Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

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Savonlinna
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#21 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Do 19. Mai 2016, 22:11

Andreas hat geschrieben:Nein, aber die meisten. Das steht aber in der Übersicht immer dran wenn man mit der Maus über die einzelnen Beiträge fährt (na ja, Opera machts, der Internet-Explorer bei mir nicht.)
Hab jetzt eine andere Übersicht auf dieser Website gefunden als vorhin, und da erscheinen die Autoren auch, wenn ich mit der Maus rüberfahre.

Vielen Dank.

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Münek
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#22 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Münek » Fr 20. Mai 2016, 00:28

Salome23 hat geschrieben:Für mich als "Nichtmehrgläubigen" ergibt sich aus der Geschichte folgendes Fazit:
Selbst durch die Sintflut konnte "das Böse" nicht vernichtet werden, da der Samen der Schlange einen Weg über die Arche fand, so dass das Übel nicht ausgemerzt werden konnte.Amen.
Dass ein "allmächtiger" Gott derart menschlich reagiert (Enttäuschung, Reue, Leidtun, Draufhaun, Vernichten - Gen. 6,6), mutet ín der Tat äußerst befremdlich an. Wer weiß - möglichweise hat ihn seine Ehefrau ASCHERA noch vom Schlimmsten zurückgehalten.

Schließlich hatte ER - folgt man dem Mythos - den Menschen perfekt erschaffen. Aber dann scheint mit der "sehr guten Schöpfung" etwas arg aus dem Ruder gelaufen zu sein. Denn eines Tages realisierte (sah) Gott (Gen. 6, 5-8), dass die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens IMMER nur böse war.

Spätestens jetzt musste Elohim erkennen und sich im nachhinein eingestehen, dass seine Schöpfung alles andere als vollkommen war. Auf den Punkt gebracht: Ganz schwerer Konstruktionsfehler des göttlichen Konstrukteurs.

Die weltweite Sintflut war indes alles andere als eine "sinnvolle Rückrufaktion". Sie führte ja zu keiner Verbesserung "im Sinnen und Trachten des Menschen". Denn unmittelbar NACH der Sintflut musste der "Rückrufer" nach wie vor konstatieren, "dass das Trachten des Menschen böse ist von Jugend an" (Gen. 8,21). Warum dann der "Allmächtige" trotzdem die weltweite Sintflut in Szene gesetzt hat, bleibt unerfindlich. Dass die globale Vernichtungsaktion nichts bewirken würde (wie auch?), musste Elohim als allwissende Gottheit eigentlich vorher gewusst haben.

Das scheint ihm aber erst während der Flutkatastrophe mit ihren Abermilliarden Opfern allmählich zu Bewusstsein gekommen zu sein (also keine Allwissenheit). Zu spät. Alle - ob Mensch, ob Tier - waren da bereits elendig und erbärmlich und völlig schuldlos ersoffen.


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MACHT NIX - die Sintflutlegende ist ohnehin nur ein - obendrein noch größtenteils abgekupferter - Mythos; nur eine von vielen von Menschen erdichtete Götterlegende aus uralter Zeit. Von "historisch" kann - um auf die Threadfrage zurückzukommen - keine Rede
sein.
:thumbup:

2Lena
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#23 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von 2Lena » Fr 20. Mai 2016, 22:00

Münek hat geschrieben:Ganz schwerer Konstruktionsfehler des göttlichen Konstrukteurs.
Bitte nicht mit Fehler auf der falschen Fährte gehen!
Die Menschheit hat "freien Willen".
Du darfst ins Moor gehen, hast jedoch das Problem, dass es dich nach unten zieht.
Dein Wille nützt dir dann gar nichts.

Münek hat geschrieben:die Sintflutlegende ist ohnehin nur ein - obendrein noch größtenteils abgekupferter - Mythos;
Die Geschichte gibt es in vielen Sprachen, ausgerechnet in den Ländern, die betroffen waren.

Novas
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#24 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Novas » Fr 20. Mai 2016, 22:05

2Lena hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ganz schwerer Konstruktionsfehler des göttlichen Konstrukteurs.
Bitte nicht mit Fehler auf der falschen Fährte gehen!
Die Menschheit hat "freien Willen".
Du darfst ins Moor gehen, hast jedoch das Problem, dass es dich nach unten zieht.
Dein Wille nützt dir dann gar nichts.

