Thaddaeus hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 21:36
Liebe, mein Lieber, ist etwas ganz und gar anderes als der Glaube an ein transzendentes Wesen.
Wieso denn das? Gläubige lieben doch ihre Götter in der Hoffnung nicht von ihnen enttäuscht zu werden. Kann natürlich auch passieren.
Thaddaeus hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 21:36
Aber logisch ist sie in der Tat nicht. Muss sie auch nicht sein.
Wieso muss der Glaube logisch sein? Diesen Anspruch habe ich aufgegeben, eben weil ich so nicht lieben kann.
Thaddaeus hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 21:36
Wenn man jedoch an die materiale Existenz eines transzendentes, personalen Wesens glaubt, welches in diesem Kosmos existiert und in die materielle Welt eingreift, dann verpflichtet man sich auch dazu, diesen Glauben zu begründen.
Ich fühle mich nicht verpflichtet, meinen Glauben LOGISCH zu begründen. Ich bin so ehrlich zuzugeben, dass ich das nicht kann. Mir ist bis jetzt auch keine überzeugende logische Begründung für den christlichen Glauben begegnet, und glaube mir, ich hab mir vieles angehört und viel Fachliteratur gelesen.
Muss ich an die materiale Existenz eines transzendenten, personalen Wesens glauben, um mich Christ nennen zu dürfen? Welche Autorität maßt sich denn an, mir solches unterzujubeln? Da gibt es eine kaum noch zu überblickende Bandbreite - letztendlich ist Glaube eh völlig willkürlich und subjektiv. Da lass ich mir längst von keiner Kirche und auch sonst von niemandem dreinreden. In Anlehnung an Markus Gabriel spielt das "Sinnfeld" Jesus Christus bei meinem Glauben eine tragende Rolle, deswegen nenne ich mich Christ. Dabei ist es mir mittlerweile völlig wurscht, ob Jesus je gelebt hat oder nicht - denn das ändert an dem Sinnfeld meines Glaubens ja nichts. Dieser Historizismus ist zudem eher eine seltene Ausnahme in den Religionen. Ich kann eigentlich nicht mal mehr in Worte fassen an was ich da glaube - Gott halt, aber über den weiß ich nichts, gar nichts. Wer weiß denn da was?
Warum nur ist es so schwer zwischen Glaube und Wissen zu unterscheiden? Was ist daran philosophischer Kindergarten, wenn ich sage, dass ich über Gott keine wahren Aussagen machen kann? Wie sollte man das auch überprüfen? Das ist doch kein Sieg, wenn man etwas nicht verifizieren oder falsifizieren kann. Wieso wird das überhaupt verlangt? Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Deswegen muss ich doch nicht gleich in die Klappse.
Nur weil man eine logische Aussage macht, ist nichts von dieser Aussage automatisch auch existent - außer der Aussage selbst, die an der Wirklichkeit möglicherweise völlig vorbei geht. Umgekehrt ist doch nicht alles, was unlogisch ist, nicht existent. Warum gibt es Etwas und nicht Nichts? Was ist daran logisch, dass es Etwas gibt? Nichts, oder? Liebe existiert doch, auch wenn alle Liebeslieder hoffentlich logisch völliger Quatsch sind. Dabei zählt doch nur, dass man liebt. Ist Liebe eine Quale? Glaub' schon, vermutlich kommen da viele oder die meisten Qualia irgendwie zusammen, wenn man den Liebeskummer mit rein nimmt. Haben Quale logisch zu sein, oder reicht es, dass sie da sind? Ich habe viel für die Logik übrig und nichts dagegen, aber alles muss man da nicht hineinpressen.
Das Bewusstsein, das denkende Ich ist doch nicht alles, was den Menschen ausmacht. Wir wissen doch, dass es auch das Unbewusste und das Über-Ich im Menschen gibt, dass wir suggestibel und manipulierbar sind. Das ist doch per se nichts schlechtes. Wieso darf das Irrationale in uns keine Rolle spielen? Wissen ist gut und schön, aber das Andere in uns existiert ebenso, und auch dem müssen wir irgendwie gerecht werden, wenn wir uns gerecht werden wollen. Glaube kann auch dem Irrationalen in uns gerecht werden, indem seine Bilder wirken und deren Stärke liegt nicht in ihrem logischen Gehalt sondern vielleicht nur in ihrem dasein.