Roland hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Roland hat geschrieben:
Wenn ein Mann einen Sohn zeugt, dann gibt er etwas ab, was schon vor der Zeugung in ihm war, richtig? Seine Gene, ganz materiell, den Samen. Wenn Gott, der ewig ist, einen Sohn zeugt, dann bedeutet das, dass von Ewigkeit her in ihm war, was er durch die Zeugung hervorgebracht hat. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, was ich meine.
Ja, ich denke schon. Der Sohn beginnt aber erst zu exitieren, wenn aus der Oocyte eine Zygote wird. Natürlich hinkt die Analogie, wir wissen, dass GOTT keine Göttin braucht, um einen Sohn hervorzubringen, dies kann ER aus sich selbst heraus. Die Zeit vor dem "Hervorbringen" entspricht in der gewagten Analogie der Zeit, in der Gamete und Oocyte noch getrennt sind. Das Hervorbringen entspricht ihrer Vereinigung zur Zygote.
Nun, du sagst ja am Anfang selbst, dass der Vergleich hinkt, führst ihn dann aber dennoch als ein Argument zu Ende. Gott braucht keine Göttin, alles was er zum Zecke der Schöpfung hervorbrachte, war schon vorher in ihm. Im Gesamtkontext der Bibel wird der Sohn mit Gottes Wort, Gottes Weisheit gleichgesetzt. Es ist logisch nicht denkbar, dass es einen Zeitpunkt gab, da diese noch nicht existierten.
Bin ein bisschen überrascht, dass wir darüber überhaupt noch diskutieren müssen, lieber Halman.
Überraschungen können doch auch was Gutes sein.
Nun, ich stütze ich u.a. auf das
Übersetzungs- und Redaktionsteam der
Basisbibel. Zwar handelt es sich dabei um Trinitarier (dies ist auch bei Prof. Siegfried Zimmer und den Gestaltern der Webside
Bibelwissenschaft.de der Fall), wie folgendes Zitat belegt:
Johannes knüpft jedoch nicht nur an solche bekannten Vorstellungen an. Was er über das Wort zu sagen hat, geht vielmehr weit darüber hinaus: Während die Weisheit das erste und vornehmste Geschöpf Gottes ist, ist er, das Wort, kein Geschöpf, sondern selbst Gott (Johannes 1,1-2; vgl. Johannes 1,18; Johannes 20,28; 1. Johannes 5,20). Und: In Jesus ist er, das Wort, wirklich und wahrhaftig Mensch, ein Mensch von Fleisch und Blut geworden (Johannes 1,14; vgl. 1. Johannes 4,2-3).
Um den ganzen Text zu finden, brauchst Du in der
Zitatquelle lediglich auf den als Link blau makierten Begriff "Wort" zu klicken.
Allerdings stellen die Übersetzer auch fest:
Aus dem Judentum kommt die Vorstellung von der göttlichenWeisheit. Sie war dabei, als Gott die Welt erschuf, und kennt Gottes Willen (Weisheit 9,9). Gott selbst ist der Ursprung aller Weisheit (Sprichwörter 2,6; Weisheit 8,21; Jesus Sirach 1,1). Er hat die Welt in Weisheit geschaffen (Sprichwörter 3,19-20); seine Weisheit trägt sie und hält sie im Innersten zusammen (Jesus Sirach 1,9-10; Weisheit 8,1).
Später stellte man sich die Weisheit auch als Person, meistens als Frau, vor. Sie war vor der Schöpfung bei Gott, und durch sie wurde alles geschaffen (Sprichwörter 8,22-31; Weisheit 8,3-4; Jesus Sirach 24,1-6). Durch sie offenbart sich Gott den Menschen und ruft sie zu einem vollkommenen, erfüllten Leben auf (Sprichwörter 1,20-33; Sprichwörter 8,32-36; Sprichwörter 9,1-6). Die Weisheit sucht ihre Wohnung auf der Erde und findet sie in Israel (Jesus Sirach 24,7-13; vgl. Baruch 3,15-38). Der jüdische Philosoph Philo von Alexandria bezeichnete die Weisheit als den »Erstgeborenen Sohn Gottes«, als »Bild Gottes«, als »Anfang der Schöpfung«.
Damit ist auch verständlich, warum der Priester Arius u.a. auf Basis von Sprüche 8:22f. argumentierte.
