Markus-Evangelium

Themen des Neuen Testaments
closs
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#201 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von closs » Mo 21. Aug 2017, 21:57

Pluto hat geschrieben:Ich denke es muss mindestens eine weitere Möglichkeit geben, die du nicht erwähnt hast.
Theoretisch schon: Man müsste eigene Aussagen komplett auf ihren Ursprung zurückführen: "Warum komme ich zu dieser Aussage? Was sind die Grundlagen, auf denen ich diese Aussage treffe".

Im Gespräch mit Thaddäus (gelegentlich auch mit Dir) merke ich, wie unterschiedlich Grundlagen sein können. - Das fängt beim Semantischen an und hört mit Weltanschaulichem auf. - Es stecken also überall Wort-Regelungen und Glaube dahinter. - Insofern wäre die Frage: "Was ist meine Grundlage und welche Schlussfolgerungen daraus sind folgerichtig?" und NICHT "Welche meiner Schlussfolgerungen sind wahr in Bezug aufs Objekt?".

fin hat geschrieben:der nie/nicht müde wird, auch die letzten Kamele (5) und (6) ins Rennen zu schicken ...
Stimmt - da steckt der Missionar in mir, der an die geistige Vernunft des Menschen glaubt und manchmal vielleicht zu sehr meint, sie erzwingen zu können. - Vielleicht Schlauere als ich halten mein Projekt nicht für erfolgreich durchführbar. - Aber wie schon Goethe sagte:

"Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
...
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen"


Man kriegt sich halt nicht los. :lol:

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Münek
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#202 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Münek » Mo 21. Aug 2017, 21:59

fin hat geschrieben:Lieber Dr. Closs, die Wahrheit ist doch unbestritten, vielmehr ist die Rede von der Rede des Herrn Schwefelschwafel, nicht wenige kennen ihn auch als 'Don de la Cierralossa'. Seine Redekunst scheint wie ein Fest, eine sagenhafte Erzählung aus 1001 Nacht, das Hohelied eines entrückten Geistes, der nie/nicht müde wird, auch die letzten Kamele (5) und (6) ins Rennen zu schicken ...
Da rennen schon lange keine Kamele mehr. Die sind tot - und unser lieber Kurt dreht unaufhaltsam seine "geistigen Pirouetten". ;)

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#203 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Pluto » Mo 21. Aug 2017, 22:03

closs hat geschrieben:Insofern wäre die Frage: "Was ist meine Grundlage und welche Schlussfolgerungen daraus sind folgerichtig?" und NICHT "Welche meiner Schlussfolgerungen sind wahr in Bezug aufs Objekt?".
Ich will es wissen...
Sag mir doch einfach, welche deiner Schlussfolgerungen sind wahr in Bezug aufs Objekt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#204 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von closs » Mo 21. Aug 2017, 22:08

Pluto hat geschrieben:Sag mir doch einfach, welche deiner Schlussfolgerungen sind wahr in Bezug aufs Objekt?
Das "weiss" ich nicht - genauso wenig, wie Du es in Deinem Denk-System "wissen" kannst. - Ich kann Dir begründen, warum meine Schlussfolgerungen im Sinne meiner Grundlagen plausibel sind, bin aber doch damit nicht der Herr über das Sein. - Deswegen heißt es doch "Glaube".

"Glaube" ist nicht weniger als "Wissen", sondern Folge der Erkenntnis, dass der Mensch nicht "wissen" kann -"Glaube" kann als in puncto Vernunft und Aufgeklärtheit MEHR sein als "Wissen".

"Wissen" darf man als Mensch nur in den Mund nehmen, wenn man das System benennt, innerhalb dessen "Wissen" gilt. - WENN mein Denk-System sagt, dass es Gott gibt und Jesus göttlich ist, "weiß" ich, dass ich "erlöst" bin - aber dieses Wissen gilt eben nur unter diesem Vorbehalt der System-Setzung (gilt übrigens für Dogmen genauso).

Wenn DEIN Denk-System sagt, dass es nur die eine naturalistische Welt gibt, "weißt" Du, dass es keine Teleologie gibt - aber dieses Wissen gilt eben nur unter diesem Vorbehalt der System-Setzung. - Es ist eigentlich wirklich furchtbar einfach.

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#205 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Pluto » Mo 21. Aug 2017, 22:38

closs hat geschrieben:"Glaube" ist nicht weniger als "Wissen", sondern Folge der Erkenntnis, dass der Mensch nicht "wissen" kann -"Glaube" kann als in puncto Vernunft und Aufgeklärtheit MEHR sein als "Wissen".
Nun...
Es gibt Dinge die du sehr wohl wissen kannst, z.B. ob eine Tastatur auf deinem Schreibtisch steht, oder Notenhefte auf deinem Klavier. Was du nicht wissen kannst, dass ist z.B. ob Gott existiert. Was glaubst du, warum das so ist?

closs hat geschrieben:"Wissen" darf man als Mensch nur in den Mund nehmen, wenn man das System benennt, innerhalb dessen "Wissen" gilt. - WENN mein Denk-System sagt, dass es Gott gibt und Jesus göttlich ist, "weiß" ich, dass ich "erlöst" bin - aber dieses Wissen gilt eben nur unter diesem Vorbehalt der System-Setzung (gilt übrigens für Dogmen genauso).
Klingt nicht überzeugend. Du triffst einen Glaubensentscheid.