So ist es. Als ein Schüler von „Ein Kurs in Wundern“ sehe ich das außerdem folgendermaßen: die Welt, die wir wahrnehmen, ist in unsrem Geist. Wir träumen diese Welt (eine kleine Anmerkung dazu: aus diesem Grund halte ich „Wunder“ durchaus für möglich, denn wenn der Geist alles träumt, kann er den Traum auch verändern :) ). Das ist m.E. mit „freiem Willen“ gemeint: wir können uns für oder gegen die Liebe entscheiden, je nachdem sehen wir eine andere Welt.

Halman hat geschrieben:Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?


Gut möglich. Schließlich berichtet auch das Gilgamesch Epos davon:

Die ersten Tontafeln mit Fragmenten des Gilgamesch-Epos wurden 1853 von Hormuzd Rassam gefunden. George Smith (1840–1876) übersetzte sie 1872 und gilt daher als der eigentliche Wiederentdecker des Gilgamesch-Epos. Smith übersetzte das Fragment, das sich mit der Überflutung der Erde beschäftigte und sehr große Ähnlichkeiten zum Bericht der Sintflut im Buch Genesis (Gen 7,10–24 EU und Gen 8,1–14 EU) der Bibel aufweist. Dieses Fragment ist ein Teil der elften und letzten Tafel des Gilgamesch-Epos. Damit wurde die Hypothese gestärkt, dass die Bibel diesen Text in veränderter Form übernommen hatte

[...]

Die Sintflut-Erzählung gehört in ihrer sumerischen Fassung nicht zu den Geschichten um Gilgamesch. Die Figur des Uta-napiÅ¡ti trägt hier den Namen Ziusudra. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Text um eine rückwirkende Übersetzung in die sumerische Sprache, die selbst aus mehreren älteren Fassungen schöpft und vor allem in Form des Atraḫasis-Epos einen eigenständigen mythischen Bericht darstellt (siehe Wolfram von Soden, Albert Schott:Das Gilgamesch-Epos, Reclam, Stuttgart 1982 Schott-Soden (1982), S. 120–122.)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gilgamesch-Epos

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#25 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Pluto » Sa 21. Mai 2016, 00:34

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Gut möglich. Schließlich berichtet auch das Gilgamesch Epos davon:
Der Mensch liebt das Wasser.
In der Vergangenheit lebten 90% der Menschen an den Ufern der Flüsse, Seen und Meere. Es sieht ja auch so friedlich aus... bis ein Sturm aufsteigt oder die Wasser ansteigen.

Deshalb gab es in allen Kulturen sehr ähnliche Erzählungen über Sintfluten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#26 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Sa 21. Mai 2016, 10:32

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Gut möglich. Schließlich berichtet auch das Gilgamesch Epos davon:
Der Mensch liebt das Wasser.
In der Vergangenheit lebten 90% der Menschen an den Ufern der Flüsse, Seen und Meere. Es sieht ja auch so friedlich aus... bis ein Sturm aufsteigt oder die Wasser ansteigen.

Deshalb gab es in allen Kulturen sehr ähnliche Erzählungen über Sintfluten.

Historiche Wurzeln können überall gleich gewesen sein.
Aber was man aus dieser Erzählung macht, was man mit ihr transportiert: das ist dann das Entscheidende.
In der biblischen Erzählung steht am Ende die Erstellung des Regenbogens:

Der Regenbogen wird erstellt, als Zeichen von "Gott", dass er von nun an nie wieder die Schöpfung vernichten werde.

So etwas heißt immer:
die Gotesvorstellung durch den Menschen hat sich verändert.

Also: die Auffassung, dass Gott die Schöpfung zerstört, sei der Schnee von gestern.
Von nun an wird Gott anders aufgefasst: als jemand, dessen Verbindung mit dem Menschen unlösbar ist.
Zeichen dafür ist der Regenbogen, der Erde und Himmel verbindet.

Die Erzählung spiegelt also eine veränderte Gottesauffassung wider.

