Andreas hat geschrieben:Und was mich immer wieder an dir ärgert, sind diese unsäglichen Pauschalisierungen: Christentum? Da gehöre ich auch dazu und auf mein Konto gehen keine Leichen, auf das Konto der weit überwiegenden Christen auch nicht. Der größten Mehrheit der Moslems tust du mit solchen Äußerungen auch unrecht. Unrecht! Das ist das was du anprangerst. Wenn du deine Kritik präziser adressieren würdest könnten wir miteinander auskommen - aber so? "Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute" Das geht von der Formulierung her gar nicht, das ist unterste ideologische Schublade.
Bei vielem, was du schreibst, kann ich dir folgen und meine zu verstehen, was du meinst. Das hier kann ich aber nicht nachvollziehen. Ich schreibe nicht "alle Christen üben Gewalt aus".
Eine Analogie: Würde ich als Überschrift in einem ganz anderen Forum wählen "deutscher Chauvinismus - deutsche Touristen führen sich im Ausland auf, als ob..."
Bei so etwas bezieht man sich erst auf den Begriff Chauvinismus. Das ist nichts schönes, kommt aber vor. Das vorangestellte Wort bedeutet, dass es sich hier jetzt um Chauvinismus von deutschen geht, nicht aber, dass "der Deutsche an sich" Chauvinist ist.
Auch das mit dem Touristen... Es gibt einige Touristen, bei denen man sich fremdschömen muss. Über Polts "Man spricht deutsch" kann man auch schmunzeln, ohne jeden Deutschen als schlecht anzusehen.
Zurück zum Christentum. Mir fällt kein besserer Name ein, sorry.
Gewalt - ja, Gewalt existiert.
Christliche Gewalt - das heißt: Gewalt im Namen Gottes durch Christen verübt bzw. Gewalt, die von Christen verübt wird, die sich dabei auf das Christentum berufen. Auch hier nicht: Gewalt ist christlich. Oder alle Christen sind Gewalttäter.
Du kannst nicht wegdiskutieren, dass es christliche Gewalt gibt. Du solltest viel eher ein Feind christlicher Gewalt sein, da diese(!) deinen Glaben diskreditiert. Und du hast einen Glauben, der im Mittelalter und der Neuzeit blöderweise durch Gewaltorgien aufgefallen ist. Ist vielleicht ein Schandfleck auf der Weste, aber Vertuschen und Verschweigen hilft da nicht.
Und wenn (wieder das Beispiel) die russich-orthodoxe Kirche die Lockerungen hinsichtlich häuslicher Gewalt in Russland befürwortet und unterstützt, dann finde ich das schräg und möchte das auch thematisieren können. Auch damit sage ich nicht, dass jeder orthodoxe Christ Frau und Kinder schlägt.
Und lese ich dann hier im Forum, dass beispielsweise Helmuth nur von "sogenannter Gewalt" schreibt, wenn es darum geht, Frau und Kinder zu verprügeln - und er dann die christliche Grundordnung Gott vor Mann vor Frau als Begründng heranzieht, dann ist auch er für mich ein Beispiel dafür, wie christliche Gewalt entsteht.
Du wärst glaubwürdiger, wenn du diese (in deinen Augen) Fehlauslegungen der Bibel anprangerst, versuchst, andere Glaubensgenossen davon abzuhalten, anstatt den anzugreifen, der den Finger auf den Missstand richtet.
Wie oft wird hier Atheismus pauschal abqualifiziert (auch von dir)? Und wenn jemand von atheistischen Ideologien schreibt (und damit z.B. Sozialismus meint), dann schreit auch kein theist auf und meint, dass sei unterste Schublade und pauschaliert.
Nein, hier kann ich weder die sprachliche Logik, die Semantik noch deine Schlpsse nachvollziehen. Ich sehe eher Unsicherheit - dir tut (hoffe ich) das Leid, das im Namen Jesu jahrhundertelang verbreitet wurde leid. Nur schiebst du es dann weg. Müsste man sich als Christ nicht schämen, beispielsweise in Südamerika - sagen wir z. B. in Santa Fé de Bogota - in eine Kathedrale zu gehen, die mit und durch das Leid der dortigen Ureinwohner entstand? Nein, man geht dorthin und genießt den Heiligen Ort. Wer dann auf die Verbrechen der Mission hinweist, ist der Spielverderber.
Du bist ein Vertreter einer humanen Auslegung deines Glaubens. Dann kannst du auch sicher sein, dass du kein Teil christlicher Gewalt bist.
Letzte Analogie - es gibt eine White Power-Bewegung. Da geht Gewalt von weißhäutigen Menschen aus. Ich bin auch weißhäutig. Muss ich mich echauffieren, wenn Gewalt von Weißen an Schwarzen thematisiert wird? Ja, aber wegen der Gewalt, gegen die ich mich dann echauffiere, nicht dagegen, dass diese mit dem Attribut Weiß in Zusammenhang gebracht wurde.
Und umgekehrt ist nicht jeder Schwarze gewalttätig, wenn es um "Schwarze Gewalt" gegen Weiße geht (damit mir niemand Einseitigkeit unterstellt).
Nein, diese extreme Empfindlichkeit, die nicht nur du hier an den Tag legst, ist doch letzten Endes nur ein Zeichen der Unsicherheit. Dein Glaube müsste dir doch so viel Gelassneheit und Kraft geben, dass du neutral mitdiskutieren kannst. So bin ich der Böse, der pauschal alle Christen abwatscht? Da sage ich : nein, das mache ich nicht und will ich nicht aussagen. Und nein, auch die Threadüberschrift ist nicht allerunterste Schublade. Die Gewalt, um die es geht, ist allerunterste Schublade. So wird ein Schuh draus.