Pluto hat geschrieben:
Aber, in der Stärke dieser Analogie liegt auch ihre größte Schwäche:
1. Paley unterscheidet zunächst zwischen natürlichen Dingen und solchen die eindeutig von einem intelligenten Wesen (Mensch) hergestellt wurden. Es sind gerade die bestechenden Unterschiede zwischen natürlichen Dingen und Artefakten die uns schließen lassen, dass manche Dinge Artefakte sind, die einen Architekten benötigen. Andere Dinge wie das Leben wiederum sind so eindeutig "natürlich", dass nur der abergläubische Mensch sich daraus einen supranaturalistischen Schöpfer erschafft.
2. Es gibt Dinge die eindeutig einen bekannten, natürlichen Ursprung haben und dennoch symmetrische Formen aufweisen. Ein Beispiel dafür sind Schneeflocken; wer hat nicht schon einmal vor einer mit Eisblumen beschlagenen Scheibe gestanden und sich über die Präzision und Vielfalt ihrer Form gestaunt? Weitere Beispiele dafür sind Schwärme, seien es Bienen, Fische oder sogar Vögel.
Paleys Fehler (oder meinetwegen seine List) besteht darin, den Unterschied zwischen "natürlich" und "hergestellt" an äußeren und statischen Eigenschaften festmachen zu wollen, wie Symmetrie, Schönheit, Komplexität oder was weiß ich. Diese Basis kann aber nicht tragen, weil
- Es gibt sowohl natürliche als auch hergestellte Dinge, die beide dieselben Eigenschaften in dieser Hinsicht haben. Trotzdem wissen wir, dass das eine natürlich und das andere hergestellt ist. Das zeigt, dass die Definition nichts taugt.
- Die Wortwahl alleine zeigt bereits, dass es unmöglich ist,
statische Eigenschaften zur Charakterisierung des Unterschieds zu verwenden. Denn mit "natürlich" meinen wir ja "in einem natürlichen Prozess entstanden" und mit "hergestellt" meinen wir "in einem von Menschen getrieben Prozess hergestellt". Das beweist, dass
der Prozess der Herstellung der entscheidende Unterschied ist.
Als Konsequenz zeigt sich, wieso Paleys Argument nicht zieht. Die Begründung ist ganz einfach
Wenn ich sagen "in einem von Menschen getriebenen Prozess hergestellt benötigt es einen Menschen", dann ist das offensichtlich korrekt, aber auch trivial, denn genau das habe ich ja in die Definition von hergestellt hineingesteckt.
Sage ich aber "in einem natürlichen Prozess entstanden", dann bedeutet das nur, dass die Prozesse der Natur da gewesen sein müssen, aber in keiner Weise, dass damit zwangsläufig ein Konstrukteur seine Hände im Spiel gehabt haben muss.
Pluto hat geschrieben:
3. Wenn etwas derart komplexes einen Schöpfer haben muss, dann muss dessen Intelligenz und Komplexität mindestens ebenso hoch sein muss wie das Produkt seines Schaffens. Wer hat dann diesen Schöpfer geschaffen? Dies lässt sich aber immer weiter führen und führt uns in einem unendlichen Regress der Argumentation der am Ende nichts erklärt. Der Gläubige erkennt dieses Problem und gibt uns dann als Ausrede zu verstehen, dass dies auf Gott nicht zutrifft, da Gott schon immer das gewesen sei.
Es ist zu betonen, dass dieser Punkt
KEIN Gegenargument zu Paleys Überlegung ist.
Die Begründung ist ganz einfach die, dass der unendliche Regress
IMMER auftaucht, wenn man nach dem Ursprung des Ursprungs fragt. Das gilt für Gott genauso, wie für atheistische Ursprungstheorien.
Pluto hat geschrieben:
4. Bisher konnte noch jedes von den Gläubigen angeführte Beispiel einer Komplexität, die unmöglich per Zufall entstehen konnte von der Wissenschaft mit dem Prozess der Evolution (winzige Änderungen gekoppelt mit anschließender natürlicher Selektion) entkräftet werden.
Auch dieses Argument ist ein Vergleich von Äpfel mit Holzscheiten.
Gläubige haben leider Gottes die unangenehme Eigenschaft, den Begriff des Zufalls nicht nur nicht zu verstehen, sondern auch noch zu verteufeln.
Es ist das Ergebnis einer jetzt 150 Jahre andauernden Gehirnwäsche durch den Teufel, mit der die Basis des Glaubens vernichtet werden soll.
Doch weder diese geistliche Tatsache noch die Erfolge der Wissenschaft haben irgendetwas mit der Existenz oder mit der Inkorrektheit von Paleys Argument zu tun.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.