Wenn du glauben willst, dass es mehrere Systeme gibt, darfst du das natürlich, geauso wie ich glauben darf, dass ein unsichtbares Einhorn im Kofferraum meines Autos wohnt. Wenn du aber mit deinem Glauben an die Öffentlichkeit treten willst, so solltest du es auch nachweisen können. Kannst du es nicht, so darf es Jeder als Unfung bezeichnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#206 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von closs » Mo 21. Aug 2017, 23:13

Pluto hat geschrieben:Es gibt Dinge die du sehr wohl wissen kannst, z.B. ob eine Tastatur auf deinem Schreibtisch steht
Letztlich ist diese Aussage NICHT korrekt (siehe Descartes - und er hat nach wie vor recht) - aber pragmatisch würde ich Dir zustimmen.

Pluto hat geschrieben:Was du nicht wissen kannst, dass ist z.B. ob Gott existiert. Was glaubst du, warum das so ist?
Weil Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft zwei Paar Stiefel sind.

Pluto hat geschrieben:Du triffst einen Glaubensentscheid.
Eben - weil nur in dessen Rahmen das Wort "Wissen" möglich ist. - Bei "methodischem Entscheid" ist es con variazione dasselbe.

Pluto hat geschrieben:Wenn du glauben willst, dass es mehrere Systeme gibt, darfst du das natürlich, geauso wie ich glauben darf, dass ein unsichtbares Einhorn im Kofferraum meines Autos wohnt.
Es ist viel praktischer und Alltag. - Wenn Du den Erden-Mond aus dem System "Erden-Perspektive" anguckst, siehst Du etwas anderes, als wenn Du vom Mars aus guckst. - Bei geistigen Fragen ist es prinzipiell genauso, nur nicht so offensichtlich zeigbar.

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#207 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Münek » Mo 21. Aug 2017, 23:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn du glauben willst, dass es mehrere Systeme gibt, darfst du das natürlich, geauso wie ich glauben darf, dass ein unsichtbares Einhorn im Kofferraum meines Autos wohnt.
Es ist viel praktischer und Alltag. - Wenn Du den Erden-Mond aus dem System "Erden-Perspektive" anguckst, siehst Du etwas anderes, als wenn Du vom Mars aus guckst. - Bei geistigen Fragen ist es prinzipiell genauso, nur nicht so offensichtlich zeigbar.
Seien wir doch einfach ehrlich: Es ist nicht nur NICHT offensichtlich, sondern ÜBERHAUPT NICHT zeigbar. Da ist NICHTS - außer dem Wunsch, es möge was sein, und zwar etwas sehr schönes Jenseitiges sein. ;)
Zuletzt geändert von Münek am Mo 21. Aug 2017, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

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#208 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von closs » Mo 21. Aug 2017, 23:29

Münek hat geschrieben:Es ist nicht nur NICHT offensichtlich, sondern ÜBERHAUPT NICHT zeigbar. Das ist doch der Punkt.
Es ist nicht so zeigbar, wie es ein Naturalist mit seinem objektivierten Wahrnehmungs-Apparat ("Methodik") gerne erwarten würde - richtig. - Und was heißt dies oder was ändert dies?

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#209 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Pluto » Mo 21. Aug 2017, 23:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt Dinge die du sehr wohl wissen kannst, z.B. ob eine Tastatur auf deinem Schreibtisch steht
Letztlich ist diese Aussage NICHT korrekt (siehe Descartes - und er hat nach wie vor recht) - aber pragmatisch würde ich Dir zustimmen.
Das hättest du wohl gern. Die Welt funktioniert nicht so wischiwaschi. Entweder oder — Zustimmung oder Widerspruch?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was du nicht wissen kannst, dass ist z.B. ob Gott existiert. Was glaubst du, warum das so ist?
Weil Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft zwei Paar Stiefel sind.
Nein. Weil Gott keine Spuren hinterlässt.

closs hat geschrieben:Eben - weil nur in dessen Rahmen das Wort "Wissen" möglich ist. - Bei "methodischem Entscheid" ist es con variazione dasselbe.
Methode ist ein Werkzeug; Wissen ist gewonnene Erkenntnis.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn du glauben willst, dass es mehrere Systeme gibt, darfst du das natürlich, geauso wie ich glauben darf, dass ein unsichtbares Einhorn im Kofferraum meines Autos wohnt.
Es ist viel praktischer und Alltag. - Wenn Du den Erden-Mond aus dem System "Erden-Perspektive" anguckst, siehst Du etwas anderes, als wenn Du vom Mars aus guckst.
Das sind Perspektiven derselben Objekte.

closs hat geschrieben:Bei geistigen Fragen ist es prinzipiell genauso, nur nicht so offensichtlich zeigbar.
Sie sind grundverschieden. Geistige Fragen, bzw System sind keine Objekte wie Erde und Mond.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#210 Re: Markus-Evangelium

Beitrag von Münek » Mo 21. Aug 2017, 23:55

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist nicht nur NICHT offensichtlich, sondern ÜBERHAUPT NICHT zeigbar. Das ist doch der Punkt.
Es ist nicht so zeigbar, wie es ein Naturalist mit seinem objektivierten Wahrnehmungs-Apparat ("Methodik") gerne erwarten würde - richtig. - Und was heißt dies oder was ändert dies?
Habe ich doch gesagt:

Es ist (ob naturalistisch oder nicht naturalistisch) absolut NICHTS (vor)zeigbar. Da existiert nicht mal ein Hauch von Realität, Evidenz und Plausibilität. Des Kaisers neue Kleider. Pures Wunschdenken. Der Traum vom Leben nach dem Tod in ewiger Glücksseligkeit.


Naja - das wünschen wir uns alle. :)

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