Novalis hat geschrieben:Selbst wenn wir Religion nur aus einer rein evolutionären Perspektive betrachten: sie ist offenbar eine hilfreiche Überlebensstrategie, die sich über Jahrtausende hinweg bewährt und darum bis zum heutigen Tag überdauert hat.
Kein Widerspruch meinerseits.
Der gelegentliche Missbrauch ändert daran nichts.
Auch das stimmt natürlich. Die Frage ist nur, ob eine Religion an sich missbraucht wird oder ob eine Religion selbst schlecht ist. Ich gehe mal davon aus, dass du eine satanistische Sekte, die tatsächlich Jungfrauen entführt und auf einem Altar blutig opfert, als schlecht ansiehst und nicht sagst, dass hier nur Missbrauch an der Religion, Satan anzubeten, betrieben wird. (Ich weiß es nicht, daher schreibe ich im Konjunktiv - zudem gehe ich davon aus, dass Satanisten so etwas nicht tun - es dient nur als Beispiel).
Dass die ZJ einen (in meinen Augen) zutiefst bösen Gott anbeten (Jehova) nehme ich jetzt nicht einmal als Argument, denn ich gehe stark davon aus, dass das die ZJ (und auch du bzw. Christen im Allgemeinen) anders sehen. Dass aber die Religionsgemeinschaft ZJ selbst übel ist, finde ich - ganz unabhzängig von der Heiligen Schrift, auf die sie sich berufen - schon. Die Art der Kindererziehung, die Strafen für die Kinder, das Wahlverbot (Antidemokratisch), der Unsinn mit den Bluttranfusionen und vor allem die Eigenart, durch Isolation, Hirnwäsche und Psychodruck die Reihen fest geschlossen zu halten, ist hier doch systemimmanent. Es geht also nicht darum, dass einzelne innerhalb einer positiv gestimmten Religion irgendwas missbrauchen. Bei den ZJ stinkt der Fisch vom Kopf ausgehend. Die Schäfchen sind doch oft nur Opfer.
Allgemeinplätze über Religion an sich helfen da wenig. Die Frage ist, ob die ZJ selbst gefährlich, fundamentalistisch, radikal sind oder ob es "nur" eine von vielen christlichen oder Christen ähnliche Religionsgemeinschaft sind. Da wäre ich neugierig, was du darüber denkst. Ob die ZJ für dich "ganz o.k." sind, ob du sie als fundamentalistisch ansiehst (sie sind Kreationisten, nehmen die Bibel wortwörtlich) oder als gemäßigt.
Das einzige, was ich aus deinen Beiträgen hier in diesen Thread herauslese, ist deine Empörung, dass ich mir anmaße, die ZJ zu be- bzw. verurteilen. Daraus kann ich nur schließen, dass du sie zumindest "o.k." findest oder dass du einfach gar kein Urteil über sie abgeben willst.
Dass sie nicht mit jungfrauentötenden Klischeesatanisten vergleichbar sind, ist mir auch klar (denn so eine Religionsgemeinschaft wäre auch bei uns - trotz Religionsfreiheit - verboten). Dass sie in Russland verboten werden sollen, geht ja wie gesagt sogar mir zu weit. Dennoch finde ich interessant, was der Grund für das Verbot sein soll. Falls es ihre fundamentalistische Ideologie sein sollte, die Putin missfällt, dann käme ich wieder auf meinen ersten Impuls zurück, dass das irgendwie etwas grotesk ist, da Putin daran ja sonst m. E. Gefallen findet.
Was also war an meinem Einwurf in deinen Augen so schlimm oder verkehrt?
Kannst Du es dir wirklich leisten anderen Menschen ständig ihre Fehler und Schwächen von oben herab vorzuhalten? Tut mir leid, aber da habe ich doch erhebliche Zweifel
Wo, bitte, habe ich anderen Menschen Fehler und Schwächen (von oben herab) vorghehalten? Ich habe weder Ziska noch einen anderen Zeugen persönlich angegriffen, Vorhaltungen gemacht oder ähnliches getan. Ich habe die Religionsgemeinschaft als Organisation kritisiert (wegen ihrer Homophobie in dem einen Satz). Darf ich also deiner Meinung nach Homophobie nicht als Kritikpunkt nehmen? Ich bitte dich also, anstatt Allgemeinplätze über Religion zu liefern, deine doch sehr deutliche Unterstellung zu begründen oder belegen. Dass ich neugierig bin, wie du zu Homophobie stehst oder ob es in deinen Augen richtig ist, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung auszugrenzen oder zu ächten, ist zwar auch ein Aspekt - aber unabhängig davon, du musst dazu ja nichts schreiben - wäre es zumindest nett (oder fair), wenn du deinen Vorwurf an mich konkretisieren würdest. Dass du nichts zurücknehmen kannst und dich auch nicht entschuldigen kannst, wenn du zu weit gehst, weiß ich ja. Musst du auch gar nicht. Aber wenigstens begründen? Geht das, oder ist das zu viel verlangt?