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sven23
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#27 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Mai 2016, 11:00

Halman hat geschrieben: Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Ist auch hier schon ausgiebig gemacht worden. Allseits bekannt sollte sein, dass die biblische Sintflutgeschichte auf den etwa 1000 Jahre älteren Gilgamesch-Epos zurückgeht, er ist also schon der babylonischen Mythologie entliehen.
Naturwissenschafltlich läßt sich eine globale Flut nicht bestätigen, aber regional kommt es selbstverständlich immer wieder zu verheerenden Fluten. Das ist bis heute so. Gerade im Zweistromland (eigentlich Dreistromland) waren Überschwemmungen nichts Ungwöhnliches.
Ein anderen Theorie zufolge könnte es sich bei der Flut am Ende der letzten Eiszeit um die Rückkehr des Atlantikwassers in den Mittelmeer- und Schwarzmeerraum gehandelt haben, das den dort siedelnden Menschen wie der Untergang ihrer bekannten Welt vorgekommen sein mag.
Insofern könnte sie einen historischen Kern haben, aber sicher nicht in der überlieferten Form. Mythologie lebt auch von der Übertreibung.
Der eigentlich interessantere Aspekt ist die Botschaft, die die Schreiber vermitteln wollten. Und da siehts mal wieder düster aus für den Wüstengott.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Savonlinna
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#28 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Sa 21. Mai 2016, 11:41

sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Allseits bekannt sollte sein, dass die biblische Sintflutgeschichte auf den etwa 1000 Jahre älteren Gilgamesch-Epos zurückgeht, er ist also schon der babylonischen Mythologie entliehen.
Belegst Du das - von mir Geblaute - mal bitte? Mir ist das nicht bekannt.
Wer hat das nachgewiesen?

Mir ist nur bekannt, dass alle Sintfluterzählungen auf eine gemeinsame Sintflut-Tradition zurückgehen könnten.
Wo hast Du Deine anderslautende Information her? Es kann ja sein, dass es neue Forschungen gibt, von denen ich nichts weiß.
Allerdings enthält auch der entsprechende bibelwissenschaft.de-Artikel nicht Deine Version, von der Du sagst, sie sei "allgemein bekannt".

sven23 hat geschrieben:Naturwissenschafltlich läßt sich eine globale Flut nicht bestätigen, aber regional kommt es selbstverständlich immer wieder zu verheerenden Fluten. Das ist bis heute so. Gerade im Zweistromland (eigentlich Dreistromland) waren Überschwemmungen nichts Ungwöhnliches.
Ein anderen Theorie zufolge könnte es sich bei der Flut am Ende der letzten Eiszeit um die Rückkehr des Atlantikwassers in den Mittelmeer- und Schwarzmeerraum gehandelt haben, das den dort siedelnden Menschen wie der Untergang ihrer bekannten Welt vorgekommen sein mag.
Insofern könnte sie einen historischen Kern haben, aber sicher nicht in der überlieferten Form. Mythologie lebt auch von der Übertreibung.
Mythologie lebt nicht von der Übertreibung - wo hast Du das her? -, sondern von dem mythischen Verstehen der Geschehnisse.

Ich zitere mal einen kleinen Abschnitt aus bibelwissenschaft.de:


bibelwissenschaft.de hat geschrieben:Selbst die zurückhaltende Annahme, dass irgendeine lokale Flut das andauernde Erzählen über eine Flut initiiert hat und dabei zu einem globalen Ereignis hochstilisiert wurde, bleibt im Bereich der Spekulationen. Man kann gegenwärtig nur soviel annehmen, dass Erfahrungen mit Überflutungen nichts anderes als ein Anschauungsmaterial lieferten, das in das mythische und schöpfungstheologische Erzählen einfloss.
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... eb2f69540/

sven23 hat geschrieben:Der eigentlich interessantere Aspekt ist die Botschaft, die die Schreiber vermitteln wollten.
Und da siehts mal wieder düster aus für den Wüstengott.
Das sieht die wissenschaftliche Theologie anders als Du, aber vielleicht hast Du ja andere Quellen als die historisch-kritische Forschung?
Es handelt sich überhaupt nie in der Bibel um Gott selber, sondern immer um die Gottesbilder.
Das leuchtet Fundamentalisten nie ein, weil sie immer meinen, es würde Gott selber diktiert haben.

