Novalis hat geschrieben:Mit Sicherheit gibt es einen geistigen Reifeprozess, aber was genau soll an der Idee eines Schöpfers unreif sein?
Nichts. Das war mal der letzte Schrei, die genialste Innovation.
Novalis hat geschrieben:Gottesbewusstsein ist ein Zeichen der Reife, meiner Ansicht nach.
Sehe ich auch so. Das geht locker auch ohne die Idee des Schöpfers. Warum denn nicht?
Novalis hat geschrieben:Schaue Dir die Atheisten an. Sie behaupten ständig, dass religiöse Menschen unaufgeklärt seien, dabei sind sie es, die auf die entscheidenden Lebensfragen keinerlei Antworten haben.
Die Gläubigen haben auf vieles auch keine befriedigenden Antworten. Die Theodizee ist ja nur das krasseste Beispiel, welches deshalb so prominent ist.
Novalis hat geschrieben:Wirkliche Aufklärung müsste zu sinnvollen Antworten führen, eine wirkliche Erleuchtung sein, aber wo sind ihre Antworten? Sie haben keine.
Stimmt. Und was ist mit uns? Haben wir sie denn?
Novalis hat geschrieben:Warum? Deine Argumentation kann ich nicht nachvollziehen.
Gott als Schöpfer schafft mehr Fragen als Antworten. Wie es zum Universum kam, beantwortet keine wesentliche Frage des Menschen wirklich befriedigend. Weder die naturwissenschaftlichen Antworten noch diese religiösen. Das wird wohl ein Geheimnis bleiben.
Wir haben diese "übergeordnete Perspektive" einfach nicht, können sie nicht mal gedanklich einnehmen, selbst wenn sie uns offenbart werden würde nicht. Das ist eine Fata Morgana, ein Haschen nach Wind. Gott kann uns auch lieben, ohne unser Schöpfer zu sein, er kann uns begleiten, erlösen, ewiges Leben schenken - ohne der Schöpfer sein zu müssen. Was spräche dagegen? Diese "Begründung" klingt nur auf den ersten Blick plausibel, führt sich selbst aber ad absurdum.
Gnade wird viel göttlicher eben deshalb, dass das Universum so gnadenlos ist. Ich habe keine Ahnung, wie Gott funktioniert - darum kann ich glauben, hoffen und lieben. Wir Menschen können mit Wahrheiten nicht umgehen, auch nicht mit den Wahrheiten der Natur, wie es scheint. Die Liebe kann die Art der Natur niemals akzeptieren - aber Gott und den Menschen schon. Ich glaube, das deswegen die Natur im Doppelgebot der Liebe auch nicht erwähnt wird. Sie ist neutral - zu neutral um dabei eine Rolle zu spielen. Trotzdem können wir mit den Gesetzen der Natur nicht verhandeln und müssen uns mit ihr arrangieren. Die Beziehungen zu Gott und zum gottwohlgefälligen Menschen müssen anderen Kriterien entsprechen als sie die Natur vorgibt, eine andere Qualität haben. Es geht nicht gegen die Natur - sondern mit, zu und in Gottes Namen in den Frieden Gottes weil die Natur keinen Frieden kennt.
Keinesfalls verkündige ich hier irgendwelche Wahrheiten, sonder frage lediglich nach Gott. Ich kann das ganze Geschwafel von der Wahrheit nicht mehr ertragen. Die Bibel ist ein sehr kontroverser Dialog von Menschen die nach Gott gefragt haben. Das Fragen hat nicht aufgehört. Deshalb hinterfrage ich alles. Ich werde nackt vor Gott stehen. Werde ich Gott mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis oder einem anderen beeindrucken können? Der ganze Papierkram all der anderen Nackten wird mir nichts nutzen. Nur die Liebe zählt.