2Lena hat geschrieben:Allerdings gingen die Kirchenväter von einem anderen Textverständnis aus. Es glich dem jüdischen, hatte keinen Unterschied.
Wie würdest Du das Textverständnis der alten Kirchenväter dann sehen?
Ich persönlich sehe fundamentale Unterschiede in der historisch gewachsenen gängigen Messiasvorstellung im Judentum und dem im Christentum seit der Interpretationen der ersten Gemeinden.
In der Mehrheitsmeinung der Juden war der Messias eine politische, keine spirituelle Führungspersönlichkeit, wenn letzteres sicher auch mit dabei war. Der Messias kommt einmal, nicht zweimal. Sein Auftrag bezieht sich ausschließlich auf das jüdische Volk, und nicht weltweit auf das "Volk der Sünder".
Im Christentum wurde das jüdische Verständnis nun vergeistigt, aus dem politischen Führer wurde der religiöse Führer und Religionsgründer (war der Messias in der jüdischen Vorstellung selbstredend nie). Wenn der politische messianische Führer im AT Schlachten schlug und die Feinde Israels unterwarf, wurde dies nun zu geistigen Schlachten oder wurde mangels Evidenz in der Vergangenheit dem Zweiten Kommen des Messias zugeordnet. Aus dem recht eindeutig nationalen Messias der Juden wurde die spirituelle Gestalt Gottes für die gesamte Welt.
Hinzu kommt, dass der jüdische Messias sich nicht selbst opfert, sondern Schlachten gewinnt und die Feinde des Volkes unterwirft. Nicht zu vergessen, dass für die Juden im AT nicht der geringste Hinweis vorliegt, dass sie einen ins Fleisch inkarnierten Gott persönlich erwarteten. (Und insoweit gebe ich ihnen recht. Gott kann sich nicht selbst salben. Ein Gesalbter wird im Auftrage des einen Gottes gesalbt. Denke, dass hier in den ersten Gemeinden Jesus eine Gottgestalt war, aber nicht Gott selbst, gleichwohl der Höchste unter den gottgleichen Wesen, sitzend zu seiner Rechten. Hier waren die ersten Judenchristen sicher noch erheblich ähnlicher in der Messiasvorstellung zu den jüdischen Zeitgenossen).