Nein, es sind Menschen, die die Texte geschrieben haben.
Und dieser spezielle Text - und das ist hochspannend - enthält viele Erzählschichten, ist also ein Sammelsurium von verschiedenen Denkformen.
Das fundamentalistische Lesen - das Du bevorzugst - schert sich nicht um das Entstehen von Texten.
Wer sich aber dafür interessiert - also historisch liest -, der kommt zu ganz anderen Ergebnissen als Du.

Insofern bist Du durch die historisch-kritische Methode widerlegt.

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sven23
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#29 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Mai 2016, 13:47

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Allseits bekannt sollte sein, dass die biblische Sintflutgeschichte auf den etwa 1000 Jahre älteren Gilgamesch-Epos zurückgeht, er ist also schon der babylonischen Mythologie entliehen.
Belegst Du das - von mir Geblaute - mal bitte? Mir ist das nicht bekannt.
Wer hat das nachgewiesen?

George Smith war wohl der erste.
"Die Entdeckung und erste Übersetzung der Fluterzählung des Gilgamesch-Epos im Jahr 1872 durch George Smith sorgte für großes Aufsehen, denn es zeigte sich: Die biblische Sintfluterzählung ist nicht originell formuliert."
Quelle: bibelwissenschaft
Es gibt auch große Gemeinsamkeiten zwischen Genesis und Gilgameschepos.

"Einige Details hallen in der Bibel in Form von Variationen wider. Ein markantes Beispiel stellt die Passage von der Landung des Wassergefährts auf einem Berg bis zur Darbringung des Opfers dar, wie die folgende Gegenüberstellung aus dem Gilgamesch-Epos und aus der Genesiserzählung deutlich macht: "
Gegenüberstellung
Quelle: bibelwissenschaft


Savonlinna hat geschrieben: Mir ist nur bekannt, dass alle Sintfluterzählungen auf eine gemeinsame Sintflut-Tradition zurückgehen könnten.
Das ist schon klar, weil es einen Ursprung geben muss, und da liegen nun mal die ältesten Texte ganz klar vorn, was das Copyright betrifft.
Man vermutet, dass die Jahwe Verehrer im babylonischen Exil von den Flutgeschichten gehört haben und diese dann ihn ihre eigenen Erzählungen eingearbeitet haben. Sie ließen sich also von anderen Geschichten inspirieren, was nicht heißt, dass sie das Epos 1:1 übernommen haben, aber es gibt auffallende Gemeinsamkeiten, die kein Zufall sein können.

Savonlinna hat geschrieben: Wo hast Du Deine anderslautende Information her? Es kann ja sein, dass es neue Forschungen gibt, von denen ich nichts weiß.
Allerdings enthält auch der entsprechende bibelwissenschaft.de-Artikel nicht Deine Version, von der Du sagst, sie sei "allgemein bekannt".
Na ja, nach 160 Jahren kann man ja nicht unbedingt noch von einem Geheimnis reden.

"Eine Reihe anderer altorientalischer Werke weisen auffällige Ähnlichkeiten zur Gilgamesch-Erzählung auf. Dazu zählen auch interessante Parallelen in der späteren biblischen Überlieferung. So erinnert die Figur des biblischen Noach stark an den göttlich auserwählten Helden Utnapischtim.[14] In der Genesis Kapitel 6 EU findet sich auch das Motiv der Söhne Gottes, die sich auf der Erde materialisiert haben und Beziehungen mit Menschenfrauen eingegangen sind. Die dabei gezeugten Kinder werden „Nephilim“ genannt und als eine Art „Halbgötter“ beschrieben, die für ihre übermenschliche Stärke und ihren aufbrausenden und schlechten Charakter bekannt sind."
Quelle: Wikipedia

Auch hier:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/arche ... -1.1872826

Savonlinna hat geschrieben: Mythologie lebt nicht von der Übertreibung - wo hast Du das her? -, sondern von dem mythischen Verstehen der Geschehnisse.
Ich schrieb, sie lebt auch von der Übertreibung, was wohl nicht bestritten werden kann, wenn man sich mythologische Erzählungen anschaut.
Hier im speziellen Fall der Sintflut wurde aus einem vermutlich lokalen Flutgeschehen eine globale Flut mit einer mehrere Kilometer hohen weltweiten Wassersäule. Das ist naturwissenschaftlich gesehen Unfug. Auch wird wohl niemand ernsthaft glauben, dass man mit einem Holzkahn 1 Jahr lang mit sämtlichen Tieren auf dem Ozean überleben kann. Das sind Übertreibungen.

