Naherwartung?

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sven23
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#11 Re: Naherwartung?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Nov 2016, 14:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Troeltsch hatte schon den Durchblick, was Kirche und auch Christentum betraf.
Du verwechselst "Historie der Kirche" mit "Fundamental-Theologie". - Vorher wurde Troeltsch mit einer fundamentalen Aussage zitiert, die richtig gut war - jetzt wird er mit einer deskriptiven Einordnung des Verhaltens der Kirche zitiert. - Das sind vollkommen unterschiedliche Baustellen.
Und? Ändert das was an ihrer Gültigkeit?
Welche fundamentale Aussage? Die hier:
"Im Hintergrund dieses Denkens steht die Anschauung von Ernst Troeltsch, dass alles historische Geschehen sich in
Analogie zu anderem Geschehen ereigne und beschreiben lasse, untereinander in Beziehung
(Korrelation) steht und so auch historisch zu beurteilen sei. Zweifellos hat Troeltsch die Prinzipien,
die historische Arbeit kennzeichnen, richtig beschrieben."

Kubitza, Der Dogmenwahn

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bei näherer Betrachtung erweist sich das Christentum als ein Mischmasch aus anderen Kulten.
Was hat das damit zu tun, dass Jesus als göttliches Wesen in der Geschichte (also HISTORISCH) eine Singularität ist bzw. wäre?
Warum willst du Jungfrauengeburt und Auferstehung auf Jesus begrenzen, während die Vorbilder als Phantasieprodukte abgetan werden?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das Christentum konnte sich nur deshalb durchsetzen, weil es die staatliche Gewalt im Rücken hatte und fleißig davon Gebrauch machte.
Wieder eine andere Ebene - ja, stimmt. - Das ist diese "But-Böse-Mischung", die die Menschheit von Anfang an gekennzeichnet hat - das würde eher in das Feld "Was ist Erbsünde?" passen.
Aber es ist die entscheidende Ebene. Und es zeigt sich, dass auch Religionen keine besseren Ergebnisse hervorbringen als säkulare Systeme. Ja, oft noch schlimmer sind.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#12 Re: Naherwartung?

Beitrag von closs » Sa 5. Nov 2016, 14:44

sven23 hat geschrieben:Welche fundamentale Aussage? Die hier:
Die auch - ich habe die gemeint, in der auf die Singularität Jesus hingewiesen wurde.

sven23 hat geschrieben:Warum willst du Jungfrauengeburt und Auferstehung auf Jesus begrenzen, während die Vorbilder als Phantasieprodukte abgetan werden?
Beweisbar ist es nicht - gesamt-kanonisch wäre es naheliegend.

sven23 hat geschrieben:Und es zeigt sich, dass auch Religionen keine besseren Ergebnisse hervorbringen als säkulare Systeme.
Naja - die Praxis ist wohl eher so, dass christliche Werte incognito säkular vermittelt werden. - Deutschland ist ein säkularer Staat - Merkel hat das "Wir schaffen das" gesagt - ohne ihren christlichen Glauben hätte sie es mit großer Wahrscheinlichkeit NICHT gesagt.

Ich denke, dass hier Europa noch stabiler verwurzelt ist als die USA, die zwar formal (und entstellt) christlich ist, aber de facto längst eine säkular-darwinistische Gesellschaft geworden ist. Da gibt es bei uns aus christlicher Tradition noch mehr Widerhaken gegen säkular-atheistische Entgleisungen - oder hältst Du bei uns einen Trump für möglich?

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sven23
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#13 Re: Naherwartung?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Nov 2016, 15:54

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Welche fundamentale Aussage? Die hier:
Die auch - ich habe die gemeint, in der auf die Singularität Jesus hingewiesen wurde.
Die war nicht von Troeltsch.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum willst du Jungfrauengeburt und Auferstehung auf Jesus begrenzen, während die Vorbilder als Phantasieprodukte abgetan werden?
Beweisbar ist es nicht - gesamt-kanonisch wäre es naheliegend.
Aber doch nur, weil es deine Religion ist, in der du sozialisiert wurdest. Was bei anderen Religionen als Aberglaube abgetan wird, soll in der eigenen die ultima ratio sein.

closs hat geschrieben: - oder hältst Du bei uns einen Trump für möglich?
Zum Glück (noch) nicht.
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#14 Re: Naherwartung?

