Rilke hat geschrieben: ↑Fr 15. Feb 2019, 18:22
Eine Frage meinerseits:
Wie steht ihr zu weltlichem Reichtum? Was ist für euch Reichtum?
Ich folge hier im Großen und Ganzen den Lehren der altägyptischen Weisheitsbücher.
Dort liest man, dass Reichtum an sich noch nichts schlechtes ist:
Jeder darf und soll danach streben, sich ein gutes Auskommen und eigenen Besitz zu erwirtschaften.
Unter ein paar Bedingungen allerdings:
a)Man muss auf gute und ehrliche Weise daran kommen, und nicht auf die Kosten anderer.
b)Man soll bescheiden bleiben, wenn man Erfolg hat.
c)Man soll großzügig sein und anderen helfen, wenn man dazu die Mittel hat.
d)Und, meiner Meinung nach mit das wichtigste: Man darf nicht der Habgier verfallen. (Das ist es, was die Christen auch damit meinen, man solle sein Herz nicht an weltliche Dinge hängen - dem stimme ich zu.)
Denn Habgier bringt nur Kummer und Unfrieden, und weltlicher Reichtum ist ohnehin vergänglich.
Weil diese Quellentexte nicht so bekannt sind wie die Bibel habe ich hier ein paar Zitate, falls es jemanden interessiert.
Sei nicht habgierig nach Gütern bei der Erbteilung, begehre nicht, was dir nicht zusteht
Ptah-Hotep
Hüte dich, einen Elenden zu berauben oder einem Schwachen Gewalt anzutun
Amenemope
Verrücke nicht den Markstein auf den Grenzen der Felder und verschiebe nicht die Meßschnur von ihrer Stelle
Sei nicht gierig nach einer Elle Ackers und vergreife dich nicht an den Grenzen einer Witwe
(...)
Pflüge deine Felder und du wirst finden, was du brauchst,
du wirst Brote von deiner eigenen Tenne erhalten.
Besser ist ein Scheffel, den der Gott dir gibt, als fünftausend aus Unrecht
(...)
Besser ist Armut in der Hand des Gottes als Schätze im Vorratshaus,
besser sind Brote bei fröhlichem Herzen als Reichtum mit Kummer
Amenemope
Handle so, dass man sich wegen deines guten Charakters für dich einsetzt
Gemein ist, wer das Land aus eigenem Interesse an sich bindet,
und ein Ungebildeter, wer giert nach etwas, was anderen gehört.
Das Leben auf Erden geht dahin, es dauert nicht lange.
Glücklich der, an den sich der Schifflose erinnert!
Millionen Untertanen können dem Herrn der beiden Länder nichts helfen:
Gibt es einen einzigen Mann, der ewig lebt?
Fort muss der, der an der Hand des Osiris wandelt,
wie der sich lösen muss, der es sich bequem gemacht hat
Lehre für König Merikare
Schone deinen Körper nicht, solange du jung bist:
Nahrung kommt zuwege durch die Hände, Versorgung durch die Füße
Anonym
Lege dir einen Garten an
und umzäune dir ein Gurkenbeet zusätzlich zu deinem Ackerland.
Bepflanze den Garten mit Bäumen, die den Bezirk um dein Haus abdecken.
Fülle deine Hand mit allerlei Blumen, die dein Auge erblickt.
Man würde sie alle vermissen - es ist gut, keine zu verlieren
Ani
Wenn du pflügst und es gedeiht auf dem Feld
und wenn der Gott dir reichlich gibt,
dann rühme dich dessen nicht übermäßig
und überhebe dich nicht über den, der nichts hat.
Ptah-Hotep
Gib deinen Freunden ab von dem, was dir zuteil geworden ist,
Es ist ja nur gekommen durch des Gottes Gnade
Ptah-Hotep
Sei freigiebig solange du lebst.
Was einmal aus dem Vorratshaus gegangen ist soll nicht zurückkommen
Ptah-Hotep
Iss nicht, während ein anderer dabeisteht, und du nicht auch für ihn deine Hand nach dem Brot ausstreckst.
Das Brot, es ist immer vorhanden,
aber der Mensch ist es, der nur eine Generation währt
Der eine ist reich, der andere ist arm.
Der eine schwindet dahin, der andere bleibt bestehen und das Brot verdoppelt sich ihm.
Wer letztes Jahr reich war, der ist dieses Jahr ein Vagabund.
Sei nicht gierig, dir deinen Bauch zu füllen,
denn niemand kennt sein Ende
Ani
Gier ist niedrig, man deutet mit dem Finger auf sie.
Ein Becher Wasser löscht schon den Durst, ein Mundvoll Gemüse stärkt das Herz
Kagemni
Folge deinem Herzen solange du lebst und tue nicht mehr, als man dir aufträgt
Verkürze nicht die Zeit für deine Vergnügungen, solches ist der Seele ein Gräuel.
Hör auch einmal auf, dich um das Haus zu kümmern
Ptah-Hotep
Hüte dich vor der Verführung zur Habgier,
denn sie ist eine schlimme und unheilbare Krankheit.
Bei ihr hat man keinen Vertrauten mehr.
Sie verbittert einen Freund,
sie entfremdet einen Vertrauten von seinem Herrn
sie pflegt Väter und Mütter zu entzweien
sie vertreibt die Ehefrau eines Mannes;
Ein Sack ist sie, voll von allem Hassenswerten,
ein Bündel von allem Übel
Ptah-Hotep