Elisas Bären

Themen des alten Testaments
Hemul
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#21 Re: Elisas Bären

Beitrag von Hemul » Do 29. Sep 2016, 13:53

@Halman
Du hattest nicht nur den hiesigen Bären-Thread eröffnet sondern auch folgende Frage aufgeworfen:
Dennoch stelle ich die Frage: Was ist das für ein Gott, der Kinder von Bären töten lässt, nur weil sie den Propheten Elisa verspotteten?

Was mag der Grund dafür sein, dass du dich hier vornehm zurück hältst? Ist der Bärenbericht der Bibel für dich ebenfalls keine Realität sondern auch nur eine Fiktion? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

ThomasM
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#22 Re: Elisas Bären

Beitrag von ThomasM » Do 29. Sep 2016, 14:30

Hemul hat geschrieben: 1. Möchte ich dir nix an den Hals hetzen und 2. war es keine (Singular) Bärin die damals gem. 2.Könige 2:23+24 die Spötter tötete sondern (Plural) Bärinnen:
1. Warum dann Warnung? Wovor möchtest du mich denn warnen? und 2. Ist dein Fluch denn stark genug für 2?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#23 Re: Elisas Bären

Beitrag von Halman » Do 29. Sep 2016, 16:31

Eben habe ich noch eine Erklärung gefunden und zwar von Pastor Wilhelm Busch:
Als Elisa sich Bethel nähert, kommt ihm ein großer Haufe junger Burschen entgegen. Luther übersetzt: „kleine Knaben“. Aber im Hebräischen steht „na'ar“. Mit diesem Wort bezeichnete sich Salomo, als er König geworden war. Da war er aber ein Jüngling. Und dasselbe Wort wird gebraucht für die jugendlichen Ratgeber des Königs Rehabeam. Das waren sicher keine Kinderchen. Und das Wort, das Luther mit „klein“ übersetzt, heißt hier wohl soviel wie „unbedeutend“. Luther folgte in seiner Übersetzung der lateinischen Bibel. Aber wir müssen auf den hebräischen Text zurückgehen.

Es kam also dem Elisa ein Haufe junger Burschen entgegen, die im Leben noch nichts geleistet hatten; die es lediglich gelernt hatten, in Massen pöbelhaft aufzutreten. Wie viele waren es wohl? Wenn nachher 42 umkamen, werden es sicher 80 gewesen sein.

Wie kennen wir diese gefährliche Masse! Da denkt man nicht. Da blökt man nur nach, was der Leithammel vorblökt. Da bedenkt man auch nicht Gottes Taten in der Vergangenheit. Wie hatte Gott sich in Israel bezeugt! Doch diese jungen Leute waren wie Eintagsfliegen, die in den Tag hinein leben.

Lachend und spottend umgaben sie den Elisa. Wie lächerlich kommt er ihnen vor: ein junger Mann, der Gott fürchtet und von Herzen liebt! Darüber war man doch hinaus! So prasselt der Spott auf den Elisa nieder. Ja, Elisa war damals noch ein junger Mann. Darum ist der Spott auch nicht verständlich: „Kahlkopf, komm herauf!“ Nun, vielleicht hatte der junge Elisa eine Glatze. Das gab für die schön ondulierten Jünglinge einen guten Anlass zum Spott.

Aber ich bin nicht überzeugt von der Glatze des Elisa. Im Alten Testament schnitten die Propheten Gottes ihr Haar nicht. Elisa trug sicher das lange Haar der Propheten. Nun wollen die Burschen witzig sein und nennen ihn „Kahlkopf“. Ich habe noch nie erlebt, dass der Spott der Welt über die Knechte Gottes sich durch Geist ausgezeichnet hätte.

„Kahlkopf, komm herauf!“ Das heißt „Wage es nur, zu uns nach Bethel zu kommen! Dann wirst du Schlimmes erleben!“ Hört ihr den Ton der Drohung? Wenn die Masse über Gotteskinder spottet, so steckt immer eine Drohung dahinter: „Wage du es nur nicht, aus unserer Reihe zu treten. Das dulden wir nicht. Hier muss jeder mitsündigen!“
Demzufolge handelte es sich also nicht um kleine Kinder, sondern um eine bedrohliche Horde von schätzungsweise 80 (vielleicht auch um die 40, falls die Buber-Übersetzung mit 22 Getöteten recht hat) „unbedeutende“ Burschen, „na'ar“, junge Leute. Die Einheitsübersetzung gibt diese Begebenheit meiner Meinung nach recht gut wieder:
Zitat aus 2Kö 2:23-24
23 Von dort ging er nach Bet-El. Während er den Weg hinaufstieg, kamen junge Burschen aus der Stadt und verspotteten ihn: Sie riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! 24 Er wandte sich um, sah sie an und verfluchte sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen zweiundvierzig junge Leute.

