Psalm 9 - Lernen über Gefühle

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2Lena
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#1 Psalm 9 - Lernen über Gefühle

Beitrag von 2Lena » So 29. Jun 2014, 12:55

Psalm 9 mit seinen Versen erinnert stark an christliche Prediger, die einen grausamen Gott predigen, der zur Hölle verdammt. Dabei stellen sie gleichzeitig eine so schräge Barmherzigkeit dar, dass es innerlich weh tut und man schier davonlaufen möchte.

Ich brachte diesen Abschnitt wegen einer Anregung aus dem Abschnitt "Hölle lebenslänglich?". Doch im flexiblen Text, ist da keine Vertilgung, sondern von Lösungen die Rede und von der Klärung der Gefühle.

Psalm 9, 17-18 "
Psalm 9:16 (9-17) So erkennet man, daß der HERR Recht schaffet. Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände durchs Wort. 17 (9-18) Ach, daß die Gottlosen müßten zur Hölle gekehret werden, alle Heiden, die Gottes vergessen liest, 18 (9-19) Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.

Gerecht empfindet das - hoffentlich - keiner.
Die Sinne werden jedoch etwas vernebelt von den ersten Versen, die nichts als Lobpreis zeigen. Haaalt! reagiert das das verwirrte Gefühl.
Das wird gelobt - und trotzdem kommt die Ungerechtigkeit?
Entsprechend skeptisch schrieben Atheisten und man meint, der christliche Glaube taugt nicht. Lasst es uns einfach mal untersuchen ....

Die erste Frage mit der Verszählung los. Sie ist im hebräischen Text anders, wie ich zeigte, um eins verschoben. Ein Satzteil wurde im christlichen Text nach vorne geschoben. Es wurde nicht bemerkt, dass dies Teil einer Aussage war.
Ein Psalm Davids sei das, dachte man und rechnete David als Mann.
Doch die Inhaltsangabe (1. Vers) lautet, wie man Klarheit bei Geliebtsein gewinnt. Das heißt David דוד. Die gleiche Schreibweise דוד wird als [dud] zum Korb, ein Einkesseln, oder die Absage.

Sowohl positive als auch negative Seiten werden bei den Lehren über die Seele gezeigt, gleich schon im ersten Satz. Darüber hinaus kommt noch mehr, aber darüber sprechen wir ein andermal. Vorab soll gefunden werden, wie es gerecht zugeht. Das will erarbeitet werden. Da kopiert man nicht einfach so ...
Der Psalmtext gibt Fragen und Antworten.

Ein Unterschied in der Schreibweise gegenüber dem üblichen Bibeltext liegt auch bei der Darstellung mancher hebräischer Bibelausgaben. Viele richten sich nach alten Handschriften mit der Darstellung von zwei Spalten. In der Übersetzung ist nicht nachvollziehbar was sie bedeuten sollen. Wort für Wort geht die Darlegung sowieso nicht. Die beiden Spalten betreffen Frage und Antwort. Ihr wisst, es handelt sich um flexible Texte. Manchmal bringen die Verse mehr Antworten als Fragen, zuweilen aber läuft es umgekehrt und auch die Spalten werden getauscht, falls die eine Antwort eine neue Frage auftut. Es ist nicht so verwirrend, wie das vielleicht hier klingen mag. Die Anleitung geht jeweils den Texten nach.

In der Übersetzung der Psalm werden die Verse als ungerecht empfunden:

Psalm 9: 3 (9-4) daß du meine Feinde hinter sich getrieben hast; sie sind gefallen und umkommen vor dir.4 (9-5) Denn du führest mein Recht und Sache aus; du sitzest auf dem Stuhl ein rechter Richter. 5 (9-6) Du schiltst die Heiden und bringest die Gottlosen um; ihren Namen vertilgest du immer und ewiglich.

Wer oder wie soll einer bestimmen was Feinde und Heiden sind?
Zu gern wurde passend nach diesem Muster recht "christlich" verdammt. Wem kommen solch "scheinheilige" Reden nicht bekannt vor. Das Herz wird empört, falls es überhaupt etwas dabei merkt!

Der "gerechte" Richtspruch" ist vorhanden. Er geht schon in den ersten Versen los, indem die Folgen des verkehrten Lobens gezeigt werden. Wie wirkt sich das beim Betroffenen aus, wie bei den anderen? Für eine bestimmt Art von Loberei gibt es in Deutsch ein hässliches Wort. Bei uns lernte man zu unterscheiden, ob etwas von Herzen ist und auch so ankommt, oder ob nur Machtverhältnisse geschaffen werden. Manche verstehen, wie Blockaden, Hass oder Neid als Gegenposition hochgehen. Ist das Staunen und Loben echt, oder muss man hier etwas richten. Die Verhaltensweisen werden gezeigt und potenzieren sich in mehrere Ebenen hinein.

Ich will hier nicht mit zu viel Worterklärungen langweilen. Fragt einfach bei Bedarf zur Textentwicklung nach. Mit dem Beispiel אויבי, Feinde, wird akustisch "gewackelt". Man wird bei bestimmten Fragen unsicher, was ein Feind ist. Die Begriffsumschreibung lässt an אב [av] Wollen denken. Was will der, was ich? Hat er den Zauber [ov] oder ist der faul. Dazu klingt אוב als Beschwörungskunst an. Die verschiedenen Wünsche soll man natürlich richten - und nicht eine Globalverurteilung herschleppen. Der nächste Abschnitt zeigt, wie gerichtet werden soll:

In Einzelschritten nicht alle "Heiden" über den Kamm scheren.
Gezeigt wird die üble Variante:
Sind nicht auf meiner Seite - also weg damit!
Die andere Sicht aber legt dar,
*wie es sein soll, wie das Beste wäre.

Man fragt was übel ist, und sagt was Freundschaft bringt.
(רע ist gleichzeitig Freundschaft oder Übel).

Um noch kurz in etwas freier Erzählung auf die am Anfang genannten Verse einzugehen:

Psalm 9: Vers 16 (9-17) So erkennet man, daß der HERR Recht schaffet. Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände durchs Wort. 17 (9-18) Ach, daß die Gottlosen müßten zur Hölle gekehret werden, alle Heiden, die Gottes vergessen liest, 18 (9-19) Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich

Erkennen solle man wie es sein soll und was recht sei.
Diese Fragen müssen herauskommen.
Das Wort Schoel, übersetzt als Hölle, heißt gleichzeitig fragen oder die Frage.
Das Übel verwickelt, aber die Seiten der Freundschaft seien viel wert,
(רע ist gleichzeitig Freundschaft oder Übel).

Eindringlich wird an das Barmherzigsein appeliert. Man merkt wie der Vers mit der Hoffnung der Elenden das Gefühl berührt. Die andere Seite schult die Reaktionen - wie sie richtig ablaufen sollen, dass es nicht zu Elend kommt.

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