Novalis hat geschrieben:
Wie?
Die Kunst des Gebets (oder der Meditation) muss gelehrt werden; und was mich immer sehr berührt und mir viel gebracht hat: wenn jemand aus seiner persönlichen Lebenserfahrung schöpft und es mit mir teilt.
Manchmal erscheint es mir, wir betrachten ein Bild und Du erzählst mir von einem Rand und ich Dir vom anderen.
Gebet ist für mich zunächst keine Kunst. Man sollte nichts unnötig erschweren und hohe Hürden setzen. Gebet ist einfach des Menschen Antwort auf Gott. Es ist ein Gespräch, ein kindliches Gespräch. Es muss nicht wohl formuliert sein, es braucht kein vorgegebenes Gebet sein (manchmal sind diese aber hilfreich). Es geht darum den Herrn einfach in sein Leben miteinzubeziehen, in den Alltag, in alle Freude und Schmerz. Da müssen keine großen Erkenntnisse hervorgehen, sondern einfach eine herzhafte Beziehung zu Gott, wie ein Kind seinen Vater/seine Mutter liebt und vertraut.
Das muss auch nicht gelehrt werden, das ist im Menschen vorhanden.
Nun gibt es Seelen, denen schenkt Gott die Gnade aus ihrer Vertrautheit zu ihm selbst zu wachsen. Und es gibt Seelen, denen schenkt Gott eine andere Seele zum wachsen, damit beide wachsen. Deshalb kann ich Deinen Satz: Die Kunst des Gebets muss gelehrt werden so keinesfalls annehmen. Dafür sind die Pläne Gottes für seine Geschöpfe zu verschieden.
Außerdem soll Christsein keine Kopfsache sein, das ist ein Übel unserer Zeit im Westen. Christsein ist schon immer Herzenssache, die Liebe zum Herrn und nicht die Lehre vom Herrn.
Ich benenne nur eine Tatsache: auf der Ebene der VERMITTLUNG des christlichen WEGES gibt es ein Defizit.
Natürlich kann man es so wahrnehmen. Ich kann Dir aber versichern, dass es genügend Vermittler des Weges zum Herrn gibt. Allerdings suchen im Westen die Menschen einen anderen Weg und da die christliche Verkündigung die Freiheit des Menschen respektiert, kann man den Eindruck gewinnen, dass es nicht genügend Vermittler gibt. Zudem blicken viele Menschen das Christentum nur rückwärts gerichtet an, anstatt dass sie es auf eine bessere Zukunft hin für sich entdecken.
In Asien und Mittelafrika etwa sieht es völlig anders aus: Dort explodieren geradezu die christlichen Gemeinden, die Zuwachsraten sind enorm. Warum? Weil dort den Menschen das "Handwerkszeug" der Spiritualität nicht aberzogen wurde, sondern sie in dieser Spiritualität die Schönheit des Christentums erkennen. Dort gibt es nicht mehr oder bessere Vermittler des christlichen Weges. Dort gibt es schlichtweg nur mehr inspirierte Gottsucher.
Aber eines muss man ebenso klarstellen: Eine Vermittlung, die sich nicht auf das zu vermittelnde konzentriert, sondern nur den Zeitgeist christlich einfärbt, beraubt sich seines Fundaments, weil es die Kraft Gottes verhindert.
Servus