Beitrag von closs » Sa 5. Nov 2016, 18:32

sven23 hat geschrieben:Aber doch nur, weil es deine Religion ist, in der du sozialisiert wurdest. Was bei anderen Religionen als Aberglaube abgetan wird, soll in der eigenen die ultima ratio sein.
Bin ich mir nicht so sicher - es gibt so etwas wie eine universale Solidarität in geistigen Dingen. - Stell Dir mal ein Gespräch zwischen Gandhi, Dalai Lama und Ratzinger vor - da wird es keine großen Unterschiede in fundamental-geistigen Fragen geben. - Die Unterschiede liegen in der Umsetzung: Der eine sieht die Lösung in Jesus, der andere im Nirvana und der dritte in Sonstwas.

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sven23
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#15 Re: Naherwartung?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Nov 2016, 19:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber doch nur, weil es deine Religion ist, in der du sozialisiert wurdest. Was bei anderen Religionen als Aberglaube abgetan wird, soll in der eigenen die ultima ratio sein.
Bin ich mir nicht so sicher - es gibt so etwas wie eine universale Solidarität in geistigen Dingen. - Stell Dir mal ein Gespräch zwischen Gandhi, Dalai Lama und Ratzinger vor - da wird es keine großen Unterschiede in fundamental-geistigen Fragen geben. - Die Unterschiede liegen in der Umsetzung: Der eine sieht die Lösung in Jesus, der andere im Nirvana und der dritte in Sonstwas.
Die universale Solidarität ist zumindest historisch gesehen eine Mär. Gerade das Christentum hat sich immer wieder unangenehm hervorgetan in der Verfolgung Andersgläubiger.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#16 Re: Naherwartung?

Beitrag von closs » Sa 5. Nov 2016, 20:09

sven23 hat geschrieben:Die universale Solidarität ist zumindest historisch gesehen eine Mär.
Du verwechselst schon wieder religiöse Macht-Praxis mit fundamental-theologischer Übereinstimmung.

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#17 Re: Naherwartung?

Beitrag von 2Lena » Sa 5. Nov 2016, 20:33

Hallo sven23,

vielleicht solltest du mal Hemul und seine Bibelsprüche zu Rate ziehen, statt weiter vergeblich gedroschenes Stroh durchzuprügeln.

Stichworte dazu:
Jesus sagte: Mein Reich ist nicht von dieser Welt ...
... und das Reich ist inwendig in euch ...

Wie also magst du eine "Erwartung" beurteilen?
Denk doch selbst, statt dich Kubitza oder andere zu verlassen ...

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sven23
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#18 Re: Naherwartung?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Nov 2016, 20:37

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die universale Solidarität ist zumindest historisch gesehen eine Mär.
Du verwechselst schon wieder religiöse Macht-Praxis mit fundamental-theologischer Übereinstimmung.
Es ist ja schon vielsagend, wenn die letzten 2000 Jahre die Schere immer auseinanderging.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#19 Re: Naherwartung?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Nov 2016, 20:50

2Lena hat geschrieben:Hallo sven23,

vielleicht solltest du mal Hemul und seine Bibelsprüche zu Rate ziehen, statt weiter vergeblich gedroschenes Stroh durchzuprügeln.
Das bringt nix, weil Hemul gar nicht unterscheiden will zwischen authentischen und nicht authentischen Jesusworten.

2Lena hat geschrieben: Stichworte dazu:
Jesus sagte: Mein Reich ist nicht von dieser Welt ...
... und das Reich ist inwendig in euch ...
Mein Reich ist nicht von dieser Welt... stammt aus dem jüngsten Evangelium, dem Johannesevangelium. Um 100 n. Chr. hat der Schreiber die Naherwartung fast ganz fallen gelassen. Es gilt in der Forschung weitgehend als frei erfunden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#20 Re: Naherwartung?

Beitrag von closs » Sa 5. Nov 2016, 20:55

sven23 hat geschrieben:Es ist ja schon vielsagend, wenn die letzten 2000 Jahre die Schere immer auseinanderging.
Seit der Säkularisierung geht sie wieder zusammen - ich vermute, dass die Kirche(n) heute in einem geistigen Stand sind, der stärker ist, als je zuvor. - Solange sie sich treu bleiben, wird das auch so bleiben. - Man muss ja nicht nur das Negative sehen.

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