Das Karsamstags-Evangelium

closs
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#111 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 14:45

Savonlinna hat geschrieben:Für Dich persönlich darfst Du es tun, als Textinterpretation hingegen ist es unzulässig.
Moment: Ist "Textinterpretation" nicht die Suche nach dem, was der Autor meint und nicht meint?

Savonlinna hat geschrieben:Deine persönliche Meinung in dieser Hinsicht - die ich ja kenne - ist eben gerade nicht bei Ratzinger zu finden
Die mir bekannten Aussagen von ihm sind auf meiner Linie - natürlich kann es mir unbekannte Aussagen geben, die es NICHT sind.

Savonlinna hat geschrieben:Im Studium lernt man eigentlich, dass man strikt zwischen der Wiedergabe dessen, was im Text steht bzw. der Analyse des Textes und dem, welche Folgerungen man - weiterdenkend - daraus zieht, unterscheidet.
Ja - aber es kommt bei der Textanalyse trotzdem mal der Punkt, der da heisst: "Was bedeutet das?".

Savonlinna hat geschrieben:closs versteigt sich immer mehr darin, als Demagoge aufzutreten
Eher scheine ich dadurch zu provozieren, dass ich trotz aller Provokationen NICHT demagogisch oder ausfallend werde.

Hemul hat geschrieben:Der ist ein Super Verschachteler.
Manches ist halt differenzierter, als man es gerne hätte. - Würden wir zusammen nur Würste essen, würde man sie sicherlich NICHT vorher verknoten. :lol:

Savonlinna hat geschrieben:sich schon wieder was Neues ausgedacht und versucht einen erneut in Nebengedanken zu verwickeln, die gar nicht das Thema waren
Da ist was dran, hat aber damit zu tun, dass man im Gespräch merkt, dass etwas in die falsche Richtung läuft. - Dann versucht man es mit einem neuen Ansatz DES SELBEN.

Es geht nicht um Themen-Wechsel, sondern um unterschiedliche Ansatz-Versuche, wenn man die Weltanschauungs-Welt des Gegenübers falsch eingeschätzt hat und/oder unerwartete Entgegnungen kommen, die in die Sackgasse führen - dann probiert man es eben neu.

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Savonlinna
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#112 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Apr 2016, 14:50

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Für Dich persönlich darfst Du es tun, als Textinterpretation hingegen ist es unzulässig.
Moment: Ist "Textinterpretation" nicht die Suche nach dem, was der Autor meint und nicht meint?
Auch das nicht.
Aber ich sprach von der Trennung dessen, was im Text steht und das, was der Interpret abweichend vom Text meint.
Was hingegen der Autor meint, ist nicht erschließbar, wie auch?

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#113 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 14:52

Savonlinna hat geschrieben:Was hingegen der Autor meint, ist nicht erschließbar, wie auch?
Naja - neben rein technischer Textanalyse gibt es ja auch so etwas wie semantische Analyse. - Und dann kann man ja schon mal annehmen, dass dies etwas mit der Meinung des Autors zu tun hat. - Nicht, dass es immer so wäre - aber diesen Anfangsverdacht sollte man schon haben.

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#114 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Apr 2016, 15:07

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was hingegen der Autor meint, ist nicht erschließbar, wie auch?
Naja - neben rein technischer Textanalyse gibt es ja auch so etwas wie semantische Analyse. - Und dann kann man ja schon mal annehmen, dass dies etwas mit der Meinung des Autors zu tun hat. - Nicht, dass es immer so wäre - aber diesen Anfangsverdacht sollte man schon haben.
"Sollte man"? Um Gewalt über den Autor zu haben?
Gerade nach der Nazizeit hat man diese Sichtweise, die ich beschrieb, etabliert. Eben, um die Vergewaltigung des Autors durch den Leser - was in autoritären Staaten ja gerne genutzt wird - methodisch zu verhindern.

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#115 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 15:13

Savonlinna hat geschrieben:"Sollte man"? Um Gewalt über den Autor zu haben?
Nein - um ihn zu verstehen. - Ich frage mich langsam wirklich, welchen Sinn bei Dir Textanalyse haben soll.

Ich kann mich schon während meines Studiums daran erinnern, dass es erbitterte Kämpfe um Textanalyse von Sekundär-Literatur gab ("Was meint der Wissenschaftler x, wenn er sagt: ..."), obwohl der Autor noch lebte. - Statt ihn zu fragen, hat man darauf bestanden, den Text formal zu analysieren nach dem Motto: "Scheiß egal, was er damit gemeint ist - jetzt steht's da, jetzt sind wir dran". - Das hat mich damals schon aufgeregt.

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#116 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Apr 2016, 15:17

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:sich schon wieder was Neues ausgedacht und versucht einen erneut in Nebengedanken zu verwickeln, die gar nicht das Thema waren
Da ist was dran, hat aber damit zu tun, dass man im Gespräch merkt, dass etwas in die falsche Richtung läuft. - Dann versucht man es mit einem neuen Ansatz DES SELBEN.

