Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Philosophisches zum Nachdenken
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Scrypton
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#451 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Fr 14. Mär 2014, 11:34

closs hat geschrieben: innerhalb der Realität
...bleibt es ebenfalls eine Behauptung.

closs hat geschrieben: sprechen viele logische
... eben nicht davon! :)

closs hat geschrieben: Eine Frage des Kulturkreises und seiner jeweiligen Setzungen.
Eine Frage willkürlicher, sich ausgedachter/erfundener Setzungen?
Nicht relevant... :D

closs
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#452 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Fr 14. Mär 2014, 13:08

Auch hier: Selbst bei schonenden Ausführungen setzt Du Dein persönliches Weltbild dominant in den Mittelpunkt - halt anthropozentrisch.

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Halman
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#453 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Halman » Fr 14. Mär 2014, 15:50

Pluto hat geschrieben:Schöner Beitrag, Halman!
Danke, Pluto! :)

Pluto hat geschrieben:Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist die Seele auch Sitz des Charakters eines Menschen?
Die Seele im biblischen Sinn bezeichnet den lebendigen Menschen in seiner Ganzheit. Man könnte sagen: Die Seele ist der Mensch.

Pluto hat geschrieben:Eines vermisse ich allerdings in deiner Beschreibung, welche sich doch sehr stark an der Bibel orientierte...

Woher kommt die Seele? Ist sie dem Menschen eigen, entsteht sie aus dem "Fleisch", aus dem Gehirn also, wie die modernen Neurologie meint, oder ist sie etwas ewig Seiendes, wie closs meint?

Wie siehst du das?
Nun, ich unterscheide zwischen den traditionellen Seelenbegriff, welcher eine supernaturalistische und somit unsterbliche Seele meint, die uns "eingehaucht" ist (was ich übrigens nicht glaube), dem Begriff, wie ihn die Psychologie verwendet und dem biblischen Seelenbegriff, welcher mit »Seele« den Menschen in seiner Ganzheit meint.
Ich sehe das so, wie man es meint, wenn man davon spricht: "Keine Menschenseele in Sicht." Eine solche Aussage meint die leibhaftigen Menschen als Personen, die offenkundig sterblich sind. Somit verstehe ich unter der Seele nicht etwas ewig Seiendes, sondern den lebendigen Leib (dies kann auch ein atmender Fisch) sein.

Allerdings ist der Begriff mehrdeutig. Wie ich ihn meine, hängt vom Kontext ab. Ich kann damit auch die Person meinen.
In der Bibel kann Seele auch für das Leben an sich stehen. Wenn der Leib stirbt, ist das Leben nach christlichem Verständnis damit nicht verloren. Hier kommt die Hoffnung auf die Auferstehtung zum tragen, die Kernelement der christlichen Botschaft ist.

Zum besseren Verständnis des biblischen Seelenbegriffes verweise ich auf Gen 2:7. Diese Beschreibung ist ja durchaus zutreffend, denn der Mensch besteht in der Tat aus den Stoffen des Erdbodens. Über die Nahrungskette nehmen organischen Moleküle auf, an deren Anfang die Pflanzen stehen, die mit Hilfe der Photosynthese aus energiearmen, anorganischem Stoffen des Erdbodens, erngiereiche, organische Stoffe erzeugen.
Der menschliche Leib ist sogesehen aus Erdboden gemacht. Damit er lebt, muss er atmen. Durch den Odem werden die komplexen biologischen Prozesse (insbesondere die Zellatmung), die wir Leben nennen, aktiviert. Ein belebter Leib nun ist das, was ich als »Seele« (נפש - néphesch) ansehe.

Ein lebendiger Leib unterscheidet sich von einem toten Leib durch die biologischen Prozesse. Stofflich gesehen bestehen beide Leiber im Wesendlichen aus Wasser und Proteinen. Diese Prozesse, das Leben, ist nicht im gleichen Maße greifbar wie der Stoff selbst. In der bildhaften hebräischen Sprache wird in Verbindung mit den Leben hierfür das Wort rûah (רוח) gebraucht, was den Gedanken von "Wind/Atem" vermittelt und Dinge meint, die nicht stofflich greifbar sind. Der Odem (rûaḥ) meint also die Lebenskraft, welche durch die Atmung aufrechterhalten wird.

