Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

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Savonlinna
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#41 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Sa 21. Mai 2016, 18:11

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ich denke, ein Regenbogen und eine Taube können über einen globalen Genozid nicht hinwegtäuschen
Du kommst und kommst von Deinem Gottesglauben nicht los!

Wie kann ein Mensch, der nicht an Gott glaubt, von einem Genozid sprechen? :shock:
Wer hat denn diesen "Genozid" ausgeübt, in Deinen Augen?
Du verstehst immer noch nicht. Als jemand, der beruflich mit Literatur zu tun hat, sollte es dir doch geläufig sein, dass man literarische Figuren so besprechen kann, als habe es sie tatsächlich gegeben.
Deine Wut geht nicht gegen einen literarischen Gott - das gelingt mir nicht, Dir das abzunehmen.
Du hast doch der literarischen Textuntersuchung widersprochen - warum?

sven23 hat geschrieben: Die Besonderheit bei religiösen Texten besteht doch darin, dass viele glauben, es handele sich tatsächlich um historisch Geschehenes.
Ich bin aber nicht "viele". closs weicht auch immer auf unbekannte Leute aus, wenn er mit mir spricht.
Ich nehme an, Du hast den gleichen Grund wie closs, hier auf "unbekannt" auszuweichen.
closs redet dann gar nicht mehr mit mir, sondern mit seinem Feindbild, das er nicht verlieren möchte.
Und Du redest plötzlich auch mit Deinem Feindbild statt mit mr, die einfach nur aufzeigen wollte, dass es sich in diesem Text um eine veränderte Gotessicht handelt.

Und das scheint Dir nicht zu gefallen.

ThomasM
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#42 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von ThomasM » Sa 21. Mai 2016, 18:23

sven23 hat geschrieben: Die Besonderheit bei religiösen Texten besteht doch darin, dass viele glauben, es handele sich tatsächlich um historisch Geschehenes. Sie gehen also davon aus, dass es diesen Genozid tatsächlich gegeben hat - und sie rechtfertigen ihn sogar. Das kann man selbst in einem moderaten Forum wie diesem beobachten.
Es gibt zwei Motive, einen literarischen Text als historisches Geschehen betrachten zu wollen.
1.) Man glaubt an Gott und möchte unbedingt eine Bestätigung dieses Glaubens haben.
2.) Man hasst Menschen, die an Gott glauben, und möchte unbedingt eine Bestätigung dieses Hasses haben.

Du gehörst zur Kategorie 2. Und du bist sehr beständig, weil du immer wieder versuchst, literarische Texte wörtlich zu verstehen, um dann mit Freude Worte wie "Genozid" und andere Anti-Emotionen unterzubringen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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sven23
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#43 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Mai 2016, 18:52

Savonlinna hat geschrieben: Deine Wut geht nicht gegen einen literarischen Gott - das gelingt mir nicht, Dir das abzunehmen.
Warum nicht, wo ist dein Problem? Ich würde auch nicht von Wut sprechen, sondern von Unverständnis und bisweilen Bestürzung. Denn der Glaube an diesen grausamen Gott hatte für viele Menschen ja dramatische Konsequenzen.

Savonlinna hat geschrieben: Du hast doch der literarischen Textuntersuchung widersprochen - warum?
So eindeutig, wie du es darstellst, ist es ja gar nicht. Als gesichert gilt, dass der Gilgamesch Epos die ältere Geschichte des Sumerers namens Astrahasis, Sohn des Königs der Stadt Schuruppak, verarbeitet hat.
Diese Geschichten könnten den Exilanten zu Ohren gekommen sein, die sie dann verarbeiteten.

"Die Teilnahme der Genesiserzählung am altorientalischen Flutthema lässt sich unterschiedlich erklären. Man könnte vermuten, dass das Flutthema Allgemeingut in Teilen der altorientalischen Welt war. Doch ist damit noch nicht einsichtig gemacht, warum der biblische Text punktuell sogar die akkadische Sprache der Keilschrifttexte nachklingen lässt. So wird beispielweise als Abdichtmasse für die → Arche in Gen 6,14 kopær erwähnt, was terminologisch für das AT einmalig ist, aber an die akkadische Fluttradition und ihren entsprechenden Begriff kupru „Pech“ erinnert. Daher legte sich auch die Annahme nahe, dass im biblischen Land akkadische Sintfluttexte zirkulierten. In → Megiddo wurde zumindest ein Text aus dem Gilgamesch-Zyklus gefunden (jedoch zur Tafel VII, vgl. George, 2003, 339-347). Aber für den Zeitraum, den man heute für die Entstehung der biblischen Sintfluterzählung ansetzt, sind solche Texte im Westen nicht nachgewiesen. Folglich denkt man meist an das → Exil oder die → Diaspora im → Zweistromland, wodurch JHWH-Verehrer mit der Fluttradition vertraut geworden sein könnten; im Zweistromland oder nach einer Rückkehr der Exilierten sind wahrscheinlich hebräische Erzählvarianten zum Stoff verfasst worden.
Für die gesamte biblische Sintfluterzählung jedoch lassen sich die Überlieferungsströme nicht eindeutig eruieren."

