closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben:"instantan"
Wäre es neurowissenschaftlich nachweisbar, wenn es im Gehirn (egal ob nach außen oder von außen) instantane Geschehnisse gäbe?
Die Verschränkung ist ein quantenmechanischer Effekt. Janina führte als Beispiel die Paarbildung beim Zerfall eines γ-Photons in ein Positon (e^+) und Elektron (e^-) an. Dieser Prozess wird im Feynman-Diagramm dargestellt:
Grafikquelle
Da es sich bei den Leptonen (Elektron und Positon) um Quantenobjekte handelt, ist ihr Gesamtzutand objektiv unbestimmt. Erst, wenn eines der Leptonen gemessen wird, wird sein Zustand bestimmt. Da der Gesamtspin (der Spin ist eine Art "Drehimpuls" von Teilchen) null beträgt, muss der Spin des Partnerteilchens entgegengesetz sein. Legt man den Zustand des Elektrons durch den Messprozess fest, wird damit instantan auch der Zustand des Positrons festgelegt (gilt natürlich auch umgekehrt). Sobald also eine Wechselwirkung, wie durch eine Messung, erfolgt, kollabiert nach der Kopenhagener Interpretation die Wellenfunktion (welche alle möglichen Zustände Umfasst).
Im Gehirn finden ständig Wechselwirkungen statt - darauf basiert ja die neuronale Aktivität, welche Emotionen und Gedanken erzeugt. Die Temperatur ist mit ca. 310° K viel zu hoch. Auch bezweifle ich, dass Makromoleküle, wie Tubulinmonomers noch als Quantenobjekte gelten:
Zitat von
Dannyboy:
Die Masse eines Fullerenmoleküls beträgt etwa 720 u. Die eines Tubulinmonomers liegt bei etwa 55.000 u.
Ich denke, dass die Folgerungen im Posting
#217 korrekt sind.
closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Beim irreversiblen Prozess der Dekohärenz wird also der kohärente Superpositionszustand eines physikalischen Objekts durch den nicht verhinderbaren Einfluss der Umgebung zerstört.
OK - dann andersrum: Können Superpositionen "spontan" entstehen?
Das würde bedeuten, dass ein Objekt spontan im Zustand der Superposition überführt wird. Davon habe ich noch nie gehört oder gelesen (nun könntest Du einwenden, dass ich auch noch nie schwarze Schwäne in der Natur gesehen hätte

). Ich kenne nur das Gegenteil: Beim Kollaps der Wellenfunktion, z.B. wenn ein Teilchen detektiert und somit lokalisiert wird und sich folglich nicht mehr delokalisiert im Zustand der Superposition befindet.
closs hat geschrieben:Und weil der Thread eigentlich "Schwarze Löcher" heisst: Gibt es im Zusammenhang mit Schwarzen Löchern Superpositionen? Entstehen welche im "Loch"?
Nun wird es echt knifflig. Bei Deinem Interesse empfehle ich Dir, dass Buch
Skurrile Quantenwelt zu lesen.
Zitat aus Skurrile Quantenwelt:
Die bereits erwähnte Planck-Einheit der Planck-Länge stellt dabei diejenige kleinste Längengröße dar, welcher physikalische Relevanz zugesprochen werden kann. Sie ergibt sich aus der fundamentalen Überlegung, wie klein ein schwarzes Loch (...) sein kann, ohne dass die Gewissheit bzw. Konkretheit seines Aufenthaltsorts der Heisenberg'schen Unschärferelation widerspricht.
[...]
Als Planck-Länge erhalten wir demgemäß
IntregalPlack = √{γ * ħ/c³} = 1,616 * 10^-35 m,
eine Länge, die zugebenermaßen so unvorstellbar klein ist, dass jegliche menschliche Vorstellungskraft versagt. Doch laut Quantengravitation versagt hier nicht nur die Vorstellungskraft, sondern die Natur selbst, indem sie keine physkalischen Strukturen zulässt, die kleiner sind, als ebendiese Planck-Länge.
Hilft Dir das weiter?
closs hat geschrieben:Zur Intention: Im Sinne der Forums-Fragestellung "Naturwissenschaft und Spiritualität und deren Verhältnis zueinander" interessiert mich, ob es (bereits heute) naturwissenschaftlich satisfaktionsfähige Phänomene gibt, die sich für eine Erklärung alltäglicher Erfahrung spiritueller Menschen eignen (NB: Mit "spirituell" ist NICHT spiritistisch oder intellektuell gemeint, sondern das so interpretierte Vermögen, über das Naturalistische hinaus erkennen zu können - egal ob bewusst oder unbewusst).
Soweit ich weiß, dachte der Mathematiker und Physiker Prof. Roger Penrose mal in dieser Richtung, indem er darüber spekulierte, dass Quantenprozesse für unser Bewusstsein eine Rolle spielen könnten. Da rate ich zu großer Skepsis:
Ist die Quantentheorie des Bewusstseins Humbug?
Wie Telepolis berichtete, stand unlängst auf dem Symposium "Das Rätsel des Bewusstseins" in Luzern die Quantenphysik des Bewusstseins im Mittelpunkt einer erkenntnistheoretischen Debatte: Deren Vertreter, Roger Penrose und Stuart Hameroff, diskutierten mit Anton Zeilinger, Peter Weibel und Otto E. Rössler über realistische und konstruktivistische Interpretationen der Quantenwelt(en). Nun melden sich die Neurobiologen zu Wort: Die ganze Theorie sei "unbrauchbar" (Marco C. Bettoni), ihre Vertreter hätten "keine blasse Ahnung" (Gerhard Roth), ja, sie erzählten gar einen "hanebüchenen Stuss" (Thomas Metzinger). - Ein Lehrstück in Sachen naturwissenschaftlicher Kontingenz?
Zitatquelle:
http://www.heise.de/tp/artikel/4/4853/1.html