Unter »Seele« im biblischem Sinne verstehe ich den mit Leben erfüllten Leib, das Tier und den Menschen in seiner Ganzheit.

2Lena hat geschrieben:Hallo Halman,
nett, dass du ein paar hebräische Wörter zur Erklärung heranziehst. Ich liebe sie, weil sie wegen dem Alter der Sprache die Begriffe direkt erklären.

Bei [nefesch] hast du noch diese Definition dazu vergessen: Verlangen, Empfindung, Stimmung. Deshalb gibt es so viele Kombinationen mit [nefesch] die verschiedenste Ideale, Lust, Unlust, Elend, Hingabe, Ekel, Liebe beschreiben. Letztendlich aber soll [nafasch] - sich erholen herauskommen. Wird das Wort seziert, so kommen zwei Seiten zum Vorschein.
Nun, ich bin ja kein Hebraist. ;) Danke, dass Du darauf hinweist.

Mein Fokus lag auf den bibischen Kerngedanken der Atmung. Zum Menschenbild der AT wird in "Bibelwissenschaft" ausgsagt:
Wichtig ist dabei aber, dass es keine gedankliche Trennung von "Leib" und "Seele" (Dichotomie) oder von "Leib", "Seele" und "Geist" (Trichotomie) wie im abendländischen Denken gibt. Der einzelne Mensch wird prinzipiell als Einheit verstanden. ...
[...]
Besonders vielfältig ist das Bedeutungsspektrum von נֶפֶשׁ, näfäÅ¡. Es bezeichnet ursprünglich die Kehle oder den Hals (Jona 2,6: "Wasser umfingen mich bis zum Hals") und ebenso seine Funktion, die Atmung. Mit dieser Körperfunktion hängt der Aspekt "Verlangen" zusammen. Das wiederum kann sowohl körperlich-vegetativ ("Hunger") als auch geistig ("Gier, Sehnsucht") gemeint sein. Im umfassenden Sinne kann נֶפֶשׁ, näfäÅ¡. auch für Lebenskraft oder -energie stehen; diese stirbt zusammen mit dem Körper. Die oft verwendete deutsche Übersetzung "Seele" trifft auch daher den Bedeutungsgehalt des hebräischen Wortes nicht.
Zitatquelle: http://www.bibelwissenschaft.de/bibelku ... ld-des-at/

Ergänzend wird in "Bibelwissenschaft" über den biblischen Begriff »Seele« gesagt:
Das hebräische Wort nefesch, das im Deutschen in vielen Fällen mit »Seele« wiedergegeben wird, hat eine große Bedeutungsbreite. Seine Grundbedeutung ist »Atem« als Inbegriff und Äußerung von Leben, also »Lebensodem« (das »Leben« in 1Kön 17,21-22). Es ist das, was ein Lebewesen zum Lebewesen macht, und kann darum auch dieses Wesen selbst bezeichnen (nefesch chajja = »lebendes Wesen« oder »Lebewesen«; in 1Mo 1,20.24 mit »lebendiges Getier« übersetzt, während vom Menschen – und nur von ihm – in 1Mo 2,7 gesagt wird, dass er ein solches »lebendiges Wesen« dadurch wurde, dass Gott selbst und persönlich ihm »Odem des Lebens« in die Nase blies).
Zitatquelle: http://www.die-bibel.de/bibelwissen/lex ... af52e390b/
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#454 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Sa 15. Mär 2014, 21:24

closs hat geschrieben:Auch hier: Selbst bei schonenden Ausführungen setzt Du Dein persönliches Weltbild dominant in den Mittelpunkt - halt anthropozentrisch.

So ist es - zum Beispiel wurde noch nie ein Beweis dafür erbracht, dass es den Tod gibt. Ganz offensichtlich gibt es den physischen Tod - das Vergehen der Form - aber das Sterben der Seele/Essenz hat noch niemand bestätigt. Dazu müsste schließlich noch ein Bewusstsein existent sein, um seine eigene Nichtexistenz zu bezeugen. Darum ist die Vorstellung, dass ein Mensch sterben kann, ein Glaube. Materialisten glauben an den Tod.

