closs hat geschrieben:Als was würdest Du es bezeichnen: Eine vom Beobachter unabhängige Existenz, die nicht Realität ist? - Aus meiner Sicht sprachlich schwierig.
Kant übt Kritik an denen, die gerne möchten, dass es sich um eine
vom Beobachter unabhängige Existenz handelt.
Dazu muss er aber selbst nicht dran glauben, und er tut es meines Wissens auch nicht.
closs hat geschrieben:Das Bewusstsein/Gewissen/Conscientia erkennt, dass da etwas ist, was nicht erkennbar ist, sich aber erkennbar in einem selbst niederschlägt. - Übertrage es einmal auf das Phänomen der "Dunkeln Energie" (KEIN Vergleich, sondern ein Verständnis-Bild):
Das geht nicht.
Der Begriff der "dunklen Energie" entstand nicht aus einem nebulösen gefühlten Bedürfnis irgendwelcher Physiker heraus. Es war kein Glaube an eine geheimnisvolle, irgendwie unbeschreibbare Kraft, die nur von gewissen gefühlsbegabten Menschen empfunden werden könnte.
Der Begriff der "dunklen Energie" entstand vielmehr aus einer physikalischen Notwendigkeit heraus, weil die (mehrfach wiederholten) Ergebnisse harter Messungen eine Erklärung für die beschleunigte Expansion des Universums forderten. Man weiß nicht was es ist, aber man kann den Einfluss der dunklen Energie durchaus beobachten.
Physik ist eben eine emprirische Wissenschaft.
closs hat geschrieben:Da ist etwas, dessen Wirksamkeit nachweisbar ist (in der Spiritualität: spürbar/logisch begründbar ist) - WAS es ist, kann man nicht direkt erkennen.
Diese nicht direkte Erkennbarkeit ist es, die letztendlich eine religiös gemeinte Spiritualität so beliebig macht. Spürsinn und Denken allein machen solche Vorstellungen nicht plausibel, erst recht nicht, wenn man keine Plausibilitätskriterien definieren kann. Logik könnte man einsetzen, sofern man sich darüber einigen kann, was als logische Grundsätze geltend gemacht werden kann.
Bisher hast du über solche logischen Vorstellung aber noch nichts gesagt.
closs hat geschrieben:Es ist umgekehrt die Unredlichkeit des Materialismus...
Wie stellst du dir das vor?
Materialismus basiert auf Beobachtungen und/oder Messungen. Was soll daran unredlich sein?
closs hat geschrieben:So ist es bspw. nicht objektivierbar, ob eine Mutter ihr Kind liebt
Doch. Es ist erstens durch die Verhaltensforschung objektivierbar, und zweitens über die Chemie des Körpers nachweisbar.
closs hat geschrieben:Liebe ist wesensmäßig kein biologischer Vorgang, sagt dagegen der geistige Mensch.
Wie sieht die Beziehung zwischen Geist und Materie aus? — Das ist ein ganz anderes Thema, dass wir gerne anderswo diskutieren können.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Zurückdrängen des Ego zugunsten des Seins...
Doch - das gibt es sowohl in Theologie wie auch in der Philosophie.
Link oder Zitat?
closs hat geschrieben:Man darf Glauben nicht mit objektivem Wissen vergleichen.
Allerdings!
closs hat geschrieben:Es kann aber nicht sein, dass eine Mutter sich nicht traut, zu ihrem Kind zu sagen "Ich liebe Dich", weil sie sonst dem Vorwurf der Unredlichkeit ausgesetzt wäre - merkst Du nicht, wie krank das ist?
Wie es zur Mutter/Kind Bindung kommt ist eine der best-verstandenen, psychologisch untersuchten Beziehungen der gesamten Verhaltensforchung. Ich wüsste nicht, wie diese Kenntnis krank sein soll. Auch wüsste ich nicht warum eine Mutter sich nicht mehr getrauen sollte zu ihrem Kind zu sagen "Ich liebe dich".
Die Verhaltungsforschung und die Aussage der Mutter sind zwei grundverschiedene Kategorien.
closs hat geschrieben:Arrogant darf man NICHT werden, weil alles gegeben ist, also kein eigener Verdienst ist. - Aber man muss doch auf Unterschiede hinweisen, die offensichtlich da zu sein scheinen.
