sven23 hat geschrieben: ↑So 25. Okt 2020, 15:50
Hananias und Saphira standen in einer im Text nicht näher erläuterten Verbindung zur ersten Gemeinde in Jerusalem. Es war, das geht aus den vorangehenden Versen hervor, ein normaler Vorgang, dass die Gemeindemitglieder sich gegenseitig unterstützten und darin so weit gingen, Grundstücke und Gebäude aus ihrem Privatbesitz zu verkaufen und den Erlös der Gemeinde zur Unterstützung der bedürftigen Mitglieder weiterzugeben. Hananias und Saphira taten dies nun (erstmals?) auch – aber sie behielten einen Teil des Erlöses für sich selbst zurück.
Quelle: Wikipedia
Ich denke mal (unabhängig davon, wer denn den Tod der Beiden herbeigeführt haben soll) der Fehler der Beiden lag darin, dass sie behaupteten, sie hätten alles abgegeben, was sie für das Grundstück eingenommen haben. Das war eine Lüge ... wie Petrus es sagt. Und Petrus legt hier den Schwerpunkt darauf, dass er nicht (nur) die anwesenden Menschen belogen hat, sondern Gott .... den man, wie hier ja auch schon angesprochen wurde, gar nicht wirklich belügen kann, da er sowieso die Wahrheit kennt.
Ich habe diese Geschichte nie richtig verstanden. Weder damals, als ich noch glaubte. alles was in der Bibel steht, sei Gottes Wort ... so auch nicht heute, wenn ich das auf die heutige Zeit übertragen wollte. So verstehe ich aber auch viele andere extreme Strafen (angeblich von Gott) nicht, welche in der Bibel standen.
Darum nehme ich an, der Hintergrund damals und zu den Zeiten, wenn so extrem darauf reagiert wurde, war immer eine ganz besondere Sache, welche großen Einfluss auf die gesamte Gemeinschaft hatte. In den Anfängen wurde eben selbstlos gespendet, und an die Armen gedacht. Jesus hatte solches Handeln ja auch bevorzugt, als Erkennungszeichen seiner Nachfolger.
Matthäus 25,40 EÜ
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Annanias und Saphira haben die Aufrichtigkeit der anderen Gläubigen missbraucht, und man wollte wohl ein Exempel statuieren, weil das eine unsichtbare Grenze überschritten hatte, worauf ungute Folgen für die Gemeinschaft entstehen könnt. Wenn das nicht offen gelegt würde, dann könnten bald so manche andere dem Muster folgen.
Wer dieses Exempel nun festgelegt hat, das wird gar nicht berichtet. Es kann sein, dass Petrus dabei eine Rolle spielte, oder andere Vorsteher der Gemeinschaft. Die Todesstrafe war damals noch normal, das war ja auch schon bei Jesus deutlich geworden. Es waren andere Zeiten ... Steinigungen und Tötungen wegen "Sünden" waren an der Tagesordnung. Sie wurden aber von den Machthabern ausgenutzt. Auch von den Jesusnachfolgern, obwohl Jesus oft deutlich gemacht hatte, dass auch "Sünden" nicht nur schwarz/weiß zu verstehen sind.
Und so verstehe ich auch die Aufforderung, den Feind zu lieben. Nicht jeder Mensch, den ich als Feind verstehe, ist wirklich ein Feind. Man sollte nicht Feindschaften Pflegen, sondern darauf hin arbeiten, mit dem vermeintlichen Feind zu kommunizieren, und versuchen, einander zu verstehen ... daraus folgend möglicherweise vergeben. Nicht als Gebot, sondern aus der Kommunikation miteinander heraus entstanden, weil man versucht empathisch zu sein. Möglicherweise auch zu erkennen, dass man selbst auch einen Anteil daran hat, dass eine Feindschaft entstanden ist. Einander ehren und ernst nehmen ... das ist der Kern dieser Aufforderung.
Paulus hat das auch ganz gut auf den Punkt gebracht:
Philipper 2,1-4 EÜ
Wenn es also eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, ein Erbarmen und Mitgefühl, dann macht meine Freude vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig, einträchtig, dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.