Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
JackSparrow
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#581 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von JackSparrow » Mi 7. Okt 2015, 07:38

Naqual hat geschrieben:Diesen Weg halte ich für nicht ungefährlich. Weil man das AT uminterpretiert dabei.
Woraus man schließen kann, dass eine solche Uminterpretierung des AT durch die Verfasser des NT sowohl gewünscht als auch beabsichtigt worden war. Die müssen das AT vorher ja zumindest mal überflogen haben.

Das religiöse Denken und Empfinden im AT ist jedoch die Grundlage aus dem heraus das NT entstand.
Die Verfasser des NT mussten mit dieser Grundlage nicht zwangsläufig einverstanden sein.

Also für ein korrektes Verständnis des NT muss man ersteinmal das AT ohne das NT nachvollziehen.
Die meisten Leute konnten damals nicht mal lesen. Die einzige in Frage kommende Zielgruppe waren jüdische Schriftgelehrte.

Novas
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#582 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Mi 7. Okt 2015, 17:48

Naqual hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Ganz offen gesagt, wenn ich mehr über mich wissen will, lese ich lieber ein buddhistisches Buch, ein Buch über Yoga, oder schlicht ein Psychologiebuch
Dein Geist ist frei. Prüfe alles und behalte das Gute. Es gibt natürlich auch eine eigene christliche Tradition der Mystik und Kontemplation
Gott sei Dank. ;)

Eigentlich muss man gar nicht woanders um Weisheit und Rat betteln, denn es gibt bei uns eine mindestens ebenbürtige Tradition (was ich selbst aber erst über den Umweg der östlichen Weisheitslehren lernte). Wo es aber mit Sicherheit einen enormen Defizit gibt: es gibt kaum christliche Meister/Lehrer.

Rembremerding
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#583 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Mi 7. Okt 2015, 18:11

Novalis hat geschrieben:
Eigentlich muss man gar nicht woanders um Weisheit und Rat betteln, denn es gibt bei uns eine mindestens ebenbürtige Tradition (was ich selbst aber erst über den Umweg der östlichen Weisheitslehren lernte). Wo es aber mit Sicherheit einen enormen Defizit gibt: es gibt kaum christliche Meister/Lehrer.
So ist es. Warum es kaum christliche Meister/Lehrer gibt?
Wohl auch weil man keinen Menschen braucht, wenn Gott selbst lehrt, durch den Hl. Geist, durch Jesus Christus.
Was wir mit östliche Meister/Lehrer verbinden und was sie dort sind samt Jüngerschaft, kann es im Christentum nicht geben.
Natürlich gibt es im Christentum auch Lehrer oder Meister, welche aber nur die Meisterschaft des Herrn vermitteln. Ich würde sie im Christentum daher aber eher als Seelenführer bezeichnen, die den göttlichen Willen in einer anderen Seele bekräftigen und offenlegen.

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Novas
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#584 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Mi 7. Okt 2015, 18:20

Rembremerding hat geschrieben:Ich würde sie im Christentum daher aber eher als Seelenführer bezeichnen, die den göttlichen Willen in einer anderen Seele bekräftigen und offenlegen.


Genau das ist es, was ein spiritueller Meister tut, er ist ein Seelenführer. Wenn Christen nicht fähig sind ihre Lehre zu vermitteln, dann wird man sich woanders umschauen.


Was wir mit östliche Meister/Lehrer verbinden und was sie dort sind samt Jüngerschaft, kann es im Christentum nicht geben.

Wie ist es denn bei JESUS und seinen Jüngern? :)

„Herr, lehre uns beten!“

Wohl auch weil man keinen Menschen braucht, wenn Gott selbst lehrt, durch den Hl. Geist, durch Jesus Christus.

Doch, es braucht Menschen. Menschen die nicht nur blind glauben, sondern den Glauben leben und die damit zusammenhängende Erkenntnisse auch vermitteln können. Die imstande sind, die zahlreichen Begriffe, Konzepte, Bilder und Symbole, die den Glauben durchatmen und beseelen rüber zu bringen.
Wenn Dich jemand fragt: „Was ist der HEILIGE GEIST und wie kann ich eine Verbindung zu ihm aufbauen?“ - was würdest Du dann sagen?

Rembremerding
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#585 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Mi 7. Okt 2015, 18:54

Novalis hat geschrieben: Wenn Christen nicht fähig sind ihre Lehre zu vermitteln, dann wird man sich woanders umschauen.
Es geht nicht darum eine Lehre zu vermitteln, sondern zu ermutigen Jesus Christus zu erfahren. Es nützt nichts etwas intellektuell zu erfassen, aber nicht im Herzen. Du meinst da sicher dasselbe.
Und natürlich darf sich jeder Mensch woanders umschauen.
Wie ist es denn bei JESUS und seinen Jüngern? :)

„Herr, lehre uns beten!“
Genau, was ich schrieb: Wir sind nicht Jünger eines Menschen, sondern von Jesus. Er lehrt uns beten.
Wenn Dich jemand fragt: „Was ist der HEILIGE GEIST und wie kann ich eine Verbindung zu ihm aufbauen?“ - was würdest Du dann sagen?
Sprich mit ihm, also bete.
Wir trauen heutzutage weder Jesus Christus noch dem Hl. Geist etwas zu, das ist das Problem.
Wenn jemand etwas für den Verstand über Gott wissen will, dann werde ich versuchen es ihm mithilfe des Hl. Geists zu sagen/erklären. Aber entflammen für den Hl. Geist, im Herz berühren für Gott, kann kein Mensch einen anderen. Das kann nur Gott, weil Glaube und Liebe eine Gnade Gottes ist, die nicht ich zu verschenken habe, höchstens weiterzugeben.