Es geht nicht um Themen-Wechsel, sondern um unterschiedliche Ansatz-Versuche, wenn man die Weltanschauungs-Welt des Gegenübers falsch eingeschätzt hat und/oder unerwartete Entgegnungen kommen, die in die Sackgasse führen - dann probiert man es eben neu.
Ich kenne Deine Standard-Ausreden.
Sie passen nicht zu dem, was ich hier thematisiert habe.
Würdest Du ehrlich sein, könnte ich es hingegen nachvollziehen.

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#117 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 15:30

Savonlinna hat geschrieben:Würdest Du ehrlich sein, könnte ich es hingegen nachvollziehen.
Ich würde Dir gerne folgen können, aber es fällt mir sehr schwer, solange Du nicht rauslässt, auf welcher Basis im Verhältnis Materie - Geist Deine Aussagen zu verstehen sind. - Bei Dir schwimme ich nach wie vor, bis Du diesbezügliche Geheimnisse lüftest - Du bist wie ein Orakel, das nicht antwortet, sondern Rätselfragen stellt.

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#118 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Apr 2016, 16:15

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Würdest Du ehrlich sein, könnte ich es hingegen nachvollziehen.
Ich würde Dir gerne folgen können, aber es fällt mir sehr schwer, solange Du nicht rauslässt, auf welcher Basis im Verhältnis Materie - Geist Deine Aussagen zu verstehen sind. - Bei Dir schwimme ich nach wie vor, bis Du diesbezügliche Geheimnisse lüftest - Du bist wie ein Orakel, das nicht antwortet, sondern Rätselfragen stellt.
Da ich relativ introvertiert bin - auch wenn ich das durch extravertierte Jobs bewusst ausgleiche -, liegt mir das sogenannte Geistige näher als das sogenannte Materielle. Ich lebe mehr im Innen als im Außen.

Das viele Fotografieren nun - wo ich ja die subreale Substanz einer realen Situation auf der Straße mit einzufangen suche -, macht, dass ich immer öfter, auch ohne Fotoapparat um den Hals, dieses Subreale gleichzeitig durch das Reale hindurch aufblitzen sehe.
Das gibt mir immer das Gefühl, dass das, was vor meinen Augen abläuft, in einer anderen Dimension eine andere Funktion hat.

Das prägt auch mein Verhalten zu den Begriffen "Materie - Geist".

Ich kann Materie ganz platt verstehen, ich kann sie aber auch als Synonym zu Geist verstehen.
Letztendlich sehe ich nur einen einzigen Stoff, der sich vielfältig gestaltet. Für das Denken fällt dieser Stoff in Festes und Unfestes auseinander, aber als Ganzheitliches fällt es nicht auseinander.

Für mich fällt es nicht (mehr) auseinander, denn Materie ist das, was der Geist stukturiert. Unstrukturierte Materie gibt es nicht; und Struktur ohne etwas, das sie strukturiert, gibt es ebenfalls nicht.
Beide sind für mich unlösbar miteinander verbunden. Der Introvertierte sieht vermutlich mehr das Strukturierende, der Extravertierte mehr das Strukturierte - was allerdings im Leben des Einzelnen sich auch verändern kann.

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#119 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 16:33

Savonlinna hat geschrieben:Für mich fällt es nicht (mehr) auseinander, denn Materie ist das, was der Geist stukturiert.
Das ist exakt der entscheidende Satz: Du sagst, "was DER Geist strukturiert" und nicht, "was DEN Geist strukturiert".

Ansonsten gefällt mir Dein Post ausnehmend gut - und durch diese Klärung verstehe ich Dich jetzt auch. - Deine Auffassung, dass es letztlich nur EINEN "Stoff" gibt, deckt sich meines Wissens sogar mit der Physik - Einstein wird mit dem Satz zitiert, Materie sei geronnener Geist - auch Schrödinger scheint sich so geäußert zu haben wie auch H.P. Dürr.

Jetzt wäre die nächste Frage: Ist Geist eine Entität, also selbständige Existenz? - Aber das können wir auch woanders diskutieren.

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#120 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Apr 2016, 16:41

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Für mich fällt es nicht (mehr) auseinander, denn Materie ist das, was der Geist stukturiert.
Das ist exakt der entscheidende Satz: Du sagst, "was DER Geist strukturiert" und nicht, "was DEN Geist strukturiert".

Ansonsten gefällt mir Dein Post ausnehmend gut - und durch diese Klärung verstehe ich Dich jetzt auch. - Deine Auffassung, dass es letztlich nur EINEN "Stoff" gibt, deckt sich meines Wissens sogar mit der Physik - Einstein wird mit dem Satz zitiert, Materie sei geronnener Geist - auch Schrödinger scheint sich so geäußert zu haben wie auch H.P. Dürr.

Jetzt wäre die nächste Frage: Ist Geist eine Entität, also selbständige Existenz? - Aber das können wir auch woanders diskutieren.
Noch einmal:
Savonlinna hat geschrieben:Für mich fällt es nicht (mehr) auseinander, denn Materie ist das, was der Geist stukturiert. Unstrukturierte Materie gibt es nicht; und Struktur ohne etwas, das sie strukturiert, gibt es ebenfalls nicht.
Beide sind für mich unlösbar miteinander verbunden. Der Introvertierte sieht vermutlich mehr das Strukturierende, der Extravertierte mehr das Strukturierte - was allerdings im Leben des Einzelnen sich auch verändern kann.

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