Wo kann ich mich endlich taufen lassen?

[sven23]

...sich selbst auf der sicheren Seite wähnen. Es betrifft ja immer die anderen, nicht sie selbst.

Das denk ich nicht, weil es einige Bibelstellen gibt, die besagen, dass das Gericht Gottes bei seinem "Haus" beginnt.

1.Petrus 4
16 Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Fall.
17 Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will's für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium nicht glauben?
18 Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? 19 Darum, welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen ihm ihre Seelen befehlen als dem treuen Schöpfer in guten Werken.

Tja, du weißt aber auch, dass viele Gläubige die Bibel sehr selektiv lesen. Und davon abgesehen: wenn Gott nicht differenzieren würde zwischen seinen treuen Anhängern und den Ungläubigen, dann würde sich der Aufwand eh nicht lohnen.
Genau deshalb mahnt ja schon Johannes der Täufer zur Umkehr und Jesus folgte ihm darin. Wer nicht umkehrte, der war unrettbar dem jüngsten Gericht ausgeliefert.

[Naqual]

Warum geht man einen Vertrag ein, wenn man bei Abschluss weiß, die Gegenseite kann es eh nicht einhalten?

Bezeichnen Juristen solch einen Vertrag nicht als "sittenwidrig"?

Aus heutiger Sicht sicherlich. Damals kann es allerdings "den Sitten entsprochen haben". Die Sittenwidrigkeit ergibt sich ja vor allem aus dem verbreitesten Anstandsgefühl der absoluten Mehrheit der Gesellschaft. Wenn sittenwidrig, dann ist der Vertrag von Anfang an nichtig, also völlig unwirksam, man kann sich nicht auf seine Regeln berufen.

Bei der eingeschlagenen Denklinie geht es mir so:

Gott schließt da in den biblischen Beschreibungen keinen Vertrag, sondern er gibt über einseitige Willenserklärung ohne jede Diskussion mit den Betroffenen ein Gesetz (Bund) vor.
Gott hat den Menschen geschaffen und weiß was dieser kann. Nichtsündigen gehört offensichtlich nicht dazu. Spätestens hier keimt bei mir die Überzeugung auf, dass das Verhältnis von Gott und Mensch (ich bin ja Theist) nicht auf die Art und Weise sinnvoll beschrieben werden kann.
Die Geschichten kann man natürlich im übertragenen Sinne verstehen, vielleicht geben sie so Sinn. Also die Episoden sinnbildlich für innere psychische Zustände. Diese Strategie hatte ja u.a. die historisch-kritische Theologie im Auge. Also Petrus muss nicht über das Meer gelaufen sein, sondern da war ein innerer seelischer Aufruhr, der ihn (fast) absaufen ließ....
Wenn es um den Bund geht, dann habe ich das Gefühl, es ist gleichnishaft aus der Erlebniswelt eines schwer Suchtkranken, der es nicht lassen kann. Denn es geht ja immer so weiter ohne wirkliche Besserung menschlicher Existenz vor den moralischen Augen Gottes. Vielleicht müsste "Gott" es machen wie Donald Trump: wenn man nicht testet, kriegt man auch keine schlechten Ergebnisse...

[Naqual]

Und davon abgesehen: wenn Gott nicht differenzieren würde zwischen seinen treuen Anhängern und den Ungläubigen, dann würde sich der Aufwand eh nicht lohnen. Genau deshalb mahnt ja schon Johannes der Täufer zur Umkehr und Jesus folgte ihm darin. Wer nicht umkehrte, der war unrettbar dem jüngsten Gericht ausgeliefert.

Auch hier könnte man aus der üblichen Denkweise austreten, z.B. so:
Wann beginnt Erpressung ("Gottes")? Wenn Du nicht dies und das tust, dann kriegste "eins aufs Maul"! Manche Gläubige befleissigen sich ja darin zu betonen, dass Gott dem Menschen die Wahl lässt. Anbetracht der Drohung ewiger Verdammnis ist dies so zynisch, als wie wenn ein Aufseher einer rudernden Sklavenmannschaft auf dem Schiff sagt: Ihr habt die absolut freie Wahl: rudert oder sterbt zu Tode gepeitscht.
Ist jetzt der, der Gott gehorcht ein besserer Mensch, wenn er es aus Angst vor Strafe tut? Wohl nicht. Denn die (Nächsten-)Liebe wäre nicht sein innerliches Bedürfnis und auch nicht aus freien Stücken.
Ein Glaubender müsste eigentlich sagen: ich helfe meinen Nächsten gerne, dies liegt mir am Herzen. Mit himmlischer Belohnung oder Verdammnis, lass es sein darüber zu reden, ich mache es trotzdem, selbst wenn ich verdammt würde. Ich helfe ohne was dafür zu wollen. (Wenn man Jesus genau liest, findet man übrigens diese Denkweise!)

