Abrahams Opfer

Themen des alten Testaments
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Bastler
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#1 Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Di 14. Jun 2016, 16:58

Janina hat angefragt:
Gott befiehlt Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern.

Bild
https://de.wikipedia.org/wiki/Opferung_Isaaks

Die Story kann jeder nachlesen, also gleich zum Kern:
Warum greift Gott im letzten Augenblick ein? Nein, es ist kein Treuetest für Abraham. Es ist eine Reifeprüfung! Und Abraham ist durchgefallen.
Adam wird nach dem "Sündenfall" von Gott als vollwertig anerkannt. "Er ist geworden wie wir und weiß was gut und böse ist". Eine solche Auszeichnung hat Abraham nicht gekriegt. Was er bekommt, ist die Bevölkerung des Landes mit seinen Nachkommen. Schau an, dass dafür sein Sohn nötig ist, hat ihm wohl nicht gedämmert. Die Aufgabe war: Töte deinen Sohn. Die richtige Antwort wäre gewesen: "Sachma, Alter, bist du vollends bescheuert?" - DIE Antwort wäre Anerkennung wert gewesen.

Helmuth
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#2 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Helmuth » Di 14. Jun 2016, 23:10

Mensch, da kennt sich aber einer aus.
Deine Gedanken sind eben nicht Gottes Gedanken. Anders ausgedrückt; du denkst menschlich und nicht göttlich.
Aber das Rembrandt Bild ist gut. :D
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Bastler
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#3 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Di 14. Jun 2016, 23:51

Damit wir vom Gleichen reden:
1 Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
2 Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar.
3 Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, holte seine beiden Jungknechte und seinen Sohn Isaak, spaltete Holz zum Opfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.
4 Als Abraham am dritten Tag aufblickte, sah er den Ort von weitem.
5 Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem Esel hier! Ich will mit dem Knaben hingehen und anbeten; dann kommen wir zu euch zurück.
6 Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand. So gingen beide miteinander.
7 Nach einer Weile sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater! Er antwortete: Ja, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?
8 Abraham entgegnete: Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter.
9 Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.
10 Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
11 Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
12 Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.
13 Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
14 Abraham nannte jenen Ort Jahwe-Jire (Der Herr sieht), wie man noch heute sagt: Auf dem Berg lässt sich der Herr sehen.
15 Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
16 und sprach: Ich habe bei mir geschworen - Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast,
17 will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen.
18 Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.
19 Darauf kehrte Abraham zu seinen Jungknechten zurück. Sie machten sich auf und gingen miteinander nach Beerscheba. Abraham blieb in Beerscheba wohnen.

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#4 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Helmuth » Di 14. Jun 2016, 23:58

1 Mose 22 hätte genügt, ich kenne den Text. Ja wir reden vom Gleichen
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#5 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Mi 15. Jun 2016, 00:00

Diese Geschichte ist mir extrem schleierhaft.

Der populärste Interpretations-Ansatz war lange Zeit:
Die Geschichte markiert den Übergang vom Menschen- zum Tieropfer. Es handelt sich um ein Plädoyer, Menschen- durch Tieropfer zu ersetzen.

Dieser Ansatz ist aber aus der Mode gekommen. Die Geschichte ist (in der vorliegenden Version) keineswegs ein Produkt alter Zeit (also vor 1000 v.Chr., die meisten Frühdatierer nannten 1200 v.Chr.), sondern ist relativ spät verfasst worden.

Rituelle Menschenopfer sind in Israel so gut wie gar nicht belegt. Eher gab es Gerüchte über Menschenopfer in heidnischen Kulten (Moloch), die aber stets abgelehnt werden. Man muss also gar nicht gegen eine Kultpraxis vorgehen.

Heute setzt man meist eine recht späte Entstehungszeit voraus (vor allem, weil in der Abrahamserzählung vieles vorausgesetzt wird, was eigentlich erst später im Pentateuch erzählt wird.)
Zuletzt geändert von Bastler am Mi 15. Jun 2016, 00:02, insgesamt 1-mal geändert.

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#6 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Mi 15. Jun 2016, 00:01

Helmuth hat geschrieben:1 Mose 22 hätte genügt, ich kenne den Text. Ja wir reden vom Gleichen
Ich finde es aber immer gut, den Text vor Augen zu haben, den man diskutiert.