Mir ist wichtig, dass man die Lehrer-/Meisterschaft aus dem Osten nicht einfach westlicher Spiritualität überstülpen kann. Das ist zunächst keine Wertung, man tut nur sonst beiden Gewalt an.
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Novas
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#586 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Novas » Mi 7. Okt 2015, 21:48

Rembremerding hat geschrieben:Sprich mit ihm, also bete

Wie? ;) Die Kunst des Gebets (oder der Meditation) muss gelehrt werden; und was mich immer sehr berührt und mir viel gebracht hat: wenn jemand aus seiner persönlichen Lebenserfahrung schöpft und es mit mir teilt.
Mir ist wichtig, dass man die Lehrer-/Meisterschaft aus dem Osten nicht einfach westlicher Spiritualität überstülpen kann

Solche Menschen hat es schon immer gegeben. Auch bei uns. Ich benenne nur eine Tatsache: auf der Ebene der VERMITTLUNG des christlichen WEGES gibt es ein Defizit.
WEGBEGLEITER oder BERGFÜHRER, die den Weg kennen und andere Menschen freundschaftlich (vorausgesetzt sie wollen es) zum Gipfel begleiten möchten und dazu auch ausreichend qualifiziert und ausgerüstet sind, sind sicher eine gute Sache.
Das Zentrum der Seele ist Gott. Wenn sie ihn liebt mit allen Fasern ihres Seins, mit der ganzen Kraft ihres Tuns und Wünschens, gelangt sie zu ihrer tiefsten Mitte. Johannes vom Kreuz

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Naqual
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#587 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Naqual » Do 8. Okt 2015, 06:08

Novalis hat geschrieben:Eigentlich muss man gar nicht woanders um Weisheit und Rat betteln, denn es gibt bei uns eine mindestens ebenbürtige Tradition (was ich selbst aber erst über den Umweg der östlichen Weisheitslehren lernte). Wo es aber mit Sicherheit einen enormen Defizit gibt: es gibt kaum christliche Meister/Lehrer.
Das sehe ich auch so. Denke aber, das hat gute Gründe bereits in der Geschichte des Christentums.
"Meister/Lehrer" hat den enormen Vorzug, dass ein erfahrener Mensch des Glaubens einem anderen auf ganz persönliche Weise unter die Arme greift. Dabei wird die Person des "Lehrlings" umfassend einbezogen und damit seine ganze Lebensführung. Der christliche Glaube auf dem Kontinent verbreitete sich jedoch deswegen sehr erfolgreich, weil nicht von Person-zu-Person missioniert wurde, sondern flächendeckend nach politischen Machtverhältnissen die Untertanen insgesamt nicht nur den Machthaber (vom lokalen Fürsten bis hin zum König), sondern auch dessen Religion huldigen MUSSTE.
Ich sehe es zwar etwas idealisiert, denke aber schon,dass etwas dran ist: Wenn die Lebensführung des Meisters vorbildhaft ist (also nicht nur Predigen, sondern auch Lehren durch sein eigenes Vorbild) dann kommt einfach mehr und auch Glaubwürdigeres bei raus.
In der Kirche ist viel "Fließband" durch die Massenbewältigung. Und sei es beim höchsten Ritual dem Abendmahl, wo nicht mehr 13 Leute beieinander sitzen, die sich alle gut kennen, sondern teils Hunderte, die dann vormarschieren dürfen um die Schnellversion (Oblate) zu sich nehmen.
Es gibt aber auch Gegentrends, z.b. Hauskreise u.ä.m.

Wenn man sich mit anderen Religionen oder Weisheitslehren beschäftigt, hatte ich nie das Gefühl betteln zu müssen. Die "andere Seite" ist ja auch froh, wenn man sich mit ihren Anschauungen ernsthaft beschäftigt (und darüber ehrt).
Wenn man als von Geburt an christlich sozialisierter Mensch sich mit dem christlichen Glauben beschäftigt, geht viel wegen der Gewohnheit und sattsam bekannter "Sprüche" (zu Dogmen) verloren. Beschäftigt man sich mit den Standpunkten anderer gewissenhaft, hat man viel offenere Augen (und Hirn).
Das ist so, wie wenn man Jahrzehnte im selben Wohnzimmer verbringt und alles Gewohnheit ist und sich selbst damit vergleicht, wie wach man teilweise ist, wenn man bei einem anderen zu Besuch ist. Da nimmt man viel intensiver war als der Hausherr.

