aussenseiterrolle ein- was er auch wusste -,war es deswegen unmöglich für ihn ein Automobil zu bauen,nur,weil die Mehrheit der Experten die Auffassung war,dass es nicht möglich sei?

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#26 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Münek » Mo 13. Okt 2014, 15:03

Catholic hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Es war schließlich Klaus Berger selbst, der einräumte, eine Außensei-
terposition
einzunehmen. Ich denke, das besagt alles. :thumbup:

Wenn im 19.Jahrhundert ein gewisser Herr Benz die Meinung vertrat,dass man eine Kutsche bauen könne,die ohne Pferde bewegt wird,dann nahm er damals (!) auch eine Aussenseiterrolle ein- was er auch wusste -,war es deswegen unmöglich für ihn ein Automobil zu bauen,nur,weil die Mehrheit der Experten die Auffassung war,dass es nicht möglich sei?

Merkst Du nicht, dass Dein Vergleich mehr hinkt als unser ehemaliger
Propagandaminister!? Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. :thumbup:

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#27 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Catholic » Mo 13. Okt 2014, 15:12

Was spricht konkret dagegen,dass das Lukasevangelium früher verfasst wurde als von der aktuell lehrenden Mehrheit der theologischen Experten angenommen und vertreten wird?

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#28 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Theophilus » Mo 13. Okt 2014, 18:27

Hallo zusammen,

früher wurde das Lukasevangelium, auf 90 n Chr datiert.

Das wäre auch egal, denn Lukas könnte das Markusevangelium und eine logienquelle benutzt haben. Die viel älter ist.

Die Logienquelle, könnte schon von 50- 60 n Chr stammen.
Lukas hatte auch mehrere Schriftquellen vermutlich und mehrere Protoevangelien.

Interessant ist das die Aussagen, in der Apostelgeschichte ebenfalls des Lukas sich sehr gut mit den aussagen der Paulusbriefe decken.
Und das verschiedene Ortsangaben zB stimmen. Die Reisen des Apostel Paulus.

Andererseits, lagen dem Lukas nicht alle Briefe vor, er muss also andere Quellen besessen haben. Aber nicht die Paulusbriefe an die Gemeinden. Da er die nicht zitiert. Augenzeugenberichte wären auch möglich. Und er versucht sehr genau zu sein. Er ist eine sehr gute historische Quelle.

Die Geburtsgeschichte sollte auch eher tradiert und erfunden sein. Sie ist aber echt, da es tatsächlich, eine Volkszählung gab. Der Kindermord wird nicht erwähnt, wohl aber die Krippe, die dazu diente, dass das Jesus Knd darin versteckt wurde. (Der kindermord zu Bethlehemist auch historisch belegt. )

Auch sogar das Johannesevangelium soll nun eine bessere Quelle sein, die Beschreibungen der Orte ist sehr genau in den Jesus wirkte.

Man nimmt nun an, der Schreiber hatte einen Zeugenbericht, also ein Kind eines Zeitzeugen Jesu. Diese These hat unter anderem sogar Josef Ratzinger herausgearbeitet. Oder auch frühe Quellen aber andere, die nun nicht den anderen Synoptikern zugänglich waren.

LG Theo
"Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um uns her in Trümmer brechen,
halte Du den Glauben fest, dass Dich Gott nicht fallen lässt, Er hält sein Versprechen!"
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#29 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Pluto » Mo 13. Okt 2014, 18:31

Catholic hat geschrieben:Was spricht konkret dagegen,dass das Lukasevangelium früher verfasst wurde als von der aktuell lehrenden Mehrheit der theologischen Experten angenommen und vertreten wird?
Ich denke Halman hat in seinem Beitrag sehr deutlich dargelegt, warum es später geschreiben wurde.
Vermutlich wusste der Autor des Lukasevangeliums bereits von der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahr 68.

Tipp:
Google mal nach dem Begriff: vaticinia ex eventu.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Wann wurde das Lukas Evangelium geschrieben?

Beitrag von Theophilus » Mo 13. Okt 2014, 18:44

Catholic hat geschrieben:Was spricht konkret dagegen,dass das Lukasevangelium früher verfasst wurde als von der aktuell lehrenden Mehrheit der theologischen Experten angenommen und vertreten wird?
Ja der Lukas war sehr genau, wie ein Wissenschaftler, der hatte mit Sicherheit frühe Quellen und Fragmente und auch Berichte von Kindern der Zeitzeugen. Der hat alles gesammelt, was möglich war.

Kein Historiker der Antike ist dann so genau wie möglich, jeder lässt das eine oder andere weg. Oder hat keine weiteren Quellen.

Was nicht heißt,am Beispiel Homer s das man das Troja nicht finden kann. Schliemann hatte auch nur Antike Quellen.

Man muss schon vergleichen. Auch Matthäus ist mittlerweile als genau zu bezeichnen, wegen dem Fund durch die Leichenknochen der Toten Kinder in Aschkelon.

Die Beschreibung der Geburtsgeschichte des Matthäusevangeliums ist so exakt genau. so detailiert. Zb das die Kinder in Bethlehem und Umgebung umgebracht wurden. Der Stern von Bethlehem ist eine Erscheinung die Nachweisbar ist.

@ Münek Hi Du :Fachleute können auch nur eine Hypothesen ableiten aufgrund der Quellenlage.

Damals hat man angenommen, dass zB die Geburtsgeschichten, von Matth und Lukas eher Fake waren, und von Moses abgeschrieben worden sind. Weil eine so wichtige Person wie Jesus auch eine haben sollte.
Aus weiteren späteren Apokryphen Quellen kennt man eine Krippenversteck geschichte, also könnte die Krippe einem anderen Zweck gedient haben. Wer steckt sein Kind lieber Münek eingewickelt in eine Futterkrippe, das war keine Wiege, wie man heute weiß, eine Mutter wie Maria trug das Neugeborene bei sich. Das wäre zutiefst unrein gewesen aus jüdischer Sicht.

Die Theologiewissenschaftler sind Männer, die auf sowas gar net gekommen sind. Die Frauen haben die Kinder gewickelt, während Prof Bultmann eine Vorlesung hielt. :lol:

Quelle Kindermord.
http://www.zdf.de/dokumentation/kinderm ... 46260.html

http://www.zdf.de/terra-x/koenig-herode ... 06944.html

Das erhöht die Wahrscheinlichkeit der Echtheit der Evangelien als Quellen

Professor Carsten-Peter Thiede über die Skelettfunde:
"Man fand die Skelette und konnte sie auf die Zeit des Herodes datieren, also ein archäologisch nachgewiesenes Kindermordereignis. Man darf also soviel sagen, dass sich dieses Ereignis durchaus auch in der gleichen Zeit wie der Kindermord von Bethlehem ereignete."

Dies bezeugt das Matthäus Evangelium, damit aber auch das die Geburtsgeschichte des Lukas ebenso ein historische Größe hat und keine Theologische ( die Krippe diente zum Verstecken des Kindes vor den Mordhäschern Herodes!)
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