Übrigens gibt es in der Gegend heute noch Bären. Bei "Elisas Bären" dürfte es sich um eine Unterart des Braunbären gehandelt haben, um den syrische Braunbär (Ursus arctos syriacus). Hier ein Bild, um ihn sich besser vorstellen zu können.
Bild
Dem Text zufolge wurde vermutlich etwa die Hälfte der Burschen von den Bären getötet. Vermutlich war der Prophet Elisa darüber ebenso überrascht wie wir als Leser.
Elisa war der Schüler des Propheten Elia, über den Zenger lehrte:
Zitat aus Mose als Urbild des Propheten:
„Elija, der Prototyp der Prophetie, ist ‚Schüler’ des Mose par excellence, insofern er nach 1Kön 19,1-18 ‚am Horeb’ JHWH ‚gehört’ (aber nicht wie Mose ‚geschaut’: vgl. Ex 19-34) hat“ (Zenger 2012, 25).
Elia war auch der Vorläufer Elisas, ähnlich wie Johannes der Täufer, der den Geist Elias hatte, der Vorläufer Jesu war.

Was meint ihr zu der Erklärung von Wilhelm Busch?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

ThomasM
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#24 Re: Elisas Bären

Beitrag von ThomasM » Do 29. Sep 2016, 16:59

Halman hat geschrieben: Was meint ihr zu der Erklärung von Wilhelm Busch?
Eigentlich erzählt Busch die Geschichte nur nach, legt nahe, dass es Jugendliche waren, die da auftraten (und die auch heute noch oft pöbelhaftes Benehmen in Massen zeigen) und scheint eine negative Stimmung gegen diese aufbauen zu wollen, so dass wir vom Gefühl her überlegen

- die waren pöbelhaft
- die waren sogar bedrohlich
- sie trieben Spott mit Elisa
- sie trieben Spott mit Gott
- sie verdienen Strafe
- sie verdienen den Tod

Löst das das Problem wirklich?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#25 Re: Elisas Bären

Beitrag von Halman » Do 29. Sep 2016, 17:48

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Was meint ihr zu der Erklärung von Wilhelm Busch?
Eigentlich erzählt Busch die Geschichte nur nach, legt nahe, dass es Jugendliche waren, die da auftraten (und die auch heute noch oft pöbelhaftes Benehmen in Massen zeigen) und scheint eine negative Stimmung gegen diese aufbauen zu wollen, so dass wir vom Gefühl her überlegen

- die waren pöbelhaft
- die waren sogar bedrohlich
- sie trieben Spott mit Elisa
- sie trieben Spott mit Gott
- sie verdienen Strafe
- sie verdienen den Tod

Löst das das Problem wirklich?
Das "Problem" mit einem streng strafenden Gott nicht. Dieses "Problem" begegnet uns aber an vielen Stellen. Was diese Begebenheit so besonders macht ist der Umstand, dass es sich gem. den meisten Übersetzungen um Kinder handelt. Dieses Problem wird durch Busch weitesgehend gelöst.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
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#26 Re: Elisas Bären

Beitrag von Hemul » Do 29. Sep 2016, 20:11

Halman hat geschrieben:Eben habe ich noch eine Erklärung gefunden und zwar von Pastor Wilhelm Busch:
Als Elisa sich Bethel nähert, kommt ihm ein großer Haufe junger Burschen entgegen. Luther übersetzt: „kleine Knaben“. Aber im Hebräischen steht „na'ar“. Mit diesem Wort bezeichnete sich Salomo, als er König geworden war. Da war er aber ein Jüngling. Und dasselbe Wort wird gebraucht für die jugendlichen Ratgeber des Königs Rehabeam. Das waren sicher keine Kinderchen. Und das Wort, das Luther mit „klein“ übersetzt, heißt hier wohl soviel wie „unbedeutend“. Luther folgte in seiner Übersetzung der lateinischen Bibel. Aber wir müssen auf den hebräischen Text zurückgehen.

Es kam also dem Elisa ein Haufe junger Burschen entgegen, die im Leben noch nichts geleistet hatten; die es lediglich gelernt hatten, in Massen pöbelhaft aufzutreten. Wie viele waren es wohl? Wenn nachher 42 umkamen, werden es sicher 80 gewesen sein.

Wie kennen wir diese gefährliche Masse! Da denkt man nicht. Da blökt man nur nach, was der Leithammel vorblökt. Da bedenkt man auch nicht Gottes Taten in der Vergangenheit. Wie hatte Gott sich in Israel bezeugt! Doch diese jungen Leute waren wie Eintagsfliegen, die in den Tag hinein leben.

Lachend und spottend umgaben sie den Elisa. Wie lächerlich kommt er ihnen vor: ein junger Mann, der Gott fürchtet und von Herzen liebt! Darüber war man doch hinaus! So prasselt der Spott auf den Elisa nieder. Ja, Elisa war damals noch ein junger Mann. Darum ist der Spott auch nicht verständlich: „Kahlkopf, komm herauf!“ Nun, vielleicht hatte der junge Elisa eine Glatze. Das gab für die schön ondulierten Jünglinge einen guten Anlass zum Spott.