Quelle: Bibelwissenschaft

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Besonderheit bei religiösen Texten besteht doch darin, dass viele glauben, es handele sich tatsächlich um historisch Geschehenes.
Ich bin aber nicht "viele". closs weicht auch immer auf unbekannte Leute aus, wenn er mit mir spricht.
Ich nehme an, Du hast den gleichen Grund wie closs, hier auf "unbekannt" auszuweichen.
Das habe ich auch nicht behauptet in Bezug auf deine Person. Ich weiche auch nicht auf unbekannt aus, die Personen hier im Forum sind namentlich bekannt. ;)
"Viele", das sind halt Evangelikale, Fundamentale usw. (habe ich weiter oben verlinkt)


Savonlinna hat geschrieben: Und Du redest plötzlich auch mit Deinem Feindbild statt mit mr, die einfach nur aufzeigen wollte, dass es sich in diesem Text um eine veränderte Gotessicht handelt.
Eine veränderte Gottessicht stelle ich ja gar nicht in Abrede. Es ist nur eine seltsame Geschichte, mit der man diese Botschaft transportieren will. Ein Völkermörder sagt - nachdem er fast alle ersäuft hat - : ab heute mache ich das nicht mehr. Ob das Grund für Optimismus sein soll?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#44 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Mai 2016, 18:59

ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Besonderheit bei religiösen Texten besteht doch darin, dass viele glauben, es handele sich tatsächlich um historisch Geschehenes. Sie gehen also davon aus, dass es diesen Genozid tatsächlich gegeben hat - und sie rechtfertigen ihn sogar. Das kann man selbst in einem moderaten Forum wie diesem beobachten.
Es gibt zwei Motive, einen literarischen Text als historisches Geschehen betrachten zu wollen.
1.) Man glaubt an Gott und möchte unbedingt eine Bestätigung dieses Glaubens haben.
Man will eine Bestätigung eines grausamen Gottes haben? Das ist doch gerade das Unverständliche. :roll:


ThomasM hat geschrieben: Du gehörst zur Kategorie 2. Und du bist sehr beständig, weil du immer wieder versuchst, literarische Texte wörtlich zu verstehen, um dann mit Freude Worte wie "Genozid" und andere Anti-Emotionen unterzubringen.
Auch wenn wir hier über Literatur reden: Was anderes als ein Genozid ist die Sintflut? Auch wenn Gott verspricht, sich von nun an zu bessern, bedeutet dies, dass er vorher anders/böse oder grausam war.

Zu welcher Kategorie gehört Thomas?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Savonlinna
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#45 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Sa 21. Mai 2016, 19:35

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Und Du redest plötzlich auch mit Deinem Feindbild statt mit mr, die einfach nur aufzeigen wollte, dass es sich in diesem Text um eine veränderte Gotessicht handelt.
Eine veränderte Gottessicht stelle ich ja gar nicht in Abrede.
Doch! De facto stellst Du sie in Abrede. =>

sven23 hat geschrieben:Es ist nur eine seltsame Geschichte, mit der man diese Botschaft transportieren will. Ein Völkermörder sagt - nachdem er fast alle ersäuft hat - : ab heute mache ich das nicht mehr. Ob das Grund für Optimismus sein soll?
Siehst Du? Du liest zwanghaft wörtlich!
Die Analyse der verschiedenen Textschichten ist da viel glaubwürdiger, weil eben oft in religiösen Texten unterschideliche Sichtweisen der jeweiligen Schreiber miteinander vermengt werden.

Du glaubst weiterhin an einen Völkermörder, der seine Meinung geändert hat.
Du hast die innere Möglichkeit irgendwie nicht zu verstehen, dass da Menschen ihre Meinung geändert haben.

Und "mythisch" heißt - das habe ich weiter oben am Faust klarzumachen versucht -, grundlegende Überzeugungen des Menschen - also einer Menschengruppe - darzulegen.