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#588 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Do 8. Okt 2015, 12:03

Novalis hat geschrieben:
Wie? ;) Die Kunst des Gebets (oder der Meditation) muss gelehrt werden; und was mich immer sehr berührt und mir viel gebracht hat: wenn jemand aus seiner persönlichen Lebenserfahrung schöpft und es mit mir teilt.

Manchmal erscheint es mir, wir betrachten ein Bild und Du erzählst mir von einem Rand und ich Dir vom anderen. :)
Gebet ist für mich zunächst keine Kunst. Man sollte nichts unnötig erschweren und hohe Hürden setzen. Gebet ist einfach des Menschen Antwort auf Gott. Es ist ein Gespräch, ein kindliches Gespräch. Es muss nicht wohl formuliert sein, es braucht kein vorgegebenes Gebet sein (manchmal sind diese aber hilfreich). Es geht darum den Herrn einfach in sein Leben miteinzubeziehen, in den Alltag, in alle Freude und Schmerz. Da müssen keine großen Erkenntnisse hervorgehen, sondern einfach eine herzhafte Beziehung zu Gott, wie ein Kind seinen Vater/seine Mutter liebt und vertraut.
Das muss auch nicht gelehrt werden, das ist im Menschen vorhanden.
Nun gibt es Seelen, denen schenkt Gott die Gnade aus ihrer Vertrautheit zu ihm selbst zu wachsen. Und es gibt Seelen, denen schenkt Gott eine andere Seele zum wachsen, damit beide wachsen. Deshalb kann ich Deinen Satz: Die Kunst des Gebets muss gelehrt werden so keinesfalls annehmen. Dafür sind die Pläne Gottes für seine Geschöpfe zu verschieden.
Außerdem soll Christsein keine Kopfsache sein, das ist ein Übel unserer Zeit im Westen. Christsein ist schon immer Herzenssache, die Liebe zum Herrn und nicht die Lehre vom Herrn.
Ich benenne nur eine Tatsache: auf der Ebene der VERMITTLUNG des christlichen WEGES gibt es ein Defizit.
Natürlich kann man es so wahrnehmen. Ich kann Dir aber versichern, dass es genügend Vermittler des Weges zum Herrn gibt. Allerdings suchen im Westen die Menschen einen anderen Weg und da die christliche Verkündigung die Freiheit des Menschen respektiert, kann man den Eindruck gewinnen, dass es nicht genügend Vermittler gibt. Zudem blicken viele Menschen das Christentum nur rückwärts gerichtet an, anstatt dass sie es auf eine bessere Zukunft hin für sich entdecken.
In Asien und Mittelafrika etwa sieht es völlig anders aus: Dort explodieren geradezu die christlichen Gemeinden, die Zuwachsraten sind enorm. Warum? Weil dort den Menschen das "Handwerkszeug" der Spiritualität nicht aberzogen wurde, sondern sie in dieser Spiritualität die Schönheit des Christentums erkennen. Dort gibt es nicht mehr oder bessere Vermittler des christlichen Weges. Dort gibt es schlichtweg nur mehr inspirierte Gottsucher.
Aber eines muss man ebenso klarstellen: Eine Vermittlung, die sich nicht auf das zu vermittelnde konzentriert, sondern nur den Zeitgeist christlich einfärbt, beraubt sich seines Fundaments, weil es die Kraft Gottes verhindert.

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JackSparrow
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#589 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von JackSparrow » Do 8. Okt 2015, 15:37

Naqual hat geschrieben:Wo es aber mit Sicherheit einen enormen Defizit gibt: es gibt kaum christliche Meister/Lehrer.
Wissen erwirbt man heute in Schulen und Universitäten, nicht mehr im Kloster.

Jakob Lorber beispielsweise mag sich für einen großen Lehrer gehalten haben. Irgendein nennenswertes Fachwissen, das über das Niveau eines heutigen Grundschülers hinaus geht, lässt er aber leider nicht erkennen. Umso schlimmer für die Leute, die ihm heute noch folgen.

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Naqual
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#590 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Naqual » Do 8. Okt 2015, 18:02

JackSparrow hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wo es aber mit Sicherheit einen enormen Defizit gibt: es gibt kaum christliche Meister/Lehrer.
Wissen erwirbt man heute in Schulen und Universitäten, nicht mehr im Kloster.
Du scheinst kein Handwerker zu sein. Sonst wüsstest Du das das praktische Know-how im alltäglichen Arbeitsleben bei in der Regel klosterlosen Lehrlingen von einem Meister vermittelt wird. Ein liebesvolles Leben auch für andere zu führen ist eine ganz praktische Kunst, die genau so vermittelt werden könnte. Ich denke eher, dass viele die dogmatisch hochaktiv sind, sich nicht drum scheren. Leider.
Aber heute müsste man das kundenorientiert vielleicht über Apps fürs Smartphone regeln. Die App spielt zwischendurch eine schöne meditative Melodie ein ung gibt dann den praktischen Nächstenliebes-Tipp für den Tag durch.

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