Ich möchte an meine
Argumentation erinnern:
Halman hat geschrieben:Ja, Gott war immer weise, so wie er immer gewaltig mächtig war. Doch die göttliche Weisheit ist keine Person, sondern eine Qualität Gottes. Doch in Sprüche 8:22f. wird die Weisheit personal (s. Sprüche 8:30), sie wird als Anfang (Hebr. reʼschÃth; lat. in initio) hervorgebracht (Hebr.: qanáni). Dieses Hervorbringen im Anfang verstehe ich als einen zeitlichen Anfang (in initio, gem. Vulgata v. Hieronymus), gewissermaßen eine Zeugung der Weisheit. Wie kann das sein, wenn Gott doch immer weise war? Nun, neu ist, dass hier die Weisheit als Werkmeister[in], ja als "geliebtes Kind" (Hebr.: ʼamṓn) in initio hervorgebracht wurde.
Darauf hattest Du festgestellt:
Zitat von
Roland:
Halman hat geschrieben:Wie kann das sein, wenn Gott doch immer weise war? Nun, neu ist, dass hier die Weisheit als Werkmeister[in], ja als "geliebtes Kind" (Hebr.: ʼamṓn) in initio hervorgebracht wurde.
Hervorgebracht ist der richtige Ausdruck, lieber Halman. Zum Zwecke der Schöpfung (die ja wirklich einen Anfang hatte) bringt Gott sein Wort, seine Weisheit, den Logos hervor. Er bringt gleichsam
zum Einsatz, was immer bei ihm und in ihm war.
Gottes Weisheit, der Werkmeister, der die Welt erschuf, hatte keinen Anfang, sie ist ewig, wie er selbst!
Zwar ist Deine Interpretation verschieden von meiner, aber wir waren uns doch darin einig, dass "hervorgebracht" eine Gute, wenn nicht sogar die beste Übersetzung ist.
Gem. dem oben verlinkten Übersetzungsteam und Arius ist dieses
Hervorbringen als zeitlicher Anfang zu verstehen und dies bezieht sich nicht auf die Schöpfung, sondern auf die Weisheit. Der unwandelbare Gott, der schon immer weise war, bringt also plötzlich die Weisheit hervor. Dies erscheint schon irgendie seltsam.
In meiner obigen Argumentation verwies auch auf die lateinische Übersetzung von
reʼschÃth in Sprüche 8:22, ein Begriff, der von Luther und in der Elberfelder korrekt mit "Anfang" übersetzt wurde, in der lateinischen Vulgata
in initio lautet, womit ein zeitlicher Anfang gemeint ist. Wäre es eine Grundlage, die keinen zeitlichen Anfang voraussetzt, dann hätte dort
in principio (die ersten lateinischen Worte der Bibel) stehen müssen.
BereʼschÃth (das erste hebräische Wort der Bibel) wird offenbar etwas anders verstanden als
reʼschÃth.
Wie sind uns ja darin einig, dass die "Weisheit
hervorgebracht (Hebr.:
qanáni) wurde. Wenn dieses
in initio und nicht
in principio geschah, die Vulgata also recht hat, dann war dieses Hervorbringen ein zeitliches Geschehen und meint, dass diese Weisheit davor noch nicht hervorgebracht wurde.
Die hebräische Begrifflichkeit erinnert mich, während ich dieses schreibe, an
Gen 4:1. Dort gebrauchte Eva (sie wird uns als ausgesprochen kultiviert vorgestellt) ein Wortspiel, als sie Kain zur Welt bringt. Sie sagt: „Ich habe . . .
hervorgebracht“, Hebr.:
qanÃthi (von
qanáh, „hervorbringen“).
Die Fussnote der Neuen evangelistischen Übersetzung (EvÜ) erklärt:
Zitat der
FN der EvÜ zu Gen 4,1:
Hebräisch: qanah. Wortspiel mit Kain (qajin).
Wie finden also in Gen 4:1 den selben Begriff wie in Sprüche 8:22. Wie soll ich "Hervorbringen" denn auch anders verstehen, wenn nicht als zeitlichen Anfang.
Im Grunde verstehst Du es auch so, wendest es aber indirekt auf die Schöpfung an, indem Du sagt:
"Zum Zwecke der Schöpfung (die ja wirklich einen Anfang hatte) bringt Gott sein Wort, seine Weisheit, den Logos hervor. Er bringt gleichsam zum Einsatz, was immer bei ihm und in ihm war."
Du glaubst also, dass die personale Weisheit (Jesus in der Präexistenz) als göttliche Person ewig ist, aber erst mit der Schöpfung als Werkmeister zum Einsatz kam.
Ich glaube, dass Gott schon ewig über unerschöpftliche Weisheit verfügt, welche nicht personal war und gem. Sprüche 8:22f.
in initio die personale Weisheit hervorbrachte und dann durch ihn alles erschuf. Erkennst Du, dass auch bei mir die personale Weisheit eine herausragende Stellung vor der ganzen Schöpfung hat?