Ach, vielleicht hast Du "Gottessicht" als Sicht Gottes verstanden?
Ich habe aber ziemlich ausführlich beschrieben, dass die Sicht der Menschen bezüglich Gott sich geändert hat.
Also genitivus obiectivus und nicht genitivus subiectivus.
Eine "Gottessicht" ist für mich die Sicht eines Menschen von Gott, und nicht die Sicht Gottes.
Von letzterer wissen wir Ungläubige nichts. ;)

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sven23
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#46 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Mai 2016, 19:58

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Eine veränderte Gottessicht stelle ich ja gar nicht in Abrede.
Doch! De facto stellst Du sie in Abrede. =>
Nein, ich verweise nur auf die seltsame Entwicklung der Geschichte hin. Stell dir mal vor, Hitler würde sich hinstellen und verkünden: ab heute werden keine Juden mehr umgebracht, nachdem er alle ermordet hat. Würde man ihm diesen Sinneswandel als positive Entwicklung abnehmen?

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist nur eine seltsame Geschichte, mit der man diese Botschaft transportieren will. Ein Völkermörder sagt - nachdem er fast alle ersäuft hat - : ab heute mache ich das nicht mehr. Ob das Grund für Optimismus sein soll?
Siehst Du? Du liest zwanghaft wörtlich!
Moment, die Sintflut ist doch gerade deshalb so gemeint, damit der Regenbogen das Neue symbolisieren kann. Auf das Böse/die Bestrafung folgt das Neue/Bessere.
"Demnach hat die These zu gelten: Die Flut hat nicht den Menschen, sondern JHWH verändert (Perlitt, 1970)"
Quelle: bibelwissenschaft


Savonlinna hat geschrieben: Du glaubst weiterhin an einen Völkermörder, der seine Meinung geändert hat.
An einen literarischen Völkermörder, das ist der Unterschied zu Fundamentalisten.

Savonlinna hat geschrieben: Ach, vielleicht hast Du "Gottessicht" als Sicht Gottes verstanden?
Ich habe aber ziemlich ausführlich beschrieben, dass die Sicht der Menschen bezüglich Gott sich geändert hat.
Also genitivus obiectivus und nicht genitivus subiectivus.
Eine "Gottessicht" ist für mich die Sicht eines Menschen von Gott, und nicht die Sicht Gottes.
So habe ich es auch immer verstanden.

Savonlinna hat geschrieben: Von letzterer wissen wir Ungläubige nichts. ;)
Selbst Gläubige wissen davon nichts. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#47 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Sa 21. Mai 2016, 20:16

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Eine veränderte Gottessicht stelle ich ja gar nicht in Abrede.
Doch! De facto stellst Du sie in Abrede. =>
Nein, ich verweise nur auf die seltsame Entwicklung der Geschichte hin. Stell dir mal vor, Hitler würde sich hinstellen und verkünden: ab heute werden keine Juden mehr umgebracht, nachdem er alle ermordet hat. Würde man ihm diesen Sinneswandel als positive Entwicklung abnehmen?
Also bestehst Du weiter darauf, dass diese Erzählung historisch gemeint ist und die Bibel wörtlich zu lesen sei.
Lassen wir es.

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sven23
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#48 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » So 22. Mai 2016, 08:06

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Doch! De facto stellst Du sie in Abrede. =>
Nein, ich verweise nur auf die seltsame Entwicklung der Geschichte hin. Stell dir mal vor, Hitler würde sich hinstellen und verkünden: ab heute werden keine Juden mehr umgebracht, nachdem er alle ermordet hat. Würde man ihm diesen Sinneswandel als positive Entwicklung abnehmen?
Also bestehst Du weiter darauf, dass diese Erzählung historisch gemeint ist und die Bibel wörtlich zu lesen sei.
Lassen wir es.
Nein, du verstehst es einfach nicht. In einer Literaturbesprechung tut man so, als ob die Figuren real wären, das heißt, man nimmt sie ernst. Dabei darf man sowohl den Autor als auch die Art und Weise, wie er seine Figuren angelegt hat, kritisieren.
Als Literaturmensch sollte dir das doch geläufig sein.
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#49 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » So 22. Mai 2016, 11:12

sven23 hat geschrieben: Als Literaturmensch sollte dir das doch geläufig sein.
Gerade weil ich "Literaturmensch" bin, verstehe ich sehr wohl, und das habe ich nun öfter gechrieben.

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sven23
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#50 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » So 22. Mai 2016, 11:33

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Als Literaturmensch sollte dir das doch geläufig sein.
Gerade weil ich "Literaturmensch" bin, verstehe ich sehr wohl, und das habe ich nun öfter gechrieben.
Na, dann sind wir uns doch einig.
Die Bibel ist ein Stück Literatur, genauer gesagt, eine Textsammlung orientalischer Erzählungen aus unterschiedlichen Epochen und Erzähltraditionen.
Sie kann und will keinen Anspruch auf historische Wahrheit und naturwissenschaftliche Korrektheit erheben. Damit ist die Threadfrage auch schon beantwortet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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