Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

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Savonlinna
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#281 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Mo 30. Mai 2016, 12:53

Bastler hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Der Kampf geht hier also gar nicht um gläubig oder nicht-gläubig, sondern um Faktenwesen oder schöpferische Wesen.
Die Zukunft wird entscheiden, was der Mensch wird.
Vielleicht wird jeder auch das, was sein Ideal ist.
Ich vermute, dass Du mit Fakten- und Schöpferwesen nicht die jeweiligen Götter der Mythen meinst, sondern uns, also die Leser solcher Mythen.
Ja, ich meine die realen Menschen, also uns.

Bastler hat geschrieben:Mythen sind fiktionale Dichtungen. Man darf die alten Mythen nicht lesen, wie einen Historienroman von Rebecca Gablé oder Ken Follet, sondern man muss sie lesen wie man sich heute im Kino den "Herr der Ringe" oder "Harry Potter" anschaut.
Nehmen wir mal die jeweiligen Romane "Herr der Ringe" und "Harry Potter", die Filme sind wieder eine Extrawurst.
Die Romane sind selber keine mythischen Erzählungen, aber ihre Figuren erwähnen Mythen.

Tolkien - der Verfasser von "Herr der Ringe" - hat auch ein (nicht vollendetes) Werk "Das Silmarillion" geschrieben, und das wäre ein mythisches Werk.
Es sind Götter- und Heldenerzählungen "der Urzeit", die - innerhalb der Fiktion - überliefert sind.
Tolkien hat sich die Götterfiguren ausgedacht, sie aber so lebendig gestaltet, dass sie weltweit fasziniert haben.

Glaubte Tolkien - er war gläubiger Katholik - selber an seine göttlichen Figuren?
Ja und nein. Er hat zum Beispiel Yavanna erfunden, die Göttin der Pflanzen.
Warum hat er sie erfunden oder "ge"funden? Weil Tolkien die Pflanzen und Bäume liebte und nicht wollte, dass man sie nicht blühen ließ.

Heute lässt man in Hamburg die Butterblumen - ich meine damit den Löwenzahn - in den Straßen wuchern, wie sie wollen. Noch vor nicht langer Zeit mähte man sie nieder, sobald sie nur ihre Köpfchen aus dem Gras streckten: Wiesen müssten ordentlich gemäht sein.
Heute hat also selbst die Stadtverwaltung ein Gefühl dafür entwickelt, dass auch Natur ein Recht hat, frei zu wuchern.
Und wenn sie verblüht sind, bleiben sie als Pusteblumen stehen.
Erst im Herbst wird dann gemäht.

Diese Freude am lebendigen Blühen der Natur hat Tolkien durch die Göttin Yavanna persönifiziert.
Sie ist die - so erweitere ich den Gedanken -, die auch dafür sorgt, dass sich durch Betonritzen Pflanzen quaälen können und dann, juchhu, Teil am Sonnenlicht haben.
Tolkien hat durch diese sehr lebendig gestalteten Götterfiguren das Bewusstsein für die lebendige Natur geschärft.

Das ist - unter anderem - der Sinn der mythischen Erzählung.

Bastler hat geschrieben:Der erste "Schöpfungsbericht" (Gen 1 und Anfang von Gen 2) ist übrigens kein Mythos, sondern ein Hymnus. Hier wäre der beste Vergleichspunkt nicht Tolkien oder Rowling, sondern Cat Stevens mit "morning has broken". Ein Lobgesang auf die Pracht der Schöpfung. Das besingen der "recreation of the new day".
Ich kenne zwar den erwähnten Stevens nicht, aber es passt auch zu Tolkien:
sowohl ein Bewusstmachen der Pracht der Schöpfung als auch ihre Bedrohtheit.

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Bastler
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#282 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Bastler » Mo 30. Mai 2016, 13:11

Savonlinna hat geschrieben:Ich kenne zwar den erwähnten Stevens nicht, ...
Das ist eines der sichersten Zeiten, dass ich selbst schon ein Fossil bin. Ich halte Cat Stevens immer noch für aktuell, obwohl seine bekanntesten Lieder uralt sind. Inzwischen nennt er sich, glaub ich, Yusuf Islam und ist schneidiger Moslem. Aber Morning has broken ... ist das wirklich schon vergessen? Das ist ja fast so schlimm, als wenn jemand noch nie was von der Zauberflöte (von Johann Amadeus von Goethe komponiert) gehört hat.


Trotzdem: Ein wunderschöner Lob- und Preis-Gesang auf die Schöpfung.

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Savonlinna
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#283 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Mo 30. Mai 2016, 13:17

Bastler hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich kenne zwar den erwähnten Stevens nicht, ...
Aber Morning has broken ... ist das wirklich schon vergessen?
Wieso vergessen? Ich habe nie je davon gehört.
Komisch, dass manche Leute finden, dass sich alle für das Gleiche interessieren müssen.