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#455 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Sa 15. Mär 2014, 21:30

Darkside hat geschrieben: Ich kenne keine Höhlenmalereien (bezogen auf die ältesten bekannten), in denen Märchen, Mythen und Träume aufgezeichnet sind, das entspricht schlicht nicht den Tatsachen sondern lediglich deiner (vermutlich frei ausgedachten) Fantasie.

Ich habe einen Text verlinkt. Den hättest du lesen können. ;)

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#456 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Sa 15. Mär 2014, 23:21

Demian hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben: Ich kenne keine Höhlenmalereien (bezogen auf die ältesten bekannten), in denen Märchen, Mythen und Träume aufgezeichnet sind, das entspricht schlicht nicht den Tatsachen sondern lediglich deiner (vermutlich frei ausgedachten) Fantasie.

Ich habe einen Text verlinkt. Den hättest du lesen können. ;)
Warum lügst du?
Die einzigen zwei Links, welche du in den letzten Tagen hier in diesem Thread gepostest hast waren diese zwei:
http://www.kien-psychologie.at/persoenl ... cklung.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Systemarchetyp

Also, von welchen Höhlenmalereien sprichst du?

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#457 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Sa 15. Mär 2014, 23:24

Demian hat geschrieben:So ist es - zum Beispiel wurde noch nie ein Beweis dafür erbracht, dass es den Tod gibt.
Doch.
Wenn du es wie Humpty-Dumpty machen willst und die Definition "Tod" einfach willkürlich anders definierst ist das alleine dein Problem - bis dahin steht dir Wikipedia bzw. der Duden zur Verfügung.

Demian hat geschrieben:aber das Sterben der Seele/Essenz hat noch niemand bestätigt.
Das Existieren einer Seele/Essenz übrigens auch nicht. Wenn auch diese behauptet wird ändert das nichts daran.

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#458 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » So 16. Mär 2014, 00:08

Darkside hat geschrieben:Doch[...]Das Existieren einer Seele/Essenz übrigens auch nicht. Wenn auch diese behauptet wird ändert das nichts daran.

Für den Materialisten ist das so - ich halte das materialistische Weltbild aber für falsch. Meines ist orientiert an der vedischen Philosophie, die sich den Kosmos multidimensional denkt, in der das materielle Universum und die spirituelle Wirklichkeit - die für mich die wahre Natur von allem ist - ineinandergreifen. Der Körper ist für mich nur die Form, in der sich zeitloses Leben ausdrückt. Die Seele, da gebe ich Dir Recht, ist eine Philosophie für sich. Aber nur weil man sie nicht unters Mikroskop legen, definieren und in einer Retorte reproduzieren kann, ist sie nicht inexistent.

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#459 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Pluto » So 16. Mär 2014, 00:15

Demian hat geschrieben:Aber nur weil man sie nicht unters Mikroskop legen, definieren und in einer Retorte reproduzieren kann, ist sie nicht inexistent.
Du sollst nicht beweisen, dass sie nicht inexsistent ist, sondern dass sie existent ist.

Wie würdest DU vorgehen um die Existenz der Seele nachzuweisen. Beschreibe den Weg!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#460 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » So 16. Mär 2014, 00:54

Demian hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Doch[...]Das Existieren einer Seele/Essenz übrigens auch nicht. Wenn auch diese behauptet wird ändert das nichts daran.
Für den Materialisten ist das so
Du kannst es drehen und wenden wie du willst; Die Existenz einer Seele ist eine Glaubensfrage und damit nicht automatisch eine Tatsache - sie wurde bisher auch nicht nachgewiesen.
Deine Bemerkung also, der Tod dessen, was innerhalb des/deines Glaubens postuliert wird wäre nicht nachgewiesen erweist sich schlicht als Strohmann und ist somit nichtig, da die Sache selbst, um die es geht, bereits eine Behauptung ist.
Dass Kobolde sterben können wurde übrigens auch noch nicht nachgewiesen.

Demian hat geschrieben:ich halte das materialistische Weltbild aber für falsch.
Nicht relevant.
Dein Glaubensbildchen ist nichts, woran man sich zu richten hat.

Wo bleiben jetzt die ältesten Höhlenmalereien, in welchen Mythen, Märchen und Träume zu finden sind?

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