Aber ich bin nicht überzeugt von der Glatze des Elisa. Im Alten Testament schnitten die Propheten Gottes ihr Haar nicht. Elisa trug sicher das lange Haar der Propheten. Nun wollen die Burschen witzig sein und nennen ihn „Kahlkopf“. Ich habe noch nie erlebt, dass der Spott der Welt über die Knechte Gottes sich durch Geist ausgezeichnet hätte.
„Kahlkopf, komm herauf!“ Das heißt „Wage es nur, zu uns nach Bethel zu kommen! Dann wirst du Schlimmes erleben!“ Hört ihr den Ton der Drohung? Wenn die Masse über Gotteskinder spottet, so steckt immer eine Drohung dahinter: „Wage du es nur nicht, aus unserer Reihe zu treten. Das dulden wir nicht. Hier muss jeder mitsündigen!“
Aber warum die Drohung der Burschen? Wovor hatten sie Angst? Was hätte ihnen Elisa überhaupt antun können? :roll:
Zuletzt geändert von Hemul am Do 29. Sep 2016, 20:16, insgesamt 3-mal geändert.
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#27 Re: Elisas Bären

Beitrag von ThomasM » Do 29. Sep 2016, 20:11

Halman hat geschrieben: Was diese Begebenheit so besonders macht ist der Umstand, dass es sich gem. den meisten Übersetzungen um Kinder handelt. Dieses Problem wird durch Busch weitesgehend gelöst.
Bei Kindern reagieren wir natürlich emotionaler. Aber auch Jugendliche, die durch ihre Hormone noch nicht richtig ticken, sollten nicht sterben müssen, nur weil sie pöbeln. Strafen wie zwei Wochen Gemeinschaftsdienst wäre ja ok, aber der Tod?
Auch wenn Hemul das logisch findet.
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#28 Re: Elisas Bären

Beitrag von Hemul » Do 29. Sep 2016, 21:11

ThomasM hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Was diese Begebenheit so besonders macht ist der Umstand, dass es sich gem. den meisten Übersetzungen um Kinder handelt. Dieses Problem wird durch Busch weitesgehend gelöst.
Bei Kindern reagieren wir natürlich emotionaler. Aber auch Jugendliche, die durch ihre Hormone noch nicht richtig ticken, sollten nicht sterben müssen, nur weil sie pöbeln. Strafen wie zwei Wochen Gemeinschaftsdienst wäre ja ok, aber der Tod?
Auch wenn Hemul das logisch findet.
Logisch finde ich, dass du Märchenonkel deinen Senf für dich behältst. Aber dazu bist du wohl nicht in der Lage-gelle? ;)
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#29 Re: Elisas Bären

Beitrag von Hemul » Do 29. Sep 2016, 21:32

@Halman
Aus deinem 1.Beitrag geht u.a. folgendes hervor:
Eine besonders befremdliche steht in 2. Könige 2:23-25 (Buber-Übersetzung), in der folgende Narration steht:
23 Er stieg von dort zurück nach Bet-El, und wie er den Weg weiter hinanstieg, kamen eben kleine Buben aus der Stadt, die bespöttelten ihn, sie sprachen zu ihm: Steig zu, Kahlkopf, steig zu, Kahlkopf! 24 Er wandte sich hinter sich, sah sie an und verwünschte sie mit SEINEM Namen. Zwei Bärinnen kamen aus dem Wald, die zerfleischten von ihnen zweiundzwanzig Knaben. 25 Er aber ging von dort nach dem Berg Karmel, von dort kehrte er nach Samaria zurück.
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 60#p215077

Die Buben oder Jugendlichen forderten Elisa auf "steig zu-steig zu" . Wo sollte Elisa "zusteigen" u. warum? Du vermutest, dass er in die nächst höhere Stadt zusteigen sollte um dort sein blaues Wunder zu erleben. Aber wäre es für die vielen Jugendlichen nicht ein leichtes gewesen schon bei ihrer Begegnung mit Elisa dem Propheten Gottes sofort einen Denkzettel zu verpassen oder ihn gar zu töten? :roll: Kann es nicht sein, dass sie ihn aufforderten genau wie Elia gem. 2.Könige 2:11 zum Himmel aufzusteigen damit er ihnen genau wie Elia nicht mehr die Leviten lesen konnte?

11 Während sie weitergingen und miteinander redeten, fuhr plötzlich ein feuriger Streitwagen mit Pferden aus Feuer zwischen sie und trennte sie voneinander. Im Sturm fuhr Elija zum Himmel hinauf.
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ProfDrVonUndZu
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#30 Re: Elisas Bären

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 30. Sep 2016, 02:14

Mich würde es wundern, wie 2 Bären nah der Stadt mal eben mit einem Schlag 42 Menschen töten könnten und sollten. Die Halbstarken achteten entweder nicht sonderlich auf sie oder sie versuchten es gar mit ihnen aufzunehmen, reizten sie gar genau wie es auch ihre Art mit Elisa war.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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