Ein vielgepriesener Ausspruch von Gläubigen ist, dass man "Gottes Willen" tun will und danach strebt.
Manche begründen mit diesem Anspruch das, was sie tun - sie tun es schließlich nur, weil Gott das ihnen als seinen Willen kundgetan hat. Und folglich geht man felsenfest sicher seinen Weg, "im Namen des Herrn".
Oft sucht man nach Gottes Willen, wenn es um persönliche Wegführung geht. Zeigt die eigene Wahrnehmung eine mögliche Antwort, so geht man diesen Weg, mit der Sicherheit, dass es "Gottes Wille" sei. Man trägt von da an Gottes Willen wie ein Banner vor sich her, und mäht alles weg, was sich einem entgegen stellt.
Ich persönlich denke ja, dass Menschen Gottes Willen nicht wirklich erfassen können. Aber auch ich erfahre, dass ich um Wegführung bitten kann, und oft eine (oder manchmal auch zwei oder drei) mögliche Antwort bekomme. Früher habe ich solche Antworten auch so tituliert, wie es mir in christlichen Kreisen vorgelebt wurde: als "Gottes Willen", mit dem Anspruch: nichts kann mich davon abbringen, wenn ich mit Jesus in Verbindung bleibe.
Inzwischen hat sich meine Wahrnehmung zu dem Thema schrittweise verändert. Weil ich denke, dass ich, als Mensch mit begrenzter Wahrnehmung, nicht Gottes Willen vollends erkennen kann - bestenfalls einem Teil seines Plans, in dem ich mitwirken kann/darf/soll.
"Führung" verstehe ich so, dass ich Gott bitten kann, dass er mich führt, so dass ich wissen darf, dass Gott mit mir ist. Ansonsten darf ich meinen Verstand gebrauchen und entscheiden, mit der Option, dass da, wo ein Weg, den ich wählen will, nicht gut für mich ist, mir vielleicht sogar schaden kann, dass Gott mir dieses deutlich zeigt. Oft gibt es mehrere Optionen/Wege/Möglichkeiten, die ich erkenne, und selbst entscheide. Alles kann ich tun, in dem Bewusstsein, dass Gott bei mir ist, und mich führt/hält/auffängt, wenn ich falle - und zu einem guten Ziel bringt.
Eine Geschichte in der Bibel, dies dies sehr anschaulich darstellt, ist die Geschichte von Josef, den Sohn Jakobs.
Josefs Wege sind sehr stürmisch, holprig, an manchen Stellen beängstigend. Trotzdem liest man an verschiedenen Stellen wiederholt, dass Gott mit Josef war, und Josef auf Gott vertraute, in jeder Lage. Letztendlich wird Josef zu einem Vizekönig vom Pharao erwählt, und hat ein Leben, wie es lange Zeit davor in seinen Träumen schon dargestellt wurde. Josef fasste das Gesamtgeschehen in einem Satz zusammen:
1. Mose 50,20 LUT
Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk
Josef war ein Teil von Gottes Plan. Erkennbar war dieses aber erst nach vielen Jahren seines Lebens.
Meine Fragen:
Wie/woran glaubt ihr "Gottes Willen" zu erkennen?
Wie definiert ihr persönlich "Gottes Willen", und wie macht sich dieser ganz praktisch in eurem Leben bemerkbar?