[Naqual]

Vielleicht deshalb, weil Gläubige, die dem strafenden Rachgott anhängen, sich selbst auf der sicheren Seite wähnen. Es betrifft ja immer die anderen, nicht sie selbst. Manche empfinden sicher auch eine gewisse Genugtuung, wenn sie sich die Bestrafung der Gottlosen/Ungläubigen ausmalen.

Eigentlich der Gipfel religiöser Frechheit! Die halten sich für gerettet, weil ein anderer (Jesus) für sie gestorben ist und verdammen dann andere, die auch nicht besser sind wie sie. Naja, eigentlich nicht frech, sondern ziemlich blöd. Man hat das Gefühl, da spielt Neid eine Rolle. Also da tun andere genau das was sie selbst gerne täten und nun aufgrund ihres Glaubens sich nicht trauen (aber doch unbewusst stark wollen). Den anderen darf es dafür nun auf keinen Fall besser gehen als einem selbst, wo man sich doch dran hält an die göttlichen Gesetze. Dahinter steckt blanker Egoismus: man folgt Gott weil man für sich selbst was will. Nur für sich. Naja, manchmal, so gelegentlich, denkt man auch auch an andere.....
Bei einigen kann es auch Angst vor sich selbst sein. Sie wissen was sie sind und dass sie klare (harte) Vorgaben zur Lenkung benötigen. Letztlich ist aber auch dieser innere Zustand Gottesferne. Da gibts noch viel zu tun!

[JackSparrow]

Ein Glaubender müsste eigentlich sagen: ich helfe meinen Nächsten gerne, dies liegt mir am Herzen. Mit himmlischer Belohnung oder Verdammnis, lass es sein darüber zu reden, ich mache es trotzdem, selbst wenn ich verdammt würde.

Und ein intelligenter Gott müsste sagen: Wer seinen Nächsten liebt, wird für alle Ewigkeiten verdammt.

So würde sich zeigen, wer seinen Nächsten wirklich liebt. Abzüglich eines geringen Prozentsatzes derer, die gern verdammt werden möchten.

Die halten sich für gerettet, weil ein anderer (Jesus) für sie gestorben ist

Ein intelligenter Gott hätte vorher gefragt: Wir bringen diesen Menschen um und zum Tausch dafür darfst du weiterhin sündigen. Bist du einverstanden?

Eventuell hätte sich dann auch die Frage nach der Nächstenliebe erübrigt.

[Lena]

Wenn nur Menschen ins Himmelreich eingelassen werden, Menschen mit einem tadellosen 
Leumund, dann hätte ich mit meinem Leben, wie ich es führte, vor meiner Bekehrung,
keine Chance. 

So ist der Ruf des Johannes ein Geschenk des Himmels:

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

[Naqual]

Wenn nur Menschen ins Himmelreich eingelassen werden, Menschen mit einem tadellosen 
Leumund, dann hätte ich mit meinem Leben, wie ich es führte, vor meiner Bekehrung,
keine Chance. 

So ist der Ruf des Johannes ein Geschenk des Himmels:

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Du bist auch nach Deiner Bekehrung nicht tadellos. Also was hat sich bei dem Maßstab groß geändert? Die schönen Absichten?

[JackSparrow]

Du bist auch nach Deiner Bekehrung nicht tadellos.

Sollte sie nicht vom HERRN aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt worden sein, ist sie nach biblischem Strafrecht schon immer tadellos gewesen.

Also was hat sich bei dem Maßstab groß geändert? Die schönen Absichten?

Das schöne Gefühl, für den gewaltsamen Tod einer literarischen Figur eines Menschen persönlich verantwortlich gemacht zu werden, ohne dass man auf den Tathergang auch nur den geringsten Einfluss hatte.

[sven23]

Wenn nur Menschen ins Himmelreich eingelassen werden, Menschen mit einem tadellosen 
Leumund, dann hätte ich mit meinem Leben, wie ich es führte, vor meiner Bekehrung,
keine Chance. 

So ist der Ruf des Johannes ein Geschenk des Himmels:

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Mit welcher Autorität spricht der unbekannte Schreiber? Schließlich hat er nach Ansicht der Forschung von allen Evangelisten am allerwenigsten authentische Jesusworte beizusteuern.
Auch hat sich Jesus selbst nicht als Sündenbock für seine jüdischen Mitbürger verstanden, geschweige denn für die ganze Menschheit.
Es wäre auch, wie Bultmann sagt, primitive Sündenbockmythologie.

[Lena]

Du bist auch nach Deiner Bekehrung nicht tadellos. Also was hat sich bei dem Maßstab groß geändert?

Das ich früher total durchgefallen wäre und jetzt weniger krass.
Vergebung und Gnade, brauche ich heute wie früher.