Bastler hat geschrieben: Das ist ja fast so schlimm, als wenn jemand noch nie was von der Zauberflöte (von Johann Amadeus von Goethe komponiert) gehört hat.
Ach, wie schlimm ist das, dass ich meine Zeit mit anderen Dingen verbracht habe als Du.
Ersehnst Du die Gleichschaltung von Menschen? :D

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Janina
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#284 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Janina » Mo 30. Mai 2016, 13:20

Savonlinna hat geschrieben:Tolkien hat sich die Götterfiguren ausgedacht, sie aber so lebendig gestaltet, dass sie weltweit fasziniert haben.

Glaubte Tolkien - er war gläubiger Katholik - selber an seine göttlichen Figuren?
Ja und nein. Er hat zum Beispiel Yavanna erfunden, die Göttin der Pflanzen.
Warum hat er sie erfunden oder "ge"funden? Weil Tolkien die Pflanzen und Bäume liebte und nicht wollte, dass man sie nicht blühen ließ.

Heute lässt man in Hamburg die Butterblumen - ich meine damit den Löwenzahn - in den Straßen wuchern, wie sie wollen. Noch vor nicht langer Zeit mähte man sie nieder, sobald sie nur ihre Köpfchen aus dem Gras streckten: Wiesen müssten ordentlich gemäht sein.
Heute hat also selbst die Stadtverwaltung ein Gefühl dafür entwickelt, dass auch Natur ein Recht hat, frei zu wuchern.
Und wenn sie verblüht sind, bleiben sie als Pusteblumen stehen.
Erst im Herbst wird dann gemäht.

Diese Freude am lebendigen Blühen der Natur hat Tolkien durch die Göttin Yavanna persönifiziert.
Sie ist die - so erweitere ich den Gedanken -, die auch dafür sorgt, dass sich durch Betonritzen Pflanzen quaälen können und dann, juchhu, Teil am Sonnenlicht haben.
Tolkien hat durch diese sehr lebendig gestalteten Götterfiguren das Bewusstsein für die lebendige Natur geschärft.

Das ist - unter anderem - der Sinn der mythischen Erzählung.
Volltreffer! :Herz: :thumbup:

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#285 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Bastler » Mo 30. Mai 2016, 13:21

Nein, schlimm ist nur, dass ich so ein alter Knacker bin, dass meine Lieblingssongs so was von out sind.

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Savonlinna
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#286 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Savonlinna » Mo 30. Mai 2016, 13:28

Bastler hat geschrieben:Nein, schlimm ist nur, dass ich so ein alter Knacker bin, dass meine Lieblingssongs so was von out sind.
Ach Mäuschen, Du bist wahrscheinlich zu jung, als dass ich jemals von dem gehört habe, was Dich begeistert hat.

Allerdings interessiert mich nur Klassik, tut mir Leid. Damit musst Du leben lernen, dass ich mir solche Songs nicht anhöre.

Hemul
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#287 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Hemul » Mo 30. Mai 2016, 18:29

Münek hat geschrieben: Dass Satan die Schuld an der Bosheit der Menschen ("von Jugend an") trug, wird im Genesistext nicht einmal angedeutet. Im "Alten Testament" tritt Satan an keiner der insgesamt drei Stellen, in denen er namentlich als Akteur genannt wird, als Widersacher/Feind Gottes auf. Das ist Fakt!
Meine Güte Müneki? :roll:
Fakt ist aber auch, dass folgendes in Johannes 8:44 steht:

44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.

Hier geht unmissverständlich hervor, dass der Teufel(Satan) seit Beginn der Menschheit offensichtlich nicht der feine Akteur war u. ist wie du ihn oben darstellst-gelle? ;) Oder ist in deinen Augen ein Menschenmörder etwa kein böser Geselle sondern nur
ein harmloser unschuldiger Knabe? :o Da ich dich als einen fixen hochintelligenten Bibelexperten kennen gelernt habe-möchte ich dich bitten uns eine Frage zu beantworten. Aus 1.Johannes 5:19 geht folgendes hervor:

19 Wir wissen, dass wir von Gott stammen, wissen aber auch, dass sich die ganze Welt in der Gewalt des Bösen befindet.

Der Lieblingsjünger Jesu der Apostel Johannes zeigt hier auf, dass sich die ganze Welt in der Gewalt "des Bösen" befindet.
Magst du uns sagen welcher Böse hier offensichtlich so gewaltig ist? :roll: Ist es a) Jusuf Stramm -b) Gernot Hebauf oder ist es gemäß deiner vorzüglichen Bibelkenntnisse keiner von beiden sondern:

.............?