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der eigentlich interessantere Aspekt ist die Botschaft, die die Schreiber vermitteln wollten.
Und da siehts mal wieder düster aus für den Wüstengott.
Das sieht die wissenschaftliche Theologie anders als Du, aber vielleicht hast Du ja andere Quellen als die historisch-kritische Forschung?
Die Forschung kann die Intention der Schreiber herausarbeiten. Trotzdem erlaube ich mir eine andere Meinung dazu, was die Bewertung des Gottesbildes betrifft.
Ich denke, ein Regenbogen und eine Taube können über einen globalen Genozid nicht hinwegtäuschen, der von den Schreibern als Strafe Gottes angesehen wurde.

Savonlinna hat geschrieben: Es handelt sich überhaupt nie in der Bibel um Gott selber, sondern immer um die Gottesbilder.
Das leuchtet Fundamentalisten nie ein, weil sie immer meinen, es würde Gott selber diktiert haben.
Sag das mal den Fundamentalisten und Kreationisten. Die halten den biblischen Sintflutbericht für einen historischen Tatsachenbericht. Sie behaupten sogar, die Arche hätte auch Platz für die Dinosaurier gehabt. :roll:

"Evangelikale Gruppen sehen in der Erzählung eine Beschreibung eines historisch kontingenten Geschehens. Die Anhänger einer jungen Erde unter ihnen glauben zudem, dass die allenthalben anzutreffenden Schichtgesteine durch die Sintflut entstanden seien. Da die Sünde der Menschen wiederum die Ursache der Sintflut sei, müsse die Bildung dieser Schichtgesteine und der in ihnen zu findenden Fossilien zeitlich nach der Erschaffung des Menschen angesetzt werden."
Quelle: Wikipedia
Psychologisch interessant ist auch, dass diese Gruppen dieses vermeintliche historische Geschehen als "gerechte Strafe Gottes" verteidigen.

Savonlinna hat geschrieben: Nein, es sind Menschen, die die Texte geschrieben haben.
Würde ich nie bestreiten wollen.

Savonlinna hat geschrieben: Das fundamentalistische Lesen - das Du bevorzugst - schert sich nicht um das Entstehen von Texten.
Doch, gerade das ist doch das Interessante. Das ist es doch, was ich der kanonischen Exegese vorwerfe, dass sie sich nämlich nicht um die ursprüngliche Bedeutung und Entstehung eine Textes kümmert.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 21. Mai 2016, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Novas
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#30 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Novas » Sa 21. Mai 2016, 13:49

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Gut möglich. Schließlich berichtet auch das Gilgamesch Epos davon:
Der Mensch liebt das Wasser.
In der Vergangenheit lebten 90% der Menschen an den Ufern der Flüsse, Seen und Meere. Es sieht ja auch so friedlich aus... bis ein Sturm aufsteigt oder die Wasser ansteigen.

Deshalb gab es in allen Kulturen sehr ähnliche Erzählungen über Sintfluten.


Historiche Wurzeln können überall gleich gewesen sein.
Aber was man aus dieser Erzählung macht, was man mit ihr transportiert: das ist dann das Entscheidende.
In der biblischen Erzählung steht am Ende die Erstellung des Regenbogens:

Der Regenbogen wird erstellt, als Zeichen von "Gott", dass er von nun an nie wieder die Schöpfung vernichten werde.

So etwas heißt immer:
die Gotesvorstellung durch den Menschen hat sich verändert.

Also: die Auffassung, dass Gott die Schöpfung zerstört, sei der Schnee von gestern.
Von nun an wird Gott anders aufgefasst: als jemand, dessen Verbindung mit dem Menschen unlösbar ist.
Zeichen dafür ist der Regenbogen, der Erde und Himmel verbindet.

Die Erzählung spiegelt also eine veränderte Gottesauffassung wider.

Sehr gut :thumbup:

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