Savonlinna hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Allseits bekannt sollte sein, dass die biblische Sintflutgeschichte auf den etwa 1000 Jahre älteren Gilgamesch-Epos
zurückgeht, er ist also schon der babylonischen Mythologie
entliehen.
Belegst Du das - von mir Geblaute - mal bitte? Mir ist das nicht bekannt.
Wer hat das nachgewiesen?
George Smith war wohl der erste.
"Die Entdeckung und erste Übersetzung der Fluterzählung des Gilgamesch-Epos im Jahr 1872 durch George Smith sorgte für großes Aufsehen, denn es zeigte sich: Die biblische Sintfluterzählung ist nicht originell formuliert."
Quelle: bibelwissenschaft
Es gibt auch große Gemeinsamkeiten zwischen Genesis und Gilgameschepos.
"Einige Details hallen in der Bibel in Form von Variationen wider. Ein markantes Beispiel stellt die Passage von der Landung des Wassergefährts auf einem Berg bis zur Darbringung des Opfers dar, wie die folgende Gegenüberstellung aus dem Gilgamesch-Epos und aus der Genesiserzählung deutlich macht: "
Gegenüberstellung
Quelle: bibelwissenschaft
Savonlinna hat geschrieben:
Mir ist nur bekannt, dass alle Sintfluterzählungen auf eine gemeinsame Sintflut-Tradition zurückgehen könnten.
Das ist schon klar, weil es einen Ursprung geben muss, und da liegen nun mal die ältesten Texte ganz klar vorn, was das Copyright betrifft.
Man vermutet, dass die Jahwe Verehrer im babylonischen Exil von den Flutgeschichten gehört haben und diese dann ihn ihre eigenen Erzählungen eingearbeitet haben. Sie ließen sich also von anderen Geschichten
inspirieren, was nicht heißt, dass sie das Epos 1:1 übernommen haben, aber es gibt
auffallende Gemeinsamkeiten, die kein Zufall sein können.
Savonlinna hat geschrieben:
Wo hast Du Deine anderslautende Information her? Es kann ja sein, dass es neue Forschungen gibt, von denen ich nichts weiß.
Allerdings enthält auch der entsprechende bibelwissenschaft.de-Artikel nicht Deine Version, von der Du sagst, sie sei "allgemein bekannt".
Na ja, nach 160 Jahren kann man ja nicht unbedingt noch von einem Geheimnis reden.
"Eine Reihe anderer altorientalischer Werke weisen auffällige Ähnlichkeiten zur Gilgamesch-Erzählung auf. Dazu zählen auch interessante Parallelen in der späteren biblischen Überlieferung. So erinnert die Figur des biblischen Noach stark an den göttlich auserwählten Helden Utnapischtim.[14] In der Genesis Kapitel 6 EU findet sich auch das Motiv der Söhne Gottes, die sich auf der Erde materialisiert haben und Beziehungen mit Menschenfrauen eingegangen sind. Die dabei gezeugten Kinder werden „Nephilim“ genannt und als eine Art „Halbgötter“ beschrieben, die für ihre übermenschliche Stärke und ihren aufbrausenden und schlechten Charakter bekannt sind."
Quelle: Wikipedia
Auch hier:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/arche ... -1.1872826
Savonlinna hat geschrieben:
Mythologie lebt nicht von der Übertreibung - wo hast Du das her? -, sondern von dem mythischen Verstehen der Geschehnisse.
Ich schrieb, sie lebt
auch von der Übertreibung, was wohl nicht bestritten werden kann, wenn man sich mythologische Erzählungen anschaut.
Hier im speziellen Fall der Sintflut wurde aus einem vermutlich lokalen Flutgeschehen eine globale Flut mit einer mehrere Kilometer hohen weltweiten Wassersäule. Das ist naturwissenschaftlich gesehen Unfug. Auch wird wohl niemand ernsthaft glauben, dass man mit einem Holzkahn 1 Jahr lang mit sämtlichen Tieren auf dem Ozean überleben kann.
Das sind Übertreibungen.
Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der eigentlich interessantere Aspekt ist die Botschaft, die die Schreiber vermitteln wollten.
Und da siehts mal wieder düster aus für den Wüstengott.
Das sieht die wissenschaftliche Theologie anders als Du, aber vielleicht hast Du ja andere Quellen als die historisch-kritische Forschung?
Die Forschung kann die Intention der Schreiber herausarbeiten. Trotzdem erlaube ich mir eine andere Meinung dazu, was die Bewertung des Gottesbildes betrifft.
Ich denke, ein Regenbogen und eine Taube können über einen globalen Genozid nicht hinwegtäuschen, der von den Schreibern als Strafe Gottes angesehen wurde.
Savonlinna hat geschrieben:
Es handelt sich überhaupt nie in der Bibel um Gott selber, sondern immer um die Gottesbilder.
Das leuchtet Fundamentalisten nie ein, weil sie immer meinen, es würde Gott selber diktiert haben.
Sag das mal den Fundamentalisten und Kreationisten. Die halten den biblischen Sintflutbericht für einen historischen Tatsachenbericht. Sie behaupten sogar, die Arche hätte auch Platz für die Dinosaurier gehabt.
"Evangelikale Gruppen sehen in der Erzählung eine Beschreibung eines historisch kontingenten Geschehens. Die Anhänger einer jungen Erde unter ihnen glauben zudem, dass die allenthalben anzutreffenden Schichtgesteine durch die Sintflut entstanden seien. Da die Sünde der Menschen wiederum die Ursache der Sintflut sei, müsse die Bildung dieser Schichtgesteine und der in ihnen zu findenden Fossilien zeitlich nach der Erschaffung des Menschen angesetzt werden."
Quelle: Wikipedia
Psychologisch interessant ist auch, dass diese Gruppen dieses vermeintliche historische Geschehen als "gerechte Strafe Gottes" verteidigen.
Savonlinna hat geschrieben:
Nein, es sind Menschen, die die Texte geschrieben haben.
Würde ich nie bestreiten wollen.
Savonlinna hat geschrieben:
Das fundamentalistische Lesen - das Du bevorzugst - schert sich nicht um das Entstehen von Texten.
Doch, gerade das ist doch das Interessante. Das ist es doch, was ich der kanonischen Exegese vorwerfe, dass sie sich nämlich nicht um die ursprüngliche Bedeutung und Entstehung eine Textes kümmert.