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#7 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Helmuth » Mi 15. Jun 2016, 00:16

Ich interpretiere es weniger, Ich lese:

Gott prüfte Abraham. Auf was? Wie unerschütterlich sein Glaube ist. Würde sein Vertrauen sogar so weit gehen, dass er das schier Menschenunmögliche macht? Und er tat es. Er war dazu bereit, denn Abraham glaubte Gott. Dieser Glaubensgehorsam ist, was Gott dazu bewog, gerade ihn auszuwählen um mit ihm einen Bund für die Ewigkeit zu schließen. Und es geht nicht nur um Land. Dieses bildet die Lebensgrundlage. Er will ein Volk aus ihm machen und damit die ganze Erde segnen. vgl. 1 Mose 12,3.

Zum zweiten ist dieser Akt ein prophetisches Zeichen auf das was Gott einmal tatsächlich zu tun gedenkt. Bekanntlich opferte Gott ja tatsächlch seinen eigenen Sohn Jesus ca. 1.800 Jahre später für uns.

Bis hier her einmal
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#8 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Mi 15. Jun 2016, 00:21

Die Hauptaussage soll wohl sein:
Tu alles, was Gott dir sagt, auch wenn es schwere Opfer mit sich zu bringen scheint. Je schwerer das Opfer, desto besser. Vertrau darauf, dass Gott niemals etwas Schlechtes von dir verlangt.

So weit, so gut. Aber sobald man von der Hauptaussage in die Details geht, verschwimmt alles.

Zunächst einmal stößt mir die alttestamentliche Gewohnheit auf, Gottes Anforderung in Form eines Sprechens darzustellen. Fast so, als ob da ein Telefongespräch zwischen Abraham und Gott stattgefunden hätte. Da weiß der Abraham genau, was er tun soll.
"Nimm deinen Sohn, .. und bring ihn ... als Brandopfer dar."
So ist es aber nicht in der Realität. Diejenigen, die behaupten, mit Gott zu telefonieren, sortiere ich eher in einer Klinik ein, als in einer realistischen Geschichte oder sogar in meiner eigenen Lebenswirklichkeit.

Gut. Und dann gibt also Gott dem Abraham (wie auch immer) den Auftrag, seinen Sohn zu opfern. Und dann stellt sich heraus, dass die Telefonleitung anscheinend doch keine optimale Verbindung war. Am Ende will Gott dann doch nicht, was er ursprünglich von Abraham verlangte.
Um die psychische Grausamkeit Gottes hat sich der Schriftsteller wohl nicht geschert. Auch 600 v.Chr. hat man auf solche Feinheiten nicht viel Rücksicht genommen. Dennoch würde ich mir von Gott veralbert vorkommen. Rin in die Kartoffeln und dann doch wieder raus aus.

Damit scheidet auch die Interpretation aus, dass es hier um Vertrauen auf Gott geht. Gott desavouiert seine Glaubwürdigkeit doch selbst. Höchstens könnte man noch interpretieren: "Lass dich geduldig von Gott an der Nase herumführen. Hinterher kommt alles zu deinem Vorteil heraus." Dann wäre der Brandopferbefehl Gottes der Hinweis auf ein absurdes Theater. Aber ich bezweifle, dass man zu so einem raffinierten literarischen Trick 600 v.Chr. schon in der Lage war. So was scheint mir eher dem genialen Literaten des Hiobbuches vorbehalten zu sein.

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#9 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Helmuth » Mi 15. Jun 2016, 00:24

Ok, ich gebe dir den Rat dich zuerst mit Jesus zu beschäftigen. Hier kommen wir nicht weiter. Was mir sonnenklar ist, ist dir ein Rätsel. Die Antwort: Jesus muss in dein Leben.
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#10 Re: Abrahams Opfer

Beitrag von Bastler » Mi 15. Jun 2016, 00:28

Helmuth hat geschrieben:Zum zweiten ist dieser Akt ein prophetisches Zeichen auf das was Gott einmal tatsächlich zu tun gedenkt. Bekanntlich opferte Gott ja tatsächlch seinen eigenen Sohn Jesus ca. 1.800 Jahre später für uns.
Du tust was, was die meisten Interpreten machen: Du liest die Geschichte unter betont neutestamentlicher Perspektive.
Das kann man als Christ natürlich machen.

Mir fehlt dann allerdings doch die klare Perspektive der Entstehungszeit. Das ist übrigens sowieso so ein Thema. Ich vermute, dass es keinen konkreten Entstehungszeitpunkt dieser Geschichte gibt, sondern eher eine lange, mündliche Entstehungsgeschichte. Immerhin fände ich aber interessant, was sich der Schreiber der uns vorliegenden Version bei dem Text gedacht hat.

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