Hallo zusammen,
erstmal möchte ich sagen, dass die Frage bereits tendenziös gestellt wurde, denn nur weil etwas nicht verboten ist, heißt ja nicht, dass es gut für einen Christen wäre es zu tun (oder zu lassen). Nach der Existenz eines Verbotes fragt man, wenn man etwas selber will. Ein „guter Christ“ würde aber meiner Ansicht nach danach fragen wie es sich mutmaßlich mit dem Willen Gottes bei einer solchen Frage verhält.
Also könnte man sich zunächst fragen, ob das Feiern des Geburtstages in irgendeiner Weise von Gott gewünscht sein könnte. Also mir fällt da kein Grund ein - auch nicht, dass man da auf Umwegen die Eltern ehren würde, denn darum geht es bei 99,9 % aller Geburtstagsfeiern wohl eher nicht. Was aber schon in gewisser Weise zum Problem führt, denn die Frage, warum man denn seinen Geburtstag feiern möchte, lässt sich mit der Aufmerksamkeit erklären, die man da von seinen Verwandten, Freunden und Bekannten bekommt. Dieser sogenannte „Ehrentag“ macht als Begriff ja auch deutlich, dass es hier um die eigene Ehre geht - und daran hängt das Herz solange es fleischlich gesinnt ist.
Wie sehr die „Ehre bei den Menschen“ einen zum falschen Weg beeinflussen kann, lässt sich schön im Johannesevangelium nachlesen:
Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, auf daß sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden; denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.
Johannes‬ â€12:42-43‬ â€ELB71‬‬
Also wenn die Zeugen Jehovas bewusst solche Feiern ignorieren, finde ich dergleichen durchaus in Ordnung - nur würde ich das nicht damit begründen, was Nichtchristen jemals getan (oder gelassen) haben. Wenn andere ihren Geburtstag feiern, ist mir das eigentlich egal, aber mich würde halt mal bei Christen interessieren, was daran gemäß Paulus „im Herrn“ sein soll. Eigentlich lohnt sich das ganze Kapitel 14 des Römer-Briefes zu lesen, aber ich zitiere nur mal eine Auswahl für dieses Thema:
Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Ein jeder aber sei in seinem eigenen Sinne völlig überzeugt.
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Römer‬ â€14:5‬ â€ELB71‬‬
Das klingt zwar zunächst so, als ob es egal wäre, aber Paulus ist ja noch nicht fertig mit seinen Ausführungen. Zunächst mal noch eine schöne Beschreibung von Paulus, was er unter Christen versteht bzw. wen er meint, wenn er „wir“ sagt oder von „uns“ spricht:
Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn sei es, daß wir leben, wir leben dem Herrn; sei es, daß wir sterben, wir sterben dem Herrn. Sei es nun, daß wir leben, sei es, daß wir sterben, wir sind des Herrn. Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, auf daß er herrsche sowohl über Tote als über Lebendige.
Römer‬ â€14:7-9‬ â€ELB71‬‬
Wenn man dies im Hinterkopf hat, kann man vielleicht auch verstehen, was Paulus dann am Ende dieses 14. Kapitels schreibt:
Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes. Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset. Es ist gut, kein Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch etwas zu tun, worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist. Hast du Glauben? habe ihn für dich selbst vor Gott. Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt! Wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.
â€â€
Römer‬ â€14:20-23‬ â€ELB71‬‬
Paulus argumentiert also prinzipiell genau umgekehrt: es ist nicht deswegen erlaubt, weil es keine Regel dagegen gibt, sondern etwas wird zur Sünde, weil es nicht im Glauben bzw. „dem Herrn“ getan wird (kleine Anmerkung: ob etwas aus Tradition gemacht wird, interessiert Paulus nicht). Deswegen passt es auch ganz gut, wenn Paulus dazu auffordert, alles zu prüfen und das Gute zu behalten.
Also: was ist am Feiern von Geburtstagen denn in diesem Sinne gut - also „dem Herrn“ getan bzw. „aus Glauben“?
Grüße,
Daniel.