Wenn sie nur da zu sein scheinen, dann eben nicht, denn dann wird die aussage beliebig und vor allem unredlich.
Denke über die Aussage von William Kingdon Clifford nach:
Esi zu jeder Zeit, an jedem Ort und für jede Person falsch, etwas aufgrund unzureichender Evidenz zu glauben.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Heidegger kreiert aus dem nichts imaginäre Kategorien.
Wie kommst Du darauf? - Ist das "Ding an sich" "nichts"?
"Das Ding an sich" ist nicht das Hauptproblem bei Heidegger, sondern seine willkürliche Unterteilung in Dasein und Sein. Entweder ist es eine rein semantische Unterschiedung (und damit schlechte Philosophie), oder sie ist eine anmaßende Behauptung, die aufgrund
mangelnder Evidenz behauptet wird.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Das kannst du nicht wissen.
Das ist ein rein logischer Satz. - Wenn A=B und B=C, dann ist A=C, selbst wenn man nicht weiss, WAS es ist.
Es geht nicht um digitale Logik. Es geht darum, dass man den Inhalt des Seins nicht kennen kann.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Was genau definiert Metzinger um?
Er erweckt den Eindruck, dass Spiritualität eine nicht-transzendente Größe wäre.
Warum hat Metzinger damit Unrecht?
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Das tun sie nur wenn sie sich die Mystik einbilden
Ein Meister Eckart bildet sich Mystik nicht ein...
Mystik ist immer eine innere Sicht und somit untrennbar mit persönlichen Gedanken verbunden.
Man könnte Mystik sogar als reines Denken bezeichnen, was natürlich immer eine Art Einbildung ist (kann man durchaus positiv sehen).
closs hat geschrieben:Mich würde sehr interessieren, ob sich Metzinger a) seiner Raffinesse bewusst ist und sie bewusst als Invektive gegen geistige Disziplinen einsetzt, oder ob er b) tatsächlich glaubt, was er sagt. - Letzteres wäre der schlimmere Fall.
Ich denke schon, dass er von seinen Ideen überzeugt ist und glabt was er sagt. Alles andere wäre intellktuell unredlich.
Aber wieso meinst du, macht dieser Umstand es zum "schlimmeren Fall"?
closs hat geschrieben:Im gegebenen speziellen Punkt, den ich selber nicht genau beurteilen kann, würde ich gerne noch andere Stimmen hören. - Frage: Würde Störig diesen Artikel schreiben: Wäre dann die Autorität Störigs größer?
Als Kant starb, war er zwar noch bekannt, aber er wurde nicht mehr als der große Philosoph verehrt. Wenn man nach einem Grund fragt, dann vielleicht zu nahe an die Wahrheit gekommen und das störte viele Menschen.
Die Romantik hatte begonnen, sodass man nach einer neuen Philosophie suchte und sie in Leuten wie Fichte mit seiner "Wissenschaftslehre" auch fand.
Wenn man die frühen Biografien Kants, die kurz nach seinem Tod geschrieben wurden, liest, so waren diese alle apologetische Versuche ihn als christlich geprägten Menschen darzustellen. Erst im 20. Jahrhundert wurde diese (IMO falsche) Sicht revidiert.
closs hat geschrieben:Steht da irgendwo, dass es Gott als transzendentes Wesen NICHT gibt? Dann würde Kant sich widersprechen.
Das würde mich in der Tat sehr wundern. Es war nicht Kants Art so mit der Tür ins Haus zu fallen, und die Existenz Gottes rundweg abzulehnen, aber er galt unter seinen Freunden als Ungläubiger.
closs hat geschrieben:Was hat Darwin damit zu tun? - Das "Ding an sich" ist auch nach Darwin aktuell - Darwin ist doch kein Platoniker (wie es Kant ist).
Kant als Platoniker hinzustellen ist zu wenig weit gedacht. Kant war Kant und hat eine eigene Philosophie etwickelt, die weit über die Gedanken der Antike hinausgingen.
Wenn der Begriff "Teleologie" zur Sprache gebracht wird, ist es nur billig, den Mann (Darwin) zu erwähnen, der dieser falschen Philsosophie den endgültigen Todesstoß gab.
Das will aber nicht heißen, dass nicht schon vor Darwin große Denker wie Kant an der teleologischen Erklärung der Welt zweifelten.