Detlef hat geschrieben:Das würde, auf Deutschland übertragen, bedeuten, dass die Kirchen dafür bis zu 2,1 Milliarden Euro aufbringen müssten, der Staat die Kirchen also mit den 280 Millionen Euro, die für das Inkasso vereinnahmt werden, um rund 1,8 Milliarden Euro entlastet bzw. subventioniert.Von den drei Milliarden Einnahmenverlusten des Bundes und der Länder durch die steuerliche Absetzbarkeit der gezahlten Kirchensteuer ganz zu schweigen."(Carsten Frerk)
Das ist betriebswirtschaftlich eine falsche (da vermutlich ideologisch/kirchen-feindlich gesteuerte) Aussage - denn:
1) Wenn man per Outsourcing Geld spart, führt dies nicht zum Schluss, dass derjenige, an den man outsourct, einen "subventioniert". - Mit dieser Argumentation würde Frerk in jedem BWL-Seminar ausgelacht werden.
2) Von "Subvention" könnte dann die Rede sein, wenn der Staat mehr Aufwand hätte als die genannten 280 Mio Euro.
Detlef hat geschrieben:Kommst wirklich auf keine Idee? 800 Millionen hungernde Menschen auf der Welt sind jetzt nicht so der beklagens- und veränderunswürdige Zustand, wo man damit schon mal ansetzen könnte...?
Genauso naheliegend wie falsch. - Denn falls die RKK ihre Milliarden in die Länder verteilen würde, in denen es Hunger gibt, würde es zum größten Teil in falschen Kanälen landen - und wäre dann weg.
Oder man gibt es eine Hilfsorganisation - meinetwegen UNICEF. - Was würde die UNICEF damit machen? Richtig - sie würde es NICHT in die Länder verteilen, sondern es organisieren - also in Stiftungen oder Projekte nach und nach investieren. - Aber das macht die Kirche eben auch.
Könnte sich die Kirche mehr engagieren? Wahrscheinlich ja. - Trotzdem: Sie ist bereits heute weltweit einer der größten "Wohltäter" mit zahllosen größeren oder kleineren Projekten (bis runter zum Mini-Kloster mit 5 SChwestern, die irgendwo Hilfe vor Ort leisten). - All diesen Projekten wäre die Grundlage entzogen, wenn die RKK zur "armen Kirche" werden wollte.
Zudem: WAS will die Kirche eigentlich auf den Markt werfen? - Ok - es gibt Barmittel in Milliardenhöhe - die kann man man verbrennen. - Aber sonst? Kirchen, die meistens unter (staatlichen!) Denkmalschutz stehen, sind schwer verkäuflich. - Wären da noch die historischen SChätze (Schmuck, Kronen, etc.) - tja, die will aber der jeweilige Staat im Land behalten, müsste sie also der Kirche abkaufen, wenn diese mit dem erworbenen Geld den Hunger in der Welt lindern will. Wer würde das dann bezahlen? Staat = Bürger --- also der Bürger.
Oder man hilft nicht den Hungernden, sondern schenkt diese Schätze dem jeweiligen Staat, wo diese Schätze sind. - Tja: Wer kommt denn für deren Pflege auf? - Der Staat müsste immens viele Restauratoren/Museums-Fachleute/etc. einstellen - wer zahlt das? Der Bürger.
Oder die RKK gibt ihre Schulen, Kindergärten, Behinderten-Stätten, etc. auf - es wäre eine Katastropfe für den Staat, selbst wenn sie all die Immobilien dazu geschenkt bekäme. - Der Staat scheut sich mit gutem Grund davor, weil er sich die Milliarden sparen will, die damit an Mehrkosten kommen.
Detlef hat geschrieben: "Wenn die Kirchen wenigstens, wie sie selbst gerne behaupten, die Kirchensteuern für soziale Zwecke ausgeben würden! Dass sie es nicht tun, ist als Caritaslegende bekannt. Bezahlt werden davon vor allem der Verwaltungsaufwand und das eigene Personal. Die sozialen Einrichtungen hingegen - Kitas, Krankenhäuser, Altenheime - werden nur zu einem Bruchteil aus Kirchenmitteln bezahlt; den Rest zahlen Krankenkassen, Pflegeversicherungen, Sozialversicherungsträger." (Carsten Frerk)
Das ist keine Legende, sondern einfach falsch. - Niemand behauptet, dass die Kitas, etc. von Kirchensteuern gezahlt werden - jeder (auch in der Kirche) weiß, dass diese outgesourcten Einrichtungen vom Staat wie jede andere vergleichbare Einrichtung unterstützt wird. - Trotzdem spart der Staat Aber-Milliarden damit, dass er die Trägerschaft NICHT hat.
Detlef hat geschrieben:Das kirchliche Arbeitsrecht in den weltlichen Berufen betrifft ca, 1,3 Mio Arbeitnehmer, womit die Kirchen zweitgrösster Arbeitgeber in D sind, und mit dem Verstösse gegen das Grundgesetz "legitimiert" werden!
Das ist in der Tat ein kritischer Punkt, den die WELTLICHEN Gerichte längst hätten klären müssen - und meines Wissens weitgehend auch schon getan haben. -Wenn hier jemand gegen das Grundgesetz verstoßen würde, wären es die Gerichte.
Detlef hat geschrieben:Wo Kriterien wie „Wiederverheiratet“ oder "Homosexuell" bei der Anstellung in Berufen wie Krankenpfleger zum Problem werden.
Wie gesagt: Das muss juristisch geklärt werden - und dann entscheidet die Kirche, wie sie damit umgeht. - Entweder sie gibt ihre Auffassungen auf oder sie zieht sich zurück. - Letzteres wäre ein großes Risiko für den Staat.
Davon abgesehen: Es ist nicht unüblich, dass Arbeitgeber bei ihren Mitarbeiteren Grundvoraussetzungen erwarten - allerdings hat sich hier in der Tat in den letzten Jahrzehnten eine Tendenz zu "die richtigen Papiere und sonst nichts" entwickelt - man kann also immer weniger "soft" entscheiden ("Der passt zu uns").
Und dann gibt es da noch die Praxis: Ein mit uns befreundeter katholischer Pfarrer hat neulich meiner Frau (evangelisch!!) einen Job in einer katholischen Organisation angeboten - aus seiner Sicht ist das kein Problem.
Detlef hat geschrieben: Weil sie Teil des Problems (s.o.) ist, und nicht Teil der Lösung dieser Probleme, weil sie nicht eint, sondern um ihrer Macht Willen spaltet!
Das sind in Bezug auf die christlichen Großkirchen des 20. und 21. Jh. veraltete Sprüche aus dem 19. Jh. - Wo spaltet die Kirche? - Wo hat sie legislative, exekutive und judikative Macht in die Gesellschaft hinein?
Detlef hat geschrieben:Weil die weltanschauliche Neutralität des Staates so nicht gewährleistet ist!
Wieso das? - Willst Du eine orwellsche Welt, in der der Staat auch noch für Weltbilder zuständig ist?