Andreas hat geschrieben:Die Idee eines weisen, liebevollen und barmherzigen Schöpfers war mal eine nette Idee, als man die Natur noch nicht so gut kannte. Diese Natur, wie wir sie heute kennen, deutet höchstens auf einen neutralen, dem lebendigen Individuum gegenüber völlig gleichgültigen Schöpfer hin
Das habe ich anders erlebt, denn ich habe immer wieder eine kosmische Liebe und Barmherzigkeit erlebt, die alles trägt und umfängt. Wenn ich von “Gott†spreche, dann meine ich nicht nur irgendein Wesen (welches vielleicht existiert und vielleicht gnädig ist, wenn wir Glück haben ), sondern ich meine die Realität. Jene Realität, die alles Seiende ermöglicht und nährt. Es ist eine durch und durch lebengebende Realität. Jene Realität, von der es im Koran heißt:  „Meine Barmherzigkeit umfasst alle Dinge.“ (Sure Arâf, 7:156) wäre die Realität nicht barmherzig und lebensfreundlich, dann wären wir jetzt nicht hier. Was verkehrt ist, ist nicht das Universum, die Realität oder Gott, sondern die menschliche Wahrnehmung. Durch die unendliche Großzügigkeit des barmherzigen Atems fließt der Kosmos in die Wirklichkeit:
“Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden; darum schuf Ich die Welt.â€
Die islamische Tradition nennt die lebengebende Kraft der Realität nafas ar- rahman, “der Atem des Barmherzigenâ€, jener Atem, der die ganze Schöpfung durchweht (das ist natürlich ein poetisches Bild, aber es verweist auf eine Wahrheit) Ibn Arabi entwickelte die Lehre des “wahdat al- wudschud†(was übersetzt so viel wie “Einheit des Seienden, der Existenz†bedeutet) vereinfacht gesagt hat er beschrieben, dass das ganze Universum ein Teil von Gott ist. Die ganze Schöpfung wurde von Gott aus dem Nichts (Ê¿adim / عدم / ‚Nichtexistenz‘) zum Existieren (wudschÅ«d / وجود / ‚Existenz‘) gebracht. In neuerer Zeit hat sich William C. Chittick damit beschäftigt und einige hervorragende Bücher darüber geschrieben (The Self-Disclosure of God: Principles of Ibn Al-'Arabi's Cosmology | The Sufi Path of Knowledge: Ibn Al-Arabi's Metaphysics of Imagination)
Meine Beschäftigung damit hat mich zu der Schlussfolgerung geführt, dass diese Beschreibung der Realität der Wahrheit entspricht (und das gehört für mich in den Bereich der Philosophie, denn sie stellt die Frage nach der wahren Natur der Realität) ich denke, dass dieses Erkennen der Realität etwas so einfaches ist, so offensichtlich und natürlich, dass es der komplizierte menschliche Geist übersieht. Immer wieder macht es mich sprachlos, wenn vermeintlich gelehrte Menschen von dem physischen Universum als “Realität†sprechen, aber dann im Gegensatz zu dem, was in unserem Bewusstsein vor sich geht, doch es ist genau andersrum: Bewusstsein ist die absolut entscheidende Realität. Sarvam Khalvidam Brahma. Alles ist Gott, das absolute Bewusstsein. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen, denn dann ist das Universum plötzlich ein Ort, in dem man beheimatet sein kann.
Ich (DAS GÖTTLICHE BEWUSSTSEIN) bin der Ursprung von allem, von mir ausgehend kommt alles in Bewegung. Mit dieser Überzeugung verehren mich die Weisen, verbunden mit Liebe. Bhagavad Gita, 10 Kapitel: Göttliche Entfaltung (10:8)
Das ändert alles. Wenn das stimmt, dann gibt es sehr viel Leben, weil die Quelle von allem Leben ist. Leben kommt von Leben und Bewusstsein kommt von Bewusstsein