Helmuth hat geschrieben:Dem muss unbedingt widersprochen werden. Z.B. wird die Sintflut in anderen Mythologien ebenfalls erzählt. Dort eben völlig anders als in der Genesis. Würde man dem Rechnung tragen, kann ich gleich dem Götterkult der Griechen und Römer anhängen und aus ihnen versuchen göttliche Wahrheit herauszulesen. Wie weit würde dein Verständnis da denn gehen?
Gar nicht weit.
Aus meiner Sicht sollte man drei Ebenen unterscheiden:
1) Wirklichkeit in der Historie.
2) Wirklichkeit im Geist.
3) Virtualität.
Nach meinem Denken sind (1) und (2) de facto identisch und jeweils weit weg von (3). - Insofern würde ich den Götterkult der Griechen und Römer wie auch die Anbetung des Goldenen Kalbes als "virtuell", also auch "nichtig" bezeichnen. - Buber übersetzt in diesem Sinne solche Götter nicht als "nichtige Götter", sondern als "Gottnichtse". - Das ist ontisch ein großer Unterschied:
1) "Nichtige Götter" sind "Götter" (also Entitäten), die nicht wichtig sind.
2) "Gottnichtse" sind "Nicht-Götter" (also KEINE Entitäten).
Wir sprechen hier also von "Sein" oder "Nicht-Sein". - Insofern sprechen wir bei den griechischen und römischen Göttern von NICHT-Göttern.
Helmuth hat geschrieben:Ich sage Heilsgeschichte ist mit der wahren Geschichte, d.h. echter Historie untrennbar miteinander verbunden.
Da ich "Heilsgeschichte" kategorial ÜBER "historischer Geschichte" ansiedele, würde ich es genau umgekehrt formulieren: "Historische Geschichte" ist untrennbar mit "wahrer Heilsgeschichte" verbunden.
Das ist kein Widerspruch zu Deiner Version, soll aber unterstreichen, dass "historische Geschichte" aus meiner spirituellen Sicht "das Kleinere" ist. - Unterm Strich: Mir ist Dein Anliegen bewusst und ich stimme ihm auch zu - aber ich stimme ihm ANDERS zu.
Rembremerding hat geschrieben:Ja, aber gerade die Historizität der Offenbarung Gottes in Jesus Christus muss gerade dann die wirkliche Geschichte der Heilsgeschichte betonen.
DA auf jedem Fall - und zwar deshalb, weil der Mensch Teil der "historischen Geschichte" ist.
Rembremerding hat geschrieben:Aber es wäre fatal, aus Furcht davor, man könnte naturwissenschaftlich widerlegt werden, alles nur ins Geistliche hinein zu interpretieren, als Symbol oder Chiffre. Manche Christen wollen dadurch ihren Kleinglauben retuschieren, weil sie meinen Texte der Hl. Schrift könnten durch naturwissenschaftliche Maßstäbe widerlegt werden. Meist liegt das daran, dass man seinen Glauben an dem Buch fest macht.
Zunächst: Zusitmmung. - Aber auch hier kommt obiges ins Spiel, wonach "Geist" (im christlichen Sinn) nichts Virtuelles, sondern etwas Reales ist. - Mit anderen Worten: Das "
nur ins Geistliche" ist dann irreführend, weil es eigentlich "sogar" heißen müsste.
Im Klartext: Selbst wenn etwas säkular-hermeneutisch wissenschaftlich widerlegt werden könnte, geschähe dies aus niederer Dimension und wäre insofern nichtig. - Umgekehrt heißt dies aber AUCH: Man sollte sich aus geistig-spiritueller Sicht erst gar nicht argumentativ in die Position begeben, naturwissenschaftlich widerlegt werden zu KÖNNEN.
So sind bspw. die Ergebnisse innerhalb der Eigengesetzlichkeit der Evolutionstheorie einerseits sogar von der RKK vollumfänglich anerkannt - andererseits sagt das buchstäblich NICHTS über geistige Schlussfolgerungen daraus aus, da die Frage, ob und inwiefern die naturalistische Welt und deren Gesetzmäßigkeiten Teil einer übergeordneten Entität ("Gott") sind, von widerlegungs-fähigen Wissenschaften schlichtweg nicht beurteilt werden kann.
Das heißt: Man sollte sich aus meiner Sicht spirituellerseits nicht darüber streiten, ob ein biblisches Geschehen "historisch-real" oder "spirituell-real" zu verstehen ist, sondern eher top-down fragen, welche sprituellen Realitäten sich historisch äußern. - "Historizität" ist ein Kann-Bestimmung (mit Ausnahme der von Dir erwähnten Verfleischlichung Gottes in Jesus - da ist es ja gerade das geistige/geistliche Thema, Teil der Historie zu sein).
Aus meiner Sicht ist "Historie" der sichtbare Teil des Eisbergs.