Bedanke mich bei dir im Voraus für die Einsetzung des richtigen Namen u. schicke als Dank einen ganz besonders dicken :blumenstrauss: nach Duiiiisburg. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Münek
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#288 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Münek » Mo 30. Mai 2016, 21:58

Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Dass Satan die Schuld an der Bosheit der Menschen ("von Jugend an") trug, wird im Genesistext nicht einmal angedeutet. Im "Alten Testament" tritt Satan an keiner der insgesamt drei Stellen, in denen er namentlich als Akteur genannt wird, als Widersacher/Feind Gottes auf. Das ist Fakt!
Meine Güte Müneki? :roll:
Fakt ist aber auch, dass folgendes in Johannes 8:44 steht:

44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.
Es ist so, wie ich schrieb. Wenn Du anderer Ansicht bist, nenne mir eine ALTTESTAMENTLICHE Bibelstelle, in der Satan als Feind Gottes auftritt. Es gibt keine. Das ist auch der Grund, weshalb Satan im gläubigen Judentum keine Rolle spielt.

Hemul hat geschrieben:Hier geht unmissverständlich hervor, dass der Teufel(Satan) seit Beginn der Menschheit offensichtlich nicht der feine Akteur war u. ist wie du ihn oben darstellst-gelle? ;) Oder ist in deinen Augen ein Menschenmörder etwa kein böser Geselle sondern nur
ein harmloser unschuldiger Knabe? :o
Solltest Du auf das Buch Hiob anspielen, nach welchem Satan die Söhne und Töchter Hiobs zu Tode brachte, darfst Du nicht vergessen, dass er mit ausdrücklicher Billigung Gottes handelte. Ansonsten kenne ich keine alttestamentliche Bibelstelle, in der Satan als Menschenmörder auftritt. Die Sintflut hat bekanntlich nicht Satan, sondern Gott verursacht.

Hemul hat geschrieben: Da ich dich als einen fixen hochintelligenten Bibelexperten kennen gelernt habe-möchte ich dich bitten uns eine Frage zu beantworten. Aus 1.Johannes 5:19 geht folgendes hervor:

19 Wir wissen, dass wir von Gott stammen, wissen aber auch, dass sich die ganze Welt in der Gewalt des Bösen befindet.
"Satan als Gott dieser Welt" ist eine urchristliche Erfindung - sie hat im "Alten Testament" keinen Anhalt. Warum die Christen Satan so hochgejubelt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls ist der neutestamentliche Teufel nicht der alttestamentliche Satan.

closs
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#289 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von closs » Mo 30. Mai 2016, 23:28

Münek hat geschrieben:Jedenfalls ist der neutestamentliche Teufel nicht der alttestamentliche Satan.
Doch - unterm Strich schon. - Allerdings wird er traditionell in den Kirchen falsch interpretiert - da sind die messianischen Christen weiter, die ihn in Kontinuität mit dem AT verstehen.

Es ist in der Tat Blödsinn, wenn einzelne Denominationen den Eindruck erwecken, "göttliches Heer" und "satanisches Heer" stünden sich mit offenem Ausgang gegenüber (habe ich mehrfach gehört). - Wenn man jedoch Satan als Figur/Metapher für das Böse versteht, stimmt es sowohl im AT als auch im NT (das gilt im AT auch für "Hiob"). - Allerdings muss einem dazu klar sein, was "das Böse" eigentlich ist.

Novas
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#290 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?

Beitrag von Novas » Di 31. Mai 2016, 02:26

Janina hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Tolkien hat sich die Götterfiguren ausgedacht, sie aber so lebendig gestaltet, dass sie weltweit fasziniert haben.

Glaubte Tolkien - er war gläubiger Katholik - selber an seine göttlichen Figuren?
Ja und nein. Er hat zum Beispiel Yavanna erfunden, die Göttin der Pflanzen.
Warum hat er sie erfunden oder "ge"funden? Weil Tolkien die Pflanzen und Bäume liebte und nicht wollte, dass man sie nicht blühen ließ.

Heute lässt man in Hamburg die Butterblumen - ich meine damit den Löwenzahn - in den Straßen wuchern, wie sie wollen. Noch vor nicht langer Zeit mähte man sie nieder, sobald sie nur ihre Köpfchen aus dem Gras streckten: Wiesen müssten ordentlich gemäht sein.
Heute hat also selbst die Stadtverwaltung ein Gefühl dafür entwickelt, dass auch Natur ein Recht hat, frei zu wuchern.
Und wenn sie verblüht sind, bleiben sie als Pusteblumen stehen.
Erst im Herbst wird dann gemäht.

Diese Freude am lebendigen Blühen der Natur hat Tolkien durch die Göttin Yavanna persönifiziert.
Sie ist die - so erweitere ich den Gedanken -, die auch dafür sorgt, dass sich durch Betonritzen Pflanzen quaälen können und dann, juchhu, Teil am Sonnenlicht haben.
Tolkien hat durch diese sehr lebendig gestalteten Götterfiguren das Bewusstsein für die lebendige Natur geschärft.

Das ist - unter anderem - der Sinn der mythischen Erzählung.
Volltreffer! :Herz: :thumbup:


Ich liebe euch! :thumbup:

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