- J.W.v. Goethe, in Faust, I. Teil
Zu Goethes Zeiten war der überwiegende Teil der deutschsprachigen Bevölkerung noch fest im Glauben an Gott. Zwar zeigten die Ansichten in verschiedenste Konfessionen, was alle einte war der Glaube, dass unser Leben in der Liebe zueinander und zu Gott einen Sinn finden würde. Selbstverständlich gab es Ausnahmen, jedoch waren Kirchen zu jener Zeit voll - von solchen Zuständen kann man in Mitteleuropa heutzutage nur mehr träumen.
Was sich mit dem Gesinnungswechsel änderte, war auch die Akzeptanz des Glaubens in der Gesellschaft. Wer heute glaubt - und seinen Glauben offen praktiziert - wird belächelt und oft nicht wirklich ernst genommen. Vor allem im linken politischen Flügel erlebe ich diese Anfeindung, die sich geradezu in hochnäsiger Ignoranz manifestiert. Das mag eine Folge der marxistischen Ideologie sein, die in linken Weltanschauungen weiterlebt.
Rechtlich sieht es folgendermaßen dazu aus:
Artikel 9 der Europäischen Menschenrechtskonvention besagt:
Man bedenke, dass dieses Recht nicht nur gegen Staaten gilt, sondern auch gegenüber Personen privater und juristischer Natur durchgesetzt werden kann!(1) Jedermann hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfaßt die Freiheit des einzelnen zum Wechsel der Religion oder der Weltanschauung sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen öffentlich oder privat, durch Gottesdienst, Unterricht, Andachten und Beachtung religiöser Gebräuche auszuüben.
Leider sieht der praktische Gebrauch von Gesetzen anders aus, und eine Geltung des Rechts heißt noch lange nicht, dass es auch effektiv umgesetzt wird. Faktisch kann man - solange es nicht zu gröberen Verstößen kommt - also nicht gegen solche Anfeindungen vorgehen. Es bleibt also nur zu hoffen, dass der giftige Geist des Individualismus irgendwann in sich selbst zusammenfällt und die Menschen wieder Sinn für das Große und Ganze erkennen. Man ist auf die Gnade des säkularen Gegenübers angewiesen, möchte man mit seiner Religion anerkannt, respektiert und ernst genommen werden.
Vielleicht liegt es an meiner ungünstigen sozialen Umgebung (Universität), aber mir scheint, als wäre die Gretchenfrage heute genau andersherum zu stellen:
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst zu viel davon.“
Was sagt ihr dazu?
Liebe Grüße,
Rilke